Kulturwochen gegen Antisemitismus 2022
Die Idee
Kunst bewegt die Massen - und Antisemitismus, den die IIA Trier erforscht und bekämpft, ist in seiner über 1700-jährigen Geschichte bis heute Gegenstand der Kunst. Gleichzeitig können künstlerische Perspektiven gesellschaftliche Missstände und damit auch Antisemitismus bekämpfen. Oder nicht? Weil sich unsere Art der Antisemitismusforschung der Abschaffung ihres Gegenstandes verschrieben hat, wollen wir die Frage stellen, ob und inwieweit Kunst Antisemitismus prävenieren kann.
Antisemitismusforschung leidet unter dem Missstand, dass die weitreichenden Erkenntnisse, die in teils jahrelanger Forschung erarbeitet werden, bisweilen nicht an die Zivilgesellschaft kommuniziert werden (können). Dies liegt einerseits in der Komplexität des Gegenstandes selbst begründet, andererseits ist die Ursache dafür aber auch im Umfeld der Erinnerungsabwehr zu suchen. Inwelchem Spannungsverhältnis Antisemitismus und Kunst zueinander stehen. Durch diesen Ansatz möchte die Initiative ein Thema, mit dem viele Menschen etwas Positives verbinden, mit Erkenntnissen aus der Antisemitismusforschung konfrontieren, um eine möglichst große Öffentlichkeitswirksamkeit zu erzielen. Antisemitismusbekämpfung durch Kunst und Kultur soll möglichst umfassend und aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet werden. Dabei soll sowohl aufgezeigt werden, dass die Kunst in der Vergangenheit ein Instrument der Antisemit:innen gewesen ist, um ihren Antisemitismus wortwörtlich zu bebildern, gleichermaßen soll aber auch das widerständige Potential von Kunst wider den Antisemitismus aufgerufen werden. Viele der Formate sind dabei als Einstieg in den Themenkomplex Antisemitismus zu verstehen, bieten aber gleichermaßen die Möglichkeit, durch begleitende Vorträge etc. tiefer in die Thematik einzusteigen.
Die "Kulturwochen gegen Antisemitismus" präsentieren daher Perspektiven prominenter jüdischer und nichtjüdischer Künstler*innen, Wissenschaftler*innen, Journalist*innen und Aktivist*innen gegen Antisemitismus - mit dabei: Oren Osterer (DEIN e.V.), Ben Salomo, Sandra Kreisler, Wolfgang M Schmitt Jun, RONI 87, Leon Kahane, Anastasia Tikhomirova, Torsun Burkhardt uvm.
Ihr könnt euch freuen auf: Konzerte, Ausstellungen, Kino, Podiumsdiskussionen, Vorträge und ein ganz besonderes Theaterstück!
Dokumentationsbroschüre der Kulturwochen zum Download
Die offizielle Dokumentationsbroschüre der IIA zu den "Kulturwochen gegen Antisemitismus 2022" steht zum Download zur Verfügung. Die Broschüre versammelt neben einer Vielzahl von Fotos, die die Atmosphäre der Veranstaltung einfangen, auch kurze inhaltliche Skizzen der Veranstaltungen sowie eine leicht gekürzte Fassung der Eröffnungsrede von Lennard Schmidt.
Download der Broschüre
Die Veranstaltungen
Eröffnungsveranstaltung der "Kulturwochen gegen Antisemitismus" mit Aufführung von "Trauer to go"
Datum: 29. Mai | Ort: Europäische Kunstakademie | Uhrzeit: 19 Uhr
Mit Eröffnungsreden von: Leon Kahane | Lennard Schmidt (IIA Trier) | Wolfram Leibe (Oberbürgermeister) | Prof. Dr. Michael Jäckel (Universitätspräsident)
Im Anschluss wird das Stück “Trauer to go” von Adriana Altaras in einer Inszenierung von Luisa Gärtner aufgeführt.
Platzreservierung bis 26.05. per Mail an iia@uni-trier.de.
Ausstellung "1948 - Wie der Staat Israel entstand"
Datum: 07.-30. Juni | Ort: Stadtbücherei Trier | Uhrzeiten: s.u.
Die Ausstellung kann aus logistischen Gründen leider erst ab dem 07. Juni gezeigt werden!
Keine andere Epoche in den vergangenen Jahrzehnten war mehr historischen Verzerrungen ausgesetzt, als die Staatsgründung Israels. Die Ausstellung 1948 leistet in beeindruckenden Bildern die längst überfällige Aufarbeitung dieser zentralen Epoche der neueren Geschichte. Für Überraschung sorgt die Ausstellung in 32 Tafeln bei den zentralen politischen Komponenten wie Flucht, Landbesitz und Ethnien. 1948 zeigt dokumentenmanifest, dass den bislang bekannten Narrativen die historische Faktenbasis fehlt.
Die Ausstellung wird im gesamten Monat Juni in den Räumlichkeiten der Stadtbücherei zu folgenden Zeiten einsehbar sein:
Montag: 12 - 18 Uhr | Dienstag: 12 - 18 Uhr | Mittwoch: 09 - 13 Uhr | Donnerstag: 12 - 19 Uhr | Freitag: 12 - 18 Uhr | Samstag: 10 - 13 Uhr
Theaterstück "Trauer to go"

Datum: 29.05., 12.06. und 30.06. | Orte: s.u. | Uhrzeit: jeweils 19 Uhr
Ein Tag in Berlin im Jahr 2004. Zur Eröffnung des Mahnmals für die ermordeten Juden Europas ist ein buntes Potpourri schillernder Persönlichkeiten angereist, um dieses feierlich einzuweihen. Darunter: Eine Neigungsjüdin, die Instagrammerin Sophie (Scholl), eine Bande zur Klassenfahrt verdammter Jugendlicher, ein verkannter Mahnmaltheoretiker, selbstverständlich der designierte Bürgermeister Wolfgang Thierse und die Wiedergeburtsgläubige Esoterikerin, die sich ausschließlich um ihr Karma sorgt. Sie alle wurden vom Kuratorium aufgefordert, Reden über den Holocaust und das Trauern im Allgemeinen zu halten - und geben damit mehr über sich selbst und über den Umgang der Deutschen mit dem Holocaust preis, als ihnen lieb ist.
Ein Stück von Adriana Altaras, inszeniert von Luisa Gärtner.
Vorstellungstermine
29.05. in der EKA, 12.06.22 in der Stadtbücherei, 30.06. in der Wissenschaftlichen Bibliothek, jeweils 19 Uhr. Die Spielzeit beträgt in etwa 1,5h. Der Eintritt ist frei.
Eine Voranmeldung bis zu drei Tagen vor Beginn des jeweiligen Termins ist unter iiauni-trierde verpflichtet. Es gibt keine Abendkasse!
Filmvorführung mit Podiumsdiskussion: "Masel Tov Cocktail"
Datum: 08. Juni | Ort: Broadway Filmtheater | Uhrzeit: 19:30 Uhr
Dima ist 16 und ist Sohn russischer Einwanderer. Er ist Schüler am Gymnasium und er ist Jude. Das wäre nicht der Rede wert, wenn nicht alle ständig darüber reden würden. So auch sein Klassenkamerad Tobi, der ihn mit einem schlechten Witz über Juden in Deutschland provoziert. Dimas Reaktion führt zum Schulverweis. Außerdem muss er sich bei Tobi entschuldigen. Auf dem Weg zu Tobi trifft er Menschen, die alle eine Haltung zum Judentum haben.
Im Anschluss an die Vorführung findet eine etwa halbstündige Diskussionsrunde mit Wolfgang M. Schmitt, dem Historiker Lennard Schmidt und dem Kunsthistoriker Maximilian Müller über die Inhalte des Films statt.
Tickets können an der Abendkasse erworben werden.
Vortrag: Rolle, Wirkung und Errungenschaften des Zionismus
Datum: 09.06. | Ort: Stadtbücherei Trier | Uhrzeit: 19 Uhr
Was macht die Staatsgründung Israels zu einem besonderen Ereignis der neueren Geschichte? Welche Rolle spielten dabei die Briten, die UN und der Mufti von Jerusalem? Wie konnte aus
einem Stück Wüste ein demokratischer, pluralistischer, moderner Staat im Nahen Osten werden? Diesen und weiteren Fragen widmet sich der Kurator der Ausstellung 1948 - Oren Osterer - in zwei Vorträgen.
Im ersten Vortrag am 09.06.2022 behandelt er die Staatsgründung Israels im Jahr 1948 und im zweiten Vortrag am 22.06.2022 die symbolische Neugründung des Staates nach dem Sechstagekrieg.
Der Eintritt ist frei.
Kunstworkshop: "Kunst und Antisemitismus"
Datum: 11.06. | Ort: Räumlichkeiten der Katholischen Studierendenjugend Trier | Uhrzeit: 15 Uhr
Welchen Beitrag kann die Kunst gegen Antisemitismus leisten? Dieser spannenden Frage geht der Künstler Maximilian Müller zunächst in einem Vortrag nach und lädt anschließend
zur praktischen Beteiligung ein. Sein Ansatz: Gemeinsam mit den Teilnehmenden einen eigenen antisemitismuskritischen Kunststil entwickeln und erproben!
Um eine Vorameldung per iiauni-trierde wird bis eine Woche vor Veranstaltungsbeginn gebeten. Die Plätze sind begrenzt. Die Veranstaltung ist kostenlos, für Malutensilien wird
gesorgt.
Vortrag: „Die Juden und das Geld“ – Zu den mittelalterlichen Wurzeln eines antisemitischen Bildes
Datum: 14.06. | Ort: Universität Trier, Raum C9 | Uhrzeit: 19 Uhr
Dass „die“ Juden angeblich eine große Nähe zum Finanzwesen und eine besondere Geschicklichkeit im Umgang mit Geld hätten, gehört heute zum festen Inventar antisemitischer Mythen und Verschwörungserzählungen. Der Trierer Historiker Christoph Cluse geht den historischen Wurzeln dieser Vorstellung nach. An Beispielen aus dem Mittelalter wird gezeigt, wie der christliche Antijudaismus die Grundstrukturen des modernen Antisemitismus geprägt hat.
Filmvorführung mit Podiumsdiskussion: "Triumph des Willens"
Datum: 21. Juni | Ort: Studihaus Trier | Uhrzeit: 18:30 Uhr
Im April 1934 erteilt Adolf Hitler der Tänzerin, Schauspielerin und Regisseurin Leni Riefenstahl den Auftrag, einen Film über den im September stattfindenden "Reichsparteitag der Einheit und Stärke" in Nürnberg zu produzieren. Was Riefenstahl erschuf, war ein fast zweistündiger Propagandafilm, der den Nationalsozialisten künftig als Mittel zur Erziehung und als Propaganda diente. Riefenstahls Werk beeinflusst bis heute trotz seines schrecklichen Inhalts die Filmwelt. Doch kann der Schrecken auch gleichzeitig ästhetisch sein?
Dieser Frage gehen im Anschluss an den Film der Filmwissenschaftler Prof. Dr. Martin Loiperdinger und der Historiker Dr. Thomas Grotum nach.
Der Eintritt ist kostenlos. Für Getränke und Speisen ist gesorgt!
Vortrag: "Der erste israelisch-arabische Krieg: Ursachen, Ablauf, Folgen"
Datum: 22.06. | Ort: Wissenschaftliche Bibliothek Trier | Uhrzeit: 18 Uhr
Was macht die Staatsgründung Israels zu einem besonderen Ereignis der neueren Geschichte? Welche Rolle spielten dabei die Briten, die UN und der Mufti von Jerusalem? Wie konnte aus
einem Stück Wüste ein demokratischer, pluralistischer, moderner Staat im Nahen Osten werden? Diesen und weiteren Fragen widmet sich der Kurator der Ausstellung 1948 - Oren Osterer - in zwei Vorträgen.
Im ersten Vortrag am 09.06.2022 behandelt er die Staatsgründung Israels im Jahr 1948 und im zweiten Vortrag am 22.06.2022 die symbolische Neugründung des Staates nach dem Sechstagekrieg.
Der Eintritt ist frei.
Szenische Collage: „An allem sind die Juden schuld! Heute anders als vor 100 Jahren?“
Datum: 23.06. | Ort: Studihaus Trier | Uhrzeit: 19 Uhr
Mal ernst, mal komödiantisch, mal sarkastisch oder nachdenklich reflektiert diese Inszenierung poetisch und musikalisch die Auseinandersetzung der Menschen damals und heute mit den Ereignissen um sie herum. Sie macht auf den Zwiespalt vieler Jüdinnen*Juden aufmerksam, die zwischen Kofferpacken und dem Glauben stehen, dass es Antisemitismus in einer aufgeklärten Gesellschaft nicht mehr geben darf.
Unter dem Titel „An allem sind die Juden schuld! – Heute anders als vor 100 Jahren?“ werden Texte, Chansons und Lyrik von jüdischen Autor*innen, Publizist*innen, Musiker*innen und Lyrik*innen der Gegenwart und der Vergangenheit präsentiert, die sich mit dem Antisemitismus und seinen Folgen für die Menschen und die Gesellschaft befassen.
Künstlerische Leitung und Regie: Sophie Brüss
Es spielen: Gerrit Pleuger, Sophie Brüss und Carlos Garcia-Piedra
Musikalische Leitung und Klavier: Axel Weggen
Ein Projekt des Theater- und Musikvereins NRW e.V. im Rahmen des Festjahres 2022 – 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland.
Rap-Konzert mit Ben Salomo mit anschl. Diskussion zu “Rap und Antisemitismus”
Abschlussdiskussion der "Kulturwochen gegen Antisemitismus" mit Aufführung von "Trauer to go"
Datum: 30. Juni | Ort: Wissenschaftliche Bibliothek Trier | Uhrzeit: 18 Uhr
Dass Antisemitismus auch in der Kunst- und Kulturszene weit verbreitet ist und Kunst ein gern genutztes Medium antisemitischer Agitation ist, hat nicht erst der Skandal auf der diesjährigen documenta15 gezeigt. Trotzdem ist Antisemitismus in Kunst und Kultur nur selten Thema – vielmehr geht es oftmals sogar primär um die Zurückweisung sogenannter „Antisemitismusvorwürfe“. Die Abschlussveranstaltung der “Kulturwochen gegen Antisemitismus” widmet sich diesen Fragen nochmals um- und zusammenfassend:
Nachdem zunächst um 18 Uhr das Theaterstück “Trauer to go” ein (vorerst) letztes Mal aufgeführt wird, diskutieren Alexandra Duwe, Sandra Kreisler und Torsun Burkhardt unter der Moderation von Anastasia Tikhomirova über die Misstände und blinden Flecken der Kunst- und Kulturszene beim Thema Antisemitismus.
Der Eintritt ist frei. Eine Voranmeldung bis zum Mittwoch, den 29. Juni, unter iia@uni-trier.de verpflichtend. Es gibt keine Abendkasse!
Förderer und Kooperationspartner
