01Neuronale Korrelate von kognitivem Offload
Autor*innenBogaschewsky, Kaja; Engel, Johanna; Breßer, Luisa; Dahlmanns, Johanna; Sonnenberg, Marit; Stroetmann, Hannah & Wiemer, Mandy
DozentDr. Christoph Geißler
AbstractDer durch technische Systeme und das Internet wachsende Wissenszugang erfordert eine gesteigerte Leistungsfähigkeit des Arbeitsgedächtnisses. Die Folge kann eine Überlastung der kognitiven Kapazitäten, auch Cognitive Overload genannt, sein. Dieser ist durch das externe Speichern von Informationen, dem Cognitive Offload, vermeidbar. Dabei kann es sich um jegliche Form handeln, die dem Arbeitsgedächtnis eine Entlastung bringt. Bisherige Studien konstatieren einen Zusammenhang der Arbeitsgedächtnisbelastung mit neuronaler Aktivität des mittleren frontalen Gyrus (MFG). Darauf aufbauend untersucht die folgende Studie als eine Replikation von Gauselman et al. (2021), inwiefern das externe Speichern von Informationen mit einer verringerten MFG-Aktivität einhergeht. Es wird der Effekt von Cognitive Offloading bei einem Cognitive Overload mit Hilfe des Semantic Desktop betrachtet sowie dessen Kurzzeitfolgen auf anschließende Aufgaben. Zum einen wurden die Reaktionszeiten (RT) bei Arithmetikaufgaben und zum anderen, mittels funktionaler Nahinfrarotspektroskopie (fNIRS), der oxygenierte und deoxygenierte Blutfluss im frontalen Kortex gemessen. Die infolge von Offloading gezeigten Performanz-Verbesserungen in darauffolgenden Aufgaben, welche in vorherigen Studien festgestellt wurde, konnten nicht repliziert werden. Für die Auswertung der neuronalen Daten wurden nur die Versuchspersonen berücksichtigt, welche den positiven Offloading-Effekt in entweder den Fehlerraten oder den Reaktionszeiten zeigten. Hier konnte der vermutete Effekt einer Abnahme des sauerstoffreichen Blutes bei kognitiver Entlastung partiell beobachtet werden. Im Hinblick auf die Limitationen dieser Studie und dem Semantic Desktop als eine vielversprechende Möglichkeit der Erweiterung der Arbeitsgedächtnisleistung, sind weitere Studien mit ähnlichen Paradigmen empfehlenswert.
02Menstruationszyklus: Auswirkungen auf die Interozeption?
Autor*innenAgen, Lucas; Cohnen, Marie Anouschka; Hasselmann, David; Hecker, Pia; Kraemer, Marie; Meiers, Anna-Lina; Neckerauer, Felix; Nitschke, Caroline; Russell, Paulina; Safiulin, Angela; Szymarek, Nadine; Warken, Farina & Wohlrab, Lara
Dozent*inM. Sc. Andreas Behrje & M. Sc. Kim Opdensteinen
Abstract

Frauen sind aufgrund ihres Menstruationszyklus hormonellen Schwankungen ausgesetzt, welche Veränderungen im kognitiven, physiologischen sowie psychischen Bereich hervorrufen (Birmbauer&Schmitt, 2020). Einer Studie zufolge erleben 90% der Frauen im gebärfähigen Alter einige Tage vor dem Einsetzen ihrer Menstruation eines oder mehrere Symptome, welche ihr Wohlbefinden beeinträchtigen (Campagne & Campagne, 2007). Zu diesen Symptomen zählen mehr als 200 verschiedene, wie zum Beispiel Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Reizbarkeit und Ängstlichkeit (Campagne & Campagne, 2007; Sigmon et al. 2012, zitiert nach Craner et al. 2014). Liegt eine starke Beeinträchtigung des psychischen und physischen Wohlbefindens sowie soziale Einschränkungen aufgrund dieser Symptome vor, wird von einem prämenstruellen Syndrom gesprochen, an welchem 10,3% der Frauen im fruchtbaren Alter leiden (Tschudin et al., 2010). 

Die bisherige Forschung liefert Hinweise für einen Zusammenhang zwischen prämenstruellen Störungen und der interozeptiven Fähigkeit. So weisen Frauen mit einer prämenstruellen Störung eine stärkere selbstfokussierte Aufmerksamkeit im Bezug auf ihre Symptome auf. Diese ist zudem in der prämenstruellen Phase stärker ausgeprägt als in der intermenstruellen Phase (Craner et al., 2016). Auch zeigten Frauen, welche an PMS leiden, in der prämenstruellen Phase signifikant stärkere Paniksymptome als Reaktion auf eine CO2-Challenge (Nillni et al., 2017). Befanden sich die Frauen in der Follikelphase, reagierten die Probandinnen der Experimental- und Kontrollgruppe ähnlich.

Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Frauen mit PMS womöglich lediglich in der prämenstruellen Phase eine erhöhte interozeptive Fähigkeit aufweisen und sie aufgrund dessen die jeweiligen Symptome wahrnehmen. Oftmals wird eine orale Kontrazeption zur Milderung der Symptome eingesetzt, was nach Minson et al. (2000) zu einer Verschlechterung der interozeptiven Fähigkeiten führt.

Auf Basis der theoretischen Grundlagen untersucht diese explorative Studie, ob Frauen, welche am prämenstruellen Syndrom leiden, in der Lutealphase eine erhöhte Interozeption (Genauigkeit und Sensibilität) aufweisen im Vergleich zu Frauen, die nicht an PMS leiden. Zudem wird der Einfluss hormoneller Verhütung untersucht. Zeigen Frauen, die eine hormonelle Verhütungsmethode nutzen, um den Beschwerden des prämenstruellen Syndroms entgegenzuwirken, eine veränderte interozeptive Fähigkeit im Vergleich zu Frauen, die nicht am prämenstruellen Syndrom leiden oder keine hormonelle Verhütung nutzen. 

Die Untersuchung wird in einem 3 (Zyklusphase: Follikelphase vs. Ovulation vs. Lutealphase) x 2 (PMS: ja vs. nein) x 2 (hormonelle Verhütung: ja vs. nein) varianzanalytischen Design realisiert mit einer Messwiederholung auf dem Faktor Zyklusphase. Als abhängige Variable wird die interozeptive Genauigkeit und Sensibilitäterfasst. Mittels eines Pre-Screenings wurden die drei individuellen Zykluszeitpunkte berechnet, an welchen die Teilnehmerinnen aufgefordert wurden, die Fragebögen über Unipark zu bearbeiten. Zudem bestand die Möglichkeit zusätzlich an der Laborerhebung teilzunehmen. Das objektive Maß der interozeptiven Genauigkeit wird im Labor mittels Heartbeat-Perception Task (Schandry,1981) sowie der Heartbeat Discrimination Task (Whitehead, 1977) erfasst. Die interozeptive Sensibilität wird durch die Interoceptive Accuracy Scale (Murphy,2019), Multidimensional Assessment of Interoceptive Awareness, Version 2 (Mehling,2018) und Perceived Stress Quesstionnaire von Stephen W. Porges in der deutschen Version (Levenstein, 1993) erhoben. Zusätzlich wird die aktuelle Stimmung erhoben (Aktuelle Stimmungsskala). Auch wird der deutschsprachige DSM-IV-TR basierte Fragebogen zur Erfassung des prämenstruellen Syndroms (Ditzen, et al., 2011) verwendet sowie der Berliner Fragebogen zum Erleben der Menstruation (Saupe, 1987).

03Ist doch nur nett gemeint - Auswirkungen von benevolentem Sexismus auf die Objektifizierung von Frauen
Autor*innenVierschilling, Sophie; Wellemsen, Maja & Zimmermann, Emily
DozentDr. Benjamin Buttlar
Abstract

Dass Sexismus ein Problem ist, was uns alle betrifft, ist schon länger bekannt – immerhin haben über die Hälfte aller Frauen und Männer schon mal Sexismus erlebt und das am häufigsten in der Öffentlichkeit oder am Arbeitsplatz (Wipperman, 2018). Gerade der benevolente Sexismus wird oft mit Höflichkeit verwechselt und als unproblematisch gesehen, was ihn aber nicht weniger schädlich macht (Shephard et al., 2011). Auch die Objektifizierung von Frauen ist ein Problem im Zusammenhang mit Sexismus und begünstigt nachweislich eine Vielzahl psychischer Probleme (Frederikson & Roberts, 1997), weswegen in dieser Studie die Auswirkung von speziell benevolentem Sexismus auf die Objektifizierung von Frauen untersucht wird.

Die Erhebung fand in vier verschiedenen Gruppen des Statistik-Tutoriums im Bachelorstudiengang Psychologie in Hörsälen der Universität Trier statt (N = 87). Die vier Gruppen wurden in zwei Experimental- und zwei Kontrollgruppen eingeteilt. Die Experimentalgruppen erlebten eine benevolent-sexistische Situation, die Kontrollgruppen nicht. Anschließend füllten alle Versuchspersonen einen Fragebogen zur Objektifizierung von Frauen und Männern aus, woraus ein Objektifizierungswert für beide Geschlechter errechnet wurde. Dabei wurde eine zweifaktorielle Varianzanalyse mit Messwiederholung auf dem Faktor “Geschlecht” angewendet. Beide Haupteffekte (“Geschlecht” und “Situation”) wurden nicht signifikant. Somit konnten wir die Unterschiede zwischen der Objektifizierung von Frauen versus Männer und zwischen der benevolent-sexistischen und der nicht benevolent-sexistischen Situation mit unserer Untersuchung nicht bestätigen. Es ist allerdings davon auszugehen, dass die Ergebnisse unter anderen Umständen anders ausgesehen hätten, da diese Studie einigen Limitationen unterliegt. Die Stichprobe bei dieser Studie war studentisch und überwiegend weiblich und es kam in zwei Gruppen zu Technikproblemen während der Erhebungen. Aufgrund der bereits nachgewiesenen negativen Einflüsse von benevolentem Sexismus und Objektifizierung insbesondere von Frauen ist es notwendig, weitere Studien bezüglich des Zusammenhangs durchzuführen.

04“Differences in ambivalence about the pandemic or measures”
Autor*innenFranke, Paula; Gard, Mats; Ogiermann, Lena & Wurr, Luna
DozentDr. Benjamin Buttlar
Abstract

Ambivalenz, also das Bestehen von sowohl negativen wie auch positiven Gefühlen gegenüber einem Einstellungsobjekt spiegelt sich in vielen Lebensbereichen wider. Auch in der Coronapandemie und damit einhergehenden Maßnahmen, spielt Ambivalenz für das Verhalten von Menschen eine zentrale Rolle.

Das Hauptziel dieser Studie war es zu prüfen, ob es einen Zusammenhang zwischen der Art der empfundenen Ambivalenz und dem freiwilligem Schutzverhalten einer Person gibt.

In Orientierung an eine Studie von Schneider et. al (2021), wurde in dieser Felduntersuchung mittels Selbstauskunft das Level an subjektiver und objektiver Mikro- und Makroambivalenz erfasst.

Zudem wurde geprüft, ob Teilnehmende in ihrem Verhalten durch den Versuchsleitenden beeinflusst wurden. Um das festzustellen, gab es eine inkongruente Bedingung (VL trägt Maske [keine Maske] vs. VP trägt keine Maske [Maske]) und eine kongruente Bedingung. Es wurde erwartet, dass Probanden in der inkongruenten Bedingung eine höhere Ambivalenz gegenüber den spezifischen Maßnahmen empfinden (Mikroambivalenz) als in der kongruenten Bedingung.  

Für die beiden Haupthypothese wurden die Daten der 270 Versuchspersonen mittels einer logistischen Regression analysiert und für die dritte Hypothese wurde eine 2x2 ANOVA gerechnet.

Alle drei Hypothesen wurden nicht signifikant. Jedoch zeigte sich die erwartete Richtung des Effektes in Bezug auf eine makroambivalente Einstellung.  

Diskutiert werden sollte, ob die Hypothesen nicht bestätigt werden konnte, da die Ambivalenz gegenüber freiwilligen Maßnahmen nicht vergleichbar ist mit der Ambivalenz gegenüber verpflichtenden Maßnahmen. Weiterhin sind die Maßnahmen im Fragebogen nicht spezifiziert, sodass unklar ist, ob sich alle Versuchspersonen auf dieselben Maßnahmen beziehen.

06Tücken des Selbst: Wie negative Gefühle unsere Zielsetzung beeinflussen
Autor*innenAlYoussef, Khaled; Linz, Svante; Ruppik, Paula; Schmitt, Helena & Sperling, Lara
DozentinM. Sc. Karla Waldenmeier
AbstractEigene Ziele von denen anderer unterscheiden zu können fällt uns oft schwerer als man annehmen würde. Woran das liegen kann und wieso es hier Unterschiede zwischen verschiedenen Persönlichkeitstypen gibt, wollen wir anhand dieser Studie zur Selbstinfiltration bei Handlungs- und Lageorientierten Personen untersuchen. 124 Versuchspersonen im Alter zwischen 15 und 52 Jahren wurden hierfür unter Einfluss von vorgestellter Bedrohung gestellt oder waren Kontrollgruppe. Vorab wurden verschiedene Lebensziele ausgewählt, von denen die Versuchspersonen dann eigene von fremden Zielen unterscheiden sollten. Personen, die nach der PSI-Theorie als Handlungsorientiert beschrieben werden, zeigten unter negativem Affekt (durch das Vorstellen einer bedrohlichen Person) signifikant bessere Diskrimination zwischen selbst ausgewählten und empfohlenen Zielen und damit eine geringere Selbstinfiltration als Lageorientierte. Entgegen unserer Hypothese zeigt sich allerdings, dass sich die Fähigkeit der Diskrimination bei Lageorientierten bei negativem Affekt nicht verschlechtert, sondern sich die Fähigkeit Handlungsorientierter Personen eher deutlich verbessert. Demnach lässt sich vermuten, dass Handlungsorientierte bei zunehmendem negativen Affekt einen besseren Zugang zum Extensionsgedächtnis und damit zum Selbst haben, was Selbstinfiltration verringert.
07WhatsApp oder WhatsStress? Der Zusammenhang zwischen WhatsApp-Nutzung und subjektivem Stresserleben
Autor*innenEhmk, So; Hassan, Darvin; Hartmann, Sophie; Lellmann, Julia; Pongs, Sarah & Vogel, Paula
DozentinDr. Rebecca Müller
Abstract

WhatsApp stellt insbesondere unter Pandemiebedingungen auch im universitären Kontext ein zentrales Kommunikationsmedium dar (Ahad & Lim, 2014; Blabst & Diefenbach, 2017). Bisherige Forschung fand Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen der Nutzung sozialer diese Studie den Zusammenhang zwischen subjektivem Stresserleben und der WhatsApp Nutzung unter Berücksichtigung der Anzahl der universitätsbezogenen WhatsApp-Gruppen, dem subjektiven Informationsgehalt der Nachrichten sowie dem Zeitpunkt innerhalb des Semesters (Semestermitte vs. Klausurenphase). 68 Studierende an deutschen Hochschulen nahmen an MZP 1, 17 an MZP 2 und 10 an beiden MZP teil. Zu beiden Messzeitpunkten wurden multiple Regressionen gerechnet und deskriptiv verglichen. Es fand sich kein Einfluss der Anzahl von WhatsApp-Gruppen zum ersten Messzeitpunkt auf Stress, zum zweiten Messzeitpunkt fand sich ein positiver Zusammenhang der Anzahl der WhatsApp-Gruppen auf Stress bei hohem subjektivem Informationsgehalt. Es bleibt jedoch die Aufgabe zukünftiger Forschung, die hier gefundene Moderation zu replizieren. Ebenso bildet der inferenzstatistische Vergleich der zwei Messzeitpunkte ein Forschungsdesiderat, was durch eine ausreichend hohe Stichprobe und vor allem eine geringe Attrition ermöglicht werden sollte. Ferner sollten weitere Studien die Wirkmechanismen hinter der hier beschriebenen Interaktion untersuchen, um Stress reduzierende Interventionen für Studierende zu ermöglichen.

08Ambivalenz: Teil Zwei: Induktion durch ein Personenwahrnehmungsparadigma
Autor*innenBach, Vanessa; Hoffmann, Natascha; König, Lea & Pütz, Johannes Wilhelm
DozentinM. Sc. Lena Hahn
Abstract

Mit dem Auto fahren, Fleisch zu essen oder Plastik verpackte Lebensmittel kaufen, viele unserer alltäglichen Entscheidungen sind mit positiven und negativen Assoziationen verbunden. Dieses zeitgleiche Vorhandensein von entgegengesetzten Assoziationen wird Ambivalenz genannt. Während es einige Forschung zu den affektiven, kognitiven und behavioralen Folgen von Ambivalenz gibt, so ist bisher wenig darüber bekannt, wie Ambivalenz entsteht. Ein Erklärungsmodell ist das PAST-Modell (Petty et al., 2006). Die Annahme des Modells ist, dass Ambivalenz durch Einstellungsveränderung entsteht, indem die alte, verworfene Einstellung mit der neuen Einstellung in Konflikt steht und somit Ambivalenz auslöst. Auf Basis des PAST-Modells und mit Hilfe eines Impression-Formation-Paradigmas versucht die vorliegende Studie Ambivalenz experimentell zu induzieren und somit dazu beizutragen die Forschungslücke im Bereich der Ambivalenzentstehung zu schließen. Unsere Hypothese lautete: Wenn neutrale Gesichter mit positiven und negativen Aussagen gepaart werden, dann werden die ursprünglich neutralen Gesichter ambivalenter bewertet als neutrale Gesichter, die nur mit positiven oder nur mit negativen Aussagen gepaart werden.

Um diese Hypothese zu überprüfen, wurden vier weibliche und vier männliche Gesichtsbilder mit durchschnittlicher Attraktivität und neutralem Gesichtsausdruck ausgewählt. Diese haben wir mit univalent positiven und/oder univalent negativen Aussagen im Audioformat gepaart. Jeweils ein männliches und ein weibliches Gesichtsbild wurde mit sechs positiven Aussagen gepaart (univalent positiv), ein männliches und ein weibliches Gesichtsbild wurde mit sechs negativen Aussagen gepaart (univalent negativ) und jeweils zwei männliche und zwei weibliche Gesichtsbilder wurden mit drei negativen und drei positiven Aussagen gepaart (ambivalent). Die ambivalenten Bedingungen sollten sich darin unterscheiden, ob die Gesichter zuerst mit positiven Aussagen präsentiert wurden und anschließend mit negativen oder umgekehrt. Durch ein Programmierfehler konnte diese Unterscheidung nicht vorgenommen werden. Ambivalenz wurde mittels Mousetrackings erfasst und die Antwortseite ausbalanciert. Daraus ergibt sich ein 2 (Geschlecht: Männlich vs. Weiblich) x 2 (Antwortseite: links positiv vs. Links negativ) x 4 (Valenz: positiv vs. Negative vs. Ambivalent zuerst positiv vs. Ambivalent zuerst negativ) Versuchsplan. Es wurden insgesamt 52 Versuchspersonen für die Onlinestudie rekrutiert, von denen 48 in die Auswertung aufgenommen wurden. Entgegen unserer Hypothese werden Gesichtsbildern, die mit positiven und negativen Aussagen gepaart wurden, nicht ambivalenter bewertet als Gesichtsbilder, die nur mit negativen Aussagen gepaart wurden. Konsistent mit unserer Hypothese finden wir, dass Gesichtsbilder, die mit positiven und negativen Aussagen gepaart wurden, signifikant ambivalenter bewertet werden als Gesichtsbilder, die nur mit positiven Aussagen gepaart wurden. Obwohl die Hypothese nur teilweise bestätigt werden konnte, erweist sich ein Person-Impression-Paradigma als vielversprechende Methode Ambivalenz im experimentell zu induzieren und um Rahmenbedingungen der Ambivalenzentstehung in zukünftiger Forschung zu untersuchen.

09Mag ich (nicht)? - Wie Ähnlichkeit unser Ambivalenz-Empfinden beeinflusst
Autor*innenBagratuni, Sina; Beckers, Emily; Butz, Amelie; Holland, Lilli; Middrup, Lara; Stahl, Jakob & Ulu, Aleyna
DozentinM. Sc. Lena Hahn
Abstract

Obwohl die Flüchtlingsströme 2015 und 2020 durch Kriege verursacht wurden, so erfahren die Flüchtenden aus der Ukraine mehr Solidarität als die Flüchtenden 2015. Daraus ergibt sich die Wahrnehmung, europäische Flüchtlinge seinen willkommener in Deutschland als andere. Da Ethnizität automatisch bei der Personenwahrnehmung kategorisiert wird liegt die Vermutung nahe, dass die Ähnlichkeit der äußeren Erscheinung eine Rolle spielen könnte. Daher beschäftigt sich die vorliegende Studie mit der Hypothese das Menschen, die uns optisch ähnlicher sind, positiver und weniger ambivalent (zeitgleiche Vorhandensein von positiven und negativen Assoziationen) bewertet werden als Menschen, die uns unähnlicher sind.

Um diese Hypothese zu testen, haben die 69 Teilnehmer:innen der Onlineumfrage die subjektive Ambivalenz sowie die Positivität und Negativität von Gesichtsbildern bewertet. Dabei wurde die Pigmentierung der Haut (wenig, mittel, viel) sowie die Haarfarbe (Blond, Braun, Schwarz) der gezeigten Personen orthogonal manipuliert. Anschließend sollten die Teilnehmer:innen die neun Bilder in eine Rangreihenfolge von ähnlich bis unähnlich bringen.  Dies ermöglichte die Zuordnung der Bilder zu den Kategorien ähnlich, weder noch und unähnlich. Entgegen der Hypothese zeigt die einfaktorielle (Ähnlichkeit: ähnlich vs. Weder noch vs. Unähnlich) messwiederholte ANOVA, dass die subjektive Ambivalenz am größten war, wenn die gezeigte Person weder ähnlich noch unähnlich war. Konsistent mit der Hypothese werden ähnliche Bilder positiver bewertet als Bilder, die uns weder ähnlich noch unähnlich sind. Jedoch werden auch unähnliche Bilder positiver bewertet als Bilder, die uns weder ähnlich noch unähnlich sind. Dieser Zusammenhang ist umgekehrt für Negativität: ähnliche und unähnliche Bilder werden weniger negativ bewertet als Bilder, die uns weder ähnlich noch unähnlich sind.

Zusammenfassend zeigen die Ergebnisse, dass entgegen unserer Hypothese die Ambivalenz gegenüber Personen, die uns weder ähnlich noch unähnlich sind, am größten ist. Diese Ergebnisse lassen sich jedoch dadurch erklären, dass viele Teilnehmer:innen Vermutungen zum Ziel der Studie hatten (bspw. dass es eine Studie zu Rassismus ist).

Daher kann es zu Verzerrungen gekommen sein, da möglicherweise nach dem Prinzip der sozialen Erwünschtheit geantwortet wurde. Außerdem könnten weitere Merkmale oder größere Variationen in den vorhandenen Merkmalen erzeugt werden, um ein größeres Spektrum der Population abzudecken. Zukünftige Forschung sollte dementsprechend mehr Merkmale variieren und implizite Verfahren zur Einstellungsmessung verwenden.

10(Wer) WEPT macht mehr für die Umwelt? – Wie emotionale Intelligenz unser Verhalten beeinflusst
Autor*innenBodewig, Klara; Engel, Tamara; Kunz, Felix & Rösch, Charlotte
DozentDr. Benjamin Buttlar
AbstractUmweltbewusstes Verhalten ist so wichtig wie nie. Ressourcenverschwendung, Klimawandel, Artensterben: Dies sind nur einige Probleme, denen wir uns entgegengestellt sehen. Um unsere Erde zu erhalten, wie wir sie kennen, müssen wir uns mit Faktoren auseinandersetzen, die das umweltbewusste Verhalten beeinflussen. Aus diesem Grund untersuchen wir, wie soziale Normen jenes steigern können. Die Bereitschaft Normen zu folgen wird moderiert durch die eigenen Überzeugungen und emotionale Intelligenz (Aguilar-Luzón et al., 2014). Emotionale Intelligenz wird beschrieben als die wahrgenommene Fähigkeit, Emotionen zu verstehen, zu regulieren, auszudrücken und an die Umwelt anzupassen. Folglich sollte emotionale Intelligenz auch die Fähigkeit beeinflussen, sich in Mitmenschen, ihre Erwartungen und die daraus resultierenden Emotionen hineinzuversetzen. Die Studie setzt sich mit der Fragestellung auseinander, inwiefern die Ausprägung der emotionalen Intelligenz die Bereitschaft moderiert, das eigene Verhalten an Normen anzupassen. Untersucht wird, ob Menschen, die einer deskriptiven sozialen Norm (Experimentalgruppe) ausgesetzt sind, eher umweltfreundliches Verhalten zeigen als Menschen, die nicht direkt mit einer Norm und damit verbundenen gesellschaftlichen Erwartung konfrontiert sind (Kontrollgruppe). Zur Erfassung umweltbezogenen Verhaltens nutzten wir die von Lange et al. (2021) etablierte Work for Environmental Protection Task (WEPT). Beim WEPT bearbeiten die Versuchspersonen Zahlenidentifikationsaufgaben, für deren Fertigstellung ein festgelegter Betrag an eine ausgewählte Umweltorganisation gespendet wurde. Wir stellten die Hypothese auf, dass Menschen mit einer höheren emotionalen Intelligenz eher dazu neigen, sich an das Handeln anderer Menschen anzupassen und der sozialen Norm zu folgen. Die Versuchspersonen (n=140) wurden beiden Bedingungen randomisiert zugeteilt. Die deskriptiven Ergebnisse zeigen, dass entgegen der vorher aufgestellten Hypothesen Versuchspersonen mit einer hohen emotionalen Intelligenz ausschließlich in der Kontrollbedingung mehr umweltbewusstes Verhalten zeigen. In der Experimentalbedingung unterschied sich das umweltbewusste Verhalten nur geringfügig. Die im t-Test gefundenen Unterschiede sind nicht signifikant. Für die zukünftige Forschung sind Faktoren, die die Bereitschaft zu umweltbewusstem Verhalten steigern, weiterhin interessant. Eine Replikation der von uns durchgeführten Studie könnte einen großen Wissenszuwachs bedeuten, wenn die jeweiligen Ausschlusskriterien, wie zum Beispiel die Trefferquote, den aus der Studie gewonnenen Erkenntnissen angepasst werden. Auch die Exploration weiterer Faktoren, die auf die Bereitschaft zu umweltbewusstem Verhalten Einfluss nehmen, sind relevant. Alternative Wege der Operationalisierung zur Messung von umweltbewusstem Verhalten sind anzustreben. Dies kann zur Validierung der von uns aufgestellten Annahmen beitragen. Des Weiteren ist es von großem Interesse zu erforschen, in welchem Ausmaß die emotionale Intelligenz trainierbar ist, da der Einfluss dieser auf umweltbewusstes Verhalten bereits empirisch bestätigt werden konnte.
11Relative Deprivation, Relative Gratifikation und deren Zusammenhang mit Verschwörungserzählungen - Ein Computerspielparadigma
Autor*innenCharrois, Anna; Kunzmann, Naemi; Schulz, Helena & Freihöfer, Leon
DozentinM. Sc. Katharina Abad Borger
Abstract

Relative Deprivation (RD) beschreibt das Gefühl von Unzufriedenheit, was sich bei Menschen einstellt, wenn sie glauben, weniger zu haben, als ihnen zusteht (Hogg & Vaughan, 2002). Gegenteilig zu RD beschreibt Relative Gratifikation (RG) im Kontext von sozialen Vergleichsprozessen das Gefühl, dass der eigenen Ingroup relativ mehr zusteht als der Outgroup (Eller & Abrams, 2020).

Ein Paradebeispiel für RD ist, dass jene Menschen, die mehr als 277.826 € in Deutschland verdienen und somit mit dem sogenannten Höchststeuersatz von 45 % besteuert werden (Heine, 2022) sich damit benachteiligt fühlen können (Hagelüken, 2020). Das Gefühl von Benachteiligung kann verschiedene Auswirkungen haben. 

RD kann beispielsweise mit Verschwörungsmythen in Zusammenhang gebracht werden (Bilewicz et al., 2013). Dass Vorurteile bzw. Verschwörungen aus wirtschaftlicher Frustration oder Benachteiligung entstehen können, lässt sich aus den klassischen Formulierungen der Sündenbocktheorie ableiten. Die Sündenbocktheorie basiert auf psychoanalytischen Überlegungen und der Frustrations-Aggressions-Theorie (Zawadzki, 1948; Glick, 2002) und besagt, dass Vorurteile ein Ventil für Aggressionen darstellen, indem sie jemanden als Schuldigen definieren (Myers, D. 2014). Die Zusammenhänge zwischen RD/RG und RG mit Verschwörungserzählungen sollten experimentell überprüft werden. Dazu spielten die Versuchspersonen ein Computerspiel, in welchem sie entweder bevorzugt (RG- Bedingung), benachteiligt (RD-Bedingung) oder neutral behandelt wurden (Kontroll-Bedingung). Anschließend wurde mittels des CMQ Fragebogens (Bruder et al., 2013) der Glaube an Verschwörungsmythen erfasst. Gemäß dem Beispiel von Imhoff et al. (2022) nehmen wir an, dass sich die Effekte für spezifische Emotionen und weniger für stabile Mentalitäten zeigen lassen. Da RD nur auftritt, wenn ein subjektives Gefühl der Benachteiligung gegenüber anderen entsteht, also eine Diskrepanz zwischen Anspruch und Ist-Situation besteht (Hogg & Vaughan, 2002), vermuten wir, dass Kontrollüberzeugungen den Effekt mediieren. Bei einer internen Kontrollüberzeugung und einer hohen Selbstwirksamkeit könnte die Benachteiligung im Spiel als ungerechter erlebt werden und somit zu einer höheren RD führen. Diese wurden mittels ASKU (Beierlein et al., 2013) und IE-4 (Kovaleva, 2012) erfasst. Des Weiteren wurde mittels des PPRD (Kassab et al., 2021) die subjektive RD erfasst.

Der Manipulationscheck fiel positiv aus, die Gruppe in der RD induziert werden sollte, berichtete ein signifikant größeres Gefühl der subjektiven RD als die beiden anderen Gruppen (p<.001). Zu diesem Ergebnis kamen wir mittels einer univariaten Varianzanalyse. Die Gruppen (RD, RG, Control) dienten als unabhängige Variablen. Gemessen wurde als abhängige Variable RD. Die Control- und RG Gruppe unterschieden sich nicht signifikant hinsichtlich der erlebten subjektiven RD (p=.028). Die anderen Hypothesen konnten nicht bestätigt werden. Ein möglicher Grund hierfür könnte eine mangelnde Stichprobenheterogenität sein.

RD und vor allem RG wurden bisher wenig experimentell untersucht und vor allem nicht im Hinblick auf Verschwörung, somit liefern unsere Ergebnisse, wenn auch erst einmal explorativ, wichtige Impulse für zukünftige Forschung.

12Relative Deprivation: Welche Auswirkungen hat diese auf Verschwörungstheorien und den Selbstwert?
Autor*innenBecker, Nathalie; Schekahn, Vanessa; Schreiber, Natascha & Schwickert, Sophia
DozentinM. Sc. Katharina Abad Borger
Abstract

Relative Deprivation (RD) ist ein “subjektiver Zustand, der dadurch gekennzeichnet ist, dass man sich im Vergleich zu anderen benachteiligt fühlt (Smith et al., 2012, p. 1) und spielt z.B. im Berufsleben, der Politik sowie im Alltag eine Rolle. So fühlen sich rechtsgesinnte Personen maßgeblich benachteiligt hinsichtlich ihrer beruflichen Möglichkeiten im Kontext der Migrationspolitik. RD äußert sich in Gefühlen wie Wut und Missgunst (Smith et al., 2012).  Das Forschungsziel bezog sich darauf ausgewählte Konstrukte wie Selbstwert und Verschwörungstheorien in Bezug zu RD zu setzten, um so gesellschaftliche Phänomene besser erklären zu können. Bereits Walker et al (2000) konnten zeigen, dass die Erfahrung von RD zu einer Minderung des Selbstwertes führt.  
Zur Überprüfung unserer ersten Hypothese, dass Personen in der RD-Bedingung im Vergleich zur Kontrollbedingung höhere RD-Werte zeigen, haben wir das Spielparadigma von Kassab und Kollegen (2020) eingesetzt (N=134). Bei diesem handelt es sich um ein PC-Spiel, bei dem die Versuchsperson gegen einen Computer Münzen setzt. RD wird manipuliert, indem man entweder weniger Münzen (RD-Bedingung) oder in etwa gleich viele Münzen (Kontrollbedingung) im Vergleich zum Computer gewinnt. Die im Spiel gewonnen Münzen wurden den Proband*innen nach dem Experiment ausgezahlt, was der Verstärkung unserer Manipulation diente. Zusätzlich wurden Fragebögen eingesetzt, um die Konstrukte Selbstwert und Empfänglichkeit für Verschwörungstheorien, die für unsere Hypothesen wichtig sind, zu messen.  
Eine einfaktorielle ANOVA (Instructiontype [RD vs KG]) x [pprd.mean]; (F(1) = 135,44, p < 0.01) zeigte, dass sich die Personen in der RD-Bedingung subjektiv höher relativ depriviert fühlten (z.B. sich im Vergleich zur anderen Person unfairer behandelt fühlten), als in der Kontrollbedingung und bestätigte die Wirksamkeit der Manipulation 
Darauf aufbauend haben wir unsere zweite Hypothese entwickelt; Probanden der RD-Bedingung sollten ein niedrigeres Selbstwertgefühl berichten als in der Kontrollgruppe. Gemessen wurde dies über die Rosenberg-Self-Esteem-Skala (Rosenberg, 1965), diese Hypothese konnte nicht bestätigt werden. 
Des Weiteren untersuchten wir, aufgrund der Aktualität des Themas den Zusammenhang von RD und den Glauben an Verschwörungsmythen. Bilewicz und Kollegen (2013) konnten belegen, dass relativ deprivierte Personen dazu neigen, Erklärungen für ihre schwierige Lebenslage in jüdischen Verschwörungen zu suchen. Anhand des Conspiracy Mentality Questionnaire (Bruder et al., 2013) und sechs Items zu spezifischen Verschwörungsmythen (zum Krieg gegen die Ukraine; CeMAS, 2022) wurde die Einstellung gegenüber Verschwörungstheorien in unserer Untersuchung erfasst. Somit konnte unsere Hypothese, dass Personen in der RD-Bedingung mit erhöhter Wahrscheinlichkeit an Verschwörungsmythen glauben, als Personen in der Kontrollbedingung, nicht bestätigt werden. Auch wurde überlegt, ob der Selbstwert den Einfluss von RD auf Verschwörungstheorien mediiert. Diese Hypothese konnte ebenfalls nicht bestätigt werden.  

 Hauptziel war es, den Zusammenhang von RD und den Glauben an Verschwörungsmythen sowie die Wahrnehmung des Selbstwertes experimentell zu untersuchen, da dieser in bestehender Forschung nur wenig analysiert wurde. Unsere Hypothesen waren zwar theoriegeleitet, aber eher explorativ, was ein Grund für die hypothesenkonträren Ergebnisse sein könnte.  

Eine weitere Erklärung für die Ergebnisse könnte die homogene Stichprobe, die hauptsächlich aus Studierenden (N=125) bestand, liefern. Die von uns gesammelte Datenmenge könnte jedoch auch wichtige Impulse für darauf aufbauende Forschung anregen.

13Relative Deprivation: Führt subjektiv empfundene Benachteiligung zu politischem Aktivismus?
Autor*innenBecker, Natalie; Charrois, Anna; Freihöfer, Leon; Gergs, Charlotte; Häuser, Philine; Janz, Sarah; Jenniges, Anna; Kunzmann, Naemi; Schekahn, Vanessa; Schreiber, Natascha; Schulz, Helena & Schwickert, Sophia
DozentinM. Sc. Katharina Abad Borger
Abstract

Querdenker-Demos (Aktuell, 2022) , Randalieren in Lebensmittelgeschäften (Blank, 2020)… 

Seit Pandemie-Beginn häufen sich (il)legale Demonstrationen gegen die Corona- Schutzmaßnahmen (Kundgebungen in mehreren Städten: Wieder Proteste gegen Corona-Maßnahmen, 2022). Außerdem lässt sich seit Herbst 2021 eine konfrontative Haltung gegenüber Polizei- und Ordnungsbehörden beobachten. (Bundesamt für Verfassungsschutz 1B7: Zentrales Berichtswesen, 2022).

Es gibt viele aktuelle Beispiele für (il)legale kollektive politische Handlungen.

Was bringt nun Menschen dazu, sich an legalen, aber vor allem illegalen politischen Aktionen zu beteiligen?

Relative Deprivation (RD) bezeichnet das subjektive Gefühl, sich im Vergleich zu Anderen benachteiligt zu fühlen (Smith et al., 2011). Relative Deprivation kann mit politischer Gewalt (Jahnke et al., 2021), Ungerechtigkeitssensibilität (Smith et al., 2011), aber auch Aggression (Kassab et al., 2020) in Zusammenhang gebracht werden. Dem gegenüber steht die relative Gratifikation (RG), welche das subjektive Gefühl bezeichnet, dass die eigene Gruppe besser gestellt ist als andere, und welche ebenfalls zu einer Unterstützung populistischer Gruppen führen kann (Grofman & Muller, 1973).

Daher stellten wir uns die Frage, ob subjektiv empfundene RD und RG die Bereitschaft zur Teilnahme an (il)legalen oder gewalttätigen politischen Aktionen beeinflusst?

Um dies zu untersuchen ließen wir insgesamt 159 Versuchspersonen an einem Computerspiel teilnehmen. Die Chance zu gewinnen hing davon ab, welcher der drei Bedingungen: Relative Deprivation (RD), Relative Gratifikation (RG) oder  Kontrollgruppe (KG), die Teilnehmer zuvor randomisiert zugeteilt wurden. Es bestand die Möglichkeit während des Spiels Münzen zu sammeln, indem man auf Felder mit den Zahlen 1 bis 10 klickte, die den Betrag der Münzen, die man gewinnen konnte, darstellten. Vor dem Spiel wurden die Teilnehmer darüber informiert, dass sie gegen einen anderen Spieler antreten. Hierbei handelte es sich nicht um einen realen Gegenspieler, wovon die Versuchspersonen aber nicht in Kenntnis gesetzt wurden. Die Teilnehmer wurden nach jedem Zug darüber informiert, ob sie den gewählten Betrag an Münzen gewonnen haben oder nicht. Sie konnten außerdem sehen, ob ihr Gegenspieler Münzen gewonnen hat und welche Zahl zuvor von diesem gewählt wurde.

Im Anschluss an das Spiel mussten die Versuchspersonen Fragen beantworten, die die Bereitschaft zu kollektivem Handeln (ARIS-Fragebogen (Jahnke et al.,2020)) und die subjektiv wahrgenommene relative Deprivation (PPRD-Skala (Kassab et al., 2020)) erfassten. Dass die Manipulation erfolgreich war, zeigte sich anhand des signifikanten Haupteffektes der univariaten ANOVA für subjektiv wahrgenommene relative Deprivation (F(2)=93.86, p<.001, eta²=.504). Wie angenommen berichteten die ProbandInnen der RD Gruppe (MW=5.08, SD=1.15) signifikant höhere Werte in subjektiver relativer Deprivation, als ProbandInnen der Kontrollgruppe (MW=2.78, SD=.99) und der RG Gruppe (MW=3.74, SD=.90). Die Hypothesen, dass relative Deprivation die Bereitschaft zur Teilnahme an legalen, sowie illegalen politischen Aktionen erhöht, konnten nicht bestätigt werden, da der Haupteffekt der Gruppe für Aktivismus (F(2)=.051, p=.951, eta²=.001) und Radikalismus (F(2)=1.475, p=.232, eta²=.016) nicht signifikant wurde.

Wir vermuten, dass die nicht signifikanten Ergebnisse darauf beruhen, dass der Radikalismus relativ stabil und daher experimentell und situational womöglich schwer beeinflussbar ist. Die homogene Stichprobe von Studierenden könnte die geringe Gewaltbereitschaft und die allgemein eher linke politische Orientierung erklären. Zukünftig sollte darauf geachtet werden, dass weniger stabile Einstellungen gemessen werden bei heterogenen Stichproben. 

14Die (a)toxische Wirkung von Instagram
Autor*innenFritz, Annalena; Gerhards, Simone; Gretenkord, Jan-Moritz; Hüf, Merle; Josef, Viviane; Lacroix, Melina; Nagel, Janina; Naumann, Clara; Rening, Juliane; Staudt, Katja & Wiederhöft, Richard
DozentDr. Dirk Kranz
Abstract

Nahezu jeder Jugendliche oder junge Erwachsene besitzt heutzutage die App Instagram. Hinzu kommt, dass durch die leichte Bedienung von zahlreichen Bearbeitungs-Apps das Retuschieren von Instagram-Beiträgen für jeden zugänglich gemacht wird. Heutzutage kann sich also niemand auf Instagram noch sicher sein, ob der gerade angesehene Beitrag echt oder bearbeitet ist.

Bisherige Studien, in denen die Versuchspersonen zwischen 14 und 18 Jahren alt waren, zeigten, dass bearbeitete Fotos signifikant attraktiver eingeschätzt wurden als unbearbeitete. Zudem führten bearbeitete Fotos zu einer niedrigeren Einschätzung des eigenen Körperbildes.

Darauf aufbauend untersucht unsere Studie, inwieweit dies auf eine ältere Stichprobe zutrifft. Hierzu verwenden wir acht Instagramfotos von weiblichen Stimuluspersonen in jeweils einer bearbeiteten und unbearbeiteten Version. 111 weibliche Versuchspersonen zwischen 18 und 34 Jahren beabeiteten unseren Fragebogen, von denen eine Hälfte nur bearbeitete und die andere Hälfte nur unbearbeitete Fotos sahen. Sie mussten bei jedem von diesen Bildern einschätzen, wie attraktiv, intelligent und vertrauenswürdig die Frau auf dem Foto wirkt. Danach mussten die Versuchspersonen noch Einschätzungen zu ihrer eigenen Attraktivität, Körperbild und Selbstwert abgeben. Wir vermuteten, dass diese drei Werte in der bearbeiteten Bedingung geringer ausfallen als in der unbearbeiteten Bedingung, da unbewusst ein sozialer Attraktivitätsvergleich stattfindet.

Die Ergebnisse zeigen, dass sieben der acht Stimuluspersonen auf den bearbeiteten Fotos attraktiver eingeschätzt wurden als auf den unbearbeiteten. Die eigene Attraktivität, Körperbild und Selbstwert der Versuchspersonen in der bearbeiteten Bedingung war allerdings nicht signifikant geringer als in der unbearbeiteten Bedingung.

Unsere Forschung liefert Evidenz dafür, dass junge Erwachsene bereits mehr Lebenserfahrung und ein gefestigteres Selbstbild und einen stabileren Selbstwert besitzen als Jugendliche, die sich noch in einer instabilen Übergangsphase befinden. Ist Instagram also doch nicht so toxisch, wie wir es immer dargestellt bekommen?

15Der Bindungseffekt verändert sich in Abhängigkeit von der Handposition. Doch müssen die Hände echt sein?
Autor*innenMatthies, Hanna; Mörsch, Franziska; Feldhaus, Nora & Haackert, Johannes
DozentinM. Sc. Silvia Selimi
AbstractDie vorherrschende Forschung zur Handlungssteuerung zeigt, dass Stimulus-, Response- und Effekt-Eigenschaften von Handlungen in einem sogenannten Event-File gebunden werden, sodass die Wiederholung einer dieser Eigenschaften die anderen wieder abrufen kann (Hommel, 1998). Beim spezifischeren Response-Response-Binding (RR-Binding) werden sogar zwei unabhängige Responses in einem Event-File aneinander gebunden und können sich gegenseitig wieder abrufen, sie übertragen also das Prinzip von Event-Files von einzelnen zu mehreren Handlungen (Moeller & Frings, 2019). Im Bereich der Embodied-Attention Forschung zeigen Befunde, dass es zu Aufmerksamkeitsänderungen in Abhängigkeit von der Handposition kommt: Stimuli, die nah an unseren Händen sind, scheinen anders verarbeitet  zu werden (Abrams et al., 2008). Diesbezüglich haben wir uns gefragt, ob die Position der Hände, mit denen wir die Responses geben, ebenfalls eine Auswirkung auf das RR-Binding hat. Wir vermuteten, dass die Nähe der Hände am Bildschirm die visuelle Aufmerksamkeit stärkt und RR-Binding fördert. In Experiment 1 wurden die Versuchspersonen daher randomisiert einer von zwei Experimentalbedingungen zugeordnet, die sich in ihrer Handposition unterschieden (Hände am Bildschirm vs. auf dem Tisch). Die Experimentalbedingungen unterschieden sich, entgegen unserer Erwartungen war allerdings der Bindungseffekt in der Bedingung mit Händen auf dem Tisch signifikant größer ist als in der Bedingung mit Händen am Bildschirm. Im anschließenden Experiment 2 untersuchten wir die Fragestellung, ob künstliche Hände (Gummihände) ebenfalls eine Auswirkung auf das RR-Binding haben. Die “rubber hand Illusion'' konnte zum Beispiel zeigen, dass es zu einer taktilen Fehlwahrnehmung durch eine visuelle Aufmerksamkeitslenkung auf Gummihände kommen kann (Botvinick & Cohen, 1998). Wir vermuteten, dass der gefundene Bindungsunterschied zwischen den Bindungseffekten im ersten Experiment sich ebenfalls bei Verwendung der Gummihände zeigt. Das zweite Experiment zeigt den gefundenen Unterschied aus Experiment 1 nicht, was bedeutet, dass die Gummihände im Blickfeld der Versuchsperson keinen Effekt haben. Unsere Studie zeigt somit, dass die Handposition einen Einfluss auf das RR-Binding hat, es sich dabei aber um die eigenen, realen Hände handeln muss.
16In dubio pro reo - im Zweifel für die/den Angeklagte/n? Wie die Vertrautheit von Gesichtern Einfluss auf deren Bewertung nimmt
Autor*innenBudde, Judith & Eberle, Lena
Dozent*inM. Sc. Céline Haciahmet & PD Dr. Bernhard Pastötter
Abstract

Verurteilungen von unschuldigen Personen können auf fehlerbehaftete Aussagen von AugenzeugInnen zurückzuführen sein. Die vorliegende Untersuchung wurde von Trierer Studentinnen im Rahmen einer empirischen Projektarbeit entworfen, um die Frage zu klären, ob häufig gesehene Gesichter öfter fälschlich als Täter identifiziert werden als selten gesehene Gesichter. Dies würde für den Effekt der unconscious transference, also der unbewussten Übertragung, sprechen. Hierbei geht man davon aus, dass bei der unbewussten Übertragung die AugenzeugInnen eine vertraute, aber unschuldige Person mit dem tatsächlichen Angreifer oder Straftäter verwechseln. 50 weibliche studentische Versuchspersonen nahmen an dieser aus vier Phasen bestehenden Laborstudie teil. Im ersten Schritt fand die Lernphase statt, bei der die Verknüpfung zwischen Gesicht und Täterschaft gelernt wurde. Dabei wurden zehn Bilder als „good“ gelernt (keine Straftat) und zehn Bilder als „bad“ (Straftat). Außerdem gab es zehn Bilder, die nicht gelernt wurden und somit als neutral eingestuft wurden. In der zweiten Phase erschienen die Gesichter unterschiedlich häufig, um den Vertrautheitsfaktor zu erzeugen. Dies geschah durch die Color Task, in der die Probandinnen entscheiden sollten, ob ein Bild farbig oder schwarz-weiß präsentiert wurde. Darauffolgend musste sich in einer Gegenüberstellung entschieden werden, welches der zwei präsentierten Gesichter der Täter sei. Im letzten Schritt sollten Sympathie und Freundlichkeit der Gesichter von den Probandinnen bewertet werden. Mittels berechneten Varianzanalysen konnte die Hypothese bestätigt werden. Die teilnehmenden Probandinnen entschieden sich häufiger fälschlich dazu, eine männliche Person als "Straftäter" zu klassifizieren, wenn dieser Mann vorangehend häufiger in einer unabhängigen Aufgabe präsentiert wurde, als wenn der Mann in der Aufgabe zuvor seltener präsentiert wurde. Deshalb ist davon auszugehen, dass die Vertrautheit die Beurteilung beeinflusst. In der Diskussion wurden die Ergebnisse des Bilderratings erläutert und Implikationen zu weiteren Forschungsfragen geliefert.

17Rechtspsycholog*Innen aufgepasst: Aufklärung vermindert den Fehlinformationseffekt
Autor*innenCatgiu, Anna-Maria; Müller, Moritz; Rönsch, Theresa; Rubahn, Veronika; Rüdiger, Jens; Schall, Bonita & Schouba, Paul
DozentPD Dr. Bernhard Pastötter
AbstractWenn Augenzeugen nach dem Erleben eines Ereignisses falsche Informationen darüber erhalten, können diese die Zeugenaussage verzerren. Um diesem oft replizierten Fehlinformationseffekt entgegenzuwirken, können Warnungen vor falschen Informationen ausgesprochen werden. Wir vermuten, dass eine Warnung in Form von Aufklärung über den Effekt den Fehlinformationseffekt verringern kann. Außerdem nehmen wir an, dass gewarnte Personen mehr Informationen des originalen Events richtig erinnern als nicht gewarnte Personen. Zudem gehen wir davon aus, dass es keinen Unterschied zwischen den Gruppen bezüglich der Erinnerungen gibt, zu denen keine Fehlinformationen vorlagen. Das Experiment verwendet das Standardparadigma zum Fehlinformationseffekt: Präsentiert wurde ein Video, zu welchem es im Anschluss Folien gab, die teilweise Fehlinformationen enthielten. Eine gewarnte Gruppe (n = 27) und eine nicht gewarnte Gruppe (n = 27) mussten schließlich dieselben Fragen zum Video beantworten. Unsere Ergebnisse sind dahingehend konsistent mit der Literatur, dass der Fehlinformationseffekt (Anzahl der erinnerten Fehlinformationen) durch eine Warnung signifikant verringert werden konnte. Entgegen unserer Annahmen erinnerte die gewarnte Gruppe jedoch nicht mehr Informationen aus dem Video korrekt als die nicht gewarnte Gruppe (Anzahl der richtig erinnerten Informationen trotz Fehlinformationen). Die allgemeine Gedächtnisleistung, gemessen anhand der Anzahl der richtigen Antworten auf korrekt wiederholte Informationen, schien in den Gruppen gleich gewesen zu sein. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine Warnung von Augenzeugen kurz vor der Zeugenaussage sinnvoll sein kann.
18fNIRS erleuchtet Binding: Ist präfrontale Aktivierung notwendig für Binding?
Autor*innenBenning, Sina; Brinkmann, Lisa; Lewis, Sharon; Schippling, Annalena & Wolf, Esther
DozentDr. Christoph Geißler
Abstract

Die Reaktion auf einen Stimulus führt zur Integration der Merkmale von Reaktion und Stimulus in ein Eventfile. Bei Wiederholung von eines seiner Merkmale wird das gesamte vorherige Eventfile abgerufen, was sich dadurch auf die laufende Leistung auswirkt, dass man eine Handling mehr oder weniger automatisch ausführt. Es wird angenommen, dass dieser Prozess allen Handlungen zugrunde liegt. Mittels funktioneller Nahinfrarotspektroskopie (fNIRS) betrachten wir das Phänomen des Bindings auf neuronaler Ebene. Vorherige Studien haben gezeigt, dass es bei einfachen Detektions- oder Lokalisationsaufgaben nicht zu Reiz-Reaktions-Bindung kommt. Ebenso treten bei überlernten Aufgaben nur schwache Bindungseffekte auf. Daher stellen wir die Hypothese auf, dass Bindungsprozesse nur dann auftreten, wenn für die Bearbeitung einer Aufgabe ein gewisses Maß an exekutiver Kontrolle nötig ist. Diese sollte insbesondere mit präfrontaler Aktivation einhergehen. In einem Reiz-Reaktions-Experiment werden N = 30 Versuchspersonen erhoben. Hierbei wird zwischen zwei Bedingungen unterschieden: Direct (visuelle Information muss räumlich nicht übersetzt werden) und translated (visuelle Information muss räumlich übersetzt werden). Die Verhaltensdaten (Reaktionszeit und Fehlerquote) scheinen dafür zu sprechen, dass der Binding-Effekt ausschließlich in der translated-Bedingung zu finden ist. Es zeigt sich ebenfalls, dass es in der translated-Bedingung zu einer Aktivierung des rechten anterioren dorsolateralen präfrontalen Kortex (DLPFC) kommt. Diese erhöhte Aktivierung des DLPFC korreliert signifikant mit dem Bindungseffekt, welcher sich in den Reaktionszeiten widerspiegelt.

19Generativität und Persönlichkeit: Wie moderiert Verträglichkeit die Reaktion auf einen Ratschlag in einer emotionalen Situation?
Autor*innenHillen, Martha; Öller, Natascha; Pehlivan, Denis & Viehweger, Rica
DozentDr. Holger Busch
AbstractGenerativität ist eine der wichtigsten Aufgaben des mittleren Lebensabschnitts. Erfolgreiche generative Handlungen führen zu mehr Lebenszufriedenheit. Doch ist der Erfolg von der Reaktion derer abhängig, denen die Generativität gewidmet ist. Diese Studie untersucht, welche situativen und dispositionellen Faktoren dazu führen, dass Empfänger von Generativität diese auch annehmen. Besonderer Fokus wurde auf die Ausprägung der Persönlichkeitseigenschaften Verträglichkeit und Extraversion der Teilnehmer gelegt. Die online durchgeführte Vignettenstudie verlangte von den Teilnehmern, sich in eine Situation hineinzuversetzen, in der ihnen ein Ratschlag von einer Person gegeben wurde. Es gab zwei Bedingungen: In der ersten wurde der Ratschlag von einer vertrauten Person erteilt, in der zweiten kam der Ratschlag von einer unbekannten Person. Zentrales Ergebnis der Studie war, dass in Bezug auf die von den Teilnehmern empfundene Dankbarkeit und ihre Umsetzungsintention ein moderierender Effekt von Verträglichkeit gefunden wurde. Eine höhere Ausprägung von Verträglichkeit führte zu höherer Dankbarkeit und Umsetzungsintention, unabhängig davon, ob die ratgebende Person vertraut oder unvertraut war. Die Ergebnisse untermauern die Hypothese, dass auf Empfängerseite vor allem die Persönlichkeitseigenschaft Verträglichkeit relevant ist, um einen Ratschlag positiv aufzunehmen. Die Studie leistet somit einen wichtigen Beitrag zur Frage, unter welchen Umständen generatives Verhalten von der jüngeren Generation angenommen wird.