Die Taiwan Woche vom 17.-19. Juli 2023
Vom 17.-19. Juli 2023 wurden jeden Abend an der Universität Trier spannende Vorträge rund um das aktuelle Thema "Taiwan-Facetten der Demokratie und Außenpolitik" gehalten.
Prof. Dr. Wang Hsin-Hsien - "Is Taiwan the most dangerous place on Earth? - US-China competition and cross-strait relations"
Dr. Hsu Yu-fang - "Taiwans' ewiges Parlament und der Weg in die Demokratie"
Im Rahmen der Taiwan-Woche, welche von der Universität Trier, der National Chengchi University (Taiwan), sowieso der Taipeh Vertretung der BRD, Büro Frankfurt organisiert wurde, hielt Frau Dr. Hsu Yu-Fang am zweiten Tag einen Vortrag über „Taiwans ewiges Parlament und den Weg in die Demokratie“.
Hsu Yu-fang, die zurzeit am Institut für Deutsche Sprache und Kultur an der Soochow Universität in Taiwan als Assistenzprofessorin tätig ist, hat ihren Magister- und Doktorabschluss in Politikwissenschaften an der Universität Bonn absolviert. Ihre Forschungsinteressen liegen bei politischen Themen im Zusammenhang mit Deutschland und Taiwan.
Vortrag:
Die Präsentation wurde von Dr. Josie-Marie Perkuhn mit einem Dank an Dirk Schmitt, der Taiwanvertretung und an Frau Hsu eingeleitet.
Hsu Yu-fang thematisiert in ihrem Vortrag Taiwans als demokratischen Staat und seiner besonders großen Weitreiche, welche sie unter anderem damit begründet, dass Taiwan schon lange eine stabile Demokratie hat und belegt dies mit einer Grafik aus „The Economist Democracy Index“.
Die Entstehung der Demokratie Taiwans wird mit der besonderen Geschichte der Insel verbunden. Seit der Einwanderung der Guomindang breitete sich der Demokratiegedanke immer weiter in Taiwan aus, bis zum Verlust des UN-Sitzes an China im Jahr 1971, welcher einen Wendepunkt für die Demokratie in Taiwan darstellte.
Heute herrscht in Taiwan ein parlamentarisches System, Hsu nennt es ein semipräsidentelles System, wobei sie für den Begriff „semipräsidentell“ bereits kritisiert wurde.
Weiter beschreibt Hsu Yu-fang die unregelmäßige und unfreie Parlamentsbildung unter Chiang Kai-Shek nach 1949, welcher der Meinung war im Vergleich zum Präsidenten habe das Parlament zu viel Macht. Bis zur ersten frei gewählten Parlamentswahl, sei die Beziehung zwischen Parlament und Regierung eine schwierige, von Konflikten geprägte.
Das Parlament spielt heute eine wichtige Rolle bei der Demokratisierung, denn dort drückten Taiwanesen durch Aktionen, die viral gingen ihren Unmut aus. So zeigen Bilder aus dem Parlament wie unzufriedene Bürger Schweinedärme ins Parlamentsgebäude werfen. Außerdem kam es auch zu Handgreiflichkeiten zwischen den Abgeordneten.
Zum Ende ihres Vortrags zeigt Hsu Bilder von Parlamentariern aus dem Jahr 1990, die aufgrund ihres hohen Alters während den Parlamentssitzungen eingeschlafen sind oder aus dem Krankenbett ihre Stimme abgeben. Im selben Jahr erhebt sich eine Studentenbewegung gegen die „alten Diebe“, die alten Parlamentarier und demonstriert gegen korrupte Abgeordnete.
Nach Ihrem Vortrag beantwortet Dr. Hsu Yu-fang Fragen ihrer Zuhörer aus dem Hörsaal und online.