Grabung an einem Teilstück der sogenannten "Langmauer" in Zemmer
In der Mitte oder gar erst im zweiten Drittel des 4. Jahrhunderts errichtete eine spätrömische Militäreinheit nördlich Triers die heute sogenannte Langmauer. Sie schloss auf beiden Seiten des kleinen Flüsschens Kyll ein 220 km² großes Gebiet ein, welches in Nord-Süd Richtung eine Ausdehnung von etwa 28 km aufwies und in Ost-West Richtung 12 km. Die Gesamtlänge der Mauer betrug 72 km. Die Mauer war 0,65 m bis 0,78 m breit und etwa 2,00 m hoch, mit einem Fundament aus lose verlegten Steinen, auf der die vermörtelte Mauer stand. Es hat den Anschein, dass in regelmäßigen Abständen die Mauer durch alternierend vorgelagerte Stützpfeiler verstärkt war. Der obere Abschluss der Mauer bestand aus sorgfältig hergestellten Decksteinen. Große Teile der Mauerverlaufs sind auch heute noch, trotz des Steinraubs, im Gelände sichtbar. Seit dem Ende des 17. Jahrhunderts bekannt und in Teilen erforscht, ist bis heute nicht sicher klar, welchen Zwecken diese Mauer diente. Wahrscheinlich schloss sie einen kaiserlichen Gutsbezirk ein und diente vielleicht dazu, Wild davon abzuhalten, in die fruchtbaren Ackerbereiche innerhalb der Langmauer einzudringen.
Vor Jahren schon hatte der Heimatverein Zemmer den Plan gefasst, ein Stück der Langmauer zu rekonstruieren, um Wanderern, die auf dem bekannten und beliebten Eifelsteig unterwegs sind, ein besonderes Highlight auf dem Gebiet der Gemeinde zu bieten. Hierzu war es notwendig, einen Teil des vorhandenen archäologischen Befundes auszugraben, um an dieser Stelle den genauen Verlauf und die Konstruktion der Mauer zu klären. Dieses Vorhaben konnte in diesem Sommer in einer Kooperation des Heimatvereins Zemmer mit der Universität Trier, Fach Klassische Archäologie und dem Fach Bodenkunde und dem Rheinischen Landesmuseum umgesetzt werden.
Im Rahmen der Erstellung einer Bachelor-Arbeit gruben vom 18. August bis zum 10. Oktober 2014 Studierende der Fächer Klassische Archäologie und Geowissenschaften (Studiengang Geoarchäologie) einen Teil der Langmauer aus. Hierbei gelang es große Bereiche des Versturzes und einen Teil des von Nord-Ost nach Süd-West verlaufenden Fundamentes zu dokumentieren. Dieses bestand auch hier aus lose verlegten Steinen und hatte eine Breite von ca. 0,85 m (untere Packlage) bzw. 0,77 m (Ausgleichsschicht).
Zur großen Überraschung wurde eine weitere Fundamentlage aufgedeckt, die in einem Winkel zur eigentlichen Langmauer verläuft. Worum es sich bei diesem Fundament handelt, lässt sich beim derzeitigen Stand der Arbeiten noch nicht sagen. Es soll im kommenden Frühjahr versucht werden, den Sachverhalt durch eine weitere kleine Ausgrabung zu klären.
Im Herbst dieses Jahres wird nun parallel zum Verlauf der Mauer die seit langem geplante Rekonstruktion errichtet werden. Diese wird, zusammen mit dem Ausgrabungsbefund, mit Infotafeln ausgestattet, um den Wanderern und anderen Interessierten das wichtige Bodendenkmal aus der Spätantike vorzustellen.
Stephan Berke/Philipp Groß