Pressestimmen

Während die deutsche Spielfilmgeschichte bis 1945 inzwischen gut aufgearbeitet ist, mußten sich Dokumentarfilminteressierte bisher wie in den Kellern von Xanadu in "Citizen Kane" vorkommen: jede Menge Kisten voll Schätzen, aber kaum eine ausgepackt und katalogisiert. Diese Herkulesarbeit hat nun ein Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft geleistet. Drei Bände sind entstanden, die nicht nur filmografische Angaben in Fülle bereit stellen, sondern auch den kultur-, politik- und mediengeschichtlichen Zusammenhang. Der Kanon an im gesellschaftlichen Gedächtnis präsenten Dokumentationen dieser Zeit ? von "Wege zu Kraft und Schönheit" bis zum "Triumph des Willens" ? kann erheblich erweitert werden. Ein Standardwerk.
Die Welt

Lücken schmerzen, und wenn sie geschlossen werden, kann es um so großartiger sein. In dem hier zu besprechenden Fall verhält es sich so. Die Filmgeschichte kennt bisher nur den Spielfilm, den fiktionalen Film. Dokumentarfilm kommt in den deutschen wie den internationalen Filmgeschichts-Darstellungen gar nicht oder nur am Rande vor. So bleibt die Erforschung des in dokumentarischen Produktionen geronnenen visuellen Gedächtnisses des späten 19. und des 20. Jahrhunderts punktuell und auf zeitliche Inseln konzentriert. Die besondere Nähe des dokumentarischen Films zu zeitgeschichtlichen Prozessen wurde für das "Dritte Reich" selbstverständlich erkannt und thematisiert, für das Kaiserreich und die Weimarer Republik trifft das jedoch nicht so generell zu. Die jetzt erschienene dreibändige "Geschichte des dokumentarischen Films in Deutschland" füllt diese weit klaffenden Lücken, und mehr als das: Sie wird für lange Zeit das Standardwerk sein. Auf 2037 Seiten widmen die Herausgeber und etwa 30 weitere AutorInnen sich der Geschichte von ca. 2500 Filmen, die sie zum größten Teil dem Vergessen entreißen und die sie als typisch für die Formentwicklung des dokumentarischen Films ansehen. Aber sie stellen auch deren Produktionsbedingungen in den Kontext gesellschaftlicher Entwicklungen, deren Inhalte und Ästhetiken in den Kontext der Genese der Moderne, behandeln deren Distribution und Rezeption sowie ihre ideologische Funktionalisierung samt Zensur in den drei Staatsgebilden. Umfangreiche filmographische und bibliographische Anhänge sowie Personenregister gewährleisten die Erschließung der komplexen Darstellungen. 800 Abbildungen leisten visuell Ergänzendes.
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Inhalt

Geschichte des dokumentarischen Films in Deutschland
Band 1: Kaiserreich (1895 - 1918). Herausgegeben von Uli Jung und Martin Loiperdinger.
Band 2: Weimarer Republik (1918 - 1933). Herausgegeben von Klaus Kreimeier, Antje Ehmannn und Jeanpaul Goergen.
Band 3: "Drittes Reich" (1933-1945). Herausgegeben von Peter Zimmermann und Kay Hoffmann.
Philipp Reclam jun.: Stuttgart 2005 
 Die drei Bände eröffnen den interessierten Lesern erstmals einen Zugang zu einem weitgehend in Vergessenheit geratenen Teil der deutschen Filmgeschichte und bieten Grundlagen und Perspektiven für die Film- und Medienwissenschaft ebenso wie für die Zeitgeschichtsforschung. Darüber hinaus erschließen sie auch der Darstellung dieser Zeit in Publizistik, Film und Fernsehen eine Fülle neuer Quellen und Einblicke. Der Dokumentarfilm ? neben dem Spielfilm die zweite große Gattung des Films ? ist weit weniger gut erforscht als jener. Die umfassende Geschichte des dokumentarischen Films in Deutschland will diese Forschungslücke schließen. Das dreibändige Werk stellt die Geschichte des Dokumentarfilms in enger Verbindung zur Geschichte Deutschlands dar. Drei Bände widmen sich den Großepochen der Dokumentarfilmproduktion in Kaiserreich, Weimarer Republik und "Drittem Reich". Sie umfassen ausführliche Filmographien zu mehr als 2000 Dokumentarfilmen und knapp 100 Biographien wichtiger Filmschaffender; über 700 Bilder eröffnen einen visuellen Zugang.
Philipp Reclam jun.
Stuttgart 2005