Screen1900 International Conference: Celluloid Goes Digital - Historisch-kritische Edition von Filmen auf DVD - Approaches to Historical-Critical Film Editions on DVD (2002)

Related Book Publication:

Martin Loiperdinger (ed.): Celluloid Goes Digital. Historical-Critical Editions of Films on DVD and the Internet. Proceedings of the First International Trier Conference on Film and New Media, October 2002. Filmgeschichte International. Schriftenreihe der Cinémathèque Municipale de Luxembourg, Band 12. Wissenschaftlicher Verlag Trier. Trier 2003.

Historical films are increasingly seen as an important part of the visual heritage of the 20th century. While many old feature films are available on video or through television broadcasts, most documentary films are not accessible this way for research and teaching purposes. New technologies  for storage,distribution or downloading of digital images bring about promising perspectives in all disciplines which deal with the history of the 20th century.

This volume is the publication of the proceedings of the international conference Celluloid Goes Digital held in Trier in October 2002, seemingly the first on digital editing of films and context material. The contributions focus on the state of the art in the field of digital storage, restoration, accessability and dissemination of moving images, and on methodological problems with regard to the organization of digitized content and design, on DVDs as well as on Internet platforms. The changing nature of films which are accessible on small silver disks or through the Internet is another, sometimes controversial focus.

 

Zielsetzung der Konferenz vom 21.-23. Oktober 2002

Historische Filme sind visuelle Speicher für das Gedächtnis des 20. Jahrhunderts. Obwohl darüber Einigkeit herrscht, ist der Zugang zu Filmen im Vergleich zu Literatur extrem erschwert. Vor allem dokumentarische Filme sind der Forschung und Lehre weitgehend verschlossen, weil sie in der Regel nur über die Sichtung in Filmarchiven zugänglich sind.

Gleichzeitig erleben wir einen Medienumbruch mit weitreichenden Auswirkungen: Die Digitalisierung audio-visueller Produkte hat in den vergangenen drei Jahren stürmische Fortschritte gemacht. DVD wird in wenigen Jahren das analoge Video-Magnetband ersetzt haben. Dadurch bieten sich innovative Möglichkeiten der Wissensproduktion- und Wissensvermittlung insbesondere für die Mediengeschichte von Film und Kino im 20. Jahrhundert.

Didaktisch wird die im 19. Jahrhundert durch Photographie und Film erfolgte Trennung von Sehen und Begreifen vom TouchScreen-Fenster des digitalen Dispositivs aufgehoben: Bei der Erkundung virtueller Bildräume mit Maus-Click werden haptische Qualitäten des Sehens zurückgewonnen, die von fundamentaler Bedeutung für die Erkenntnisleistungen der Sinne sein können. 

Die digitale Versionierung von Filmen erlaubt die Annotierung von Bildinhalten und Bildgestaltungen im Filmbild selbst: Per Maus-Click lassen sich Fenster öffnen, die über entsprechende Verzweigungen in hypertext-konfigurierte Tiefen der inhaltlichen und formalästhetischen Erschließung führen. Dies eröffnet weitreichende Perspektiven der Vernetzung von Filmen mit ihren Referenten, sowohl mit ihrem Realkontext wie mit ihrem Medienkontext, d.h. auch mit anderen Filmen. 

Paradoxerweise werden die Potentiale der Bewegtbild-Digitalisierung für die wissenschaftliche und didaktische Erschließung von historischen Filmen noch kaum ausgeschöpft. DVDs dienen bisher fast ausschließlich für die Wiedergabe von Spielfilmen im Consumer-Bereich. Die wissenschaftliche Erschließung von Bewegtbild-Dokumenten über Hypertext-Konfigurationen, welche Informationszugriffe auf unterschiedliche Inhalte von ganz verschiedenen Nutzerinteressen her erlauben, hat noch gar nicht begonnen. Eine gute Praxis historisch-kritischer Filmeditionen auf digitalen Trägern, die ähnlich hohen Anforderungen entspricht wie historisch-kritische Texteditionen, muss erst noch begründet werden.