Archäologische Fächer in Trier
Die Archäologie ist die „Lehre von den Altertümern“, die sich über Jahrtausende bis heute erhalten haben. Wir erforschen diese materiellen Hinterlassenschaften, um vergangene Kulturen und Gesellschaften besser zu verstehen.
Wir untersuchen:
- Mensch-Umweltbeziehungen
- Lebensräume und Siedlungswesen
- Kreativität und Innovation, Technikgeschichte und Kunstschaffen
- Infrastruktur und Mobilität
- Wirtschaft und Handel: Produktion, Distribution und Konsum
- Ressourcennutzung und Nachhaltigkeit
- das Funktionieren oder Scheitern von Gesellschaften
- Ungleichheiten und Geschlechterrollen in Gesellschaften
- Ursachen, Verläufe und Lösungen von Konflikten
- Glaubensvorstellungen im Wandel der Zeit
- Kulturbegriffe und Kulturtransfer
Diese zentralen Fragen der menschlichen Geschichte können Handlungs- und Orientierungswissen für Gegenwart und Zukunft geben.
In der Archäologie gibt es mehrere Spezialdisziplinen, die sich durch ihre zeitlichen, geografischen bzw. methodischen Schwerpunkte unterscheiden. In Trier sind die Klassische Archäologie, die Provinzialrömische Archäologie und die Geoarchäologie an einem Standort gebündelt. Ein echter Standortvorteil, wie man an der Karte unten sehen kann!
Die Klassische Archäologie befasst sich mit antiken Kulturen des Mittelmeerraumes, vor allem in Griechenland und Italien.
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Klassische Archäologie ist eine archäologische Disziplin, also eine bestimmte Fachrichtung innerhalb der Archäologie, deren Schwerpunkt auf der Erforschung der griechischen und römischen Kultur liegt. Sie deckt damit einen Zeitraum von ca. 1050 v.Chr. bis ca. 300 n.Chr. ab. Allerdings setzen bestimmte Spezialgebiete innerhalb der Klassischen Archäologie auch bereits früher an oder enden später. Geographisch schließt sie das gesamte Mittelmeergebiet ein, inklusive Nordafrika, Balkan, Naher und teilweise Mittlerer Osten. Das römische Erbe in Mitteleuropa, also auch in Deutschland, ist teilweise Bestandteil der Klassischen Archäologie (je nach Forschungstradition vor Ort).
Die Provinzialrömische Archäologie erforscht anhand von obertägigen Denkmälern, Ausgrabungsbefunden und Funden die Kultur-, Wirtschafts-, Siedlungs-, Religions- und Militärgeschichte der römischen Provinzen und angrenzender Gebiete.
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Geografischer Raum:
Wie der Name schon sagt, beschäftigen wir uns mit den römischen Provinzen von Schottland bis Nordafrika und von Portugal bis in den Nahen Osten. In Trier liegt der Schwerpunkt auf den sogenannten Nordwestprovinzen (Britannien, Gallien, germanische Provinzen, Raetien, Noricum, Pannonien, Dakien) und insbesondere auf Trier und dem Umland. Die Provinzen sind jedoch nur zu verstehen, wenn man das Mutterland Italien und Rom selbst, die Anbindungen an den mediterranen Raum sowie die keltischen, germanischen, sarmatischen, numidischen oder parthisch-sassanidischen Gebiete außerhalb des Reiches miteinbezieht.
Zeitlicher Rahmen:
Den zeitlichen Rahmen bildet der Beginn der militärischen und zivilen Verwaltung (2./1. Jh. vor Chr.) bis zum Ende der römischen Herrschaft in den jeweiligen Provinzen (5./6. Jh. nach Chr.). Uns interessieren jedoch auch die vorrömischen Gesellschaften und die Prozesse nach dem Untergang des Römischen Reiches.
Zentrale Forschungsthemen:
- Militärische Konflikte
- Organisation und Verwaltung
- Siedlungswesen
- Innovation, Technikgeschichte und Kunstschaffen
- Umgang mit Ressourcen, Wirtschaft und Handel, Nachhaltigkeit
- Resilienz- und Transformationsprozesse komplexer Gesellschaften
- Kontinuität und Wandel
- Glaubenswelten im Wandel der Zeit
Interdisziplinäre Anbindung:
Die Provinzialrömische Archäologie ist eine altertumswissenschaftlich-historische Disziplin. Methodisch bestehen viele Gemeinsamkeiten mit der Vor- und Frühgeschichte, die sich jedoch auf die Zeit vor und nach den Römern konzentriert. Eine enge Verbindung besteht zur Klassischen Archäologie, die jedoch noch stärker kunstgeschichtlich ausgerichtet und auf die griechisch-römische Welt im Mittelmeerraum fokussiert ist. Forschungsgeschichtlich haben sich die Klassische Archäologie und Provinzialrömische Archäologie in Deutschland separat entwickelt. Doch aufgrund der vielen gemeinsamen Forschungsgegenstände (z. B. Architektur, Religion, Kunst) bietet sich insbesondere der Standort Trier für eine Bündelung über traditionelle Grenzen hinweg an. Eine enge Anbindung besteht außerdem an die Alte Geschichte (Ereignisgeschichte, Epigrafik, Numismatik), Papyrologie, Ägyptologie und die Geschichte des Mittelalters. Dazu kommt eine enge Zusammenarbeit mit der Geographie, Geologie, Bodenkunde, Umweltfernerkundung, Geoinformatik, Dendrochronologie, Zoologie, Anthropologie, Metallurgie, Paläobotanik und insbesondere der Geoarchäologie.
Die Geoarchäologie erforscht archäologische Fragestellungen mit naturwissenschaftlichen Methoden und ist eng verzahnt mit z. B. der Geographie, Geologie, Geomorphologie, Bodenkunde und weiteren Umweltwissenschaften.
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Die Geoarchäologie ist ein interdisziplinär ausgerichtetes Forschungsfeld von Geowissenschaften und Archäologie. Die Geoarchäologie untersucht historische Mensch-Umweltbeziehungen und archäologische Fragestellungen mit geowissenschaftlichen Methoden.
Vor allem fächerübergreifende Forschungen zur Rekonstruktion historischer und prähistorischer Landschaften und der Einfluss des Menschen auf die Umwelt stehen im Mittelpunkt der Geoarchäologie. Zur Analyse der Mensch-Umwelt-Beziehungen gehört beispielsweise die Bodenkunde, aber auch die rechnergestützte Auswertung räumlicher Daten wie Karten, Luftbildaufnahmen, Geländemodelle und LiDAR-Daten (= LightDetection and Ranging). An der Universität Trier ist die Geoarchäologie in Forschung und Lehre in den Fächern Klassische Archäologie (FB III) und Bodenkunde, Geobotanik, Geoinformatik und Umweltfernerkundung, Physische Geografie (FB VI) vertreten. Langjährige Forschungen werden im Umfeld des römerzeitlichen Vicus und Gräberfeldes von Belginum, Kreis Bernkastel-Wittlich, Rheinland-Pfalz, durchgeführt (siehe Literaturhinweis unten). Einblicke in eine interdisziplinäre Lehrveranstaltung bietet ein Bericht über die Prospektion in Belginum, die zu Beginn des Wintersemesters 2021/2022 stattfand. Außerdem trugen Feldforschungen in Los Bañales (Uncastillo, Zaragoza, Aragón, Spanien) zu mehreren Abschlussarbeiten und einer Dissertation im Fach Fernerkundung (R. Retzlaff) bei.
Literatur: Wolf-Rüdiger Teegen, Rosemarie Cordie, Philomena Over, Simon Mägdefessel, Rebecca Retzlaff and Johannes Stoffels,Archaeological prospections in the Roman vicus Belginum (Rhineland-Palatinate, Germany, 2019): https://www.eg-quaternary-sci-j.net/68/5/2019/