NORAIR U. ARAKELIAN

Von 1953 - 1962 studierte Norair U. Arakelian (* 17. Juli 1936 in Yerevan, Armenien - † 28. Dezember 2023 in Yerevan Armenien) an der Staatsuniversität in Yerevan Mathematik und Physik. Sein Studium schloss er mit seiner Dissertation "Tangential and Uniform Approximation By Entire Functions in The Camplex Domain" als "Kandidat der Mathematisch-PhysikaIischen-Wissenschaften" ab. Nach seiner Studienzeit in Yerevan ging Arakelian nach Moskau, wo er am Steklov-lnstitut der Akademie der Wissenschaften der UdSSR arbeitete. Hier begannen seine Forschungen zur Approximationstheorie in der führenden und berühmten Schule unter Mstislaw Keldysh. ln dieser Zeit schrieb er seine zweite Dissertation mit dem Titel "Some Problems of Approximation Theory and Theory of Entire Functions", für die ihm 1970 der Doktorgrad verliehen wurde.

ln den Jahren 1974 - 1989 war Arakelian Vize-Direktor des Mathematischen Institutes der Akademie der Wissenschaften und ist seit 1989 Direktor mit Unterbrechungen von 1991 - 1993 (als Rektor der Staatsuniversität Yerevan) und von 1994 - 1997 (als Präsident der Vereinigung Armenischer Mathematiker).

Für seine Arbeit erhielt er zahlreiche Auszeichnungen. Unter anderem war er als bester Jungmathematiker der UdSSR Gewinner des Komsomol-Preises der Jahre 1969- 1970. Er wurde 1974 korrespondierendes Mitglied der Armenischen Akademie der Wissenschaften, 1989 Professor der Akademie und ist seit 1990 Vollmitglied.

Am 9. Oktober 2003 wurde Norair Arakelian auf höchster Ebene vom Präsidenten der Republik Armenien und in Anwesenheit der Direktoren zahlreicher ausländischer Akademien für seine wissenschaftlichen Leistungen ehrenvoll ausgezeichnet. Der betreffende Verdienstorden wurde eigens für die Person Norair Arakelian neu geschaffen.

Am 9. Juni 2004 wurde Prof. Dr. Norair U. Arakelian vom Fachbereich IV mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet. Dieser Titel wurde ihm für seine hervorragenden wissenschaftlichen Leistungen, sowie seine außergewöhnliche Persönlichkeit verliehen.

Das Forschungsgebiet von Norair Arakelian erstreckt sich über die Theorie von Funktionen einer komplexen Veränderlichen im Allgemeinen und die Approximation solcher Funktionen im Speziellen. Arakelian hat Ergebnisse mit bahnbrechendem Charakter erzielt; in zahlreichen Fällen wurden lang ausstehende Probleme endgültig und bestmöglich gelöst. Seine Werke haben aber auch Impulse gesetzt in Bereichen die von Themen der Funktionentheorie und Approximationstheorie weit entfernt sind. Auch hier konnten oftmals bestmögliche Ergebnisse erzielt werden.

Mit dem Werk von Norair Arakelian liegen Ergebnisse von unbestreitbar hohem Rang vor, die sich als fundamental für die Entwicklung der modernen Funktionentheorie und Approximationstheorie erwiesen haben. Zahlreiche andere, bislang ungeklärte Probleme in diesen Bereichen, konnten nur durch Anwendung der Arakelianischen Sätze gelöst werden. Eine ganze Reihe mittlerweile geläufiger Fachausdrücke ist eng mit dem Namen Arakelian verbunden (Arakelianischer Approximationssatz, Arakelianmenge, Arakelianischer "Handschuh", tangentielle Approximation).

Seit längerem haben Arakalians Forschungsergebnisse Einfluss auf die Untersuchungen der Arbeitsgruppe Analysis des Fachbereichs IV gehabt. Ab etwa 1997 begann eine intensive und sehr erfolgreiche Kooperation mit Prof. Dr. Arakelian, seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Schülerinnen und Schülern. Durch Kopplung der Trierer Methoden mit den Techniken der Arakelianischen Schule wurden wesentliche, substanzielle Ergebnisse gewonnen, die keine der beiden Gruppen alleine erhalten hätte.

Arakelian hätte mehrfach die Möglichkeit gehabt, auf hervorragend dotierten Positionen an Universitäten in Kanada oder den USA. zu arbeiten. Trotzdem blieb er in Armenien - wo die äußeren Arbeitsbedingungen nach wie vor sehr beschränkt sind - um eigene mathematische Inspirationen mit jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern seiner Heimat zu teilen. Seine große - auch außermathematische- Bildung, ebenso wie seine Bescheidenheit und Warmherzigkeit schaffen eine geistige Atmosphäre, in der Nachwuchsmathematikerinnen und -mathematikern ihre eigenen Talente - selbst unter den gegebenen extrem schwierigen Nebenbedingungen - voll entfalten können.