apl. Prof. Dr. Tobias Tempel

Experimentelle Psychologie in der sonderpädagogischen Forschung

Die Sonderpädagogik beschäftigt sich mit Fragen, die im Zusammenhang mit der Beschulung und dem Unterricht von Kindern und Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf relevant sind. Eine Vielzahl wissenschaftlicher Disziplinen mit sehr heterogenen theoretischen Hintergründen und forschungsmethodischem Instrumentarium tragen zur Beantwortung dieser Fragen bei. Hermeneutische Philosophie und Phänomenologie sind unter anderem ebenso beteiligt wie empirische Soziologie und Psychologie. Experimentelle Studien sind hierbei relativ selten, werden mit ihren Befunden gleichwohl in vielfältige sonderpädagogische Diskurse einbezogen. Im Vortrag werden einige solcher Befunde berichtet:

Durch die Erwähnung einer körperlichen Beeinträchtigung induzierte falsche Erinnerungen belegen wie Stereotype über Menschen mit Behinderung die Personenwahrnehmung und das Personengedächtnis formen. Effekte der Fragereihenfolge machen die Notwendigkeit sorgsamen Umfragedesigns deutlich, wenn es um die Erfassung von Einstellungen gegenüber der Inklusion von Kindern mit Behinderung geht. Gelegenheiten zum cognitive offloading können die Performanz in der Mensch-Maschine-Interaktion erhöhen, wenn eine Augensteuerung zur Bedienung eines Computers genutzt wird, die für manche Menschen mit sehr schweren motorischen Beeinträchtigungen die einzige Möglichkeit einen Computer zu verwenden darstellt. Nachweise des Nutzens abrufbasierten Lernens demonstrieren, dass auch Schüler*innen mit kognitiven Beeinträchtigungen davon profitieren, wenn Lerninhalte in Tests abgefragt werden.