Taiwan-Kolloquium (03/2017)

Im Taiwan-Kolloquium informierten sich die SchülerInnen und weitere interessierte BesucherInnen – dem thematischen Schwerpunkt des Chinabilder-Projektjahrgangs 2016 / 2017 entsprechend - intensiv über Geschichte, Geografie, (Alltags-)Kultur und Architektur der hierzulande meist unter der Bezeichnung Taiwan bekannten Republik China.

© Bärbel Ellwanger
Der tw. Schauspieler Kevin Chen trägt vor
© Bärbel Ellwanger

Nach einer kurzen Begrüßung durch den Projektleiter Prof. Dr. Soffel und die Projektkoordinatorin Lydia Wolf M.A., führte Florian Rossbach M.A. zunächst die Anwesenden in die Geschichte der Republik China ein. Beginnend mit den ersten, jungsteinzeitlichen Siedlungsspuren auf der Ilha Formosa bis zur politischen Trennung Taiwans vom chinesischen Festland (als Folge des chinesischen Bürgerkriegs), zeigte der Referent die wechselhafte Historie der Republik und deren - früher wie heute - zentrale strategische Position in der Region auf. Im Fokus standen vor allem die gelungene Entwicklung zur Demokratie und das schwierige Verhältnis zwischen dem Inselstaat und der Volksrepublik China, welche Taiwan bis heute als abtrünnige Provinz ansieht.

Direkt im Anschluss stellte die gebürtige Taiwanerin Kuo Mei-chun B.A. ihre Heimat vor. Neben Wissenswertem über die landschaftliche sowie kulturelle Vielfalt und Schönheit der Republik China, entdeckten die Anwesenden dabei u.a. wie viele bekannte Produkte und Marken in unserem Alltag taiwanischer Herkunft sind und mit welchen Missverständnissen TaiwanerInnen häufig konfrontiert werden. So steht Hund auch bei ihnen nicht auf der Speisekarte, Baseball ist bei weitem beliebter als Kung Fu und Taiwan möglichst nicht mit Thailand zu verwechseln.

Sehr persönliche Einblicke gewährte der international tätige taiwanisch-stämmige und mittlerweile in Deutschland lebende Schauspieler, Autor, Dolmetscher und Auslandskorrespondent (Kevin) Shih-Hung Chen. Anhand seiner eigenen Lebensgeschichte, die er mit privaten Fotos, Auszügen aus fremden und eigenen filmischen und literarischen Werken sowie einer Gesangseinlage an der Ukulele illustrierte, erfuhren die ZuhörerInnen über die parallel zum Ausbruch Chens aus seiner patriarchalischen Großfamilie in der Provinz ablaufenden tief greifenden gesellschaftlichen und politischen Veränderungen der jüngeren Geschichte der Republik China.

Nach einer kurzen Pause mit typisch taiwanischen Snacks und Getränken stellte Frau Dr. Chih-Wen Lan den BesucherInnen ihre Arbeit in der Architektur, Archäologie und Denkmalpflege innerhalb und außerhalb der Republik China vor. So erfuhren die TeilnehmerInnen über die hybride Baukultur auf Taiwan, die entsprechend der unterschiedlichen historischen Einflüsse, allen voran der europäischen und japanischen Kolonialmächte, und der jeweiligen zugrunde liegenden Philosophien wie fengshui und Konfuzianismus, ein einzigartiges Neben- und Miteinander verschiedenster Bautraditionen bereithält. Die Dozentin verdeutlichte des Weiteren die Bedeutung länderübergreifender Projekte in ihrem Fachgebiet als Chance für die diplomatisch weitgehend isolierte Republik internationale Kooperationen einzugehen und sprach sich für einen dem Beispiel Deutschlands folgenden kritischen Umgang mit den Baudenkmälern der ehemaligen Einparteiendiktatur ihrer Heimat aus.

Den Abschluss der Veranstaltung bildete ein von Lydia Wolf M.A. und  Kuo Mei-chun B.A. geleitetes Taiwan-Quiz, in dem die Anwesenden ihr im Kolloquium gewonnenes Wissen auf die Probe stellen konnten.

(Sebastian Kohnz)

© Bärbel Ellwanger
Mengjia Longshan-Tempel in Taipeh © Tilman Schalmey