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IIA zum vierten Mal beim Hochschulgesprächstag "Jüdisches Leben in Deutschland"

HdP Workshop 2024
HdP Workshop 2024
HdP Workshop 2024

Am 08. April beteiligte sich die IIA bereits zum vierten Mal am Hochschulgesprächstag „Jüdisches Leben in Deutschland“ an der Hochschule der Polizei Rheinland-Pfalz. Andreas Borsch (MBR) und Salome Richter erläuterten im Workshop die Funktion und Wirkungsweise von Antisemitismus und sensibilisierten die Studierenden für antisemitische Codes.

Wir bedanken uns bei den Organisatoren für die Einladung und freuen uns auf den nächsten Termin!


IIA organisiert "Trierer Aktion gegen jeden Antisemitismus" - 250 Trierer:innen stellen sich gegen jede Form des Judenhasses

Trierer Aktion gegen jeden Antisemitismus

Am gestrigen Sonntag (17.03.2024) fand auf dem Trierer Hauptmarkt die “Trierer Aktion gegen jeden Antisemitismus” statt, die von der IIA, Buntes Trier e.V., der jüdischen Gemeinde, der DIG Trier, Grenzenlos gedenken, AG Gedenken Schweich, der Trierer Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, der Aktion 3.Welt Saar und der AG Frieden Trier organisiert wurde. Ca. 250 Personen fanden sich um 14 Uhr zusammen und setzten ein klares Zeichen gegen alle Formen der Judenfeindschaft.

Auf der Kundgebung sprach für die IIA Lennard Schmidt, der in seinem Beitrag betonte, dass “Nie wieder” allzu oft ein bloßes Lippenbekenntnis bleibt und insbesondere in sich als links verstehenden Kreisen werden (lebendige) Jüdinnen:Juden regelmäßig ausgeklammert im Kampf gegen Menschenfeindlichkeit:

“Derzeit finden die internationalen Wochen gegen Rassismus statt. Man sagt oft, Jüdinnen und Juden sind beim Rassismus mitgemeint. Wenn dem so ist, wo sind dann die ganzen Antirassist:innen? Wo sind all diejenigen, die ansonsten scheinbar instinktiv das Richtige tun? Einige von ihnen sind nicht hier, weil jüdisches Leben nicht zählt, wenn sie von Minderheitenschutz und Humanismus sprechen. Jüdische Frauen haben für sie nicht gezählt, als sie ihnen ihre Vergewaltigungserfahrungen nach dem 7. Oktober abgesprochen haben. Jüdische Männer zählen nicht, wenn sie für die Verteidigung Israels von der Hizbollah mit Raketen zerfetzt werden. Jüdisches Leben zählt nicht für die tapferen Verteidiger der deutschen Erinnerungskultur, die Antisemitismus nur dort anklagen, wo es ihnen politisch opportun erscheint, aber niemals in der eigenen Familie, bei Freund:innen oder Parteikolleg:innen.”

“Die Regung, gegen den Antisemitismus sich zu erheben,” stellte er zugleich klar, “ist zutiefst menschlich. Sie bedarf kein tieferes Wissen über den Antisemitismus, sie setzt keine stundenlange Lektüre voraus. Man muss nicht Physik, Mathematik, Philosophie studiert haben, um im Angesicht der Gewalt denen beizustehen, die von ihr betroffen sind.” Entsolidarisieren sich Linke und Feminist:innen mit den Betroffenen von Antisemitismus verraten sie zugleich ihre eigenen universalistischen Forderungen.

Angesichts dessen plädierte er abschließend für den gemeinsamen Kampf gegen jeden Antisemitismus, in jedem Milieu, in jeder politischen Orientierung: “Lassen Sie uns für eine Welt kämpfen, in der die Slogans ‘Nie Wieder’ und ‘Believe All Women’ Realität und nicht bloß leere Worte sind!”


Vortrag von Lennard Schmidt zur "documenta" in der Synagoge Wittlich

Vortrag Synagoge Wittlich

Am 27. Februar referierte IIA-Mitglied Lennard Schmidt auf Einladung von Rene Richtscheid (Verein für christlich-jüdische Zusammenarbeit/Emil-Frank-Institut) in der Synagoge Wittlich über die documenta 15. Sein Fazit:

"Seit der documenta 15 hat es zwei, drei, viele weitere documentas gegeben. [...] Wer die documenta für einen Einzelfall hielt oder hält, der irrt. Die documenta ist ein Sinnbild. Ein Sinnbild für eine Gruppe von Tätern, die unter dem Deckmantel der Kunstfreiheit ihr krudes Weltbild ausbreitet, ein Sinnbild für die Mehrheitsgesellschaft, die dieses Treiben aus Inkompetenz, Faulheit, Ignoranz oder heimlicher Genugtuung gewähren lässt und ein Sinnbild für den Kampf von einer Minderheit um ihr angestammtes Recht darauf, in Frieden leben zu dürfen."

Der Vortrag wurde in ähnlicher Form im letzten Sommer aufgezeichnet und kann auf YouTube abgerufen werden.


Vortrag von Lennard Schmidt zu "Antisemitismus heute"

Vortrag Pulse of Europe

Am vergangenen Donnerstag, den 15.02., referierte unser Mitglied Lennard Schmidt beim Trierer Verein „Pulse of Europe“ über "Antisemitismus Heute". Antisemitismus, so sein Fazit, dürfe nicht als rhetorischer Taschenspielertrick eingesetzt werden, um einen politischen Gegner zu diskreditieren, sondern müsse auch im eigenen politischen Lager bekämpft werden, wenn man es denn mit dem Kampf gegen Antisemitismus ernst meine. Im Anschluss an den Vortrag wurde in der vollen „Galerie Netzwerk“ weiterdiskutiert.


IIA stellt sich im Trierer Stadtrat vor

Besuch im Stadtrat Trier

Am 06. Februar hatte unsere Kollegiale Leitung (Lennard Schmidt und Salome Richter) die Gelegenheit, die Arbeit der IIA sowie eines unserer Projekte im Dezernatsausschuss III (Kultur, Tourismus und Weiterbildung) der Stadt Trier vorzustellen. Salome Richter berichtete aus dem Tagesgeschäft der IIA und Lennard Schmidt veranschaulichte unsere Aktivitäten anhand der "Kulturwochen gegen Antisemitismus", die im vorletzten und letzten Jahr erfolgreich durchgeführt wurden.

Wir danken dem Kulturdezernenten Markus Nöhl für die Einladung, die fruchtbare Zusammenarbeit in der Vergangenheit und freuen uns auf zahlreiche künftige Kooperationen!


IIA-Mitglied Luisa Gärtner beriet Theater Koblenz zur Inszenierung von "Saul"

Theater Koblenz

Am Samstag, den 20.01. feierte das Oratorium “Saul” im Theater Koblenz Premiere und wird seitdem von der Kritik hochgelobt. Luisa Gärtner von der IIA Trier begleitete und beriet auf Anfrage der Regisseurin Anja Nicklich hin seit Dezember das Theater, um keine Erscheinungsformen von aktuellem Antisemitismus über die alttestamentarische Handlung des Oratoriums, das die Geschichte der Israeliten unter dem (vermutlich nicht historisch existenten) König Saul erzählt, zu tradieren.

Antisemitismus wird in Deutschland in Kunst und Kultur tradiert, weswegen die IIA insbesondere die Entscheidung der Regisseurin, sich Beratung aus der Antisemitismusforschung zu suchen, sehr befürwortet.

Wir hoffen aus eine weitere Zusammenarbeit mit dem Theater Koblenz und freuen uns über den Erfolg des Oratoriums!


Redebeitrag der IIA auf der "Nie wieder ist jetzt!"-Demonstration am 28. Januar 2024 in Trier

Sharepic Demo 28.01.
Foto Demo 28.01.24
Foto Demo 28.01.24

Am 28. Januar 2024 fand in der Trierer Innenstadt eine Demonstration unter dem Motto “Nie wieder ist jetzt!” statt. Mehr als 10.000 Teilnehmer:innen versammelten sich zwischen Porta Nigra und Hauptmarkt, um angesichts der vor kurzem publik gewordenen Correctiv-Recherche gegen die “Remigrations”-Pläne der AfD und ihrer extrem rechten Verbündeten zu protestieren. Organisiert von Buntes Trier und der AG Frieden Trier, rief ein Bündnis von ca. 100 zivilgesellschaftlichen Organisationen, Gruppen und Initiativen zur Demonstration auf - darunter auch die IIA. Auf der Demonstration sprach auch IIA-Mitglied Lennard Schmidt, dessen Redebeitrag wir hier in voller Länge veröffentlichen:

„Nie wieder ist jetzt!“ Buntes Trier hat dem Protestaufruf gegen die AFD und ihre neurechten Vorfeldorganisationen diese Worte vorangestellt. Jeder kennt diese Worte, aber nur wenige kennen ihren Ursprung. „Nie wieder ist jetzt“, das war die Losung, die am 19. April 1945 die ehemaligen Gefangenen des Konzentrationslagers Buchenwald zusammenführte, um einen Schwur zu leisten, der bis heute Gültigkeit besitzen muss: „Wir werden den Kampf erst aufgeben, wenn der letzte Schuldige vom Gericht aller Nationen verurteilt ist. – Die endgültige Zerschmetterung des Nazismus ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ideal.“

„Nie wieder ist jetzt“, dieses Mantra schafft eine Dringlichkeit, eine Unmittelbarkeit, die zum Handeln verpflichtet, die keine andere Möglichkeit als die Aktion zulässt. Und zum Handeln besteht derzeit genug Anlass! Denn 79 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz demonstrieren wir gegen eine Partei, die „Gesindel entsorgen“ will, die sich von „kulturfremden Völkern“ bedroht sieht, die brennende Flüchtlingsheime als ein Akt des Widerstandes sieht, die eine „Vernichtung der deutschen Identität“ durch einen „großen Austausch“ befürchtet, die von Faschisten, Rassisten, Antisemiten und Frauenfeinden durchsetzt ist und in der rechtsextreme Kräfte die wenigen liberalen Gegenstimmen längst systematisch ausgeschaltet haben.

Kein Zweifel, die Lage ist ernst. Fast 30% der deutschen Wähler halten eine Partei, die die massenweise Abschiebung von Geflüchteten und deutschen Staatsbürgern plant, für satisfaktionsfähig. Sollte diese Partei in den kommenden Wahlen siegen, dann werden sie systematisch linke Strukturen zerschlagen, zivilisatorische Errungenschaften torpedieren, regressive Gesetzesvorhaben durchdrücken, die Forschung einer kruden Nützlichkeitsideologie unterwerfen und selbstverständlichen an ihren Abschiebeplänen arbeiten. Viele sind hier, weil sie entsetzt waren von den Enthüllungen des Correctivs, doch wer in den letzten Jahren die AFD verfolgt hat, für den beinhalteten die Geheimberichte nichts Neues. Wie so oft in der Geschichte sagen die Rechten uns offen ins Gesicht, was sie denken und wie sie handeln werden. Rene Springer, Bundestagsabgeordneter der AFD sagte unmittelbar nach Veröffentlichung des Papiers: „Wir werden Ausländer in ihre Heimat zurückführen. Millionenfach. Das ist kein Geheimplan. Das ist ein Versprechen“. Millionen Menschen haben nun in den letzten Wochen demonstriert gegen diese Politik und damit bewiesen: Die Lage ist ernst, aber alles andere als hoffnungslos.

Doch diese Millionen Menschen hat man in den letzten Wochen schmerzlich vermisst, als Jüdinnen und Juden in Deutschland die Opfer von antisemitischen Übergriffen in der Folge des 7. Oktobers wurden. „Nie wieder“, das war auch die Forderung, die die jüdischen Gemeinden an die deutsche Zivilbevölkerung gerichtet hatten, die wieder einmal dabei zusehen, wie antisemitische Mobs gegenüber Jüdinnen und Juden übergriffig wurden. Die dabei zusahen, wie Fensterscheiben eingeschmissen wurden, wie Hakenkreuze an jüdische Geschäfte geschmiert wurden, wie Jüdinnen und Juden auf offener Straße bedroht und misshandelt wurden. „Nie wieder“, das rief man uns zu, doch wir wollten wieder einmal nicht zuhören. Die Protestrufe der jüdischen Gemeinden blieben unerhört – ein Massenprotest, der nun erfreulicherweise nach den Enthüllungen sich formiert, blieb aus.

Mit welcher Berechtigung also bemächtigen wir uns dieser Phrase nun, wenn wir zwar gegenüber der AFD so laut werden, aber in den vergangenen Wochen geschwiegen haben. Hier zu sprechen, das kostet mich keine Überwindung. Ich kann mir sicher sein, dass meine Aussagen von tausenden Menschen beklatscht und bejubelt werden. Mut hätte es gekostet, auch dann auf die Straße zu gehen, wenn geifernde Antisemiten eine Gegendemonstration bilden, während sie dort oben gestanden und gerufen haben: „Ich schneide euch den Kopf ab!“. Wer gegen Faschismus auf die Straße geht, wer als Kämpfer gegen Antisemitismus auftreten will, der muss jeden Faschismus gleichermaßen verurteilen. Nicht nur den von rechten Parteien, sondern auch gegen die faschistische Hamas. "Nie wieder" muss auch heißen: Gegen jeden Antisemitismus!

Hier, im Kreis von tausenden wähnen wir uns als Widerstandskämpfer gegen eine nationalsozialistische Machtergreifung. Hat man damals noch berechtigterweise über eine Jana aus Kassel gelacht, vergleichen sich nun Demonstranten unironisch mit Sophie Scholl oder wähnen sich im Widerstand gegen eine faschistische Machtübernahme. Sie bestellen Zeitzeugen auf die Demonstrationen, damit diese ihnen versichern können, dass sie nun ganz anders handeln, als ihre Großeltern.
Diesen Menschen sei gesagt: Der Schwur von Buchenwald ist nicht nur eine Aufforderung zum Handeln, sie ist auch eine Aufforderung zum Denken. Sie ist der Auftrag, die Faschisten nicht nur unmittelbar zu besiegen, sondern mit einer Kritik des Faschismus bis ins Herz einer Gesellschaft vorzudringen, die den Faschisten den Weg bereitet hat. Und eine solche Kritik benötigt vor allem eins: Wissen um den Gegenstand, den sie betrifft. Die Kritik der Gesellschaft ist nichts, was aus dem Bauch heraus entsteht, sondern aus dem Hirn.

Die Männer und Frauen, die in Buchenwald ihren Schwur abgeleistet haben, wussten was Widerstand ist. Die Möglichkeit "Nie wieder" aussprechen zu können, haben sie mit ihrem eigenen Blut erkauft. Noch bevor Buchenwald befreit werden konnte, überwältigten die Gefangenen die SS-Wachmannschaften. Für ihre Befreiung hatten diese Menschen selbst gesorgt, genau so wie sie im Lager Frauen und Kranke beschützt, Kinder gerettet haben.
Wer über den Judenmord nicht reden will, der soll auch zur AFD gefälligst schweigen!

Lasst uns also auf Jüdinnen und Juden zugehen, sie einbegreifen in diese Proteste, ihre Sorgen und Ansprüche ernst nehmen, denn nur so schaffen wir eine Welt, wie sie sich die Männer und Frauen in Buchenwald sie gewünscht hätten.


Vortrag zur Einführung in die Kritik des Antisemitismus für den AStA der Universität Trier

Vortrag 11.01.24
Vortrag 11.01.24

Am 11. Januar referierte IIA-Mitglied Marc Seul auf Einladung des Referats für Antirassismus und Antifaschismus des AStA der Universität Trier über die Grundlagen der Antisemitismuskritik. Im Vortrag ging er auf verbreitete Vorstellungen über Antisemitismus ein, z.B. dass Antisemitismus Feindschaft gegen das Judentum als Religion oder “Rassismus gegen Juden” sei, und zeigte jeweils auf, inwiefern diese zwar durchaus relevante Aspekte des antisemitischen Ressentiments benennen, aber den Kern des modernen Antisemitismus als umfassendes Verschwörungsphantasma nichtsdestotrotz verfehlen. Nach der Shoah seien zudem die Kommunikationsbedingungen verändert, sodass Antisemitismus oftmals in latenter Form, also bewusst codiert oder auch in unbewusster Reproduktion, anzutreffen sei. Die Erscheinungsformen des Post-Shoah-Antisemitismus explizierte er an den Phänomenen der Schuldabwehr sowie des israelbezogenen Antisemitismus. Abschließend plädierte er für eine doppelte Stoßrichtung der Antisemitismuskritik: diese müsse zum einen (Selbst-)Kritik auf der Ebene der Subjekte üben, darüber hinaus aber auch eine Kritik jener gesellschaftlichen Verhältnisse formulieren, die den Nährboden für Antisemitismus schaffen.

In der Diskussion wurde anschließend zudem auf die Identitäts- und kollektivbildende Funktion antisemitischer Ressentiments sowie die Virulenz antisemitischer Deutungsmuster des israelisch-palästinensischen Konflikts in den sozialen Medien eingegangen.

Wir bedanken uns herzlich für die Einladung und die spannende Diskussion!


Redebeitrag der IIA auf der Kundgebung "Gemeinsam für die Demokratie" am 15. Januar 2024 in Trier

Sharepic Demo 15.01.

Man braucht niemandem mehr zu erklären, wie gefährlich die AfD ist. Wie gefährlich sie nicht nur für das Leib und das Leben von Menschen ist, sondern auch für das Konzept der Demokratie überhaupt. Jeden Tag entsteht hier oder dort eine neue Initiative gegen Rechts, wird ein neuer Verein für Demokratie in die Wiege gehoben, ein neuer Experte für Antifaschismus. Seit Jahren wiederholen diese zivilgesellschaftlichen Akteure gebetsmühlenartig, was jeder der hier Anwesenden sowieso schon weiß und wusste: Die AfD ist eine faschistische Partei, die von Rassist:innen, Antisemit:innen und Sexist:innen durchsetzt ist. Jeder, der sich darüber aufklären lassen wollte, hatte genug Zeit und Möglichkeit dazu. Jeder, der die AfD trotzdem noch wählt oder sie verharmlost, der tut es bewusst, weil er ihre Politik gutheißt oder sich für ihre Konsequenzen nicht interessiert.

Wenn wir jedoch alle gewusst haben, dass die AfD eine faschistische Partei ist, woher stammt dann die plötzliche Überraschung darüber, dass eine rassistische Partei tatsächlich umzusetzen versucht, was sie seit Jahren ankündigt? Haben wir denn den AfDler:innen gar nicht zugehört? Sie sagen es uns doch offen, jeden Tag. Im Fernsehen, bei Instagram, bei Twitter, bei YouTube. Dass sie Menschen nach rassistischen Kriterien für ersetzbar, für entledigen halten. Dachten wir, die meinen das nicht ernst? Haben wir insgeheim gehofft, dass sich das Problem ohnehin irgendwann von selbst auflöst?

Ich denke, für solcherlei Hoffnung ist es zu spät, doch dürfen wir uns von Angst und Wut nicht dumm machen lassen. Von uns gefordert ist eine Kritik, eine radikale Kritik, und die ist immer schmerzhaft.

Denn unsere Kritik, die muss mitten ins Herz dieser Gesellschaft zielen, auf den gesellschaftlichen Nährboden, auf dem die Pläne der Faschist:innen gedeihen können. Die ekelhafterweise als Rückführung bezeichnete geplante Abschiebung von Menschen in genau die Ländern, vor deren Zuständen sie geflohen sind, ist doch neuerdings in aller Munde - nicht nur in denen von der AfD. Auch andere Parteien gehen neuerdings damit hausieren, dass sie Menschen zurück in die Hölle schicken wollen, aus der sie gerade erst entstiegen sind.

Gerechtfertigt wird dies immer wieder mit dem “importierten Antisemitismus” oder einer Solidarität mit Israel. Dass man in den letzten achzig Jahren keinen importierten Antisemitismus gebraucht hat, um Jüdinnen und Juden in Deutschland das Leben schwer zu machen, sie zu drangsalieren und zu ermorden, interessiert diejenigen, die von Abschiebung reden, herzlich wenig, genauso wie ihnen auch der Schutz jüdischen Lebens ein bloßes Instrument zur Durchsetzung ihrer politischen Ziele ist. Nachdem man seit Jahrzehnten die Bitten und Bedürfnisse der jüdischen Gemeinden gekonnt ignoriert hat, fordert man nun ein Bekenntnis zu Israel, um deutscher Staatsbürger oder Staatsbürgerin werden zu können. In einem Land, in der die sogenannte Kritik an Israel noch immer die vornehmste Diskurseigenschaft ist, ein grausamer Witz ohne Pointe. 

Wir stellen uns klar gegen Abschiebung. Wer die Deportation von geflüchteten Menschen oder deutschen Staatsbürgern mit Rekurs auf Auschwitz zu rechtfertigen versucht, der ist ein Feind der freien Gesellschaft und redet den Faschist:innen der AfD nach dem Mund.


Call for Papers: 3. Trierer Nachwuchstagung für interdisziplinäre Antisemitismusforschung

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Die Initiative Interdisziplinäre Antisemitismusforschung Universität Trier (IIA) veranstaltet vom 08.10.2024 bis zum 10.10.2024 eine interdisziplinäre Tagung zum Themenkomplex Antisemitismus, die sich gezielt an Nachwuchswissenschaftler:innen richtet.

Die Tagung widmet sich gegenwärtigen und historischen Erscheinungsformen des Antisemitismus. Bei stärker historisch orientierten Beiträgen soll allerdings stets auch ein Gegenwartsbezug hergestellt werden. Das Phänomen soll durch die interdisziplinäre Ausrichtung anhand verschiedener Methoden und Zugänge erschlossen werden. Ziel der Tagung ist es, einen Beitrag zur kritischen Auseinandersetzung mit gegenwärtigen und historischen Erscheinungsformen des Antisemitismus zu leisten.

Die dreitägige internationale Tagung findet in Kooperation mit der Forschungs- und Dokumentationsstelle SEAL (Universität Trier), Frau Monika Fuhr (Beauftragte der Ministerpräsidentin für jüdisches Leben und Antisemitismusfragen des Landes Rheinland-Pfalz), dem Arbeitskreis „Erinnerung der Großregion“ e.V., dem Landesverband der jüdischen Gemeinden von Rheinland-Pfalz, dem Jungen Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft und dem jüdischen Studierendenverband Rheinland-Pfalz/Saarland „Hinenu“ in Trier statt. Zivilgesellschaftliche Akteur:innen werden während der Tagung die Möglichkeit haben, ihre Inhalte an Ständen zu präsentieren.

Der Tagungsort ist Trier, die Tagungssprachen sind Deutsch und Englisch. Das Tagungsprogramm wird im Mai 2024 bekannt gegeben.

1. Anspruch der Tagung

Die alle zwei Jahre stattfindenden „Nachwuchstagungen für interdisziplinäre Antisemitismusforschung“ tragen der Notwendigkeit Rechnung, Antisemitismus nicht nur als Phänomen der  Vergangenheit zu beleuchten, sondern auch in seiner Aktualität und seinem Bedrohungspotential zu thematisieren.

Dieses Bedrohungspotential hat sich mit den Angriffen der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 erneut in seine mörderische Praxis übersetzt und einmal mehr offenbart, dass jüdisches Leben jederzeit durch den Vernichtungsdrang islamistischer Terrororganisationen, aber auch durch Staaten wie den Iran und antisemitische Akteur:innen weltweit bedroht wird und selbst der israelische Staat als Refugium für Jüdinnen und Juden keinen vollständigen Schutz vor antisemitischen Pogromen bieten kann.

Die „genozidale Botschaft“ (Dan Diner) der Hamas an Jüdinnen und Juden auf der ganzen Welt macht nicht nur eine Solidarisierung mit allen von Antisemitismus Betroffenen notwendig, sondern auch eine intensive, tiefgreifende und vielschichtige wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Phänomen des Antisemitismus.

Aus diesem Grund soll unsere Tagung durch aus der Nachwuchswissenschaft kommende, neue Forschungsimpulse in Verbindung mit einer fachübergreifenden Aufstellung der Referent:innen innovative Zugänge zur Antisemitismusforschung ermöglichen und Antisemitismus ganzheitlich in den Blick nehmen.

Dementsprechend ist es Anspruch der Tagung, neue Ansätze zur Antisemitismusforschung zu verbreiten, den Ideenaustausch und die Netzwerkbildung unter den Teilnehmer:innen  zu fördern und die Rolle von Nachwuchswissenschaftler:innen zu stärken.

Sofern ein expliziter Bezug zum Themenkomplex Antisemitismus hergestellt wird, können die Beiträge auch verwandte Themen behandeln.

2. Form der Einreichungen

  • Ein maximal zweiseitiges Paper auf Deutsch oder Englisch, in dem der halbstündige Vortrag skizziert wird.
  • Wir erbitten eine kurze (maximal halbseitige) Darstellung der eigenen Biografie.
  • Schicken Sie die Unterlagen (Paper und Selbstbeschreibung) bitte bis zum 01.03.2024 an iia@uni-trier.de.

3. Kost und Logis

Wir übernehmen für alle Referent:innen die Reisekosten (ggf. Flugreise, Bahnreise, Autofahrt etc.) und Übernachtungskosten, sofern sie nicht von der eigenen Universität/Institution getragen werden können. Darüber hinaus stellen wir die Verpflegung während der Tagung (ausgenommen die gemeinsamen Abendessen). Der Tagungsort ist rollstuhlgerecht.

DerCall als PDF zum Download.


Buchvorstellungen zum Band "Erinnern als höchste Form des Vergessens?"

Buchvorstellung Dresden
Buchvorstellung Dresden
Buchvorstellung Dresden

Seit Erscheinen Ende November wurde der Sammelband “Erinnern als höchste Form des Vergessens? (Um-)Deutungen des Holocaust und der ‘Historikerstreit 2.0’” (Verbrecher Verlag) bereits in drei Städten vorgestellt. Die Buchpremiere der gemeinsamen Publikation von Gesellschaft für kritische Bildung, CARS - Centrum für Antisemitismus- & Rassismusstudien und der IIA fand am 21. November an der Goethe-Universität Frankfurt/M. statt. Mitherausgeber Andreas Stahl und Autor Ingo Elbe präsentierten den Band im Rahmen der Veranstaltungsreihe “Buch & Kritik”. Im Rahmen der bundesweiten “Aktionswochen gegen Antisemitismus” der Amadeu Antonio Stiftung und in Kooperation mit der Wochenzeitung Jungle World wurde der Band am 05. Dezember von den Mitherausgebern Jakob Hoffmann und Andreas sowie Autor Steffen Klävers in der Berliner Programmschänke “Bajszel” vorgestellt. Zuletzt waren Mitherausgeber und IIA-Mitglied Marc Seul und die Autor:innen Steffen Klävers und Felicitas Kübler im Dresdner Club “objekt klein a” im Rahmen der Reihe “Auseinandersetzungen zur Gegenwart des Antisemitismus” zu Gast. Alle Buchvorstellungen waren mit zwischen 60 und 90 Gästen sehr gut besucht und mündeten in spannende Diskussionen.

Bei Interesse an einer Buchvorstellung des Bandes können sich Interessierte gerne an eine der herausgebenden Institutionen wenden.


Stellenausschreibung: Wissenschaftliche Hilfskraft für digitale Wissenschaftskommunikation (UPDATE)

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Für das Projekt “Interdisziplinäre Antisemitismusforschung” sucht die Initiative Interdisziplinäre Antisemitismusforschung eine wissenschaftliche Hilfskraft (m/w/d) für digitale Wissenschaftskommunikation. Der Arbeitsumfang der Stelle beträgt zehn Wochenstunden. Das Projekt läuft bis zum 31.12.2024 - eine Verlängerung wird angestrebt.

Anforderungen

  • Interesse an Antisemitismusforschung und -kritik
  • Regelmäßige Teilnahme an den Planungs- und Konzeptsitzungen der IIA
  • fortgeschrittene IT-Kenntnisse (insbesondere Photoshop, InDesign und andere Bildbearbeitungs- und Layoutprogramme)
  • Selbstständiges und zuverlässiges Arbeiten
  • Souveräner Umgang mit gängigen Social Media-Plattformen (Instagram, Twitter/X, Facebook etc.)

Aufgabenbereiche

  • Betreuung des Medienauftritts der IIA
  • Inhaltliche Betreuung der Social Media Kanäle
  • Entwicklung von Formaten der digitalen Wissenschaftskommunikation

Aussagekräftige Bewerbungen mit Lebenslauf, Motivationsschreiben (maximal 1,5 Seiten) sowie 1-2 Arbeitsproben (z.B. Plakatdesign, Designs für Social Media o.Ä.) bitte bis zum 31.01.2024 an iiauni-trierde.


Rückblick auf die Konferenz "Politische Parteien und Antisemitismus"

IIA Konferenz 2023
IIA Konferenz 2023
IIA Konferenz 2023
IIA Konferenz 2023
IIA Konferenz 2023
IIA Konferenz 2023
IIA Konferenz 2023
IIA Konferenz 2023
IIA Konferenz 2023
IIA Konferenz 2023

Am 30.11. und 01.12.2023 fand die zweite Konferenz der IIA an der Universität Trier statt. Thema des intensiven wissenschaftlichen Austauschs war Antisemitismus in (deutschen) Parteien. Dabei wurden sowohl Einzelfallstudien vorgestellt und diskutiert als auch über die Voraussetzungen, Möglichkeiten und Probleme einer systematisierenden und vergleichenden Perspektive auf Antisemitismus in Parteien debattiert. Klar wurde, dass sowohl die Antisemitismus- als auch die Parteienforschung dieses Themenfeld bislang nur in Ansätzen bearbeitet haben, obwohl Parteien als zentralen Akteuren des öffentlichen Diskurses als auch des parlamentarischen Regierungssystems eine hohe Bedeutung für die Verbreitung als auch Bekämpfung von Antisemitismus zukommt. Dabei finden sich antisemitische Weltdeutungen und “Vorfälle” in allen Parteien - vom extrem rechten Spektrum über die politische Mitte bis hin zu grünen und linken Parteien.

Im ersten Panel stellten Isolde Vogel (Wien), Maximilian Selent (Dortmund) und Claire Burchett (London) unter Moderation von Dr. Anna-Sophie Heinze (Trier) ihre Studien zu Antisemitismus in konservativen und Rechtsaußenparteien, namentlich der Christlichsozialen Partei/heute ÖVP in Österreich und der AfD in Deutschland, vor. Im darauffolgenden zweiten Panel stellten Luise Henckel und Kolja Huth (leider erkrankt) ihre Überlegungen zur Rolle des Antisemitismus im Gründungsprozess der Grünen vor, bevor Sebastian Beer und Markus Weiß (beide Berlin) antiamerikanistische Interpretationen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine in der Linkspartei vor. Den ersten Konferenztag beschloss ein Keynote-Vortrag von Prof. Dr. Lars Rensmann (Passau), der einen theoretisch und empirisch fundiert über die “Rückkehr des politischen Antisemitismus in relevanten Parteien in Europa” sprach und damit den Blick auch über den deutschsprachigen Kontext hinaus warf. Dieser Vortrag wird in den kommenden Tagen auf YouTube verfügbar sein!

Am zweiten Konferenztag blickten im dritten Panel - moderiert von Dipl.-Jur. Finn-Lauritz Schmidt (Frankfurt/M.) - Christoph Schuch, Laura Schwarz (beide Berlin) und Christoph Fischer (Trier) aus rechtswissenschaftlicher Perspektive auf den Themenkomplex Parteien und Antisemitismus. Dabei ging es u.a. um die Rolle von Antisemitismus in Parteiverbotsverfahren, die strafrechtliche Verurteilung von antisemitischen Wahlplakaten der Partei “Die Rechte” sowie die Handlungsspielräume von Parteien bei der innerparteilichen Sanktionierung von Antisemitismus. In der Abschlussdiskussion wurden anschließend nochmals einige Diskussionsfäden aus den Panels aufgegriffen und insbesondere die Frage diskutiert, wann - bzw.: ob - Parteien als “antisemitismuskritisch” eingeordnet werden können.

Herzlich danken möchten wir Esther Marx, die die Konferenz fotografisch dokumentiert hat, sowie unseren Förderern: der Rosa Luxemburg Stiftung Rheinland-Pfalz sowie dem Referat für Antirassismus und Antifaschismus des AStA der Universität Trier!

Ganz besonders danken wir natürlich den Referent:innen und Moderator:innen, die mit ihren Beiträgen für eine spannende und tiefgehende inhaltliche Diskussion in sehr angenehmer Atmosphäre gesorgt haben! Wir freuen uns schon auf die weitere Zusammenarbeit am Sammelband zur Veranstaltung! Zudem haben wir uns sehr gefreut, dass David Rosenberg zu Beginn ein Grußwort für den vor kurzem neu gegründeten jüdischen Studierendenverband für Rheinland-Pfalz und das Saarland - Hinenu - hielt. Er berichtete, dass parteipolitisch aktive junge Jüdinnen:Juden auch in diesem Kontext immer wieder mit Antisemitismus konfrontiert werden.


Interview mit Marc Seul über ein israelfeindliches Flugblatt der "Jüdischen Stimme"

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Anlässlich der Verteilung eines israelfeindlichen Flugblattes der “Jüdischen Stimme für einen gerechten Frieden in Nahost” bei einem Friedensgebet in Landau analysierte IIA-Mitglied Marc Seul die Inhalte des Schriftstücks für die "Rheinpfalz":

„Das Flugblatt verbreitet eindeutig israelbezogenen Antisemitismus “, stellte er nach einer Analyse des Inhalts klar. Hinter Formulierungen wie „Apartheidsstaat“ versteckten sich Positionen, die den Staat Israel grundsätzlich infrage stellen. Den terroristischen Großangriff der Hamas als „Gefängnisausbruch“ darzustellen, sei eine Verharmlosung von Terrorismus und eine Umdeutung zum „Befreiungskampf“. Dass sich der Inhalt wenig an Fakten orientiert, machte er auch daran fest, dass die Hamas als Terrororganisation in dem Flugblatt keine Erwähnung findet:

“Es ist offenkundig, dass es für die Autor:innen des Flugblatts nur einen Schuldigen in diesem Konflikt gibt: Israel. Die Deutung eines historisch komplizierten Konflikts in einem eindeutigen Gut-Böse-Schema ist dabei ein klares Anzeichen für ein antisemitisches Weltbild, in dem es keine Ambivalenzen mehr geben darf und immer schon feststeht, dass Israel als ‘Jude unter den Staaten’ (Leon Poliakov) an allem Schuld ist,” schlussfolgerte er.

Zum Beitrag (Paywall)


Interview mit Lennard Schmidt über "pro-palästinensische" Demos in Deutschland mit Radio Bulgaria

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“Diese Demonstrationen bringen Menschen zusammen, die sonst nie auf den Straßen europäischer Hauptstädte zusammenkommen würden. Unter ihnen sind Neonazis, palästinensische Flüchtlinge, linke Aktivisten, Islamisten. Ideologisch gesehen gibt es bei diesen Menschen keine Schnittmengen. Was sie eint, ist der Hass auf den Staat Israel,” betonte Lennard Schmidt, Mitglied und Teil der kollegialen Leitung der IIA Trier, im Interview mit Radio Bulgaria (BNR) am 11. November 2023.

Zum Beitrag (auf Bulgraisch)


Vortrag von Isolde Vogel zu Impfablehnung und Antisemitismus im Rahmen der Online-Vortragsreihe "transfer"

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In der Veranstaltungsreihe [transfer], welche die IIA seit diesem Jahr in Kooperation mit der Amadeu Antonio Stiftung ausrichtet, stellen (angehende) Wissenschaftler:innen ihre Forschungs- und Abschlussarbeiten zu Antisemitismus und Jüdischen Studien vor. Kurz, bündig und zum Transfer in die außerakademische Welt.

Am 16.11. referierte die Historikerin Isolde Vogel (Österreichische Akademie der Wissenschaften) über personelle Verbindungen, ideologische Zusammenhänge und ideengeschichtliche Parallelen zwischen Impfablehnung und Antisemitismus. Auch wurden die Argumentationsmuster und Motive, mit denen Jüdinnen und Juden als „giftig“, „krankmachend“ und „todbringend“ und die Impfung wiederum als „jüdisch“ begriffen wurde, aufgezeigt.

Zur Aufzeichnung


Interview mit Luca Zarbock über Antisemitismus auf "pro-palästinensischen" Demonstrationen in Saarbrücken

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Die Bezeichnung “pro-palästinensisch” geht am Charakter der meisten aktuell in Deutschland stattfindenden Versammlungen vorbei, so IIA-Mitglied Luca Zarbock im Interview mit der Saarbrücker Zeitung. „Echter pro-palästinensischer Protest würde voraussetzen, sich in erster Linie kritisch mit der Hamas auseinanderzusetzen.“ Auf den Demonstrationen geht es stattdessen vor allem gegen Israel, „auch Antisemitismus ist gang und gäbe“, stellt er klar.

„Die Hamas verfügt über eine wirkungsvolle Propagandamaschinerie, die von zahlreichen anderen Stellen erweitert und nach Deutschland getragen wird“, erklärt er weiter. Soziale Netzwerke wie TikTok oder Instagram vermitteln kein tiefer gehendes Verständnis dafür, was der islamistische Gottesstaat für die Zivilbevölkerung real bedeute. „Antisemitische und antiisraelische Narrative, die immer wieder reproduziert werden, stellen in Timelines von arabischen Communities oft die einzige Deutungsweise von diesem Konflikt dar.”

Zum Interview


Vortrag auf Einladung der Stadt Trier über (neu-)rechte Kunst

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Am 10. November referierten die IIA-Mitglieder Luisa Gärtner und Lennard Schmidt auf Einladung der Stadt Trier über unterschiedliche Arten, auf die sich Kunst und demokratiefeindliches Gedankengut miteinander verbinden können. In einer anschließenden Diskussion wurde erörtert, wie ein kritischer Umgang erfolgen kann.


Erster Sammelband in neuer Buchreihe der IIA erschienen

Buchcover

Am 13. November ist der zweite Sammelband der Initiative Interdisziplinäre Antisemitismusforschung (IIA) im Open-Access-Format erschienen. Die PDF des Bandes kann kostenfrei auf der Website des Verlag Barbara Budrich heruntergeladen werden! Der Sammelband dokumentiert die Beiträge der Konferenz „Antisemitismus in der (post-)migrantischen Gesellschaft“, die im Februar 2022 stattfand. Ziel der Konferenz wie des Bandes ist es, einen Beitrag zur kritischen Auseinandersetzung mit gegenwärtigen und historischen Erscheinungsformen, Ursachen und Lösungsansätzen des Antisemitismus in der postnazistischen und (post-)migrantischen deutschen Gegenwartsgesellschaft zu leisten.

Der Sammelband bildet dabei den Auftakt der “Trierer Beiträge zur interdisziplinären Antisemitismusforschung”, einer Reihe kritischer Auseinandersetzungen mit gegenwärtigen und historischen Erscheinungsformen, Ursachen und Lösungsansätzen des Antisemitismus, die im Verlag Barbara Budrich erscheint.

Ankündigungstext:

In der spezifischen Konstellation von postnazistischen ideologischen Kontinuitäten mit rassistischen und antisemitischen Deutungsmustern und gleichzeitig zunehmend (post-)migrantischen Identitäten wird gerade Antisemitismus immer wieder zum Gegenstand von Konflikten um Deutungsmacht und Aushandlungsprozessen. Während die Mehrheitsgesellschaft sich gerne für ihre vermeintlich gelungene Erinnerungskultur feiert und Antisemitismus externalisiert, in dem sie ihn mit dem Prädikat „importiert“ versieht, finden sowohl klassisch wie insbesondere auch israelbezogene antisemitische Narrative überdurchschnittlich großen Anklang in migrantischen Communities. Der Band beleuchtet Kontinuitätslinien und aktuelle Entwicklungen des Antisemitismus in der Bundesrepublik und blickt auf Akteur:innen, Ideologien und die Möglichkeiten von Bildung gegen Antisemitismus.

Mit Beiträgen von Thure Alting und Benny Momper, Pavel Brunssen und Lasse Müller, Benjamin Damm, Rosa Fava, Linda Giesel und Katinka Meyer, Henning Gutfleisch, Ruben Obenhaus, Kai E. Schubert, Stefan Vennmann, Charlotte Wiemann, Sebastian Winter sowie Christoph Wolf und Elizaveta Firsova-Eckert.

Die Publikation wird ermöglicht durch großzügige finanzielle Unterstützung der Rosa Luxemburg Stiftung Rheinland-Pfalz, der Stiftung Zeitlehren, des AStA der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg sowie der Forschungs- und Dokumentationsstelle SEAL.

Zum Band auf der Verlagswebsite: https://shop.budrich.de/produkt/antisemitismus-in-der-postnazistischen-migrationsgesellschaft/

Weitere Informationen über den Band wie über die neue Buchreihe finden sich hier.


Buber-Rosenzweig-Lehrauftrag 2023 - IIA bietet Lehrveranstaltung zu "Antisemitismus und Erinnerung(sabwehr)" im Wintersemester an

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Im Wintersemester bietet die IIA in Person von Lennard Schmidt, Andreas Borsch, Luisa Gärtner und Marc Seul eine Übung im B.A.-Studiengang Geschichte zu “Antisemitismus und Erinnerung(sabwehr) in der Bundesrepublik Deutschland” an. Für die Lehrveranstaltung hat die IIA den Buber-Rosenzweig-Lehrauftrag des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (DKR) erhalten.

Deutschland ist vermeintlicher „Erinnerungsweltmeister“ und hat mit der Aufarbeitung des Holocaust doch den aktuellen Antisemitismus nicht präveniert. Daher ist eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Problemen der Erinnerung unumgänglich. Wie hängen Erinnerungskultur und Antisemitismus zusammen und wo liegen die Probleme der Erinnerungskultur(en) in Deutschland? Die Übung gibt einen Überblick über aktuelle Erscheinungsformen des Antisemitismus und stellt anschließend die Frage, wie marginalisierte Perspektiven in der Erinnerung, politische Interessen, wissenschaftliche Kontroversen wie der “Historikerstreit 2.0” und eine wehrhafte jüdische Aufarbeitung des Antisemitismus zusammenhängen. Die Sitzungen werden von jeweils einem von vier Referent*innen der Initiative Interdisziplinäre Antisemitismusforschung Trier (IIA) geleitet, die sie zu einzelnen Forschungsthemen bzw. Ausformungen von Antisemitismus(-bekämpfung) gestalten.

Die Lehrveranstaltung findet donnerstags um 8 Uhr statt. Anmeldung über PORTA oder per Mail an iia@uni-trier.de.

Studierende aus anderen Studiengängen sind (nach Absprache) willkommen, können allerdings keine ECTS erwerben.


Sammelband "Erinnern als höchste Form des Vergessens?" erscheint Ende November 2023

Cover

Im November 2023 erscheint der Band “Erinnern als höchste Form des Vergessens? (Um-)Deutungen des Holocaust und der ‘Historikerstreit 2.0’” im Verbrecher Verlag mit Beiträgen von Yehuda Bauer, Nicolas Berg, Ingo Elbe, Jan Gerber, Jeffrey Herf, Steven T. Katz, Steffen Klävers, Felicitas Kübler, Stephan Lehnstaedt, Niklaas Machunsky, Rolf Pohl, Ljiljana Radonić, Elke Rajal, Lars Rensmann, Samuel Salzborn und Anja Thiele.

Eine Publikation der Gesellschaft für kritische Bildung, der Initiative Interdisziplinäre Antisemitismusforschung Trier (IIA) und des CARS - Centrum für Antisemitismus- & Rassismusstudien

Ankündigungstext:

Vor dem Hintergrund des sich seit über zwei Jahren in der deutschsprachigen Öffentlichkeit abspielenden „Historikerstreit 2.0“ wird immer wieder über die Bedeutung des Holocaust gestritten: Was war der Holocaust und was war er nicht? Inwiefern ist er „präzedenzlos“? Wie wird an ihn erinnert, wie sollte es getan werden? Wer bestreitet seine Präzedenzlosigkeit und welche politischen Folgen bringt das mit sich? Die Beiträge des Bandes geben Antworten auf diese und viele weitere Fragen.

Herausgegeben von Stephan Grigat, Jakob Hoffmann, IIA-Mitglied Marc Seul und Andreas Stahl

Broschur | ca. 500 Seiten | ca. 29,-€

Der Band basiert weitgehend auf der Online-Veranstaltungsreihe, die unter dem Titel „Erinnern als höchste Form des Vergessens? Der Holocaust im Diskurs des 21. Jahrhunderts“ zwischen November 2021 und Mai 2022 digital via YouTube und Zoom stattfand. Organisiert wurde sie vom Arbeitskreis Erinnerung der Großregion, dem Rosa Salon, der Initiative Interdisziplinäre Antisemitismusforschung Trier (IIA), dem AStA der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und dem Referat für Antirassismus und Antifaschismus im AStA der Universität Trier des AStA der Universität Trier.

Weitere Informationen auf der Verlagswebsite hier.


Interview mit Lennard Schmidt über "importierten" Antisemitismus, "Israel-Kritik" und Antisemitismus als ideologisches Bindeglied im Trierischen Volksfreund

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“Es ist immer wieder zu beobachten, dass manche Menschen mit dem Verweis auf den sogenannten importierten Antisemitismus ihren eigenen Antisemitismus kaschieren wollen,” hob Lennard Schmidt, Mitglied und Teil der kollegialen Leitung der IIA Trier, im Interview mit dem Trierischen Volksfreund am 16. Oktober 2023 hervor und kritisierte damit das externalisierende Narrativ eines “importierten” Antisemitismus. “Jede Spielart von Antisemitismus ist auf ihre Art und Weise gefährlich. Der Antisemitismus in rechten und muslimischen Communities ist gewaltvoller, der subtile Antisemitismus etablierter.”

Wie bei den “Querdenken”-Demonstrationen kann Antisemitismus auch bei Kundgebungen und Äußerungen gegen Israel ein verbindendes Element sein: “Antisemitismus vereint Gruppen miteinander, die eine ideologische Abneigung gegeneinander haben. Bei der Solidaritätskundgebung für Israel am Mittwoch vergangener Woche in Trier demonstrierte ein stadtbekannter Neonazi an der Seite von Männern, die sich solidarisch mit Palästina gezeigt haben. Auch hier zeigt sich Antisemitismus wieder als Bindeglied.”

Der Beitrag findet sich hier (Paywall).

Lennard Schmidt wird auch in diesem Artikel zitiert (Paywall).


IIA bietet Fortbildungsmaßnahme im Bereich Erinnerungskultur und NS-Gedenkstättenarbeit in Vorbereitung auf eine Fahrt in das staatliche Museum Auschwitz/Birkenau an

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Auschwitz ist zum Synonym für den menschenverachtenden Charakter des NS‐Regimes geworden. Wer also den Nationalsozialismus und den Holocaust verstehen will, der muss auch Auschwitz verstehen lernen. In Kooperation mit der Forschungsstelle SEAL bietet die IIA Trier daher fünf Menschen die Möglichkeit, an einer Zertifizierten Fortbildungsmaßnahme im Bereich Erinnerungskultur und NS-Gedenkstättenarbeit teilzunehmen, an deren Ende eine Exkursion in das staatliche Museum Auschwitz/Birkenau im April 2024 steht. Auf dieser Exkursion mit bis zu fünfzehn weiteren Teilnehmer:innen sollen die fertig ausgebildeten Expert:innen als Multiplikator:innen und Ansprechpartner:innen fungieren.

Die Ausbildung umfasst die verbindliche Teilnahme an mehreren Workshops, Vorträgen und Exkursionen. Über die Daten wird gemeinsam in der Gruppe entschieden. Die Fortbildungsmaßnahme beginnt im November. Eine Teilnahme an der Fortbildungsmaßnahme ist kostenlos!

Bewerbungen mit Motivationsschreiben (1 Seite) und Lebenslauf können bis zum 31. Oktober per Mail an iia@uni-trier.de eingereicht werden.


Lennard Schmidt im Interview mit "SWR Aktuell" über Solidarisierungen mit der Hamas in Rheinland-Pfalz

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„Man kann Antisemitismus nicht so feststellen, wie man in der Naturwissenschaft eine Messung vornimmt, aber [eine Solidaritätsbekundung mit der Hamas] passt sehr gut in ein antisemitisches Weltbild – und sie leistet Antisemitismus in jedem Fall Vorschub,“ erklärte Lennard Schmidt, Mitglied und Teil der kollegialen Leitung der IIA Trier, im Interview mit SWR Aktuell am 12. Oktober.

Angefragt wurde das Mitglied unserer kollegialen Leitung im Kontext von Posts des Instagram-Accounts "Migrantifa Rhein-Main”, der eine Unterstützung des “Widerstands” in Gaza propagiert hatte und damit den islamistischen Terror der Hamas guthieß.

Der Beitrag von SWR Aktuell findet sich hier.


Gemeinsam mit jüdischen Studierenden rief die IIA zur Solidaritätskundgebung mit Israel am 11. Oktober 2023 auf

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Rede Lennard Schmidt
Solidaritätskundgebung für Israel

Am 11. Oktober versammelten sich bei der von der IIA initiierten Solidaritätskundgebung für Israel ca. 200 Personen vor der Porta Nigra in Trier. Stellvertretend für die IIA hielt Lennard Schmidt eine Rede, die wir hier nun in voller Länge - mit geringfügigen Korrekturen - veröffentlichen. “In Zeiten, in denen Solidaritätsdemonstrationen etwa in Neukölln aus Sicherheitsbedenken abgesagt werden müssen, senden wir die Botschaft, dass wir uns von den vereinigten Antisemiten in aller Welt nicht einschüchtern lassen,” stellte er klar.

“Unser Mitleid und unsere Trauer gilt den Opfern des Hamas-Terrors: den jüdischen und nicht-jüdischen Israelis, deren Leben durch Raketen und Terroranschläge in Gefahr ist, wie der palästinensischen Zivilbevölkerung, die in unmenschlicher Art und Weise als menschlicher Schutzschild missbraucht wird, um möglichst schreckliche Propagandabilder für die Hamas zu produzieren. Und unsere Solidarität gilt - nicht nur heute, sondern jeden Tage - Jüdinnen:Juden in Israel, in Deutschland und weltweit, die gerade einmal mehr um ihre Sicherheit fürchten müssen, Angst haben müssen, ihre jüdische Identität offen zu zeigen.”

Der Redebeitrag der IIA kann hier in voller Länge nachgelesen werden.

Fotos: Max Gerlach


Interview über die "Kulturwochen gegen Antisemitismus" im Trierischen Volksfreund

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„Die Art Erinnerungskultur, die in Deutschland gelebt wird, ist oft zu ritualisiert, zu erstarrt und zu verkleistert. Sie erschöpft sich oft im moralischen Urteil, das immer und immer wiederholt wird, aber dadurch auch ein bisschen seine Wirkungskraft verliert,” erläuterte Lennard Schmidt im Interview mit dem Trierischen Volksfreund die Beweggründe für kritische Auseinandersetzung mit der deutschen Erinnerungskultur im Rahmen der “Kulturwochen gegen Antisemitismus”.

Luisa Gärtner, IIA-Mitglied und Regisseurin des Stücks “Jud Sauer”, ergänzte, „dass Jüdinnen und Juden an Gedenktagen hervorgeholt werden, im Fernsehen sprechen und sich dann auch instrumentalisiert fühlen“. Deswegen sei es Anspruch der Kulturwochen „jüdische Perspektiven stärker einzubringen“.

Bereits am Freitag geht es übrigens bereits weiter mit den Kulturwochen: Filmkritiker Wolfgang M. Schmitt ist zu Gast in der Wissenschaftlichen Bibliothek Trier, um den Film “Leg dich nicht mit Zohan an” zu analysieren und im Anschluss mit dem Publikum zu diskutieren. Wir freuen uns auf euren Besuch!

Das ganze Interview (leider hinter einer Paywall) findet sich hier.


Lennard Schmidt im Interview mit dem Deutschlandfunk das Verständnis von Antisemitismusforschung der IIA

Intervierw Lennard Schmidt

„Unser Ansatz, Antisemitismusforschung nicht bloß als Selbstzweck zu betreiben, sondern die praktische Komponente immer schon mitzudenken, ist unerlässlich, um eine der Kernaufgaben der Antisemitismusforschung aus unserer Sicht zu erfüllen: den Gegenstand ihrer Forschung abzuschaffen,“ beschrieb Lennard Schmidt im Interview mit Anja Reinhardt vom Magazin “Kultur heute” des Deutschlandfunks die Arbeit und Ziele der IIA.

Angefragt wurde das Mitglied unserer kollegialen Leitung im Kontext der gerade stattfindenden “Kulturwochen gegen Antisemitismus”:

„Die Kulturwochen sind aus der Idee heraus entstanden, dass über Antisemitismus sehr viel geforscht, geschrieben und nachgedacht wird, aber Antisemitismus dennoch ein Problem ist und bleibt. […] Wir versuchen mit den Kulturwochen einen Beitrag dazu zu leisten, dass die Erkenntnisse der Antisemitismusforschung in die breite Bevölkerung getragen werden.“

Weiterhin ging es im Interview um die Causa Aiwanger und die Probleme der politischen Bildung zu Antisemitismus.

Das ganze Interview kann hier nachgehört werden.


Vortrag von Marc Seul auf der Jahrestagung der Deutschen Nachwuchsgesellschaft für Politik- und Sozialwissenschaft (DNGPS)

Vortrag Marc Seul DNGPS

Vom 25.-27. August fand am Institut für Politikwissenschaft der Leibniz-Universität Hannover die 9. Jahrestagung der Deutschen Nachwuchsgesellschaft für Politik- und Sozialwissenschaft (DNGPS) statt. Die Tagung beschäfigte sich in diesem Jahr schwerpunktmäßig mit dem Themenkomplex "Demokratie und Krise". Mit dabei war IIA-Mitglied Marc Seul, der über Antisemitismus und politische Nostalgie als Elemente gegenwärtiger reaktionärer Krisendeutungen sprach.

Auf der Vollversammlung der DNGPS wurde Marc Seul zudem in den Vorstand gewählt.

Zum Tagungsprogramm: https://www.dngps.de/fachtagung2023/


Vortrag von Lennard Schmidt über den Wandel des Israelbildes in der Neuen Linken in der Reihe "transfer"

In der Veranstaltungsreihe [transfer], welche die IIA seit diesem Jahr in Kooperation mit der Amadeu Antonio Stiftung ausrichtet, stellen (angehende) Wissenschaftler:innen ihre Forschungs- und Abschlussarbeiten zu #Antisemitismus und Jüdischen Studien vor. Kurz, bündig und zum Transfer in die außerakademische Welt. Am kommenden Donnerstag (17.08.) referiert IIA-Mitglied Lennard Schmidt über den Wandel der Wahrnehmung Israels in der Neuen Linken.

Unmittelbar nach dem Krieg entsteht in der BRD eine Neue Linke, die aus dem messianischen Willen geboren wird, ein erneutes Erstarken des Nationalsozialismus zu verhindern. Die Gründung des Staates Israel als „Refugium der Holocaustüberlebenden“ wird von ihnen einhellig gefeiert. Sie porträtieren Israel als Land der „blühenden Landschaften, schönen Frauen und des guten Weins“, loben das Militär als „widerständig“, die Kibbutzim als „fortschrittlich“ und den Zionismus als „antikoloniales Projekt“.

Nur ein Jahrzehnt später hat sich dieses Israelbild ins absolute Gegenteil verkehrt. Israel ist nun Teil des „militärisch-industriellen Komplexes“ und bildet einen „Brückenkopf der US-Regierung“ im Nahen Osten. Der vorige „Sehnsuchtsort“ wird jetzt als „Apartheidstaat“ bezeichnet. War es der Neuen Linken zuvor noch ein Anliegen gewesen, die historische Schuld der BRD gegenüber Israel zu betonen, so spricht man jetzt von einem „Judenknax“ der Deutschen, der einen objektiven Blick auf diesen indessen faschistischen Staat verstelle. Diese Denkweise kulminiert schließlich 1969 in einem versuchten Anschlag auf eine Synagoge voller Holocaustüberlebender.

Könnte diese Wahnsinnstat noch als das Handeln einer radikalen Minderheit innerhalb der Neuen Linken verbucht werden, untersucht der Vortrag gerade nicht diese vermeintlich radikalen Auswüchse, sondern die ideologischen Grundlinien der Neuen Linken, die einen antizionistisch grundierten Antisemitismus überhaupt erst ermöglicht haben. Im Zentrum der Untersuchung stehen dabei verschiedene Generationskonstellationen innerhalb der Neuen Linken und ihr Verhältnis zu Erinnerung und Schuld.

Zum Vortrag


Antisemitismus als blinder Fleck der Forschung - Salome Richter in der Jüdischen Allgemeinen über die Bestrebungen der IIA

Salome Richter

Ein großes Problem der Forschung zu Antisemitismus und jüdischem Leben ist die gering ausgeprägte Institutionalisierung des Forschungsfeldes - nicht nur in Deutschland, fasst Kai E. Schubert für die Jüdische Allgemeine eine neue Studie des Institute for Jewish Policy Research über die europäische Forschungslandschaft zu Antisemitismus und jüdischem Leben zusammen.

Der Einstiegshürden zum Forschungsdiskurs über Antisemitismus scheinen zwar gering, es fehlen aber Strukturen der Nachwuchsförderung und interdisziplinären Qualitäts- und Wissenssicherung. Daher können sich nur wenige Wissenschaftler:innen in diesem Themenfeld dauerhaft etablieren.

Zusammen mit dem Centrum für Antisemitismus- und Rassismusstudien (CARS) in Aachen wird die IIA hier als Hoffnungsträgerin wahrgenommen - gerade für die dringend nötige Nachwuchsförderung im Bereich der Antisemitismusforschung:

“Dabei ist in Deutschland durchaus einiges in Bewegung: […] [A]n der Universität Trier befindet sich ein Institut für interdisziplinäre Antisemitismusforschung (IIA) in Gründung, bemerkenswerterweise auf Initiative des wissenschaftlichen ‘Nachwuchses’.”

IIA-Mitglied Salome Richter erläuterte gegenüber Schubert die Beweggründe für unsere Bestrebungen nach der Gründung eines Forschungsinstituts an der Universität Trier:

“Wir gründen unser Institut, weil die langjährig institutionalisierte Antisemitismusforschung offensichtlich keine ausreichende Wirkmächtigkeit im Kampf gegen Antisemitismus entwickelt hat”, so Salome Richter vom IIA.

Der ganze Artikel kann hier gelesen werden.


Fanzine zum "Oy vavoy!"-Kulturfestival 2023 erschienen: Schwerpunkt "Fußball, Judentum, Empowerment und Solidarität"

Oy vavoy Fanzine 2023

Hinter uns liegt ein aufregendes Oy Vavoy!-Festival 2023, welches von einer Vielzahl an Vorträgen und Workshops begleitet wurde, die vor Ort unterschiedliche Perspektiven auf das Thema "Fußball, Judentum, Empowerment und Solidarität" präsentierten. Zusätzlich zum Festivalprogramm wurde wie im vergangenen Jahr ein Fanzine mit zahlreichen Texten erstellt, welches weitere Schlaglichter auf die Thematik des Festivals versammelt. Nachdem das Fanzine am 18.5. bereits vor Ort verteilt wurde und regen Anklang fand, ist es nun auch als PDF auf unserer Homepage zum Download verfügbar: DOWNLOAD.

Im Zine sind unter anderem die Texte von Monty Ott zu performativer Jüdischkeit und kritischer Erinnerungskultur, von Alexander Stoler zu Fußball und Judentum in Czernowitz oder von Pavel Brunssen zu strukturellem Antisemitismus im Fußball zu lesen, darüber hinaus gibt es Beiträge von akriba - Antisemitismuskritische Bildungsarbeit, Josina Merle Anraad, Christoph Esser, Ruben Gerczikow sowie der IIA selbst.

Wir bedanken uns bei allen Personen, die Texte eingereicht haben, und wünschen eine gute und erkenntnisreiche Lektüre!


Gastvortrag von Sara Lipton zu Antijudaismus in der christlichen Kunst des Spätmittelalters

Plakat Gastvortrag Sara Lipton

Am 03. Juli 2023 hielt Sara Lipton (Stony Brook University, New York) einen Gastvortrag zum Antijudaismus in der christlichen Kunst des Spätmittelalters an der Universität Trier:

Im Spätmittelalter verändert sich der christliche Blick auf den jüdischen Beschneidungsritus. Das zeigt die New Yorker Kunsthistorikerin in ihrem Vortrag anhand bislang wenig beachteter Text- und Bildquellen auf: sie markieren den Ritus nicht nur als brutal, sondern auch als betrügerisch und scheinheilig. Die Gründe für diesen neuen Trend sind nicht nur im Antijudaismus des Spätmittelalters zu suchen. Vielmehr änderte sich in dieser Zeit auch die christliche Haltung in Bezug auf den eigenen Körper und sein Fleisch sowie auf die materielle Welt insgesamt.

Der Vortrag wurde vom Arye Maimon-Institut für Geschichte der Juden (AMIGJ) in Zusammenarbeit mit der IIA organisiert.


Vortragsreihe "Kurz gesagt" im Juni/Juli 2023

Plakat "Kurz gesagt"
Vortrag Tom Würdemann
Vortrag Luisa Gärtner
Vortrag Monty Ott und Ruben Gerczikow
Vortrag Lennard Schmidt
Vortrag Lennard Schmidt

Mancherorts heißt es, dass Antisemitismus in Deutschland kein Problem mehr sei. Ist das wirklich so? In vier Veranstaltungen reden junge Wissenschaftler:innen und Autor:innen Klartext und zeigen, wo sich so verschiedene Themen wie die Geschichte der Palästinenser:innen, Impfskepsis und den Skandal um die „documenta fifteen“ überschneiden – und was angesichts dessen die junge jüdische Generation in Deutschland zu politischem Engagement motiviert.

„Kurz gesagt“: Ist Palästinasolidarität antisemitisch? Kann ein Psychiater der „Volkspsyche“ schaden? Was ist der Documenta-Skandal? Was macht Politik jüdisch? Für Antworten lädt die Initiative Interdisziplinäre Antisemitismusforschung (IIA) im Juni und Juli 2023 zur Vortragsreihe „Kurz gesagt“ ein. Die Veranstaltungen finden in der Stadtbücherei Trier und der Wissenschaftlichen Bibliothek der Stadt Trier statt. Ein Stream wird über den YouTube-Kanal der IIA angeboten. Die Veranstaltungen setzen kein Vorwissen voraus.

Die Veranstaltungen finden in Kooperation mit der Stadtbücherei Trier, der Wissenschaftlichen Bibliothek der Stadt Trier, der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz und dem Arbeitskreis „Erinnerung der Großregion“ e.V. statt. Gefördert wird die Reihe von der Partnerschaft für Demokratie Trier im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“


2. "Oy vavoy!"-Kulturfestival zu "Fußball, Judentum, Empowerment und Solidarität"

2. Oy vavoy
2. Oy vavoy 2023
2. Oy vavoy 2023
2. Oy vavoy 2023
2. Oy vavoy 2023
2. Oy vavoy 2023
2. Oy vavoy 2023
2. Oy vavoy 2023

Am 18. Mai 2023 fand bereits die zweite Ausgabe des “Oy vavoy!”-Kulturfestivals in Trier statt. Bei wunderbarem Wetter wurde den Besucher:innen ein buntes Programm aus Vortrag, Workshop, Podiumsdiskussion, Kleinfeld-Fußballturnier, Stencil-Workshop, Ständen mit zivilgesellschaftlichen Akteuren und Plakat-Ausstellungen rund um das Thema “Fußball, Judentum, Empowerment und Solidarität” geboten.

Der Festivaltag startete mit einer Stadtführung zu Nationalsozialismus und Fußball in Trier, geleitet durch Hennich und Hanschel. Auf dem Festivalgelände am Don Bosco Haus in Trier-West wurde das Hauptprogramm mittags mit einem Grußwort von Arianit Besiri (Vizepräsident des Fußballverbandes Rheinland) und einem Workshop von Lasse Müller (Zusammen1) eröffnet. Parallel fand der erste “Oy vavoy!”-Cup in der Soccer Halle statt, aus dem das Team “Fazlullah 2” aus afghanischen Geflüchteten als Sieger hervorging. Am Nachmittag lieferte ein Gespräch mit Adam, einem israelischen Ultra von Hapoel Haifa, einen Einblick in Fußball und Fankultur in Israel. Den letzten inhaltlichen Input des Tages lieferte Dr. Lorenz Peiffer mit seinem Vortrag über die “Jüdische Geschichte des Fußballs”. Zum Abschluss des Festivals und in Anlehnung an das letztjährige “Oy Vavoy!” fand erneut ein Punkkonzert in der VillaWuller statt. Mit dabei waren die Bands Doppelraumschiffhälfte (Punk/Synthpunk), Urinstein Kollektiv (Punk/Hardcorepunk) und Choir Boys (Chaotic HC-Punk).

Zudem wurde das 2. “Oy vavoy!”-Fanzine präsentiert: diesmal zum Thema des Festivals “Fußball, Judentum, Empowerment und Solidarität”. Das Fanzine ist kostenfrei bei IIA-Veranstaltungen erhältlich und wird in Kürze zudem zum Download zur Verfügung gestellt.

Es war ein wundervoller Tag mit vielen tollen Menschen, spannenden Begegnungen und einem verbindenen Ziel: die Fußball(-kultur) auf neue Potentiale der Antisemitismusprävention und -bekämpfung hin abzuklopfen.

Ganz herzlich möchten wir uns bei unseren Kooperationspartnern bedanken: der TUFA Trier, der villaWuller, dem Kulturgraben, dem Jugendzentrum "Auf der Höhe" und den Ponyhof Shows. Weiterhin natürlich auch allen unterstützenden Organisationen: dem Fußballverband Rheinland e.V., dem SV Eintracht-Trier 05 e.V., Zusammen1, Makkabi Deutschland e.V. sowie dem JuFo Trier. Abschließend möchten wir uns natürlich auch bei den Förderern des Festivals bedanken: der DFB-Kulturstiftung, der Friedrich-Naumann-Stiftung Rheinland-Pfalz, der Lotto-Stiftung Rheinland-Pfalz, der Herbert und Veronika Reh Stiftung und den Stadtwerken Trier.


Filmvorführung "Stark am Ball - Gemeinsam gegen Judenhass"

2. Oy vavoy 2023
2. Oy vavoy 2023
2. Oy vavoy 2023
2. Oy vavoy 2023

Als Auftaktveranstaltung des diesjährigen "Oy Vavoy!"-Festivals wurde am vergangenen Mittwoch im Broadway Filmtheater die Dokumentation "Stark am Ball - Gemeinsam gegen Judenhass" über Makkabi Deutschland e.V. gezeigt. Im Anschluss diskutierten Jacqueline Dreyhaupt (Regisseurin der Doku), Lasse Müller (Bildungsreferent bei Zusammen1) und Alexander Stoler (ehemaliger Makkabi-Fußballer und Schiedsrichter) über Antisemitismus im Amateur- und Profifußball sowie über die Bedeutung von #Fußball und den Makkabi-Vereinen für Jüdinnen und Juden in Deutschland.

Sowohl im gezeigten Film als auch in der Podiumsdiskussion wurde deutlich, dass antisemitische Anfeindungen gerade auf dem Fußballplatz zur Tagesordnung gehören, weshalb ein signifikanter Teil der Jüdinnen und Juden in den Makkabi-Vereinen nicht an den regulären Wettkämpfen teilnimmt. Diskutiert wurde über die strukturellen Probleme im deutschen Fußball, etwa die hohen Hürden für die Meldung von diskriminierendem Verhalten auf und neben dem Platz und die oftmals fehlenden Folgen für die Täter:innen. Der Tag, an dem sich Jüdinnen und Juden auf den Fußballplätzen sicher fühlen können, ist leider in weiter Ferne. Gleichzeitig existieren Präventionsprojekte wie Zusammen1, die sich niedrigschwellig gegen (nicht nur antisemitische) Diskriminierung im Fußball einsetzen und alle Unterstützung verdienen.

Wir bedanken uns bei allen Gästen, die der Veranstaltung beigewohnt haben, sowie beim Broadway Filmtheater für die Bereitstellung des Veranstaltungsorts!


Aufführung von "Trauer to go" mit anschl. Podiumsdiskussion zu Erinnerungskultur und Antisemitismus in der Gedenkstätte Hinzert

Plakat 07. Mai
"Trauer to go" Hinzert 2023
"Trauer to go" Hinzert 2023
"Trauer to go" Hinzert 2023

Am vergangenen Sonntag, den 07. Mai 2023, dem Vortrag des Tags des Sieges über den deutschen Faschismus/Tag der Befreiung, präsentierte die IIA in Kooperation mit der Landeszentrale für politischeBildung Rheinland-Pfalz/Gedenkstätte SS-Sonderlager/KZ Hinzert und dem Förderverein Gedenkstätte KZ Hinzert e.V. das Theaterstück “Trauer to Go” von Adriana Altaras in einer Inszenierung von Luisa Gärtner.

Nach dem Theaterstück fand eine Podiumsdiskussion über das Theaterstück, aktuelle Fragen der Gedenkkultur sowie Antisemitismus und seine Prävention heute ein. Unter der Moderation von Sophie Brüss (SABRA NRW) diskutierte IIA-Mitglied Lennard Schmidt mit Bernhard Kukatzki (Direktor der Landeszentrale für Politische Bildung), Dieter Burgard (ehem. Beauftragter der Ministerpräsidentin für jüdisches Leben und Antisemitismusfragen in Rheinland-Pfalz) und Fabio Brischle (Regionalkoordinator Koblenz-Mittelrhein für die Schulen ohne Rassismus - Schule mit Courage). Ursprünglich auf etwa eine Stunde angelegt, entfaltete sich eine wesentlich längere lebhafte und spannende Diskussion, die immer wieder auch Beiträge aus dem zahlreich erschienen Publikum aufgriff.

Wir freuen uns über die vielen Besucher:innen der Veranstaltung und bedanken uns herzlich bei unseren Kooperationspartner!


Eröffnung der Ausstellung "Im Abseits" und des 2. "Oy vavoy!"-Kulturfestivals

2. Oy vavoy 2023
2. Oy vavoy 2023
2. Oy vavoy 2023
2. Oy vavoy 2023
2. Oy vavoy 2023
2. Oy vavoy 2023
2. Oy vavoy 2023
2. Oy vavoy 2023

Am 10. Mai 2023 wurde mit der Vernissage der Ausstellung „Im Abseits. Jüdische Schicksale im deutschen Fußball“ in der TUFA Trier das 2. „Oy vavoy!“-Kulturfestival eröffnet.

Begrüßt wurden die Gäste durch Luca Zarbock (IIA), der anhand der Geschichte verschiedener jüdischer Fußballer in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts darlegte, wie Juden zur Entstehung von heute bekannten Fußballvereinen, wie etwa dem FC Bayern München, beitrugen oder an der Gründung von Fußballverbänden beteiligt waren. Gleichzeitig zeichnete er das Schicksal deutscher Juden in Fußballvereinen ab 1933 nach; viele Vereine schlossen Juden bereitwillig – teils der staatlichen Politik der Exklusion zuvorkommend – aus und beteiligten sich somit aktiv an der antisemitischen Ausgrenzungs- und späteren Vernichtungspolitik.

Deborah Frank, Mitorganisatorin des „Oy vavoy!“-Festivals und Mitglied der jüdischen Gemeinde Trier, hob anschließend hervor, dass Antisemitismus auch in der Gegenwart oftmals auf Fußballplätzen und in Fankurven anzutreffen ist. Antisemitisch eingestellten Fußballfans könne anhand er Ausstellung klar aufgezeigt werden, wie wichtig Juden für die Entwicklung ihres Lieblingssports waren.

Für die Jüdische Gemeinde Trier sprach Peter Szemere ein Grußwort, in dem auf verschiedene erinnerungskulturelle Angebote der Gemeinde hinwies und die Ausstellung wie das gesamte Kulturfestival als Teil einer Entwicklung begrüßte, durch die Trier eine Vorreiterrolle im Kampf gegen Antisemitismus und für ein aktives, vielfältiges jüdisches Leben zukomme.

Abschließend skizzierte Andreas Borsch (IIA) Idee und Anspruch des „Oy vavoy!“-Kulturfestivals sowie den Hintergrund des diesjährigen Themenschwerpunkts „Fußball, Judentum, Empowerment und Solidarität“. Auch bedankte er sich bei den zahlreichen Kooperationspartner:innen aus Trier und der Region, die das Kulturfestival möglich machen.


Gastvortrag bei der Vernissage der Ausstellung "Wir Juden"

Lennard Schmidt
Gastvortrag bei der Vernissage der Ausstellung "Wir Juden"
Gastvortrag bei der Vernissage der Ausstellung "Wir Juden"

Am 17. April war die kollegiale Leitung der IIA in Person von Lennard Schmidt und Salome Richter bei der Vernissage der Ausstellung „Wir Juden“ von DEIN e.V. in der VHS Bergisch Gladbach zu Gast. Lennard Schmidt eröffnete dabei die Ausstellung mit einem Input-Vortrag.

Wir wünschen der Ausstellung viele interessierte Besucher:innen und bedanken uns herzlich für die Einladung nach Bergisch-Gladbach beim Verein "Ganey Tikva"!

Die Ausstellung kann auch online betrachtet werden unter: https://www.wir-juden.com/


Call zur Konferenz: "Politische Parteien und Antisemitismus"

CfP Sharepic
CfP

Die Initiative Interdisziplinäre Antisemitismusforschung Trier (IIA) veranstaltet in Zusammenarbeit mit Dr. Anna-Sophie Heinze (Trierer Institut für Demokratie- und Parteienforschung) am 30. November und 01. Dezember 2023 eine Konferenz zum Verhältnis zwischen (deutschen) politischen Parteien und Antisemitismus. Die Konferenz soll dabei insbesondere politikwissenschaftlich geprägt, zugleich aber offen für Zugänge aus anderen Forschungsdisziplinen (pol. Soziologie, Ideengeschichte, Geschichte, etc.) sein. Insbesondere soll ein vertiefter inhaltlicher Austausch zwischen Parteien- und Antisemitismusforschung angeregt werden. Wir freuen uns über theoretisch, methodisch sowie empirisch vielfältige Beiträge von Wissenschaftler:innen aller Karrierestufen.

Weitere Informationen

Call for Papers


Gründungsprozess des Instituts für interdisziplinäre Antisemitismusforschung startete offiziell am 01. Februar

Lennard Schmidt an seinem ersten Arbeitstag als Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Lennard Schmidt an seinem ersten Arbeitstag als Wissenschaftlicher Mitarbeiter

Am 01. Februar trat unser Gründungsmitglied und Teil der kollegialen Leitung Lennard Schmidt die erste wissenschaftliche Mitarbeiterstelle der IIA an. Gefördert wird die Stelle von der Nikolaus Koch Stiftung im Rahmen des Projektes “Gründung eines Instituts für interdisziplinäre Antisemitismusforschung an der Universität Trier”. Im Laufe der nächsten zwei Jahre soll die Institutionalisierung der IIA demnach weiter voranschreiten und die Gründung des Instituts umgesetzt werden. Es geht nun also richtig los! Und das haben wir auch entsprechend gefeiert!

Dass wir innerhalb weniger Jahre von einer kleinen studentischen Initiative zu diesem Punkt gelangt sind, war nur möglich durch die Unterstützung eines großen Kreises an Freund:innen, Unterstützer:innen, Förderer und Sympathisant:innen. Bei allen, die uns bisher begleitet haben, möchten wir uns bei dieser Gelegenheit ganz herzlich bedanken! Ohne euch wäre das alles nicht möglich gewesen!


"Gedenken an der Schmerzgrenze" - Aufführung von "Trauer to go" anlässlich des Gedenktags für die Opfer des Nationalsozialismus

Trauer to go
Trauer to go
Auszug aus der Rathaus Zeitung Trier

Am 27. Januar wurde das von Adriana Altaras stammende und von Luisa Gärtner inszenierte Theaterstück "Trauer to go" anlässlich des Gedenktags für die Opfer des Nationalsozialismus in der Stadtbücherei Trier aufgeführt. In der Rathauszeitung der Stadt Trier erschien eine Besprechung des Stücks:

“In der Vorstellung wird das Publikum Teil einer verkorksten Gedenkveranstaltung: Die Figuren, die in dem Stück ans Rednerpult treten, verlieren sich in ihren persönlichen Eitelkeiten, driften ins Triviale ab, stülpen dem Holocaust ihre kruden, zusammengebastelten Weltbilder über. Als Zuschauer möchte man aufstehen, und den Rednern das Mikrofon aus der Hand reißen. Fast erlösend wirkt da der wütende Ausbruch des Sohnes eines früheren Auschwitz-Häftlings, überzeugend gespielt von Lennard Schmidt, der den Betroffenheit Heuchelden entgegenschreit: ‘Ihr besauft euch an eurer Schuld!’”

Unser besonderer Dank gilt Frau May von der Stadtbücherei Trier, die die Aufführung möglich gemacht hat!


Vortrag von Lennard Schmidt und Luisa Gärtner im Rahmen der Ausstellung “Demokratie stärken – Rechtsextremismus bekämpfen“ in Konz

Lennard Schmidt und Luisa Gärtner beim Vortrag
Lennard Schmidt und Luisa Gärtner beim Vortrag

Am 23. Januar referierten die IIA-Mitglieder Luisa Gärtner und Lennard Schmidt im Rahmen der Ausstellung “Demokratie stärken – Rechtsextremismus bekämpfen“ der Friedrich-Ebert-Stiftung im Bürgerbüro von Dr. Katarina Barley (MdEP), Verena Hubertz (MdB) und Lothar Rommelfanger (MdL) in Konz.

Im Vortrag wurde die Abkehr vom religiösen Antisemitismus hin zu einem scheinbar naturwissenschaftlich-rassistisch begründeten Antisemitismus dargestellt. Die menschenfeindlichen Denkmuster in der nationalsozialistischen Gesellschaft sowie die Funktion des Antisemitismus für den Nationalsozialismus wurden analysiert. Abgeschlossen wurde der Vortrag mit antisemitischen Weltanschauungen in politischen Gruppierungen der Gegenwart.


Vorträge von Lennard Schmidt und Luisa Gärtner im Dezember 2022

Lennard Schmidt und Luisa Gärtner
Das Publikum

Am 08. und 15.12. referierten die IIA-Mitglieder Lennard Schmidt und Luisa Gärtner zum Abschluss des Jahres in zwei verschiedenen Kontexten:

Am 08. Dezember referierten sie auf Einladung des AStA der Universität Trier im Rahmen der Vortragsreihe "zur sache! einführungsvorträge zu aktuellen gesellschaftlichen themen" über Antisemitismus und seine Kritik. Am 15. Dezember waren sie zu Gast im Bürgerhaus in Trier Nord, um über die Geschichte und Probleme der deutschen Erinnerungskultur zu sprechen.

Auch im kommenden Jahr freuen wir uns auf Einladungen zu Vorträgen oder Workshops, die einem breiten Publikum die Themenkomplexe Antisemitismus(-kritik), Erinnerungskultur oder Verschwörungsmythen niedrigschwellig näherbringen! Bei Interesse können Sie uns gerne per Mail an iia@uni-trier.de kontaktieren!

Einen Überblick über unser Vortrags- und Workshopsangebot finden Sie hier.


Marc Seul im Gespräch mit David Hirsh über die gegenwärtigen Bedingungen und Herausforderungen der Antisemitismusforschung

Marc Seul auf dem Podium mit David Hirsh und den Moderatoren

Am Gedenktag für die Novemberpogrome von 1938, dem 09. November, war IIA-Mitglied Marc Seul zu Gast an der Goethe-Universität Frankfurt, um mit David Hirsh vom neu gegründeten London Centre for the Study of Contemporary Antisemitism über die Bedingungen und Herausforderungen der Antisemitismusforschung in Deutschland und in Großbritannien zu diskutieren. Organisiert und moderiert wurde die Diskussion von Tim Stosberg und Henning Gutfleisch. Ronja Hesse, die für den freien zusammenschluss von studentInnenschaften (fzs) und das Junge Forum DIG Frankfurt teilnehmen sollte, war leider krankheitsbedingt verhindert.

Die Podiumdiskussion wurde aufgezeichnet und kann weiterhin hier abgerufen werden.

Übrigens: David Hirshs Buch „Contemporary Left Antisemitism” ist ab jetzt in unserer Fachbibliothek Antisemitismus an der Universität Trier verfügbar und kann ausgeliehen werden!


IIA-Mitglied Marc Seul im Interview mit der Jüdischen Allgemeinen

Interview mit der Jüdischen Allgemeinen
Interview mit der Jüdischen Allgemeinen

Anlässlich der "2. Interdisziplinären Antisemitismustagung" sprach IIA-Mitglied Marc Seul mit Joshua Schultheis von der Jüdischen Allgemeinen über die Idee hinter der Tagung, die Vernetzung unter jungen Antisemitismusforscher:innen, die Herausforderungen der Antisemitismusforschung in Deutschland und die Arbeit der IIA.

Das Interview kann hier nachgelesen werden.


IIA-Mitglied Luca Zarbock im Interview mit der Saarbrücker Zeitung

Interview Saarbrücker Zeitung
Interview Saarbrücker Zeitung

Anlässlich der Erscheinung des ersten Sammelbandes der IIA hat unser Mitglied Luca Zarbock im Interview mit der Saarbrücker Zeitung die Bedeutung des Antisemitismus als Kernelement der "Querdenken"-Bewegung wie als verbindende Klammer für ganz unterschiedliche Milieus beleuchtet und dabei dessen enorme Anpassungsfähigkeit hervorgehoben. Im Interview warnt er vor falschen Externalisierungen und der Ausblendung einer gesamtgesellschaftlichen Präsenz antisemitischer Denkmuster.

Das Interview hier gelesen werden.


Rückblick auf die 2. Interdisziplinäre Antisemitismustagung

Referent:innen, Helfer:innen und das Tagungsteam
2. Interdisziplinäre Antisemitismustagung
2. Interdisziplinäre Antisemitismustagung
2. Interdisziplinäre Antisemitismustagung
2. Interdisziplinäre Antisemitismustagung
2. Interdisziplinäre Antisemitismustagung
2. Interdisziplinäre Antisemitismustagung
2. Interdisziplinäre Antisemitismustagung

Wir blicken zurück auf eine wunderbare 2. Interdisziplinäre Antisemitismustagung mit vielen spannenden inhaltlichen Beiträgen und Diskussionen mit tollen Referent:innen, mit denen es sehr viel Spaß gemacht hat, sich in angenehmer Atmosphäre kennenzulernen und zu vernetzen!

Wir möchten insbesondere allen Helfer:innen danken, die mit ihrem unglaublich tollen Engagement im Vorfeld und während der gesamten Tagung bis zum Abbau diese Tagung ermöglicht haben! Unser großer Dank gebührt Christoph Fischer, Sarah Riefer, Maximilian Müller, Kai Follmann, Vivian Schittek, Noah Layfield, Milena Mess, Daniel Koenen, Esther Marx sowie unserem Fotografen Max Gerlach!

Weiterhin möchten wir den Förderern der Tagung danken: der Partnerschaft für Demokratie Trier, welche die Tagung im Rahmen des Bundesprogramms “Demokratie leben!” des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und gefördert hat, sowie dem Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration Rheinland-Pfalz für dessen Förderung im Rahmen des Programms "Gemeinsam für Gleichwertigkeit". Weiterhin der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz, dem freien Zusammenschluss von Student*innenschaften (fzs), der Friedrich-Naumann-Stiftung Hessen/Rheinland-Pfalz, der Axel-Springer-Stiftung, dem Graduiertenzentrum der Universität Trier “GUT”, dem Freundeskreis Trierer Universität e.V., der Rosa-Luxemburg-Stiftung Rheinland-Pfalz sowie CriThink e.V. Kooperationspartner der Tagung waren darüber hinaus die Forschungs- und Dokumentationsstelle SEAL sowie das Referat für Antirassismus und Antifaschismus des AStA der Universität Trier. In diesem Jahr war die Veranstaltung zudem erstmals Teil der "Bildungs- und Aktionswochen gegen Antisemitismus" der Amadeu Antonio Stiftung.

Last but not least möchten wir natürlich allen Referent:innen und Panelleiter:innen sowie der Antisemitismusbeauftragten, Monika Fuhr, und dem Universitätspräsidenten, Prof. Dr. Dr. h. c. Michael Jäckel, für ihre Grußworte danken.

Wir freuen uns schon auf die nächste Auflage der Interdisziplinären Antisemitismustagung (voraussichtlich im Herbst 2024) sowie die Zusammenarbeit mit den Referent:innen am Sammelband zur Veranstaltung!

Weitere Fotos von der Tagung

Tag 1 | Tag 2 | Tag 3

Alle Fotos von Max Gerlach.


Buchvorstellung des Sammelbandes "Antisemitismus zwischen Kontinuität und Adaptivität" in der villaWuller

Buchvorstellung am 18.10.22
Buchvorstellung am 18.10.22
Buchvorstellung am 18.10.22
Buchvorstellung am 18.10.22

Am 11. Oktober stellten Luca Zarbock und Marc Seul stellvertretend für die Herausgeber:innen den am Tag zuvor erschienen Sammelband "Antisemitismus zwischen Kontinuität und Adaptivität" im Vorfeld der "2. Interdisziplinären Antisemitismustagung für Nachwuchswissenschaftler:innen" in der villaWuller vor. Außerdem wurden die Referent:innen der am darauffolgenden Tag beginnenden Tagung begrüßt.

Bedanken möchten wir uns beim Team der villaWuller und bei unserem DJ "Keule", der im Anschluss an die Buchvorstellung mit einer guten Musikauswahl für eine angenehme Kennenlernatmosphäre sorgte!

Fotos: Max Gerlach


Pressemitteilung: Mord an Alexander W. – Ein weiteres Opfer rechtsextremer Gewalt

PM: Mord an Alexander W.

Gemeinsame Stellungnahme der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus Rheinland-Pfalz, der Fachstelle für Betroffenenstärkung und Demokratieentwicklung – m*power und des Vereins Netzwerk am Turm. Erarbeitet mit Unterstützung der Initiative Interdisziplinäre Antisemitismusforschung und der Forschungsgruppe Extreme Rechte und Rechtspopulismus in Rheinland-Pfalz | Idar-Oberstein/Bad Kreuznach/Koblenz, 12. September 2022

Wir werten den Mord an Alexander W. († 18. September 2021 in Idar-Oberstein) als rechtsextremen Terror: Der Täter gab an, damit eine Botschaft gegen die Corona-Schutzmaßnahmen senden zu wollen. Zwar waren ihm die politisch Verantwortlichen nicht greifbar, wohl aber der auf die Einhaltung der Maßnahmen bedachte Tankstellenmitarbeiter. Bereits vor der Pandemie war der Täter rechtsextrem eingestellt, sein Hass konzentrierte sich ab 2020 verstärkt auf Personen, die er für die Corona-Politik verantwortlich wähnte. Sein Denken mündete schließlich im Mord an Alexander W.

Das Schüren von Angst ist typisch für rechtsextremen Terror: Die gezielte und brutale Tat möchte der Täter verstanden wissen als Symbol eines legitimen Widerstandes gegen die angeblich illegitime Regierung und ihre Handlanger:innen. So berichtete die Polizei unmittelbar nach der Tat von mehreren Vorfällen, in denen Täter:innen Angestellte im Einzelhandel oder Bahnreisende mit Verweis auf die Tat in Idar-Oberstein bedrohten. Sie fühlten sich durch die Tat ermutigt, nun selber Gesicht zu zeigen und zu handeln.[1][2] Die Botschaft der Tat zielt auf das Schüren von Angst und Verunsicherung bei allen potenziellen Betroffenen und wirkt damit über die konkrete Tat hinaus.

„Der Mord an Alexander W. hat offengelegt, wie wichtig die Auseinandersetzung mit den Hintergründen der Tat und rechtem Terror ist. Der Täter wollte die Verantwortlichen für die Corona-Politik treffen, greifbar war ihm aber nur W., der als Tankstellenmitarbeiter die Corona-Verordnungen durchsetzen musste.“ (Rolf Knieper, Geschäftsführer Fachstelle für Demokratieentwicklung und Betroffenenstärkung – m*power)

Die Ermordung Walter Lübckes ruft in Erinnerung, dass auch Repräsentant:innen des Staates Opfer rechtsextremer Gewalt werden können; der Anschlag in Halle zeigt, dass zur Tat entschlossene Rechtsextreme auch beliebige Opfer in Kauf nehmen. Der Mord weist also deutliche Muster von rechtem Terror auf und reiht sich ein in eine dynamische neue Entwicklung.

Der Strafprozess zeichnete das Bild eines Täters, der sich schon vor der Corona-Pandemie in einer rechtsextremen Lebenswelt bewegt hat. Dort äußerte er Hass, Gewalt- und Vernichtungsfantasien gegenüber Migrant:innen, Politiker:innen und vermeintlichen politischen Gegner:innen. Verantwortliche Politiker:innen wollte er „in die Gaskammer schicken“ oder „an Straßenlaternen aufhängen“.[3] Die im Prozess vernommene Oberpsychologierätin des LKA sprach von der langjährigen rassistischen Gesinnung des Angeklagten und nannte seine politische Motivation als handlungsleitendes Motiv für die Tat. Als der Täter seine Waffe ergriff, handelte er in seinem Weltbild stellvertretend für viele andere, die auf „Corona-Demos“ den Resonanzraum für seine Tat bildeten.

„Wir konnten schon bei den Corona-Protesten auf den Straßen und in den diversen digitalen Gruppen beobachten, wie seit Beginn der Pandemie einzelne Menschen für die Maßnahmen verantwortlich gemacht und als Feinde markiert wurden. Nicht selten wurde dies mit Gewaltphantasien verbunden. Die Proteste waren getragen von einer sich verschärfenden Widerstandsrhetorik. Der Mord an Alexander W. zeigt deutlich, dass solche Formen von rhetorischer und digitaler Gewalt auch in reale Gewalt umschlagen können.“ (Nicola Rosendahl, Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus)

Rechtsextreme finden heute auch in Online-Welten Zuspruch und technisches Knowhow. In Teilen des Internets bilden Rassismus, Antisemitismus, Verschwörungstheorien, Misogynie, die Leugnung des menschlich beeinflussten Klimawandels und die Feindschaft zur liberalen Demokratie häufig ein Grundrauschen, das Einzelne motiviert den Entschluss zum gewaltsamen Widerstand zu treffen. Online finden sie mitunter moralische Unterstützer:innen, Sponsor:innen und Zugang zu Waffen. Eine Einbindung in rechtsterroristische Unterstützernetzwerke muss heute nicht mehr zwangsläufig persönlich erfolgen. Dies zeigen beispielsweise die Attentate in München 2016, sowie in Christchurch und Halle 2019.

Der Mord in Idar-Oberstein zeigt erneut, wie rechtsextreme Weltbilder Einzelner und die gesellschaftliche Mobilisierung Vieler auf der Straße und im Netz kaum kontrollierbare Gewalt-
Dynamiken auslösen können. In den vergangenen Jahren waren es die gesellschaftlichen Verwerfungen infolge der Pandemie; im Herbst könnte die Energiekrise als einschneidende Lebenserfahrung hinzutreten. Die Gesellschaft muss wachsam sein gegenüber den neuen drohenden Wellen rechtsextremer Wut und Gewalt.

„Der Täter hat aus seiner politischen Haltung kein Geheimnis gemacht und sogar seine Tat im privaten Umfeld angekündigt. Wichtig ist also, dass das Umfeld genau zuhört, bei menschenfeindlichen Äußerungen widerspricht und sich selbst Hilfe und Beratung einholt. Bei Gewaltphantasien und -ankündigungen muss das Umfeld die Polizei verständigen.“ (Siggi Pick, Netzwerk am Turm e.V.)

Der Mord an Alexander W. muss sowohl von Behörden als auch von Politik und Öffentlichkeit als rechtsextreme Tat gewertet und in politische Entwicklungen eingeordnet werden. Nötig ist eine verstärkte Sensibilisierung für den Wandel der extremen Rechten, auch in den Sicherheits- und Strafverfolgungsbehörden, um das Verständnis zu vertiefen für die rechtsextreme Gefährdung des Zusammenlebens. In der Aus- und Weiterbildung bei Polizei und Justiz muss das Thema auf der Höhe der wissenschaftlichen Debatte verankert werden. Dafür ist auch die Finanzierung von entsprechender Grundlagenforschung und zu rechtsextremer Gewalt in Rheinland-Pfalz notwendig. Wir schließen uns außerdem der Forderung zivilgesellschaftlicher Initiativen an, eine unabhängige Kommission einzusetzen, zur Aufarbeitung und Überprüfung möglicher rechtsextremer Morde in Rheinland-Pfalz. Ihr müssen auch Vertreter:innen der engagierten Zivilgesellschaft angehören.


Anmeldung für die 2. Nachwuchstagung eröffnet

Sharepic 2. Nachwuchstagung 2022

Vom 12. bis 14. Oktober 2022 findet die mittlerweile „2. Interdisziplinäre Antisemitismustagung für Nachwuchswissenschaftler:innen” an der Universität Trier statt! Die Veranstaltung beleuchtet neben theoretischen und historischen Aspekten vor allem aktuelle Erscheinungsformen des Antisemitismus, beispielsweise im Kontext der sog. „Querdenken”-Bewegung, und bezieht dabei eine Vielzahl unterschiedlicher Perspektiven von Nachwuchswissenschaftler:innen ein. So wird es u.a. um die Theorie und Ideengeschichte des Antisemitismus, Affekte, Emotionen und Verschwörungsmythen, die Reaktion von Polizei und Justiz auf antisemitische Vorfälle oder die Bekämpfung antisemitischer Ressentiments an Schule und Universität gehen. Ergänzt werden die Beiträge der Nachwuchswissenschaftler:innen durch einen Keynote-Vortrag von Prof. Dr. Dr. h. c. Monika Schwarz-Friesel (TU Berlin) zu israelbezogenem Antisemitismus und seinem affektiven Abwehr-Narrativ.

Vertreter:innen zivilgesellschaftlicher Gruppen, Lehrer:innen und Pädagog:innen sind zusammen mit allen am Thema Interessierten herzlich eingeladen, entweder in Präsenz in Trier oder digital über den Livestream an der Tagung teilzunehmen! Vereine, Initiativen und Einrichtungen, die sich gegen Antisemitismus einsetzen, haben die Möglichkeit, Ihre Arbeit den Teilnehmenden vorzustellen und sich mit Akteur:innen aus Forschung, Bildung, Prävention und Bekämpfung zu vernetzen!

Anmeldung für Präsenz- und Onlineteilnahme bis zum 02. Oktober per Mail an: iiauni-trierde


Dokumentationsbroschüre zu den "Kulturwochen gegen Antisemitismus 2022" erschienen

Cover Broschüre Kulturwochen
Auszug Broschüre Kulturwochen 2022
Auszug Broschüre Kulturwochen 2022
Auszug Broschüre Kulturwochen 2022

Die offizielle Dokumentationsbroschüre der IIA zu den "Kulturwochen gegen Antisemitismus 2022" steht ab jetzt zum Download zur Verfügung. Die Broschüre versammelt neben einer Vielzahl von Fotos, die die Atmosphäre der Veranstaltung einfangen, auch kurze inhaltliche Skizzen der Veranstaltungen sowie eine leicht gekürzte Fassung der Eröffnungsrede von Lennard Schmidt.

Download der Broschüre


Auswertung zu Antisemitismus in Rheinland-Pfalz 2021 mit Beitrag der IIA erschienen

Cover der Auswertung 2021

Druckfrisch erschienen: die Auswertung der Meldestelle m*power Rheinland-Pfalz zum Schwerpunkt Antisemitismus! Darin findet sich auch ein Beitrag der IIA-Mitglieder Andreas Borsch und Marc Seul, die anhand der im politischen und medialen Diskurs häufig vernachlässigten Analysekategorie Raum die Spaziergänge im Kontext der Corona-Proteste als regressive Raumnahmepraxen untersuchen:

"Die ‚Spaziergänge‘ werden in dieser Weltdeutung [der Protestierenden] als räumlich-praktische Widerstandshandlung gegen die abstrakte Macht wahlweise der ‚Corona-Diktatur‘, einer ‚jüdisch‘ konnotierten Impflobby, George Soros, Bill Gates oder der ‚NWO‘ verstanden. Die (Selbst-)Eingliederung in ein raumnehmendes Kollektiv zielt dabei auf das Bedürfnis, gegen eine vermeintliche Verschwörung – und ihre Vertreter:innen – konkret ‚aktiv‘ zu werden. Damit ist auch ein dominantes Denk- und Wahrnehmungsschemata der Spaziergänger:innen benannt: Durch die Personalisierung abstrakter Herrschaftsverhältnisse wird nicht nur gesellschaftliche Komplexität reduziert, es wird auch ein Freund/Feind-, Gut/Böse-Denken etabliert, das leitend für den Blick auf und das Agieren in der Welt ist.”

Zur vollständigen Auswertung


"Oy Vavoy!" Kulturfestival feiert erfolgreiche Premiere

Das Festivalgelände
Der Workshop von Jonas Engelmann zur widerständigen Tradition des jüdischen Punk
Das neue Ostsaarzorn Fanzine zum Thema "Punk & Jewishness" wird vorgestellt
Besucher:innen lesen das Konzeptplakat
Die Podiumsdiskussion ist gut besucht
Peter Waldmann und Andreas Borsch bei der Podiumsdiskussion
Bijan Razavi bei der Podiumsdiskussion
Punk in der villaWuller

Am Samstag, den 02. Juli 2022, fand erstmals das Oy Vavoy! Kulturfestival statt! Bei wunderbarem Wetter wurde den Besucher:innen in und um die villaWuller ein buntes Programm aus Workshop, Erzählwerkstatt, Stencil-Workshop, Ständen mit zivilgesellschaftlichen Akteuren und Plakat-Ausstellungen rund um das Thema Punk und Judentum geboten.

Der Workshop mit dem Kulturwissenschaftler Jonas Engelmann umfasst einen Kurzvortrag, in dem er das Verhältnis von Punk und Judentum skizzierte, und eine Arbeitsphase in Kleingruppen, in denen die Teilnehmenden anhand von Songbeispielen die unterschiedlichen Formen einer nicht musealisierten Erinnerung an die Shoah im Punk herausarbeiteten.

In der Podiumsdiskussion diskutierten Peter Waldmann (stellv. Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Mainz/Privatdozent Uni Halle) und Bijan Razavi (Bildungsstätte Anne Frank/Kompetenznetzwerk Antisemitismus) unter Moderation von Andreas Borsch (IIA) über ihre eigenen Erfahrungen mit Punk und jüdischem Punk als widerständige Gegenkultur und mögliche Potentiale für die Antisemitismusbekämpfung, die erschlossen werden könnten.

Auch die neue Sonderausgabe des Ostsaarzorn Zine zum Schwerpunkt “Punk & Jewishness”, die anlässlich des Festivals produziert wurde, wurde - coronabedingt leider nur digital - vorgestellt.

Zum Abschluss des Abends spielten die Bands Upfluss, Deäd Kätz und La Flemme ein Punkrock-Konzert in der villaWuller.

Es war ein wundervoller Tag mit vielen tollen Menschen, spannenden Gesprächen und einem verbindenen Ziel: (jüdischen) Punk als widerständige und herrschaftskritische Subkultur und jüdischen Humor auf neue Potentiale der Antisemitismusprävention und -bekämpfung hin abzuklopfen. Wir freuen uns auf die am Samstag angestoßenen Folgeprojekte, die sich diesem Ziel widmen werden, und bereits jetzt auf die zweite Ausgabe des Kulturfestivals im nächsten Jahr!

Wir möchten uns bei allen bedanken, die das Festival möglich gemacht haben: bei der Rosa Luxemburg Stiftung Rheinland-Pfalz, dem AStA der Universität Trier, insb. beim Kulturreferat und dem Referat für Antirassismus und Antifaschismus, dem Kulturgraben, dem Team der villaWuller, Ponyhof Shows, dem Treffpunkt am Weidengraben e.V. und dem Fanprojekt Trier. Gefördert wurde das Kulturfestival vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Programms “Demokratie leben!” sowie vom Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration Rheinland-Pfalz im Rahmen des Programms "Gemeinsam für Gleichwertigkeit".


Abschluss der Kulturwochen gegen Antisemitismus 2022

Lennard Schmidt führt die Erkenntnisse der Kulturwochen zusammen
Das Publikum lauscht dem Grußwort von Katharina Binz
Anastasia Tikhomirova leitete die Diskussion
Das Podium
Sandra Kreisler
Torsun Burkhardt
Dorothea Seiler und Salome Richter (IIA)

Am Donnerstag, den 30.06., fand die Abschlussveranstaltung der diesjährigen “Kulturwochen gegen Antisemitismus” in der Wissenschaftlichen Bibliothek Trier statt. Nach einer kurzen einleitenden Rede von Lennard Schmidt (IIA), die die Diskussionen und Erkenntnisse der Kulturwochen rekapitulierte und zusammenführte, richtete die Ministerin für für Familie, Frauen, Kultur und Integration Rheinland-Pfalz, Katharina Binz, ein digitales Grußwort an das Publikum. Anschließend wurde das Stück “Trauer to go” ein (vorerst) letztes Mal aufgeführt, bevor abschließend Sandra Kreisler, Torsun Burkhardt, Alexandra Duwe und Lennard Schmidt unter der Moderation von Anastasia Tikhomirova über die Affinität von Künstler:innen und des Kulturbetriebs für Antisemitismus, insb. in seiner israelbezogenen Erscheinungsform diskutierten.

Berichtet und diskutiert wurden Ausgrenzungserfahrungen im Zuge von pro-israelischen Positionierungen und ein großes Zögern von Künstler:innen und Musiker:innen bei öffentlichen Positionierungen gegen Antisemitismus. So berichtete etwa Torsun Burkhardt, dass der u.a. von ihm initiierten Kampagne “artistsagainstantisemitism” mit fadenscheinigen Argumenten die Unterstützung verweigert wurde. Sandra Kreisler und Lennard Schmidt führten die Salonfähigkeit des Antisemitismus u.a. auf einen pseudo-linken Reflex zurück, der im Rahmen einer vermeintlichen “Herrschaftskritik” Jüdinnen und Juden als Herrschende identifiziert. Dieser vermeintlich emanzipatorische Impetus richte sich gegenwärtig vor allem gegen den Staat Israel, der als “kolonialistisch”, “imperialistisch” und als “Apartheidsstaat” delegitimiert wird. Dieses Narrativ sei gerade in linken und sich als progressiv verstehenden Kreisen beliebt, die wiederum im Kultur- und Kunstbereich hegemonial seien. Alexandra Duwe hob hervor, dass es im gegenwärtigen Diskurs oftmals schon zu begrüßen sei, wenn Künstler:innen sich ihr mangelndes Wissen über den Nahostkonflikt eingestehen würden und dazu schweigen würden, anstatt antisemitische Narrative oder Boycott-Kampagnen wie BDS zu unterstützen.

Wir freuen uns, dass so viele Interessierte an der Veranstaltung teilnahmen und die Diskussion mit spannenden Fragen bereicherten! Besonders bedanken möchten wir uns zum Abschluss der Kulturwochen nochmal bei allen Förderern:

Die Kulturwochen wurden von der Nikolas Koch Stiftung, der Friedrich-Naumann-Stiftung Rheinland-Pfalz, der Lotto Rheinland-Pfalz - Stiftung und dem AStA der Universität Trier gefördert. Desweiteren vom Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration Rheinland-Pfalz im Rahmen des Programms "Gemeinsam für Gleichwertigkeit" gefördert. Ein Teil der Veranstaltungen wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Programms “Demokratie leben!” gefördert.


Neue Publikationen aus den Reihen der IIA erschienen

Schmidt et al. 2022
Seul 2022

In der neuen Ausgabe des Magazins für jüdisches Leben in Forschung und Bildung Medaon sind zwei Artikel von IIA-Mitgliedern erschienen. Im Artikel "Gesellschaftskritische Antisemitismusforschung unter prekären Bedingungen" stellen Lennard Schmidt, Marc Seul und Luisa Gärtner die Arbeit der IIA und die Herausforderungen des Wissenschaftsbetriebs aus der Perspektive einer Nachwuchsinitiative dar. Marc Seul stellt darüber hinaus in seiner Rezension den Sammelband "Bildung gegen Antisemitismus" von Marc Grimm und Stefan Müller vor.


Kulturwochen gegen Antisemitismus 2022 erfolgreich gestartet

Salome Richter und Dorothea Seiler am Empfang
Das Ensemble von "Trauer to go"
Applaus für die Aufführung von "Trauer to go"
Rede von Markus Nöhl
Lennard Schmidt als "Zweitzeuge"
Luisa Gärtner (Regisseurin)

Am 29. Mai starteten die “Kulturwochen gegen Antisemitismus”. Zur Eröffnung der Veranstaltungsreihe hielten Leon Kahane, Lennard Schmidt (IIA Trier) und Markus Nöhl (Kulturdezernent der Stadt Trier) Eröffnungsreden. Im Anschluss wurde das Stück “Trauer to go” von Adriana Altaras in einer Inszenierung von Luisa Gärtner aufgeführt.

Vielen Dank an alle, die der Eröffnungsveranstaltung beigewohnt haben! Wir freuen uns besonders über das sehr positive Feedback auf die Inszenierung von “Trauer to go”! Das Stück wird auch noch am 12.06. in der Stadtbücherei Trier und am 30.06. in der Wissenschaftlichen Bibliothek Trier (jeweils 19 Uhr) aufgeführt. Eine Voranmeldung per Mail an iia@uni-trier.de bis zu drei Tage vor dem jeweiligen Termin ist verpflichtend.

Alle Veranstaltungen der Kulturwochen im Überblick.


Stellungnahme der IIA zu Michael Fiedrowiczs “Ohne Kampf gibt es kein Christentum” 

Bei unserer Einschätzung des von Prof. Dr. Michael Fiedrowicz verfassten Aufsatzes “Ohne Kampf kein Christentum. Ecclesia militans - eine vergessene Metapher” (In: Die Neue Ordnung, 72 (1), Februar 2018) haben wir zwei zentrale Fragen gestellt:  Zum einen ist von Bedeutung, inwieweit der Text antisemitische Stereotype und Topoi beinhaltet und verbreitet, und zum anderen, ob der Autor diese Inhalte deskriptiv im Sinne einer wissenschaftlichen Analyse wiedergibt oder selbst von ihnen überzeugt ist bzw. sie als Norm des rechtgläubigen Christen konstruiert.

Es lässt sich zunächst festhalten, dass Prof Dr. Fiedrowicz bereits zu Beginn des Textes eine manichäische Aufteilung der Welt vornimmt: “So zeigen schon die ersten Seiten der Bibel, losgelöst von historischen Bedingtheiten, die in der Weltgeschichte einander entgegengesetzten Mächte: Gott, der Messias und die Menschen auf der einen Seite, der Teufel in der Rolle des Widersachers Gottes und des Antichristen auf der anderen Seite” (Fiedrowicz 2018: 21). Der Autor vermischt hier rhetorisch mythisch-biblische Religionsgeschichte und Historiographie und deutet den Kampf zwischen “Gut und Böse” als transhistorische Konstellation, innerhalb der sich geschichtliche Phänomene ereignen. Diese Dichotomie reduziert die Komplexität der Weltgeschichte auf eine simple Gegenüberstellung von moralischen Extremen. Dabei ist die “antichristliche” Seite derart überzeichnet dargestellt, dass sie vom Rezipienten jederzeit als Projektionsfläche von negativen Empfindungen genutzt werden und ein Einfallstor für Antisemitismus darstellen kann.

Als Quellen für seine Darstellung der Widerstände gegen die Kirche führt Fiedrowicz anstelle von anerkannten historischen Belegen ausschließlich die Bibel und ihre Interpretationen durch Geistliche wie Papst Benedikt XIV./Kardinal Joseph Ratzinger oder “die Kirchenväter” an. Einer wissenschaftlichen Methodik folgt der Text unserer Meinung nach nicht, stattdessen findet eine Vermischung von Wissenschaft und katholischem Dogma statt. Dies zeigt sich nicht nur textinhärent, sondern unserer Einschätzung nach auch in Fiedrowiczs Reaktion auf die fehlende Nachvollziehbarkeit der Herkunft seiner Aussagen: So betonte Fiedrowicz im Volksfreund, dass es sich bei seinen Ausführungen lediglich um indirekte Zitate aus historischen Quellen handele, die er aus formal-stilistischen Gründen nicht mit einer Fußnote habe kennzeichnen können. Dieses Vorgehen entspricht nicht den Standards wissenschaftlichen Arbeitens, die sich u.a. durch die der Nachprüfbarkeit von Quellen definiert. Zudem wirkt diese Ambivalenz wie der Versuch, sich gegen inhaltliche Kritik jeglicher Art zu immunisieren.

In Rekurs auf die zuvor angeführten Aussagen aus der Einleitung bezeichnet Fiedrowicz diesen wahrgenommenen Dualismus aus “Gläubigen” und Feinden der Kirche, zwischen Jesus Christus und Satan, als in den Evangelien “beschriebene Wirklichkeit” (ebd: 26). An dieser Stelle tritt deutlich zutage, dass der Autor nicht bloß fremde Inhalte wiedergibt, sondern selbst von der Bedeutung dieses religiösen Kampfes überzeugt ist. So führt er an: “Diese Realität auszublenden, hieße nicht, auf der Höhe moderner Wissenschaft zu sein, sondern die Tiefendimension des Kampfes zu verkennen, der jedem Getauften und der Kirche insgesamt aufgetragen ist” (ebd: 26, Herv. i. O.). Entgegen der öffentlichen Aussagen Fiedrowiczs ist der Text nicht ausschließlich deskriptiv, sondern enthält ein eindeutig normatives Plädoyer für den kirchlichen Kampf gegen ihre vermeintlichen Gegner: “Deswegen erscheint es überaus notwendig, sich auf eine Bezeichnung der Kirche zu besinnen, die heute fast vergessen scheint, aber seit Anbeginn das Selbstverständnis der Kirche zutiefst prägte. Gemeint ist der manchen noch vertraute Titel: Ecclesia militans – die streitende Kirche” (ebd: 30).

Hinsichtlich der Frage, welche dezidiert antisemitischen Stereotype und Topoi der Text bedient, ist festzuhalten, dass der Autor sowohl klassisch-antijudaistische als auch moderne antisemitische Inhalte einsetzt. Fiedrowicz zufolge “suchte Satan die entstehende Kirche durch gewaltsame Verfolgung zu vernichten, durch die anfängliche Verfolgung seitens der jüdischen Synagoge” (ebd: 23). Der Begriff der Synagoge kann mehrdeutig interpretiert werden, da das Wort nebst seiner heute gebräuchlichen Variante als Synonym für jüdisches Gotteshaus auch die Gesamtheit des Judentums meinen könnte. Die angebliche Verfolgung von Christen durch Juden erscheint durch deren Minderheitencharakter und die Rechtslage im Römischen Reich bestenfalls fragwürdig. Sicherlich mag es theologische Streitfragen zwischen Juden- und Christentum geben, dies jedoch fälschlicherweise als “Verfolgung” von Christen durch Juden zu bezeichnen, bedient in diesem Kontext klassische Narrative der Schuldumkehr. Überhaupt wird dieser vermeintliche Sachverhalt nicht als historisches Phänomen, sondern als Zeichen der Ankunft Satans gedeutet. Das Einwirken Satans zeige sich, so der Fortlauf der Argumentation, in diverser Gestalt bis heute, wodurch ‘die Juden’, wenn auch nicht immer explizit benannt, als Feinde der Christenheit dargestellt und so in der Folge auch dort, wo sie nicht explizit genannt werden, (mit)gemeint. So werden Jüdinnen:Juden im Text dadurch diffamiert, dass ihnen eine Verbindung zum “Antichristen” und dem Anbeten falscher Götzen unterstellt wird (vgl. ebd: 27). Fiedrowicz entwickelt im Verlauf des Textes argumentativ die Idee weiter, Christ:innen müssten auch gegenwärtig gegen die Feinde, die von Satan gesandt seien, vorgehen und diese aufs Ärgste bekämpfen, was er mit dem Aufbau der dichotomen Weltsicht zu Beginn des Textes bereits als unumgänglich legitimiert hat.

Er unterstellt Jüdinnen:Juden neben dem verbalen Vorgehen gegen Christ:innen sogar eine gewaltsame Aggression, für die es keinerlei historische Belege gibt: “In den Zeiten des Antichrist, da ‘die Erde in seine Hände gegeben sein wird’ und er die Weltherrschaft erlangt hat (vgl. Offb 13,7), werden sich die Gegner der Kirche – Juden, Heiden, Irrlehrer – gemeinsam gegen sie erheben, um sie nun nicht wie früher nur mit Worten, sondern mit schonungsloser Gewalt anzugreifen” (ebd: 28f.). Neben der direkten Benennung jüdischer Menschen als Feind:innen des Christentums verwendet Fiedrowicz zahlreiche antisemitische Topoi. So werden zum Beispiel ‘die Juden’ als treibende Kraft hinter Säkularisierung und Laizismus in Europa vermutet, wodurch traditionelle Beziehungen zwischen Mensch und Gott sowie Traditionen und Werte aufgebrochen werden: “‘Wir wollen nicht, daß dieser über uns herrsche’: der Empörungsschrei der jüdischen Hohepriester [...] ist geradezu durch den fehlenden Gottesbezug in die Präambel der europäischen Verfassung eingeschrieben, sozusagen als ideologischer Laizismus” (ebd: 29). In diesem Kontext richtet sich Fiedrowicz beispielsweise gegen die sogenannte “Gender-Ideologie” (ebd: 25), welche in die Verschwörung gegen das Christentum und die Institution der Ehe eingebettet sei. Des Weiteren sieht der Autor das Christentum durch “entschieden anti-christliche Strömungen bedroht, die auf verschiedenen Ebenen agieren: UN-Resolutionen, EU-Beschlüsse, sogenannte Nicht-Regierungsorganisationen, nationale Gesetzgebungen, bestimmte Parteiprogramme, Medienpropaganda, Bildungseinrichtungen und anderes mehr” (ebd: 30). An dieser Stelle lässt sich eine explizit anti-demokratische Ideologie bei Fiedrowicz erkennen, die selbst die EU und die UN als von einer Verschwörerelite unterwandert sieht. Auch das im modernen Antisemitismus gerne verwendete Narrativ der im Verborgenen für das Böse arbeitenden und als jüdisch kontrolliert geltenden Freimaurerlogen verwendet er (vgl. ebd: 22). Ebenso nutzt er das u.a. von der Neuen Rechten propagierte Verschwörungsnarrativ einer vermeintlichen “Neuen Weltordnung”, die dem Zweck diene, durch “Lüge und Gewalt [...] die Menschen dem Weltstaat gefügig zu machen. Wo die Verführung des Geistes durch Propaganda nicht gelingt, wird Gewalt zum Einsatz kommen” (ebd: 29). Diese dystopisch-apokalyptische Vorstellung von einem gewalttätigen, totalitären Weltstaat ist seit den “Protokollen der Weisen von Zion” ein beständiges  Element im Repertoire von Antisemit:innen.

Zusammenfassend  bleibt festzuhalten, dass Michael Fiedrowicz in seinem Text antisemitische Topoi bedient und sich dezidiert anti-demokratisch äußert, all dies angetrieben von der Vorstellung eines Schicksalskampfes zwischen Satan und Jesus Christus. Innerchristliche Konflikte und Krisen wie die gegenwärtige Problematik der Kirchenaustritte werden vollständig auf von Satan beeinflusste feindliche Mächte projiziert (vgl. ebd: 30).  Er unterlässt es außerdem, eine Trennung zwischen den Texten anderer Geistlicher und seiner eigenen Einschätzung vorzunehmen, wodurch der gesamte Text als verschwörungsideologisch-antisemitisch motivierter Aufruf des Autors zum religiösen Kampf gegen die Feinde der Kirche betrachtet werden muss. Ein solcher ist nicht tragbar und verbietet sich im Allgemeinen, aber im Besonderen für einen Hochschullehrer, der u.a. in die Lehramtsausbildung involviert ist.

Diese Kritik haben wir in den letzten Wochen immer wieder im Kontext unterschiedlicher Vorträge (Haus des Jugendrechts, Wissenschaftliche Bibliothek, Stadtbücherei Trier etc.) öffentlich vertreten. Nun hat uns das Bistum eingeladen, auf einer Veranstaltung der Theologischen Fakultät einen zehnminütigen einführenden Vortrag über Antisemitismus zu halten. Ursprünglich war von Seiten des Bistums angedacht, dass der Vortrag einen einführenden Charakter zum Gegenstand des Antisemitismus im Allgemeinen haben soll. Da wir die Ansicht vertreten, dass in diesem Fall ein solcher Vortrag dem Problem nicht gerecht wird, haben wir die Bedingung gestellt, den Vortrag dezidiert auf Herrn Prof. Dr. Fiedrowicz und seine antisemitische Rhetorik zuzuschneiden.

Eine solche Veranstaltung wie jene, der wir am 21.06. beiwohnen werden, birgt aufgrund von Begrenzungen in Zeit und Teilnehmer:innenzahl nur die Chance zum Beginn einer Auseinandersetzung mit Antisemitismus an der Theologischen Fakultät und seinem Träger, dem Bistum Trier, und darf nicht der Endpunkt einer Reflexion sein: Denn Fiedrowicz ist für uns nicht mehr als ein Symptom struktureller Probleme innerhalb der katholischen Kirche. Noch stärker als Prof. Dr. Fiedrowicz selbst sind es dementsprechend strukturelle Fragen, die in den Mittelpunkt der Debatte gerückt werden müssten: Wie konnte Fiedrowicz überhaupt die Publikation eines antisemitisch argumentierenden Texts innerhalb einer Zeitschrift mit wissenschaftlichem Anspruch gelingen? Wieso blieben seine Ansichten so lange unbemerkt bzw. unwidersprochen? Welche Anteile der christlichen Dogmatik sind vor dem Hintergrund der langen Geschichte des christlichen Antijudaismus weiterhin anschlussfähig für Antisemitismus?

Auch wenn wir Kritik am Vorgehen des Bistums und der Theologischen Fakultät haben, schlagen wir die Einladung aufgrund unseres Selbstverständnisses als aufklärende Initiative nicht aus und werden die antisemitischen Äußerungen Fiedrowiczs am Ort seines Wirkens klar benennen. Dennoch gilt, dass wir die Kürze des Vortrags sowie die Einbindung in diesen Veranstaltungskontext als unzureichend betrachten, um den Fall tatsächlich aufzuarbeiten. Davon, dass das Bistum die Brisanz des Falls Fiedrowicz weiterhin verkennt, zeugt auch die Replik an den Volksfreund, in der der Verweis auf Fiedrowiczs Befürwortung eines interreligiösen Dialogs als Beweis für seine angeblich antisemitismuskritische Gesinnung herhalten muss.

Der Fall ist somit ganz und gar nicht “abgeschlossen”. Wir erwarten von Bistum daher, dass im Anschluss an die Veranstaltung eine dezidierte Aufarbeitung des Falls stattfindet, die die oben genannten Fragen zum Anlass einer umfassenden Reflexion nimmt.


Vorträge im Haus des Jugendrechts Trier

Lennard Schmidt und Luisa Gärtner vor dem Haus des Jugendrechts Trier

Am 20. Mai hielten die IIA-Mitglieder Luisa Gärtner und Lennard Schmidt im Haus des Jugendrechts Trier einen Vortrag vor einem äußerst interessierten Publikum. Der Vortrag bot eine Einführung in den Themenkomplex Antisemitismus und bildete den Auftakt für eine ganze Reihe weiterer Vorträge im Haus des Jugendrechts. Der nächste Vortrag wird sich mit Antisemitismus im Kontext der Neuen Rechten und den sog. "Corona-Rebellen" beschäftigen.

Wir freuen uns sehr über die Einladung und die Kooperation!


Delegation der IIA zu Gast im Mainzer Landtag - Dauerhafte institutionelle Verankerung gefordert

Die Delegation der IIA zu Gast im Mainzer Landtag
Foto: Astrid Schmitt

Am 16. Februar 2022 war eine Delegation der IIA bestehend aus Andreas Borsch und Salome Richter zu Gast im Mainzer Landtag, um über die Institutionalisierungsbestrebungen der Forscher:innengruppe zu sprechen. Auf Initiative der Vizepräsidentin des Landtages, Astrid Schmitt, die die Arbeit der IIA schon seit längerem tatkräftig unterstützt, fanden sich im Mainzer Deutschhaus der Präsident der Universität Trier Prof. Dr. Michael Jäckel, der Landtagspräsident Hendrik Hering, die Landtagsdirektorin Ursula Molka, die Bildungsstaatssekretärin Bettina Brück und der Wissenschaftsstaatssekretär Dr. Denis Alt sowie Dieter Burgard, der Beauftragter der Ministerpräsidentin für jüdisches Leben und Antisemitismusfragen, ein, um über den Beitrag, den die IIA als Leuchtturmprojekt der Antisemitismusforschung im Südwesten, im Kampf gegen Antisemitismus leisten kann, zu beraten. Astrid Schmitt äußerte sich im Nachgang des Treffens auf ihrer Website wie folgt:

„Leider müssen wir heute wieder ein globales Erstarken des Antisemitismus erleben. Gemeinsam müssen wir hiergegen vorgehen und uns für eine Gesellschaft ohne Hass und Ausgrenzung einsetzen, um so die Demokratie zu stärken. Dafür benötigen wir auch eine wissenschaftlich fundierte Forschung und Präventionsarbeit in unserer Region. Darum setze ich mich gemeinsam mit anderen schon seit langem dafür ein, die Initiative Interdisziplinäre Antisemitismusforschung (IIA) an der Universität Trier dauerhaft zu etablieren.“

„Die Arbeit der IIA basiert dabei auf einem Drei-Säulen-Prinzip: wissenschaftliche Grundlagenforschung, Wissensvermittlung in die Öffentlichkeit und Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Akteur:innen. Dies ist ein überzeugender und wichtiger Ansatz. Die IIA sollte unbedingt langfristig als fester Akteur der Antisemitismusforschung und -bekämpfung in Rheinland-Pfalz verankert werden. [...] Ich bin zuversichtlich, dass das Leuchtturmprojekt ‚Initiative Interdisziplinäre Antisemitismusforschung‘ zu einem besonderen Aushängeschild an der Universität Trier und der Antisemitismusbekämpfung im Südwesten werden wird.“

- Astrid Schmitt, SPD-Landtagsabgeordnete und Vizepräsidentin des rheinland-pfälzischen Landtages


Unterstützung des "Statement on the War in Ukraine by Scholars of Genocide, Nazism and World War II"

Als Initiative von Nachwuchswissenschaftler:innen haben wir uns dem auch von vielen prominenten Wissenschaftler:innen unterstützten "Statement on the War in Ukraine by Scholars of Genocide, Nazism and World War II" angeschlossen:

"We are scholars of genocide, the Holocaust, and World War II. We spend our careers studying fascism and Nazism, and commemorating their victims. Many of us are actively engaged in combating contemporary heirs to these evil regimes and those who attempt to deny or cast a veil over their crimes.

We strongly reject the Russian government’s cynical abuse of the term genocide, the memory of World War II and the Holocaust, and the equation of the Ukrainian state with the Nazi regime to justify its unprovoked aggression. This rhetoric is factually wrong, morally repugnant and deeply offensive to the memory of millions of victims of Nazism and those who courageously fought against it, including Russian and Ukrainian soldiers of the Red Army. [...]

At this fateful moment we stand united with free, independent and democratic Ukraine and strongly reject the Russian government’s misuse of the history of World War II to justify its own violence."

Vollständiges Statement | Aktuellste Fassung mit allen Unterstützer:innen


Vortrag über die jüdische Widerstandskämpferin Marianne Baum im Stadtmuseum Simeonstift Trier

Dorothea Seiler
Luisa Gärtner

Am 1. März 2022 referierten die IIA-Mitglieder Luisa Gärtner und Dorothea Seiler im Stadtmuseum Simeonstift Trier über die Widerstandkämpferin Marianne Baum. Ihr Vortrag basiert auf Arbeiten im Rahmen des Projekts "Digitaler Erinnerungsatlas der Großregion".

Widerstand gegen den Nationalsozialismus, so scheint es, ist in Deutschland ausreichend aufgearbeitet. Anne Frank und Sophie Scholl sind jede*r Schüler*in bekannt, aber der Schein trügt: Trotz über 70-jähriger Erinnerungskultur sind insbesondere Biografien von Frauen, die Teil des Widerstands waren, oft wenig bis gar nicht aufgearbeitet.

Marianne Baum, Teil der Herbert-Baum-Gruppe, Kommunistin und Jüdin, wurde wegen eines Anschlags auf die Ausstellung “Das Sowjetparadies” 1944 in Berlin zum Tode verurteilt und hingerichtet. Aus der zugehörigen Gestapo-Akte geht hervor, dass sie 1912 in Saarburg geboren wurde. Allerdings handelt es sich nicht - wie allgemein angenommen wird - um Saarburg im Bezirk Trier, sondern um Sarrebourg in Elsass-Lothringen, das von 1871 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs zu Deutschland gehörte und während des Zweiten Weltkriegs von der Wehrmacht besetzt war.

Der “Fall” Marianne Baum gewährt Einblicke in die Marginalisierung weiblichen Widerstands, die Okkupations- und Eindeutschungspolitik der Region Elsass-Lothringen, Fragen der Quelleninterpretation und der didaktischen Verarbeitung historischer Irrtümer. Diese Themenfelder präsentierten die beiden Referentinnen dem interessierten Publikum.


Interview zur Schaufensterausstellung und dem Gedenken am 27. Januar in Trier mit TACHELES - dem inklusiven Medien-Magazin

Am 27. Januar fanden in Trier, wie an vielen anderen Orten, Gedenkveranstaltungen an die Befreiung des NS-Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee statt. Darüber hat auch TACHELES - das inklusive Medien-Team berichtet.

Im Video zum Beitrag kommt neben dem Trierer Oberbürgermeister, Wolfram Leibe, auch IIA-Mitglied Andreas Borsch zu Wort (ab 03:00) und erklärt den Hintergrund und die Ziele der Schaufensterausstellung "Gemeinsam gegen Antisemitismus", die wir zusammen mit dem Verein "Buntes Trier" und jüdischen Studierenden der Universität Trier entwickelt haben.

Wir bedanken uns beim Team von TACHELES für den tollen Bericht über die Aktionen rund um den Gedanktag an der Porta Nigra!

Hier gehts zum Video auf YouTubeund dem Beitrag bei TACHELES.


Bericht zur Vortragsreihe "Neue Zugänge und Methoden der Antisemitismusforschung" erschienen

Bericht Vortragsreihe 2021
Bericht Vortragsreihe 2021 Sharepic
Bericht Vortragsreihe 2021 Sharepic
Bericht Vortragsreihe 2021 Sharepic

Unser Bericht zur letztjährigen Vortragsreihe "Neue Zugänge und Methoden der Antisemitismusforschung" steht nun zum Download zur Verfügung! Der Bericht bietet neben Fotos der Veranstaltungen auch kurze inhaltliche Skizzen der gehaltenen Vorträge. Insofern Aufzeichnungen der Vorträge noch auf YouTube verfügbar sind, sind diese im PDF-Dokument verlinkt.

Die Initiative Interdisziplinäre Antisemitismusforschung bedankt sich bei allen Referent:innen, Gästen und Online-Zuschauer:innen für die interessanten Vorträge, spannenden Diskussionen, die angenehme Atmosphäre und für eine sehr lehrreiche Vortragsreihe! Ein besonderer Dank geht an Christoph Fischer, der die Übertragung der Vorträge mit seinem Equipment und seiner technischen Expertise erst möglich gemacht hat! Weiterhin bedanken wir uns beim Fanprojekt Trier und der Katholischen Studierendenjugend Trier, die uns ihre Räumlichkeiten für zwei der Vorträge zur Verfügung gestellt haben!

Download der Broschüre


Vortrag: Aktuelle Erscheinungsformen des Antisemitismus in der Region Trier

Vortrag "Aktuelle Erscheinungsformen des Antisemitismus in der Region Trier"

Begleitvortrag zur Schaufensterausstellung "#GemeinsamGegenAntisemitismus" mit Deborah Frank, Emilia Taran, Andreas Borsch, M.A., und Luca Zarbock

Der Vortrag fand am 02. Februar 2022 um 19 Uhr statt und wurde über YouTube und Zoom gestreamt.

Am 27. Januar 1945 befreiten die Alliierten das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau und beendeten damit die nationalsozialistische Ermordung von etwa 6 Millionen europäischer Jüdinnen und Juden während der Shoa. Aber auch 77 Jahre später ist der Antisemitismus nicht aus der deutschen Gesellschaft verschwunden. Während der Corona-Pandemie haben antisemitisch konnotierte Verschwörungsmythen neuen Auftrieb gefunden, Anhänger:innen der “Querdenken”-Bewegung vergleichen sich selbst mit den Opfern des Nationalsozialismus und die Bundesregierung mit der NSDAP. Neben der Relativierung der Shoa ist auch israelbezogener Antisemitismus in Deutschland immer noch weit verbreitet, während der Eskalation des Nahostkonflikts im vergangenen Jahr wurde der jüdische Staat auf zahlreichen Demonstrationen dämonisiert und Synagogen angegriffen. All dies führt in der Realität oftmals dazu, dass jüdische Menschen in Angst leben und religiöse Symbole nicht mehr offen auf der Straße tragen.

Der Vortrag soll nun zum einen eine allgemeine Einführung in die Funktionsweisen und Elemente des Antisemitismus bieten und die Verbindungen zu in der Öffentlichkeit präsenten Verschwörungsmythen aufzeigen, zum anderen antisemitische Stereotype auch anhand aktueller Beispiele aus Trier und der Umgebung exemplarisch darstellen und darüber hinaus auch eine in der Analyse von Antisemitismus oft ausgeblendete Betroffenenperspektive auf die Situation von Jüdinnen und Juden im Jahr 2022 liefern.


Schaufensterausstellung "Gemeinsam gegen Antisemitismus" in der Trierer Innenstadt

Logo "Gemeinsam Gegen Antisemitismus"

Antisemitismus ist auch heute noch in weiten Teilen der Gesellschaft verbreitet. Gerade die Verbreitung von Verschwörungstheorien während der Corona Pandemie verstärkt stereotype Vorurteile gegen Jüdinnen und Juden. Doch moderner Antisemitismus ist ein strukturelles Problem, das weit mehr umfasst: Deshalb hat der Verein Für ein buntes Trier, gemeinsam gegen Rechts die Plakatausstellung „Gemeinsam gegen Antisemitismus“ ins Leben gerufen, an deren inhaltlicher Ausgestaltung wir uns als IIA umfangreich beteiligt haben.

Ziel der Plakatausstellung ist es, über die Formen und Auswirkungen von modernem Antisemitismus aufzuklären und Menschen dazu zu motivieren, sich aktiv gegen Antisemitismus einzusetzen. Insgesamt sind 16 Plakate entstanden: Die Thematik der Plakate reicht von antisemitischen Verschwörungsmythen im Kontext der Corona-Pandemie über das judenfeindliche Wirken des Trierer Reichstagsabgeordneten Georg Friedrich Dasbach (†1907) und israelbezogenen Antisemitismus bis hin zu Antisemitismuserfahrungen von Jüdinnen und Juden.

Alle Plakate und Infotexte auf einen Blick!

Die Plakate wurden zusammen mit jüdischen Studierenden der Universität Trier ausgearbeitet und gestaltet. Gefördert wurde das Projekt durch die Stadt Trier, die Verdi Jugend Trier - Saar und den Pastoralen Raum Trier.

Die Plakatausstellung „Gemeinsam gegen Antisemitismus“ findet im Rahmen der zivilgeschichtlichen Gedenkarbeit der Stadt Trier statt. Die Plakate können vom 24.01.2022 bis zum 07.02.2022 in der Innenstadt besichtigt werden!

Bei einer einmaligen Plakatausstellung soll es aber nicht bleiben. Wir wollen erreichen, dass eine breitere Auseinandersetzung mit Antisemitismus stattfindet: Schulen, Bildungseinrichtungen und ähnliche interessierte Organisationen haben deshalb die Möglichkeit, die Plakatserie kostenfrei zu nutzen. Anfragen gerne an: infobuntes-trierorg oder iiauni-trierde!


Artikel über Arbeit und Ziele der IIA im Wissenschaftsmagazin der Universität Trier erschienen

konzentriert Artikel 1

In der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins "konzenTRiert" ist ein ausführlicher Artikel über die Arbeit und die Ziele unserer Initiative erschienen. Im Interview schilderten Lennard Schmidt und Andreas Borsch ihre Dissertationsprojekte, beschrieben die nächsten Projekte der IIA und skizzierten den Weg zu einem Forschungszentrum Antisemitismus an der Universität Trier.

Der Bericht kann hier heruntergeladen werden.


Call for Papers zur 2. Interdisziplinären Antisemitismustagung für Nachwuchswissenschaftler:innen erschienen

cfp tagung 2022

Die Initiative Interdisziplinäre Antisemitismusforschung Trierveranstaltet vom 12.10.2022 bis zum 14.10.2022 eine interdisziplinäre Tagung zum Themenkomplex Antisemitismus, die sich gezielt an Nachwuchswissenschaftler:innen richtet.

Die Tagung widmet sich gegenwärtigen und historischen Erscheinungsformen des Antisemitismus. Das Phänomen soll durch die interdisziplinäre Ausrichtung anhand verschiedener Methoden und Zugänge erschlossen werden.

Ziel der Tagung ist es, einen Beitrag zur kritischen Auseinandersetzung mit gegenwärtigen und historischen Erscheinungsformen des Antisemitismus zu leisten. Die dreitägige internationale Konferenz findet in Kooperation mit Herrn Prof. Dr. Christian Jansen, Herrn Senior-Forschungsprofessor Dr. Lutz Raphael, Herrn Dr. Thomas Grotum (alle Universität Trier), Herrn Dieter Burgard (Beauftragter der Ministerpräsidentin für jüdisches Leben und Antisemitismusfragen des Landes Rheinland-Pfalz) und dem Arbeitskreis „Erinnerung der Großregion“ e.V. in Trier statt. Zivilgesellschaftliche Akteur:innen werden während der Tagung die Möglichkeit haben, ihre Inhalte an Ständen zu präsentieren.

Zum ausführlichen Call for Papers.


Workshop beim Online-Fachtag "Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in Rheinland-Pfalz - Ein diskursives Lagebild"

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Am 10. Dezember war die IIA in Person von Andreas Borsch und Marc Seul auf dem Online-Fachtag "Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in Rheinland-Pfalz - Ein diskursives Lagebild" des Ministeriums für Familie, Frauen, Kultur und Integration Rheinland-Pfalz mit einem Workshop zum Themenkomplex "Antisemitismus und Verschwörungsideologien" vertreten. Die Teilnehmenden konnten im Anschluss an ein kurzes Inputreferat selbst tätig werden und in zwei Gruppenarbeiten in Kleingruppen zu den Erscheinungsformen des modernen Antisemitismus und zur Analyse aktueller Fälle antisemitischer Verschwörungsmythen aus
Rheinland-Pfalz arbeiten.

Im Rahmen des Workshops wurde intensiv über die Möglichkeiten und Grenzen von (politischer) Bildungsarbeit gegen Antisemitismus, den präventiven Einfluss von Selbstwirksamkeitserfahrungen und die Notwendigkeit von zielgerichteten Präventionsangeboten für unterschiedliche Kontexte und Bedürfnisse diskutiert. Der Bedarf nach neuen (Weiter)Bildungsangeboten, die bewusst die subjektiv-emotionale Ebene angehen und die psychologischen Bedürfnisse der Individuen identifizieren, wurde von mehreren Teilnehmenden hervorgehoben. Diesem Bedarf wollen wir uns auch als IIA annehmen. Wir bedanken uns bei allen Teilnehmenden für die spannende Diskussion und das Interesse an unserem Workshop sowie beim Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration Rheinland-Pfalz für die wichtige Möglichkeit der Vernetzung auf dem Fachtag!


Stand bei der Jüdischen Campuswoche

jüdische campuswoche 2021

Am 8. November 2021 war die IIA bei der Jüdischen Campuswoche an der Universität Trier mit einem Stand auf der Forumsplatte vertreten. Jüdisches Leben wurde den Besucher:innen beispielsweise durch Mitmachaktionen wie "Frag den Rabbi", "Meet a Jew" oder durch eine Auswahl an Speisen und Getränken nähergebracht.

Wir bedanken uns bei den Organisator:innen für die tolle Gelegenheit, unsere Arbeit vorzustellen und mit den Besucher:innen und anderen Teilnehmenden ins Gespräch über jüdisches Leben in Deutschland zu kommen!


Erstes Praktikum bei der IIA erfolgreich abgeschlossen

Praktikantin Pia 2021

Am vergangenen Freitag (29. Oktober 2021) endete das Praktikum von Pia Koch, die uns in den letzten acht Wochen im Rahmen ihres Forschungspraktikums tatkräftig unterstützt hat. Als Psychologiestudentin beschäftigte sie sich intensiv mit antisemitischen Ressentiments aus sozialpsychologischer Perspektive und bereitete für uns den aktuellen Forschungsstand und die zentralen Erkenntnisse der sozialpsychologischen Antisemitismusforschung auf. Dass die IIA in ihrer weiteren Arbeit auf diese Erkenntnisse gezielt zurückgreifen kann, ist ihrer tollen und engagierten Arbeit zu verdanken.

Vielen lieben Dank, Pia! Auch für den leckeren Kuchen!


Podiumsdiskussion "Alltäglicher Antisemitismus"

podiumsdiskussion buntes trier 2021

Am 28. Oktober nahm unser Mitglied Lennard Schmidt an der Podiumsdiskussion "Alltäglicher Antisemitismus" des Vereins Buntes Trier, dem Katholischen Dekanat Trier und der Verdi-Jugend Saar-Trier teil.

Emilia Taran stellte dabei das Webprojekt www.jedervierte.com vor, das versucht, alltäglichen Antisemitismus anhand von nachgespielten Filmszenen offenzulegen. Sie berichtete auch von verschiedenen Formen von Antisemitismus, die Ihr z.B. bei der Aktion "Frag den Rabbi" in diesem Sommer auf dem Trierer Hauptmarkt begegnet ist. Andrea Kockler vom Projekt "Der goldene Aluhut" berichtete über Antisemitismus in der Coronaleugner*innen und Querdenker*innen Szene. Lennard Schmidt brachte zentrale Erkenntnisse der Antisemitismusforschung in die Debatte ein und stellte den Beitrag der Wissenschaft für die Antisemitismusbekämpfung durch Aufklärung über das antisemitische Ressentiment heraus.

Im Anschluss an diese Statements der Referent:innen entstand eine engagierte Diskussion mit zahlreichen Zuhörer:innen über die Frage, wie man alltäglichem Antisemitismus in seinen verschieden Formen heute begegnen könne. Die IIA bedankt sich bei den Veranstalter:innen für die Einladung zu dieser spannenden Diskussion! Wir freuen uns auf zukünftige Kooperationen!


Workshop an der Hochschule der Polizei

Workshop HdP
Workshop HdP

Am 20. Oktober war die IIA in Person von Andreas Borsch, Dorothea Seiler und unserer Praktikantin Pia Koch an der Hochschule der Polizei Rheinland-Pfalz (HdP) zu Gast, um im Rahmen des Hochschulgesprächstages "Jüdisches Leben in Deutschland & Polizei" einen eigenen Workshop zum Themenkomplex "Verschwörungsmythen und Antisemitismus" anzubieten. Die Teilnehmenden konnten im Anschluss an ein kurzes Inputreferat selbst tätig werden und in Kleingruppen zu den Bereichen "Coronaleugner", "moderner Antisemitismus" und "israelbezogener Antisemitismus" Inhalte erarbeiten und präsentieren.

Wir hoffen, durch den Workshop ein besseres Verständnis für Antisemitismus bei den Polizist:innen, die vor Ort waren, geschaffen zu haben und auch in Zukunft dazu beitragen zu können, dass das Thema innerhalb der Polizei präsenter wird. Am 09. November wird Andreas Borsch auch auf der Tagung "Strategien zur effektiven Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rechtsterrorismus in Deutschland" an der HdP über Verschwörungstheorien und Israelkritik als Artikulationsformen des modernen Antisemitismus referieren.