01 | Hängt die Wirkung von prosozialen Nudges von Honesty/Humility ab? Eine Online-Studie über die Spendenbereitschaft und den Einfluss von Persönlichkeitseigenschaften. |
Autor*innen | Dreessen, Malin; Peters, Jule & Herman-Tennosaar, Asta |
Dozent | M.Sc. Julian Scherhag |
Abstract | Unsere Studie untersucht den Einfluss von Persönlichkeitsmerkmalen, insbesondere Honesty/Humility, auf die Wirksamkeit von prosozialen Nudges. Nudging bezeichnet die Methode der Verhaltensbeeinflussung durch subtile Änderungen im Umfeld, die in verschiedenen Bereichen, einschließlich der Förderung prosozialen Verhaltens, angewendet werden kann (Thaler & Sunstein, 2008). Die Untersuchung basiert auf dem HEXACO-Modell, das sechs Hauptdimensionen der Persönlichkeit abdeckt: Ehrlichkeit/Bescheidenheit, Verträglichkeit, Emotionalität, Extraversion, Gewissenhaftigkeit und Offenheit für Erfahrungen, ergänzt durch die Dimension Disintegration. Unsere theoretische Grundlage basiert auf der Annahme, dass Persönlichkeitseigenschaften wie Honesty/Humility eine wesentliche Rolle bei der Effektivität von Nudges spielen. Frühere Studien haben gezeigt, dass Honesty/Humility positiv mit prosozialem Verhalten korreliert (Hilbig, Glöckner & Zettler, 2014). Zusätzlich korrelieren Eigenschaften der Dunklen Triade (Psychopathie, Machiavellismus und Narzissmus) negativ mit prosozialem Verhalten (Wertag et al., 2018). Unsere Untersuchung zielte darauf ab, den Einfluss dieser Persönlichkeitsmerkmale auf die Effektivität von Nudges zur Förderung prosozialen Verhaltens zu erforschen. Unsere Hypothesen lauteten: (1) Nudging erhöht die Spendenbereitschaft, (2) hohe Honesty/Humility-Werte korrelieren mit einer höheren Spendenbereitschaft und (3) es gibt eine Interaktion zwischen Nudging und Honesty/Humility. Zusätzlich wurden explorativ der Einfluss von Disintegration und anderen Persönlichkeitsmerkmalen auf die Wirksamkeit von Nudges untersucht. Den Versuchspersonen wurde ein fiktives Einkaufsszenario präsentiert, in dem sie Lebensmittel entsprechend ihrer Präferenzen sortieren sollten. Diese Aufgabe diente dazu, die Teilnehmenden von einem bevorstehenden Nudge abzulenken. Im Anschluss an den simulierten Einkauf hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, freiwillig bis zu 1€ für einen wohltätigen Zweck zu spenden, wobei die Entscheidung über die Höhe der möglichen Spende ihnen selbst überlassen war. Eine Gruppe der Probanden wurde der Nudge "70% der anderen Kunden haben Geld gespendet" präsentiert, während die andere Gruppe keinen Nudge erhielt. Für die Datenauswertung wurde eine binäre logistische Regression verwendet. Die Stichprobe umfasste 331 Teilnehmer (272 Frauen, 56 Männer, 3 divers) im Alter von 18 bis 70 Jahren (Median: 21 Jahre), überwiegend Geringverdiener mit einem Nettoeinkommen von 1500 Euro oder weniger. Persönlichkeitsmerkmale wurden mittels des „24-item Brief HEXACO Inventory“ (de Vries, 2013) und der „10-item Disintegration Scale“ (Knežević, 2017) gemessen. Die Ergebnisse zeigten, dass sowohl Honesty/Humility als auch Conscientiousness im Gesamtmodell signifikante Prädiktoren für die Spendenbereitschaft waren. Während Honesty/Humility in der bivariaten Regression nicht signifikant war, zeigte es im Gesamtmodell einen „unique effect“. Unsere Forschung liefert wertvolle Erkenntnisse darüber, wie spezifische Persönlichkeitsmerkmale die Effektivität von Nudges beeinflussen können. Da der Haupteffekt des Nudging nicht signifikant war, betont dies die Notwendigkeit einer verbesserten Konzeption der Nudging-Interventionen. Die Effektstärke wurde in unserer Studie eher großzügig eingeschätzt und sollte in zukünftigen Untersuchungen konservativer bewertet werden. Zukünftige Studien sollten eine längere Version des HEXACO-Fragebogens einsetzen, um die Reliabilität der Ergebnisse zu erhöhen. Zuletzt sollte die Kontrolle der sozialen Erwünschtheit verbessert werden. |
02 | Morgenstund hat Stress im Mund - Auswirkungen von nächtlichem Erwachen auf die Cortisolaufwachreaktion |
Autor*innen | Dupont, Cara; Fink, Emilia; Hoffmann, Lena-Sophie; Joest, Dana; Krause, Annika; Lauer, Frederike; Lauxen, Kristin; Lehrke, Clara; Ligges, Hannah; Nixdorf, Franziska; Poppe, Elin; Ruppenthal, Linda & Boya, Vanessa |
Dozentin | M.Sc. Lisa Haase |
Abstract | Die morgendliche Cortisol-Aufwachreaktion (CAR) gilt als ein verlässlicher Marker für die Aktivität der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse (HPA-Achse) und hat Einfluss auf die Stressregulation. Es ist wichtig zu klären, ob Faktoren der nächtlichen Schlafunterbrechung, wie beispielsweise berufliche Rufbereitschaft, Lärm, Schlafstörungen, oder das Wecken von Eltern durch ihre Säuglinge, die morgendliche Cortisolreaktion beeinflussen (Richter, 2019). Bisherige Studien zeigen unterschiedliche Ergebnisse. Während Fries et al. (2007) eine reduzierte Cortisol-Aufwachreaktion bei nächtlichem Erwachen feststellten, konnten Dettenborn et al. (2007) keinen Zusammenhang zwischen nächtlichem Erwachen und der CAR feststellen. Vor diesem Hintergrund untersucht die Studie, wie sich nächtliches Erwachen auf die Cortisol-Aufwachreaktion auswirkt. Teilgenommen haben 24 Frauen und 16 Männer im Alter von 19 bis 34 Jahren. Die Daten wurden über vier aufeinanderfolgende Tage erhoben, an denen Speichelproben zu vier definierten Zeitpunkten nach dem Erwachen (+0 Min., +30 Min., +45 Min., +60 Min.) entnommen und tiefgefroren wurden. An zwei dieser Tage wurden die Teilnehmenden nachts zweimal durch individuell angepasste Wecker geweckt. Während dieser Weckphasen blieben die Probanden jeweils 15 Minuten wach und bearbeiteten leichte Denkaufgaben. Es wurde zwischen den Bedingungen “Durchgeschlafen” und “Aufgewacht” unterschieden. Die Analyse der Daten zeigte keinen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen den morgendlichen Cortisolwerten und den beiden Bedingungen. Das bedeutet, dass nächtliches Erwachen in dieser Studie keinen messbaren Einfluss auf die morgendliche Cortisol-Aufwachreaktion hatte. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass kurzzeitiges nächtliches Erwachen, wie es in dieser Studie induziert wurde, möglicherweise keine unmittelbaren Auswirkungen auf die HPA-Achsen-Aktivität am Morgen hat. |
03 | Emotionspriming: Die Verbindung zwischen Gefühlen und Verhalten |
Autor*innen | Kahriman, Meryem; Backes, Michelle; Baumann, Marietta; Beck, Jasmin; Ewen, Tim; Holitzner, Melanie; Jäger, Kathrin; Kaffenberger, Selina; Kullmann, Natalie; Kunz, Lynn; Özdemir, Seyma; Pieper, Anne; Prinz, Marie; Walczok, Lara-Maria & Wenzl, Gloria |
Dozent | Prof. Dr. Roland Neumann |
Abstract | Diese Studie untersucht, ob emotionale Priming-Effekte durch affektive Reaktionen oder semantische Prozesse vermittelt werden. Die zwei Experimente konzentrierten sich auf die Emotionen Angst und Ekel. Im ersten Experiment wurde untersucht, ob die Intensität des Affekts den Priming-Effekt beeinflusst, während im zweiten Experiment die Auswirkungen einer gestörten semantischen Kategorisierung durch den Einsatz unscharfer Primes getestet wurden. Im ersten Experiment wurden den Teilnehmern Primes und Targets mit unterschiedlicher affektiver Intensität und emotionaler Kongruenz gezeigt. Eine 2x2-ANOVA mit Messwiederholung analysierte die Faktoren Affektintensität (hoch vs. niedrig) und Kongruenz (kongruent vs. inkongruent). Die Ergebnisse zeigten einen signifikanten Haupteffekt für Kongruenz, F(1,33)=4.49, p=.042, partial η²= .12, jedoch keine signifikanten Effekte für die Affektintensität, F(1,33)=1.03, p=.317, oder die Interaktion zwischen Kongruenz und Affekt, F(1,33)=.60, p=.443. Diese Befunde deuten darauf hin, dass emotionales Priming eher durch semantische Prozesse als durch die Intensität des Affekts gesteuert wird. Das zweite Experiment prüfte, ob das Verwischen der Primes die semantische Kategorisierung beeinträchtigt und den Priming-Effekt verringert. Den Teilnehmern wurden unscharfe und klare Primes gefolgt von Targets gezeigt, und ihre Antwortgenauigkeit wurde gemessen. Eine 2x2-ANOVA mit Messwiederholung analysierte die Effekte von Kongruenz (kongruent vs. inkongruent) und Unschärfe (unscharf vs. klar). Die Ergebnisse zeigten einen signifikanten Haupteffekt für Kongruenz, F(1,41)=9.77, p=.003, η²=.19, jedoch keine signifikanten Effekte für Unschärfe oder die Interaktion zwischen Unschärfe und Kongruenz (F<1). Überraschenderweise traten emotionale Priming-Effekte unabhängig davon auf, ob die Primes unscharf oder klar waren. Dies deutet darauf hin, dass die Teilnehmer sich möglicherweise auf implizite Hinweise oder Oberflächenmerkmale der Bilder verlassen haben, anstatt auf detaillierte semantische Kategorisierungen. Die Ergebnisse dieser Studie unterstützen die Hypothese, dass emotionales Priming in erster Linie ein semantischer Prozess ist, wobei die Intensität des Affekts eine minimale Rolle spielt. Die Ergebnisse werfen auch Fragen über die Robustheit semantischer Kategorisierungsprozesse auf, selbst wenn Primes unscharf sind. Zukünftige Forschung sollte die Effekte unterschiedlicher Unschärfegrade und kürzerer Verarbeitungszeiten untersuchen, um die Mechanismen, die emotionalem Priming zugrunde liegen, besser zu verstehen. |
04 | Unterscheiden sich räumliche Verzerrungen aufgrund visueller Landmarken je nach temporärer oder persistenter Darstellung? |
Autor*innen | Fröhlich, Jona; Mußhoff, Aron; Youssef, Benafche; Arndt, Patricia & Michaelsen, Eike |
Dozentin | Dr. Paula Soballa |
Abstract | Landmarken sind Stimuli, die die Lokalisierung von Zielreizen beeinflussen. Man unterscheidet zwischen temporären und persistenten Landmarken, also solchen, die kurzzeitig oder langfristig präsentiert werden. Die Effekte von temporär und persistent präsentierten Landmarken wurden bisher nur in der taktilen Modalität verglichen. Um die Effekte persistenter und temporärer Landmarken in der visuellen Modalität zu untersuchen, wurden zwei Experimente durchgeführt. Dabei war es im ersten Experiment die Aufgabe der Versuchspersonen (N= 27), die Position eines kurz eingeblendeten schwarzen Kreises (500ms) als Zielreiz zu lokalisieren. Als Orientierungshilfe stand den Versuchspersonen ein großer schwarzer Kreis als Landmarke an einer von drei möglichen Positionen dauerhaft zur Verfügung. Um den Einfluss genereller Lokalisierungseffekte zu minimieren, wurde der Einfluss der Landmarke mit einer Vergleichsmessung ohne Landmarke verglichen. Der Versuchsaufbau des zweiten Experiments (N= 30) unterschied sich lediglich in der Dauer der Präsentation der Landmarke. Während den Versuchspersonen im ersten Experiment die Landmarke permanent präsentiert wurde, wurde sie im zweiten Experiment ausschließlich kurz vor während und kurz nach der Präsentation des Zielreizes für insgesamt 1500ms eingeblendet. Nach einer 500ms langen Pause erfolgte die Lokalisierung ohne die Präsens der Landmarke. Auch hier wurde eine Vergleichsmessung ohne Landmarke durchgeführt, um die Vergleichbarkeit der Experimente zu gewährleisten. Das erste Experiment untersuchte den Einfluss von persistenten visuellen Landmarken auf die Zielreizlokalisierung. Die Annahme, dass persistente Landmarken Effekte auf die Zielreizlokalisierung haben, konnte bestätigt werden, wobei die Distanz der Landmarke vom Zielreiz keine Auswirkungen zu haben scheint. Im zweiten Experiment wurde der Einfluss von temporären visuellen Landmarken untersucht, wobei die Versuchsbedingungen weitestgehend konstant gehalten wurden. Wie in Experiment 1 zeigten sich auch hier Effekte von temporären visuellen Landmarkten auf die Zielreizlokalisierung. Anders als im ersten Experiment konnte allerdings ein Einfluss der Distanz auf der Y-Achse gefunden werden. Im Vergleich der beiden Experimente zeigte sich ein signifikanter Unterschied in der Zielreizlokalisierung in Abhängigkeit von den Landmarkentypen (temporär vs. persistent). Das Ergebnis lässt darauf schließen, dass beide visuellen Landmarkentypen einen Einfluss auf die Wahrnehmung der Zielreizposition haben, dieser aber je nach Art der Präsentation der Landmarke unterschiedlich ausfällt. Die Ergebnisse sind zudem gegensätzlich zu den Befunden der taktilen Modalität. |
05 | Das Tor zur Handlung - Wie undurchsichtige Türen den RRB-Effekt beeinflussen |
Autor*innen | Danis, Delsa; Diegelmann, Max; Gotthardt, Lisa; Mitrakas, Sophie; Lang, Antonia; Philipps, Lea; Triptrap, Lea Maria & Zilius, Clara |
Dozentinnen | apl. Prof. Dr. Birte Moeller, M.Sc. Maria Nemeth |
Abstract | Hintergrund: Diese Studie untersucht, ob der Walking-Through-Doorways-Effekt (WTD) Einfluss auf wesentliche Aspekte der Handlungssteuerung wie das Response-Response-Binding (RRB) hat, bei dem Reaktionen im Gehirn miteinander verknüpft (Binding) und darauffolgend abgerufen (Retrieval) werden. Der Walking-Through-Doorways-Effekt beschreibt das Phänomen, dass das Durchschreiten von Türen als Eventgrenze wahrgenommen wird und zu einer verminderten Gedächtnisleistung führen kann. Methoden: In einem virtuellen Experiment wurden Versuchspersonen in der First-Person Perspective mit einer undurchsichtigen Holztür als Eventgrenze konfrontiert, um den WTD-Effekt zu untersuchen. Die Studienteilnehmer (N = 12) führten durch Drücken zugewiesener Tastatur-Tasten Reaktionen aus, bei denen Reaktionsbindungen und Fehlerraten zwischen zwei aufeinanderfolgenden Reaktionen in Trials gemessen wurden. In einem Trial, welcher aus jeweils vier Reaktionen bestand, existierte entweder keine Grenze (within) oder eine durch die Tür simulierte Grenze (across). Ergebnisse: Die Ergebnisse bestätigten einen signifikanten RRB-Effekt, was darauf hindeutet, dass eine Bindung zwischen den Reaktionen auftritt. Der Manipulationcheck gibt Hinweise darauf, dass die Tür innerhalb des Experiments als stärkste Eventgrenze wahrgenommen wird. Es zeigte sich jedoch kein signifikanter Einfluss der Tür auf den Mean-Binding-Effekt, was darauf hindeutet, dass die physische Eigenschaft der Tür möglicherweise nicht ausreicht, um die kognitiven Prozesse der Ereignissegmentierung und Gedächtnisbindung signifikant zu beeinflussen. Schlussfolgerung: Die Studie stützt die Annahme, dass Türen als Eventgrenzen fungieren. Ob sie als solche die Handlungssteuerung beeinflussen können, sollte in zukünftiger Forschung mit größerer Stichprobe untersucht werden, um mögliche weitere Effekte zu präzisieren und die Befunde dieser Studie zu bestätigen. |
06 | Der Einfluss des impliziten Machtmotivs auf den Affekt nach sozialer Ausgrenzung - ein Ballwurfexperiment |
Autor*innen | Ottermann, Sina & Heidt, Eva-Maria |
Dozent | Prof. Dr. Jan Hofer |
Abstract | Soziale Ausgrenzung wird von Menschen in der Regel sehr negativ wahrgenommen. Wissenschaftliche Studien konnten belegen, dass soziale Ausgrenzung das Wohlbefinden vermindert und grundlegende psychologische Bedürfnisse frustriert (Chernyak & Zayas, 2010; Vansteenkiste & Ryan, 2013). Dabei scheinen vor allem hoch machtmotivierte Personen, d.h., Personen, die besonders motiviert sind, das Verhalten und die Emotionen anderer zu beeinflussen, unter sozialem Ausschluss zu leiden und zeigen nach der Frustration ihres Machtmotivs stärkere negative Reaktionen (z.B. eine stärkere Stressreaktion und erhöhte Cortisolwerte nach einem Verlust) als gering machtmotivierte Individuen (Schultheiss, 2007). Um zu überprüfen, ob sozialer Ausschluss das emotionale Wohlbefinden (Ausmaß an erlebtem negativem Affekt) beeinflusst und ob Persönlichkeitseigenschaften diesen Effekt moderieren, wurde ein Ballwurfexperiment im Gruppensetting mit jeweils drei Personen durchgeführt. 30 Studierende der Universität Trier, darunter überwiegend weibliche Psychologiestudentinnen, haben an der Ballwurfstudie teilgenommen. Mit jeweils zwei anderen Personen (Konföderierten der Versuchsleitung) sollten sich die Versuchspersonen während einer gleichzeitig ausgeführten Wortassoziationsaufgabe den Ball zuspielen, wobei die Versuchspersonen in der Experimentalgruppe den Ball in nur etwa 20% der Fälle erhielten (Kontrollgruppe: gleichverteilte Ballkontakte). In den Ergebnissen zeigte sich, dass hochmachtmotivierte Personen generell mehr negativen Affekt in der Studie erlebten. Zudem unterschieden sich die Experimental- und die Kontrollgruppe signifikant im Ausmaß des erlebten negativen Affekts. Dieser Haupteffekt der Bedingung wurde jedoch durch das implizite Machtmotiv moderiert: Insbesondere hochmachtmotivierte Personen in der Experimentalbedingung zeigten vermehrt negativen Affekt. Wir diskutieren unsere Befunde vor dem Hintergrund bestehender Literatur (Replikation von Befunden) und verweisen auf mögliche Kritikpunkte an unserer Studie (z.B. Homogenität der Stichprobe; Versuchsleiter- und Konföderierteneffekte) sowie auf Faktoren, die in zukünftigen Studien beachtet werden sollten. |
07 | Wie Unsicherheit unsere räumliche Wahrnehmung verzerrt |
Autor*innen | Kling, Pia; Giebel, Paula; Schlepegrell, Tomke; Triebs, Darius & Pauli, Luise |
Dozentin | Dr. Paula Soballa |
Abstract | Visuelle Landmarken können die Lokalisierung eines Zielreizes beeinflussen, indem sie zu einer Verschiebung der wahrgenommenen Zielreizposition führen. Diese Studie untersucht, wie verschiedene Faktoren wie räumliche Unsicherheit, die Distanz zur Landmarke und die Präsentationsdauer die Richtung und das Ausmaß dieser Verzerrung beeinflussen. Unter räumlicher Unsicherheit versteht man die Unklarheit bei der Lokalisierung eines Zielreizes z.B. durch Unschärfe und kann mit Zweifel an der eigenen räumlichen Wahrnehmung einhergehen. Untersucht wurden zwei Arten von Landmarkenverzerrung: die Landmarkenanziehung, bei der der Zielreiz in Richtung der Landmarke verschoben wahrgenommen wird, und die Landmarkenabstoßung, bei der der Zielreiz weiter vom Landmarkenstandort weg wahrgenommen wird. Es wurden zwei Experimente mit jeweils 24 Teilnehmern durchgeführt. Dabei wurden die Teilnehmer gebeten, die Position eines Zielreizes auf einem Computerbildschirm in Bezug zu einem Fixationskreuz mit einer Maus zu lokalisieren. Im ersten Experiment betrug die Präsentationsdauer des Ziels 100 ms, während im zweiten Experiment längere Präsentationsdauer von 500 ms verwendet wurden. Der Ablauf umfasst zwei Aufgaben (Kontroll- und Landmarkenaufgabe) mit jeweils zwei Stufen der räumlichen Unsicherheit (hoch vs. gering). Im zweiten Experiment wurde ein stärkerer Farbton des Zielreizes verwendet, um ebenfalls die perzeptuelle Unsicherheit zu manipulieren. Im ersten Experiment zeigte sich, dass sowohl die räumliche Unsicherheit als auch die Distanz zur Landmarke signifikante Effekte auf der wahrgenommenen Zielreizlokalisation) hatten. Eine signifikante Interaktion zwischen der Distanz und der Unsicherheit wurde ebenfalls beobachtet. Im zweiten Experiment waren diese Effekte weniger ausgeprägt. Die Unsicherheit hatte keinen signifikanten Einfluss, während die Distanz einen grenzwertig signifikanten Einfluss hatte. Ein Vergleich zwischen beiden Experimenten zeigte signifikante Unterschiede in der Interaktion zwischen Unsicherheit und Distanz. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Unsicherheit und Distanz unterschiedliche Wirkungen haben können, abhängig von den spezifischen experimentellen Bedingungen. Zusätzliche Analysen untersuchten die Y-Achsen-Landmarkenverzerrung, was weitere Einblicke in die Wechselwirkung zwischen Unsicherheit und räumlicher Orientierung bietet. Zusammenfassend zeigt die Studie, dass sowohl die Unsicherheit als auch die Distanz zur Landmarke entscheidende Faktoren für die Lokalisierung von Zielreizen sind, ihre Effekte jedoch durch die Präsentationsdauer und die Aufgabenkomplexität moduliert werden. Diese Erkenntnisse tragen zum Verständnis der visuellen Modalität von räumlichen Informationen bei und zeigen, wie verschiedene sensorische und kognitive Prozesse die räumliche Orientierung und Wahrnehmung beeinflussen können. |
08 | Einfluss der Zeit auf den Enkodierprozess |
Autor*innen | Engels, Jona; Frost, Lina; Hildebrand, Helena; Klahold, Luka & Schlemmer, Paula |
Dozentin | Dr. Paula Soballa |
Abstract | Unsere räumliche Wahrnehmung wird nicht nur durch interne Repräsentationen bestimmt, sondern wird stark von der visuellen Umgebung beeinflusst. Selbst wenn wir versuchen, uns einen Ort ohne visuelle Hinweise zu merken, ist unsere Erinnerung immer noch von gleichzeitig präsentierten Objekten, so genannten Landmarken, geprägt. (Diedrichsen et al., 2004). Diedrichsen und Kollegen (2004) zeigten, dass die Zeigebewegungen der TeilnehmerInnen bei der Lokalisierung von Zielreizen konsistent in Richtung der nächsten Landmarke gezogen wurde, selbst wenn die Landmarke während der Bewegung nicht mehr sichtbar war. Dies deutet darauf hin, dass die visuellen Landmarken die mentale Repräsentation des Zielpunkts beeinflusst haben Es ist jedoch unklar, ob Landmarken auch dann nützlich sind, wenn sie zeitlich versetzt präsentiert werden. Darüber hinaus ist noch wenig darüber bekannt, ob es einen Unterschied macht, ob das Target oder die Landmarke zuerst erscheint. Die vorliegende Studie soll diese Forschungslücke schließen und dazu beitragen, die genauen Bedingungen zu verstehen, unter denen Landmarken die mentale Verarbeitung von visuellen Informationen beeinflussen. Untersucht wurde die Fragestellung, ob die Landmarke nur nützlich ist, wenn Target und Landmarke zeitgleich präsentiert werden. Auf dieser Basis wurde die Hypothese aufgestellt, dass sich unterschiedliche Verschiebungsmuster zeigen werden, je nachdem, ob Target oder Landmarke zuerst erscheinen. Dazu untersuchten wir 24 Personen. Infolge einer visuellen Inspektion aller Versuchspersonen konnten alle Daten der 24 Versuchspersonen in der Studie verwendet werden. Hierfür wurden sich drei Ausprägungen der Stimulus Onset Asynchronität (SOA) zwischen Zielreiz und Landmarke angeschaut. Der Zielreiz konnte vor, während oder nach der Landmarke präsentiert werden. Zwischen Studie 1 und 2 wurde zusätzlich noch die Dauer der Zielreiz- und Landmarkenpräsentation erhöht. In unserem Experiment fanden wir, dass die zeitliche Abfolge von Landmarke und Target einen entscheidenden Einfluss auf die x-Achsen-Verschiebung hat. Wurde die Landmarke vor oder nach dem Target präsentiert, führte dies zu einer sogenannten "Landmarken Abstoßung“. Die Ergebnisse der vorherigen Studie konnten repliziert werden und es konnte erneut kein signifikanter Haupteffekt der Distanz festgestellt werden. |
09 | Tür auf, Event vorbei? |
Autor*innen | Berg, Enya; Hudler, Emilia; Jakobs, Annabelle; Küpper, Lisa; Levendecker, Lara; Nowak, Jessica & Strauß, Daria |
Dozentinnen | apl. Prof. Dr. Birte Moeller, M.Sc. Maria Nemeth |
Abstract | Das BRAC-Modell postuliert, dass unsere Handlungen durch die Verknüpfung (Binding) von Reizen, Kontexten und Reaktionen im Gedächtnis gesteuert werden. In ähnlichen Situationen werden diese Verknüpfungen automatisch abgerufen (Retrieval) und beeinflussen unser Verhalten. Dabei segmentieren wir Handlungen unbewusst in einzelne Ereignisse (Events). Kontextuelle Veränderungen, wie das Setzen von Eventgrenzen, können jedoch die Gedächtnisleistung beeinträchtigen und den Abruf von Informationen erschweren. Ein bekanntes Beispiel ist der „Walking-through-doorways“-Effekt, bei dem das Durchschreiten einer Tür als Eventgrenze wirkt und das Erinnern an zuvor gespeicherte Informationen erschwert. In unserer Studie untersuchten wir mittels eines Binding-Retrieval-Designs den Einfluss einer durchsichtigen Tür als Eventgrenze auf den Binding-Effekt in einem virtuellen Walking-through-doorways-Setting. Am Experiment nahmen 20 Studierende der Universität Trier teil. Die Ergebnisse weisen einen overall signifikanten Response-Response-Binding-Effekt auf, jedoch konnte keine signifikante Modulation des Effekts durch die durchsichtige Tür als Eventgrenze gefunden werden, obwohl diese insgesamt als stärkste Grenze im Manipulations-Check wahrgenommen wurde. Es stellt sich die Frage, ob die Tür doch einen Einfluss hatte, dieser aber durch die geringe Stichprobengröße nicht gefunden werden konnte. Im Hinblick auf zukünftige Forschung könnte durch eine verbesserte Animation und eine größere Stichprobe der Binding-Effekt in Kombination mit einer Tür als Eventgrenze weiter untersucht werden. |