Edu.GR – Europalernen in transnationalen Bildungsräumen

Grenzregionen gelten als Motor der europäischen Integration und Lerngelegenheit, um in ihren transkulturellen Handlungs- und Verflechtungsräumen jene Schlüssel- und Handlungskompetenzen, Selbstverständnisse und Wertvorstellungen für die europäische Lebenswirklichkeit zu entwickeln, die insbesondere Jugendlichen und jungen Erwachsenen verbesserte Teilhabechancen und Zukunftsaussichten in einem vereinten Europa eröffnen (vgl. u.a. Wisser 2016). Wie diese Lern- und Integrationsprozesse erfolgen und wie diese Bildungsaufgabe in Schulpraxis und Bildungspolitik in Grenzregionen umgesetzt wird, untersucht das interdisziplinäre Forschungsprojekt Edu.GR an den Bedingungen der Großregion als exemplarische transnationale Bildungsregion. Im Fokus steht, wie mentale Selbstverständnisse, Überzeugungen, Werte und Vorstellungen bei Lernenden und Lehrenden in den Teilregionen der Großregion durch schulische wie gesellschaftliche Wissensproduktion, -aneignung und -tradierung handlungsleitend beeinflusst werden und wie sich letztlich kollektive Deutungsmuster und soziale Wirklichkeit eines europäischen Zusammenhalts durch transnationale Lern- und Integrationsprozesse in Bildungswesen, Unterricht und Schulkulturen sowie durch entsprechende Bildungsdiskurse konstruieren.

Ziel von Edu.GR ist es, durch interdisziplinäre und kulturvergleichende Erhebungen Herausforderungen und Chancen für eine europäische Integration und Europabildung in Grenzräumen zu bestimmen und entsprechende Konzepte zur Förderung einer transnationalen Europabildung in Grenzregionen zu entwickeln. Beforscht und verglichen werden hierzu in einem Mixed-Methods-Design unter Anwendung eines Multi-Informanten-Vorgehens aus soziologischer, kulturwissenschaftlicher, (fach-)didaktischer und pädagogischer Perspektive zum einen die Schul- und Unterrichtspraxis aus Sicht der an Schule Beteiligten, zum anderen die Rahmenbedingungen und präskriptiven Vorstellungen einer transnationalen Europabildung in Bildungswesen und -diskursen der beteiligten Teilregionen. Auf Basis der Untersuchungsergebnisse sollen sodann regionalspezifische Unterrichtsmaterialien, Weiterbildungs- und Schulentwicklungskonzepte zur Förderung einer transnationalen Europabildung in Grenzräumen entwickelt und erprobt werden. Die nachhaltige Nutzung der Forschungsergebnisse, die sowohl über ein Forschungskolloquium, Publikationen, eine internationale Tagung und Vorträge auf (inter)nationalen Kongressen verbreitet werden, wird insbesondere über ein Online-Portal, eine Lehrer*innenfortbildungsreihe und eine Handreichung für Lehrkräfte sichergestellt. Darüber hinaus sollen die Ergebnisse auch für andere europäische Grenzregionen adaptiert und durch die Implementierung eines international sichtbaren und europäisch vernetzten Forschungs- und Transferzentrums für transnationale Europabildung an der Universität Trier fortgeführt werden.