Abschied von Europa

das Ende der Währungen

Am 28. Februar 2002 wanderten die letzten Pfennige über die Ladentheken und gehören damit ebenso der Geschichte an wie Centesimi, Centimos, Centîmes und der niederländische Cent. Aus diesem Anlaß ein Rückblick auf deutsche und europäische Geldzeichen der letzten Jahrhunderte - vom französischen Écu (Fast-Europawährung dieses Millenniums) über Rheingolddukaten, Exemplare aus den Alchimistenküchen barocker Geldvermehrer und frühes Papiergeld bis zur vielbetrauerten irischen Münzserie von 1926 und den Anfängen der DM.


Vor Gebrauch lesen Sie bitte die Packungsbeilage
oder fragen Sie Ihren Bankier oder Advokaten: Preußische Banknoten zu zehn und tausend Banco-Pfund (à 131¼ Reichsthaler) aus dem Jahre 1766..   Abbildung:
Fengler, Heinz: Geschichte der deutschen Notenbanken vor Einführung der Mark-Währung
Regenstauf: Gietl, 1992. 163 S.: Ill.
Signatur: t 50796


Aus der Geschichte der Geldvermehrung:

Notenbanken und Geldkartenladestationen gelingt heute mühelos, woran Generationen von Alchimisten ausnahmslos scheiterten - die Umwandlung von nichts in Gold. Ausnahmslos? Und was ist mit diesen Prägungen aus "philosophisch" hergestelltem Edelmetall, versehen mit alchimistischen Münzmarken (Erfurt, Hessen, Schweden, 17. Jh.)?   Abbildung:
Révue numismatique / Societé Française de Numismatique
2. sér. 12.1867
Signatur: 31 = z 1271A-12


"Einigkeit und Stärke"
machten den revolutionären Franc und seine zahlreichen Ableger zur ersten modernen Währungseinheit, und zu einer vergleichsweise langlebigen - übrigens auch was den bis in die 1980er Jahre immer wieder aufgelegten Münzentwurf von Augustin Dupré (1748-1833) angeht: Fünffrancsstück des Jahres 5 der Republik (1797).   Abbildung:
Suhle, Arthur:
Kulturgeschichte der Münzen

München: Battenberg, 1969. 226, 32 S.: 298 Ill.
Signatur: 30 = CN/w 2272


Lange vor Wagner
nahm man in Baden das Rheingold für bare Münze: Rheingolddukat und andere Entwürfe des Karlsruher Münzrats Ludwig Kachel (1791-1878).   Abbildung:
Wielandt, Friedrich: Badische Münz- und Geldgeschichte
2. neu bearb. Aufl. Karlsruhe: Braun, 1973. XI, 573 S.: Ill. (Veröffentlichungen des Badischen Landesmuseums; 5)
Signatur: w 47035(2)


Und auf den britischen Inseln fasste Münzmeister William Wyon (1795-1851) die Queen zeitgeistgerecht in ein strenges Mittelalter ein ("Gothic Crown" von 1847, Rückseite von William Dyce).   Abbildungen:
Hoberman, Gerald: The art of coins and their photography: an illustrated photographic treatise with an introduction to numismatics
London: Spink, 1981. 397 S.: zahlr. Ill. u. Taf.
Signatur: 31 = E/wa 6666


Wer den Abgang der DM beklagt, sollte bedenken, welchen Schock erst das Verschwinden der 35-Gulden- Scheine bedeutet haben muss (Frankfurter Bank, 1855).   Abbildungen:
Kranister, Willibald: Die Geldmacher international1. Aufl. Wien: Edition S, Verl. d. Österr. Staatsdruckerei, 1989. 326 S.: überwiegend Ill.
Signatur: t 44068


Auch als Weinetikett verwendbar:
"1921er Saarburger" und andere Notgeldscheine der gleichnamigen Stadt, entworfen von dem Trierer Maler Martin Mendgen (1893-1970).   Abbildung:
Wingender, Karl-Rudolf: Das Notgeld der ehemaligen Kreise Trier-Land und Saarburg, ihrer Gemeinden und Privatfirmen, 1918 - 1923
Trier: Petermännchen-Verl., 1987. 21, 12 S.: Ill. (Kleine heimatkundliche Reihe der Trierer Münzfreunde e.V.; 6)
Signatur: w 69558


Spitzenwert:
100-Billionen-Mark- Reichsbanknote aus dem Inflationsendspurtjahr 1924 mit Dürers Porträt des Humanisten Willibald Pirckheimer.   Abbildung:
Währung und Wirtschaft in Deutschland: 1876 - 1975
Hrsg.: Deutsche Bundesbank, Frankfurt am Main Frankfurt am Main: Knapp, 1976. 796 S.: Ill., graph. Darst.
Signatur: t 25159


Man stelle sich vor, Seamus Heaney
oder H. M. Enzensberger hätten über die Gestaltung des Euro-Geldes präsidiert! In Irland war es der Dichter William Butler Yeats, der 1926 dem Auswahlkomitee für das Design der ersten Münzserie vorstand: Yeats forderte statt "patriotischer Embleme" Tierdarstellungen nach griechischen Vorbildern; unter den Wettbewerbsteilnehmern erhielt der britische Medailleur Percy Metcalfe (1895-1970) den Auftrag für die Endausführung auf der Grundlage der von ihm eingereichten Entwürfe (oben)

Abbildung:
Cleeve, Brian [Hrsg.]: W. B. Yeats and the designing of Ireland's coinage: texts by W. B. Yeats and others
Dublin: Dolmen Press, 1972. 75 S. (New Yeats papers; 3)
Signatur: np 11303


Der Name Nida-Rümelin
hat einen guten Klang im deutschen Geldwesen: der Künstler und Ministergroßvater (1876-1945) entwarf u.a. das Gedenkdreimarkstück auf das Dürerjahr 1928.

Abbildung:
Mende, Matthias: Dürer-Medaillen: Münzen, Medaillen, Plaketten von Dürer, auf Dürer, nach Dürer
Nürnberg: Carl, 1983. 559 S.: zahlr. Ill.
Signatur: 33 = DK.DUE/pb 6342


"Kapitalismus = europäische Integration + Elektrifizierung"
sagte sich offenbar in Abwandlung des bekannten Lenin-Satzes der Graphiker Max Bittrof (1890-1972), als er 1948 die ersten DM-Scheine der "Bank Deutscher Länder" entwarf.

Abbildung:
Hackens, Tony [Hrsg.]: Actes du XIe Congrès International de Numismatique …, 8 -13 septembre 1991
Bd. 4. Monnaies des temps modernes, de l'époque contemporaine, des Amériques, billets de banque, … Louvain-La-Neuve, 1993. IV, 449 S.: Ill.
Signatur: 30 = CN/w73749-11,4