Statistik des Verbrechens - Ein Mathematiker kämpft gegen die Nazis
21. November 2019, 23.45 Uhr
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Portrait über engagierten Wissenschaftler, Pazifist und Publizist
Der Film erzählt wichtige Stationen in E. J. Gumbels Leben und widmet sich damit auch einer für die Weltgeschichte folgenreichen, krisenhaften Zeit. Gezeigt wird ein Mensch, der mit seinem Engagement und seinen Überzeugungen gerade auch für Entwicklungen der jüngsten Zeit von Bedeutung ist – bei Themen von Fake News bis Filterblasen, Unterdrückung missliebiger Meinungen, Populismus und Radikalisierung. Emil Julius Gumbel wurde auch zur Zielscheibe einer gleichgeschalteten, hysterischen Presse, eine Begleiterscheinung des Niedergangs der Weimarer Republik. Das Ende Weimars bedeutete auch das Ende von Gumbels Leben in Deutschland. Er war der erste Professor, der mit Machtergreifung der Nazis seinen Lehrstuhl verlor, sein Name stand auf der Ausbürgerungsliste. In Lyon erhielt der Emigrant eine Professur. Als Hitler in Frankreich einfiel, entkam Gumbel erneut um Haaresbreite, setzte von Portugal in die USA über und baute sich, nunmehr zum dritten Mal, eine Existenz auf. Er hielt sich als Privatdozent über Wasser, bis er im Alter eine Professur an der Columbia University New York übernehmen konnte. Dort veröffentlichte er sein Hauptwerk, »Statistics of Extremes«. Mit Archivmaterial und animierten Szenen des Künstlers Nuno Viegas wird das Schicksal des in Vergessenheit geratenen E. J. Gumbel zum Leben erweckt. Es entsteht ein dichtes Porträt eines Ausnahme-Wissenschaftlers und unerschrockenen Pazifisten, Freundes und Mitstreiters von Kurt Tucholsky, Albert Einstein und Carl von Ossietzky. Historiker, Zeitzeugen und Verwandte werden in San Francisco, New York, Heidelberg, Berlin und Zürich interviewt, um diesen fast vergessenen Dissidenten kennenzulernen. Dabei geht der Film der immer aktuellen Frage nach, welche Rolle man als Individuum in einer totalitären Gesellschaft übernehmen kann und welche Gefahren man dafür in Kauf zu nehmen bereit ist.