Moishe Postone Lecture

2025: „‚Ja, aber Israel...': Antisemitismus und das Berichten darüber seit dem 7. Oktober – Erscheinungsformen, Herausforderungen, Konflikte" (Nicholas Potter)

Lecture 2025
24. Oktober 2025Universität Trier, Hörsaal 10 (E-Gebäude)19 Uhr

Seit dem Hamas-Angriff auf den jüdischen Staat und dem darauffolgenden Krieg in Gaza grassiert Antisemitismus weltweit – und mündet in Terroranschlägen gegen israelische und jüdische Einrichtungen. Gleichzeitig ist der Begriff Antisemitismus an sich umkämpfter denn je: Die Antisemitismusbekämpfung selbst steht zunehmend unter Beschuss. Es wird um die „richtige“ Definition gerungen. Redaktionen sind überfordert. Und in den sozialen Medien gehen judenfeindliche Narrative viral. Eine kritische Bestandsaufnahme.

Nicholas Potter ist Journalist bei der taz. Seine Artikel und Recherchen sind auch in Zeitungen wie Guardian, Haaretz und Jerusalem Post erschienen. 2025 ist er Sylke—Tempel-Fellow des Deutsch-Israelischen Zukunftsforums. Im Winter 2024/25 war er Cramer & Kollek Middle East Fellow des Internationalen Journalistenprogramms. 2024 wurde er für den renommierten Theodor-Wolff-Preis nominiert. Er ist zudem Herausgeber des 2023 erschienenen Buches „Judenhass Underground“.

Livestream

Aufzeichnung des Vortrags

Der Vortrag wird bis zum 07. November 2025 verfügbar sein.

Rückblick auf die "Moishe Postone Lecture" 2025

Postone Lecture 2025
Postone Lecture 2025
Postone Lecture 2025

Am Freitag, den 24. Oktober 2025, fand an der Universität Trier die diesjährige “Moishe Postone Lecture” des Fördervereins für Interdisziplinäre Antisemitismusforschung Trier e. V. und der IIA statt. Der taz-Journalist Nicholas Potter referierte über Antisemitismus und das Berichten darüber seit dem 7. Oktober, wobei er sich auf fünf Aspekte fokussierte: 1. Die Salonfähigkeit von Antisemitismus im Alltag, 2. den Antizionismus als Radikalisierungsfaktor, 3. den Streit um Antisemitismusdefinitionen als Ablenkungsmanöver, 4. die Welle terroristischer Gewalt gegen jüdische und israelische bzw. als solche geltende Einrichtungen und Personen im Kontext des Gaza-Krieges und 5. das Verhältnis von Antisemitismus und Pressefeindlichkeit. In der anschließenden Diskussion berichtete er über eigene Erfahrungen aus der Berichterstattung über den Nahostkonflikt und Antisemitismus.

Vor der Lecture wurden die vor Ort und im Livestream Anwesenden zunächst von Franziska Thurau, der Vorsitzenden des Fördervereins, begrüßt, bevor Lennard Schmidt, Teil der kollegialen Leitung der IIA, auf die Arbeit der IIA in 2025 zurückblickte und einen Ausblick auf das kommende Jahr bot.

Die Aufzeichnung der Veranstaltung kann noch bis einschließlich 07. November auf YouTube abgerufen werden: https://www.youtube.com/watch?v=w8xJHpgK_9Q

Im Vorfeld des Vortrags fand die diesjährige Mitgliederversammlung des Fördervereins statt. Auf ihr wurden u.a. mit Mara Palaschinski und Gina Krewer zwei neue Mitglieder in den Vorstand gewählt. Zudem wurde der Mitgliedsbeitrag abgesenkt auf mind. 1€/Monat und die Möglichkeit einer Fördermitgliedschaft für Einzelpersonen und Institutionen (ab 10€/Monat) geschaffen.

Mehr Informationen zum Förderverein und zur Mitgliedschaft

Fotos: Sarah Riefer


Vergangene Lectures

2024: Ausnahmezustand?! Zum Status Quo von Antisemitismusforschung und -kritik nach dem 7. Oktober 2023 (Monty Ott)

Sharepic MPL 2024

23. Mai 2024 | Wissenschaftliche Bibliothek Trier

Nach dem 9. Oktober 2019, dem Anschlag auf die Synagoge und den KiezDöner in Halle (Saale), haben Jüdinnen*Juden um Sichtbarkeit gekämpft. Etliche (junge) jüdische Stimmen traten in die Öffentlichkeit, um auf ihre Lebenswirklichkeit aufmerksam zu machen, um auf die Bedrohung durch den immer offener und gewaltvoller zutage tretenden Antisemitismus aufmerksam zu machen. Dabei richtete man die Kritik auch am staatlichen (Nicht-)Handeln aus. Gerade im Kontext des 9. Oktobers wurden Missstände des noch recht jungen Phänomens staatlicher Antisemitismusbekämpfung offensichtlich.

Die Massaker der Hamas vom 7. Oktober 2023 und die offene Drohung gegen Jüdinnen*Juden weltweit hat diese Entwicklung zum Teil umgekehrt. Die Gefahr, die mit Sichtbarkeit verbunden war, steigerte sich noch einmal. Viele Jüdinnen*Juden mühten sich nun um Unsichtbarkeit. Neben der Gefahr durch die extreme Rechte und ihren parlamentarischen Arm, der Umfrage- und Wahlerfolge erzielte, rückte nun auch noch einmal der Antisemitismus in der politischen Linken in den Fokus.

Die Fakten sprachen eine eindeutige Sprache: Antisemitismus ist eine deutsche Kontinuität und ein gesamtgesellschaftliches Phänomen. Doch politischen Debatten fehlte es häufig an dieser Klarheit, Antisemitismus wurde oft als Problem bestimmter Gruppen erklärt. Kann Antisemitismusforschung und -kritik hier weiterhelfen? Kann sie die Komplexität erklären? Diesen Fragen nähert sich Monty Ott in seinem Vortrag an.

Monty Ott ist politischer Schriftsteller sowie Politik- und Religionswissenschaftler. Er publiziert regelmäßig zu tagespolitischen Themen und beschäftigt sich in seinen Beiträgen mit Antisemitismus, Erinnerungskultur, Intersektionalität und Queerness. Seit über einem Jahrzehnt engagiert er sich in der antisemitismuskritischen Bildungsarbeit. Anfang 2023 ist sein gemeinsam mit Ruben Gerczikow verfasster Reportageband »›Wir lassen uns nicht unterkriegen‹ – Junge jüdische Politik in Deutschland« erschienen.

Das leicht gekürzte Manuskript des Vortrags von Monty Ott ist auf dem IIA-Blog "These Acht" erschienen. Zum Beitrag


Zu Lecture Series und Namensgeber

Die seit 2024 jährlich vom Förderverein für Interdisziplinäre Antisemitismusforschung Trier e. V. und der Initiative Interdisziplinäre Antisemitismusforschung (IIA) organisierte „Moishe Postone Lecture“ möchte in der Tradition des Namensgebers Plattform für Positionen, Debattenbeiträge und Forschungsergebnisse sein, die zugleich gesellschafts- wie antisemitismuskritisch ausgerichtet sind. Die Vorträge sollen damit einer kritischen Antisemitismusforschung Raum geben, die über den akademischen Diskurs hinaus gesellschaftspolitisch interveniert. Im Rahmenprogramm des Vortrags werden zudem die Arbeit der IIA des letzten Jahres sowie ihre anstehenden Projekte vorgestellt.

Über die eingeladenen Referent:innen für die jährlichen Vorträge entscheidet die Mitgliedschaft des Fördervereins. Bei Interesse an einer Mitgliedschaft, die direkt die Arbeit der IIA unterstützt, wenden Sie sich an iia@uni-trier.de. Alle Infos zum Förderverein