Auswandererbriefforschung

Für die Migrationsgeschichte, insbesondere für die Geschichte der deutschen Amerika-Auswanderung, stellen Auswandererbriefe eine zentrale Quellengrundlage dar, denn Briefe speichern und transportieren lebensweltliches Wissen und vermitteln alltagsweltliche Differenzerfahrungen und Informationen. Historisch dienten sie als Erinnerungsarchiv und trugen zur Aktualisierung vergangener Erfahrungen vor dem Hintergrund neuer Wissens- und Erfahrungswelten bei. Insbesondere die Serialität von Auswandererbriefen ist von besonderem historischen Wert. Transatlantische Korrespondenzen umspannten häufig Jahrzehnte. Briefserien geben deshalb Aufschluss über migrationsbedingte Verhaltensmuster und ihre Veränderung auch in Bezug auf räumliche und soziale Mobilität nach der Migration sowie über migrantisches Wissen und seine Bedeutung für die Bewältigung lebensweltlicher Umbrucherfahrungen über längere historische Zeiträume hinweg. 

Ausgehend von der Bedeutung von Auswandererbriefen als Quelle und den in den 2000er Jahren begonnenen Versuche, eine eigene "Migrations-Epistologie" zu etablieren (u.a. David Gerber), richten sich die Forschungsbeiträge von Ursula Lehmkuhl darauf, die Auswandererbriefforschung mit Hilfe digitaler Methoden systematisch weiterzuentwickeln. 

Kooperationspartner

Servicezentrum eSciences, Universität Trier

Deutsches Historisches Institut Washington, D.C.

Forschungsbibliothek Gotha

Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek

Publikationen

Krebber, Jochen (2014): Württemberger in Nordamerika: Migration von der Schwäbischen Alb im 19. Jahrhundert (Transatlantische Historische Studien) (Stuttgart: Steiner Verlag)

Lehmkuhl, Ursula (2014): Reading Immigrant Letters and Bridging the Micro-Macro Divide, in: Studia Migracyjne (40:1), 9-30.

Lehmkuhl, Ursula (2014): Johann Heinrich Carl – The Revolutionary: The History and Collective Memory of a German-American Family, 1852-2004, in: Studia Migracyjne (40:1), 31-56.

Lehmkuhl, Ursula (2014): Heirat und Migration in Auswandererbriefen – Die Bestände der Nordamerika-Briefsammlung, in: L’Homme – Europäische Zeitschrift für Feministische Geschichtswissenschaft 25:1, 123-128.

Lehmkuhl, Ursula (2011): Auswandererbriefe als kommunikative Brücken. Wege und Formen der (Selbst-)Verständigung in transatlantischen Netzwerken, in: Zeitschrift für Mitteldeutsche Familiengeschichte, 52. Jg., H. 2, April-Juni 2011, 65-84.

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