Demetrias

Abb. 1: Demetrias, Blick von der „Akropolis“ auf die Hafenbucht und die moderne Stadt Volos; im Hintergrund das Peliongebirge

„Demetrias – Die größte befestigte Stadtgründung Griechenlands im Spiegel ihres Fundgutes: Architektur, Stratigraphie und Siedlungsgeschichte; die hellenistische und späthellenistisch-römische Keramik, die Kleinfunde“.

Bearbeiter: Dr. Horst Seilheimer

Forschungsprojekt gefördert von der DFG (Aufarbeitung der Dokumentation

und von der Gerda Henkel-Stiftung (weiterführende Forschung).


Demetrias wurde um 292 v. Chr. von Demetrias Poliorketes als Hauptstadt des makedonischen Reiches gegründet. Die mit einem Stadtmauerumfang von 12,7 km und eine Fläche von 440 ha größte befestigte Stadtanlage des griechischen Mutterlandes liegt in der thessalischen Landschaft Magnesia im Golf von Pagasä. Aus der im hippodamischen System angelegten Bebauung wurde eine Basileia von 10 ha Größe (250x450 m) ausgegrenzt und in die aufwendige Befestigungsanlage einbezogen. Die Aufarbeitung ergab entscheidende neue Erkenntnisse in Bezug auf die bisherige Beurteilung der Palastanlage. Bislang wurde – auf der Basis des alten Grabungsmaterials der 70iger Jahre – immer das sog. „Anaktoron“ als königlicher Palast angesprochen. Durch eine genaue Analyse des Fundmaterials und der architektonischen Struktur dieses Gebäudes konnte nun eindeutig belegt werden, dass es nicht nur in einem Zuge geplant und erbaut wurde (die früher postulierten mehreren Bauphasen stehen in klarem Widerspruch zu der Analyse des Fundmaterials), sondern dass der königliche Palastbereich in den südwestlich anschließenden „Westterrassen“ zu suchen ist, wo zudem ein rhodisches Peristyl von mindestens 40x50 m Größe mit aufwendiger, mehrfarbiger Wandmalerei auf Marmorstuck auf einer der anschließenden Hallenwänden ansatzweise freigelegt werden konnte. Dieser Teil der Basileia lässt sich zudem wesentlich überzeugender mit anderen hellenistischen Palästen, wie denjenigen in Pella oder Vergina (Aigai) hinsichtlich seiner Größe und Disposition der Räume zueinander verbinden. Das sog. „Anaktoron“ stellt hingegen eine befestigte, burgartige Anlage dar, die an den königlichen Palast angegliedert wurde und innerhalb des mehrfach gestaffelten Verteidigungssystems der Stadt die letzte fortifikatorische Rückzugsmöglichkeit für den Herrscher bot. Dies beweist auch der Vergleich mit befestigten Einzelgehöften („Tetrapyrgia“), die dem „Anaktoron“ von Demetrias bei reduzierter Größe auffallend ähneln. Besonderes Augenmerk wurde auch auf die ausführliche Darstellung der einzelnen Befunde aus den Grabungsarealen des Palastkomplexes gelegt, welche die Grundlage der hier vorgetragenen archäologischen Beweisführung darstellen. Die vorgestellten „Sonderbefunde“ bieten darüber hinaus eine wichtige Ergänzung der Grabungsbefunde, weil sie „geschlossene“ Fundkomplexe geliefert haben, die mit dazu beitrugen, Datierungsanhaltspunkte für die Keramik zu finden.
Von hervorgehobener Bedeutung ist schließlich die genaue Analyse der griechischen und römischen Keramik aus Demetrias. Dies vor allem weil Demetrias gegenüber anderen Fundorten auch die entscheidende Möglichkeit bietet, ein jeweils großes Ensemble verschiedenster Gefäßtypen aus einem zeitlich vergleichsweise eng definierbaren Fundkomplex vorzustellen. Das griechische Material stammt in der Regel aus den Fundamentschüttungen des „Anaktoron“ und gehören damit grob in den Zeitraum vom späten 4. über das 3. bis wenige Jahre nach dem ersten Viertel des 2. Jhs. v. Chr. Bemerkenswert erscheint hierbei die Beobachtung, dass ein Spektrum vieler Hauptgefäßtypen und Unterklassifikationen aus den Fundamentschüttungen geborgen werden konnten. Diese erlauben zudem den Vergleich mit anderen Grabungen und helfen somit, die Vertriebswege, bzw. Import-/Exportbeziehungen solcher Gefäßkeramikgattungen zu verstehen. Von besonderer Bedeutung ist in diesem Zusammenhang aufgrund von ausführlichen Ton- und Verzierungsanalysen die Schlussfolgerung auf lokale Werkstätten, die in Demetrias tätig waren und meist Geschirr produziert haben, dass sich an den in Athen als bestimmendes „modernes“ Kulturzentrum herrschenden Form- und Verzierungsstil (Keramik im „Westabhangstil“) angepasst hat. Neben der einfacher gehaltenen Gebrauchskeramik wurden die vor allem von den Terrassenkomplexen westlich des Anaktoron stammenden Fundkomplexe römischer Keramik (Eastern Sigillata) hinsichtlich Formenrepertoire und Provenienz einer genaueren Analyse unterzogen. Nochmals eigene Forschungsbereiche bilden die Kleinfunde und ausgewählte Sonderbefunde, unter denen bestimmte geschlossene Fundkomplexe mit auffallenden Einzelbefunden subsumiert wurden.

Abb. 2: Demetrias: Stadtplan