Grabungen beim römischen Gutshof "Villa Otrang"

Detailansichten in der Villa freigelegter Mosaike: Bei ihrer Verfolgungsjagd  
hetzen Raubtiere Wild- oder Haustiere durch Akanthusranken 

Kampagnen 2009 – 2013: Erforschung der pars rustica  

Der römische Gutshof Otrang ist heute durch die berühmten Mosaikfunde und deren Schutzbauten weltbekannt. Weniger bekannt ist die Tatsache, dass zur Villa ein weites Vorgelände gehört, das leider nur oberflächlich erforscht ist. Zudem sind die dortigen Befunde nur in Vorberichten veröffentlicht und nicht konserviert, sondern bis auf ein Kelterbecken wieder verschüttet worden.

Die Villa aus der Luft von Südosten
Ansicht von Südwesten: Die rekonstruierte südliche Portikus, heute Terrasse der Gaststätte

In der Wissenschaft ist allgemein bekannt, dass zu den großen Gutshöfen des Typus Otrang im ganzen römischen Westen (Frankreich, Deutschland, Beneluxstaaten) ein solches Vorgelände gehört, in dem die eigentlichen Wirtschaftsgebäude lagen. 

Modell der Villa und Plan der bisher bekannten Anlage. Die vermuteten Strukturen der zu ergrabenden Nebengebäude F und G sind im Plan links eingezeichnet. 


Neue Luftaufnahmen haben gezeigt, dass sich die Gebäude G und F – wahrscheinlich Eingang und Verwaltung – deutlich im Boden abzeichnen; aufwendig vorbereitende Sondagen entfallen daher. Die Grabung kann gezielt begonnen und fortgeführt werden. 

Links: Unter der Grasnarbe zeichnen sich deutlich Mauerfundamente ab. Rechts oben: Herr Dr. Goethert erläutert dem Präsidenten der Universität, Herrn Prof. Dr. P. Schwenkmezger, das GrabungsprojektRechts unten: Im Gelände westlich des Hauptgebäudes ist derot eingefärbte Grabungsbereich gut zu erkennen. 

Auf der günstigen Basis, dass im Falle der Villa Otrang das in Frage kommende Vorgelände dem Land Rheinland-Pfalz gehört, ist es möglich, dieses zu erforschen. Die Durchführung des Projektes ist langfristig, zunächst auf 5 Jahre angelegt. Sie erfolgt in Kooperation mit dem Rheinischen Landesmuseum Trier und der rheinland-pfälzischen Denkmalbehörde Burgen, Schlösser, Altertümer. Die Ergebnisse sollen der Öffentlichkeit präsentiert werden. 

Kulturelle Bedeutung
Die Möglichkeit, der interessierten Öffentlichkeit einen Einblick in die wirtschaftliche Struktur eines solchen Großbetriebes zu geben und die Formen der gallo-römischen Landwirtschaft und damit verbunden der Ernährung der damaligen Bevölkerung zu dokumentieren, ist einmalig im ganzen römischen Westen. Das Land Rheinland-Pfalz verfügt über ein kulturelles Alleinstellungsmerkmal, das weit über seine Grenzen wirken wird. Auch außerhalb des gallo-römischen Kulturbereiches gibt es nichts Gleichwertiges. 

Wissenschaftliche Bedeutung
Was für die kulturelle Bedeutung gilt, gilt auch für die wissenschaftliche: noch nie konnte der gesamte Komplex eines Wirtschaftstraktes eines römischen Gutshofes untersucht werden. Die zu erwartenden Ergebnisse werden ebenso einmalig sein wie die anschließende Präsentation derselben.