01Arbeitsmotivation im FSR im Vergleich zu Nebenjobs- unter Moderation durch das Bedürfnis nach persönlicher Entfaltung
Autor*innenBollack, Luisa; Fritzsche, Emily; Studzinski, Benjamin & v. Zedlitz, Max
DozentinDr. Rebecca Müller
AbstractDie Anzahl Studierender, die an Arbeit im Fachschaftsrat ihres Studienfachs interessiert sind, nahm über die letzten Jahre immer weiter ab. Es ist allerdings wichtig, dass die Arbeit des Fachschaftsrates ausgeführt wird. Bisherige Forschung konnte bereits zeigen, dass ein Ehrenamt Arbeitsmotivation steigern kann und das Job Characteristics Model (JCM) auf Ehrenämter anwendbar ist. In unserer Studie untersuchten wir mittels eines Fragebogenverfahrens, ob es einen Unterschied zwischen der Tätigkeit in einem Fachschaftsrat gegenüber einem Nebenjob gibt, bezüglich der Arbeitsmotivation aufgrund der Job Characteristics. Wir untersuchten weiterhin, ob dieser Effekt durch das Bedürfnis nach persönlicher Entfaltung der Personen moderiert wird. Erhoben wurden 192 Probanden, darunter größtenteils weibliche Psychologie Studentinnen. Die Ergebnisse unserer Studie konnten zeigen, dass die Job Characteristics und die Arbeitsmotivation bei einer Tätigkeit im Fachschaftsrat höher als bei einer Tätigkeit in einem Nebenjob sind. Weiterhin konnten explorative Analysen zeigen, dass die Job Characteristics und die Arbeitsmotivation zusammenhängen. Das Bedürfnis nach persönlicher Entfaltung wirkte jedoch nicht als Moderator dieser Zusammenhänge. Unseren Ergebnissen zufolge sollten Fachschaftsräte also damit werben, dass ihre Tätigkeiten höhere JCM-Ausprägungen aufweisen als ein durchschnittlicher Nebenjob. Nebenjobs hingegen sollten daran arbeiten, besagte JCM-Ausprägungen zu verbessern. Zukünftige Forschung sollte untersuchen, wie die Arbeitsmotivation und JCM-Ausprägungen in anderen Ehrenämtern sind und mithilfe einer Langzeitstudie herausfinden, ob die JCM-Ausprägungen verantwortlich für die höheren Arbeitsmotivation in Fachschaftsräten zuständig sind.
02Hält doppelt schlechter? - Kein Unterschied zwischen temporären und persistenten Landmarken auf Zielreizlokalisierung
Autor*innenBödeker, Katharina; Cremonesi, Marii; Kölle, Nina; Lemke, Konrad & Munz, Jasmin
DozentinM. Sc. Paula Soballa
Abstract

Verändert die Eigenschaft einer Landmarke ihren Einfluss auf die Lokalisation taktiler Zielreize? Die bisher bestehende Literatur zum Einfluss von Landmarken auf die Lokalisierung taktiler Reize untersucht den Einfluss anatomischer, persistenter Landmarken auf die Zielreizlokalisation und findet einen Effekt anatomischer Landmarken. Auch nicht-anatomische, temporäre Landmarken scheinen die Lokalisationsleistung zu verbessern. Während isolierte Landmarken beider Landmarkentypen die Lokalisiation eines Zielreizes also anzuziehen scheinen (“Landmarkenanziehung”), fand eine Studie einen lokalisiationsabstoßenden Effekt (“Landmarkenabstoßung”), wenn die persistente und die temporäre Landmarke sich nahe beieinander befanden (Soballa, P., Frings, C., & Merz, S. (2023). Is (landmark) attraction only temporary? – Temporary and persistent landmarks produce different patterns of spatial distortions [Manuscript submitted for publication]. Trier University).

Das Ziel unserer Studie war es, den Unterschied der Wirkung anatomischer und temporärer Landmarken, sowie deren mögliches Zusammenspiel, näher zu untersuchen und den landmarkenabstoßenden Effekt zu replizieren, dabei jedoch die Konfundierung von Art und Position der Landmarke, die in der Studie von Soballa et al. (2023) vorlag, anhand der getrennten Manipulation dieser beiden unabhängigen Variablen entgegenzuwirken.

Hierfür nutzten wir ein 4x2-Design, in dem wir das Vorhandensein einer temporären Landmarke (Baseline- vs. Landmarktrials), den Ort der Reizpräsentation (Ellenbogen vs. Unterarm), die Distanz des taktilen Zielreizes von der temporären Landmarke und die Reihenfolge der Bedingungen (E-U vs. U-E) variierten. Wir erwarteten einen Unterschied zwischen der Lokalisierungsleistung am Unterarm und am Ellenbogen und vermuteten, dass es bei der Unterambedingung aufgrund der voneinander getrennten anatomischen und temporären Landmarke zu einer Lokalisierung des Zielreizes in Richtung der Landmarke kommt (“Landmarkenanziehung”). Im Gegensatz dazu nahmen wir an, dass es zur Lokalisierung des Zielreizes weg von der temporären Landmarke komme, wenn diese in der Ellenbogenbedingung auf eine anatomische Landmarke falle (“Landmarkenabstoßung”). 

In unserem Experiment fanden wir, dass sich die Zielreizlokalisierung in Richtung der temporären Landmarke verschob, sowohl wenn die temporäre Landmarke isoliert am Unterarm dargeboten wurde, als auch in der Ellenbogenbedingung, in der sich die temporäre Landmarke und die anatomische Landmarke entsprachen. Somit zeigte sich Landmarkenanziehung unabhängig davon, ob temporäre und anatomische Landmarken auf einen Punkt fielen. Dies widerspricht der Interpretation der Ergebnisse der vorangegangenen Studie ( Soballa, P., Frings, C., & Merz, S. (2023). Is (landmark) attraction only temporary? – Temporary and persistent landmarks produce different patterns of spatial distortions [Manuscript submitted for publication]. Trier University), die Landmarkenabstoßung bei räumlich nahen persistenten und temporären Landmarken fand.
03Wer hat an der Uhr gedreht...? Ein Zusammenhang zwischen Handlungs-Lageorientierung und Bedtime Procrastination
Autor*innenBlüm, Laura; Eyer, Samuel; Tipou, Theofani; Wolf, Theresa & Zollinger, Lilly
DozentinM. Sc. Karla Waldenmeier
Abstract

Bedtime Procrastination – ein Phänomen, dass wahrscheinlich jeder schonmal erlebt hat: man schafft es einfach nicht, zur fest vorgenommenen Uhrzeit schlafen zu gehen, und schiebt die Schlafenszeit noch lange vor sich her. Die dadurch entstehende Verkürzung des Schlafs kann langfristig gesundheitliche Folgen mit sich ziehen – Schlafmangel kann nachweislich Konzentrations- oder Gedächtnisprobleme, kardiovaskuläre Erkrankungen oder Übergewicht begünstigen.

In der Literatur wird diskutiert, welche Faktoren hierbei relevant sein könnten. Es zeigt sich in unterschiedlichen Untersuchungen, dass Selbstregulationsfähigkeiten eine zentrale Rolle spielen könnten. Gleichzeitig könnte auch der Chronotyp einen Einfluss ausüben.

Aus diesem Grund ergeben sich für unsere Untersuchung zwei Hypothesen:

1.         Prospektiv lageorientierte Menschen neigen mehr zu Bedtime Procrastination als Handlungsorientierte.

2.         Der Chronotyp hat einen Einfluss auf die Interaktion zwischen Bedtime Procrastination und Handlungs- Lageorientierung.

Die zweite Hypothese prüften wir lediglich auf explorativer Basis.

Zur Prüfung unserer Hypothesen erhoben wir über Unipark neben der Bedtime-Procrastination-Scale die Selbstregulationsfähigkeit über Handlungs-Lageorientierung (HAKEMP-90) sowie den Chronotyp (Munich Chronotype Questionnaire).

Nach unserer Stichprobenumfangsplanung mittels G*Power waren 136 Versuchspersonen für einen mittleren Effekt und einer Effektstärke von 95% nötig, schlussendlich erhoben wir 161, von denen wir vier aufgrund einer zu kurzen Bearbeitungsdauer ausschließen mussten (N=157). Die Datenerhebung erfolgte über das Umfragetool Unipark und dauerte etwa 20 Tage. Zur Berechnung der Korrelationen und zur Regressionsanalyse wurde die Software IBM SPSS Statistics verwendet. Aufgrund von Ausschlusskriterien wurden für die Chronotypberechnungen nur 87 Probanden herangezogen. Demnach wurden Personen, die angaben, einen Wecker gestellt zu haben um aufzuwachen, exkludiert.

Die erste Hypothese: „Prospektiv lageorientierte Menschen neigen mehr zu Bedtime Procrastination als Handlungsorientierte.“, operationalisierten wir über die Korrelation der Werte für HOP und Bedtime Procrastination. Die Reliabilitätswerte über Cronbachs Alpha fallen sowohl für prospektive Handlungsorientierung (= .85) als auch für Bedtime Procrastination (= .89) hoch aus. Die Korrelation beider Skalen fällt mit r=-.513 (p < .001) negativ und hoch aus.

Die explorative Prüfung der zweiten Hypothese: „Der Chronotyp hat einen Einfluss auf die Interaktion zwischen Bedtime Procrastination und Handlungs- Lageorientierung.“, gestaltet sich durch eine Moderatoranalyse, da die Voraussetzungen für eine Mediatoranalyse nicht gewährleistet sind. Hierbei ergibt sich in unserer Stichprobe keine weitere Erklärung der Varianz von Bedtime Procrastination durch den Chronotyp, die Hypothese kann abgelehnt werden.

Insgesamt können unsere Ergebnisse weitestgehend den bisherigen Stand der Forschung replizieren, wobei der Chronotyp entgegen der Erwartungen keine signifikante Rolle zu spielen scheint.

Einige Faktoren können die Ergebnisse allerdings beeinflusst haben. Unsere Stichprobe ist in ihrer Demographie sehr homogen, da wir hauptsächlich Studierende, vor allem der Psychologie, für die Erhebung gewinnen konnten. Eine weitere Limitation ist, dass unsere Stichprobe größtenteils aus Studierenden unter 30 Jahren bestand. Hierdurch ist die Generalisierbarkeit der Befunde womöglich eingeschränkt.  Zudem ist es ungünstig, dass wir für die Prüfung der zweiten Hypothese so viele Versuchspersonen ausschließen mussten – das schränkt die Interpretierbarkeit der Ergebnisse deutlich ein. Zuletzt besteht eine mögliche Einschränkung durch das Online-Erhebungsformat, da bei den Versuchspersonen möglicherweise unterschiedliche Untersuchungsbedingungen vorlagen.

In Zukunft gilt es, mehr Informationen über die Hintergründe des Hinauszögerns der Schlafenszeit zu sammeln, um auch potenzielle Maßnahmen der Schlafhygiene sowie negative Einflüsse auf den zirkadianen Rhythmus, verbessern zu können.
04Die Rolle des präSMA bei Reaktions-Reaktions-Bindungsprozessen
Autor*innenBard, Aline; Haichwald, Lisa; Lackas, Emma; Richter, Fynn; Schoor, Clemens & Stengel, Anne-Kathrin
DozentDr. Christoph Geißler
AbstractFührt man zwei unabhängige Reaktionen kurz nacheinander in Folge zweier verschiedener Stimuli durch, entsteht eine Bindung der durchgeführten Reaktionen. Wiederholt man daraufhin die beiden Reaktionen auf andere Stimuli erzielt man eine höhere Performanz. Wiederholt sich nur eine Reaktion erzielt man eine geringere Performanz (Partielle Wiederholung) als bei vollständigem Wechsel der Reaktionen. Durch funktionelle Nahinfrarotspektroskopie (fNIRS) kann kortikale Aktivität mittels Lichts gemessen werden. Geissler und Kollegen (2021) haben in einem Reaktions-Reaktions-Bindungsparadigma während einer fNIRS-Messung eine positive Korrelation zwischen Prime-Aktivität im präSMA und dem Bindungseffekt der Fehlerraten gefunden. Das Ziel unserer Studie ist die Replikation dieser Korrelation durch experimentelle Manipulation. Dafür nutzten wir ein Reaktions-Reaktions-Bindungsparadigma mit wechselndem Effektor-Set. Die Versuchspersonen reagierten entweder mit beiden Händen oder mit Füßen und Händen. Wir erwarteten keinen Bindungseffekt in der Fuß-Hand Bedingung, um diese als Baseline-Messung für die Korrelation zwischen Aktivität im präSMA und Bindungseffekt zu nutzen. In einem Pilotexperiment (N=20) testeten wir das Experimentalparadigma ohne fNIRS-Messung und wir konnten die erwarteten Ergebnisse replizieren. In dem Hauptexperiment (N=39) mit fNIRS-Messung zeigten sich andere Bindungseffekte. Sowohl in der Hand-Hand- als auch in der Fuß-Hand-Bedingung zeigten sich Reaktions-Reaktions-Bindungseffekte. Die Daten der fNIRS-Messung zeigten keinen relevanten Zusammenhang zwischen Reaktions-Reaktions-Bindungseffekt und Aktivität im präSMA. Es bleibt unklar, weshalb während der fNIRS-Messung ein Bindungseffekt in der Fuß-Hand-Bedingung entstanden ist.
05Zorn entfesseln: Die Macht wütender Gesichter und die Geheimnisse des DRB-Effekts
Autor*innenAbabneh, Dana; Eggert, Lisa; Leenen, Stella Louise & Patscheider, Theresa
DozentinDr. Tarini Singh
Abstract

Bedrohungsrelevante Reize ziehen die visuelle Aufmerksamkeit auf sich (Williams et al., 1988). Dies ist maßgeblich für das Überleben eines Individuums, um potenzielle Gefahren in der Umgebung schnell zu lokalisieren. Eastwood et al. (2001) konnten im Zuge dessen ein erhöhtes Erkennen von bedrohlichen Reizen wie beispielsweise wütenden Gesichtsausdrücken nachweisen. 

Ergänzend konnte im Zuge neurophysiologischer Forschung gezeigt werden, dass negative Reize verglichen mit positiven Reizen nicht nur schneller verarbeitet werden, sondern zusätzlich größere und frühere Reaktionen in den ereigniskorrelierten Potentialen auslösen (ERPs). Dies spricht ebenfalls für eine frühe Aufmerksamkeitsverzerrung in Richtung Bedrohung (Feldmann-Wüstefeld et al., 2011). 

In dieser  Studie untersuchen wir die Auswirkung von emotionalen Gesichtsausdrücken auf das Distractor-Response-Bindungs(DRB)-Paradigma. In diesem Paradigma wird ein Distraktor mit einer Reaktion und einem Target im Prime assoziiert. Wiederholt sich der Distraktor anschließend  im Probe, wird die zuvor assoziierte Reaktion abgerufen. Dies zeigt sich in einer Reaktionszeit Verlängerung. Ziel dieser Studie ist es, zu untersuchen, inwiefern der DRB-Effekt von wütenden Gesichtsausdrücken moduliert wird.

Hierfür untersuchten wir 30 Versuchspersonen mit Erhebung von Alter und Geschlecht (Alter Md=21,5; m=11,d=1). Als Zielreize dienten vier Buchstaben, wobei diese durch Drücken der Tasten den Fingern zuzuordnen waren. Währenddessen stellten die Gesichter mit verschiedenen Affekten die Distraktoren dar, diese waren also irrelevant für die Aufgabe. Die Gesichter der Personen wiederholten sich nicht in einem Trial. 

Für die Bestätigung unserer Hypothesen benötigt es eine signifikante Interaktion 2. Ordnung. Mithilfe von RStudio wurden unsere gewonnenen Daten anhand einer 2 (Response Relation) x 2 (Valenz Relation) x 3 (Valenz: Happy, Angry, Neutral) ANOVA für Reaktionszeiten und Fehlerraten ausgewertet. Zusammengenommen deuten die Daten auf ein klares Muster hin:  wütende Gesichter erzeugen durchgehend keine bis negative DRB-Effekte, fröhliche und neutrale Gesichter hingegen haben stetig positive DRB-Effekte.Bei der Präsentation wütender Gesichter wurden zudem mehr Fehler gemacht als bei den beiden anderen Bedingungen. Die Dreifachinteraktion der Fehlerraten für wütende Gesichter zeigte sich signifikant negativ im Vergleich zu den anderen Valenzen. Leider wurde die Dreifachinteraktion der Reaktionszeiten knapp nicht signifikant (F(2, 56) = 3.16, p =.061). 

Die Insignifikanz könnte jedoch an dem nötigen Ausschluss einer VPN und somit einer geminderten Teststärke liegen, da auch keine Stichprobenumfangsplanung durchgeführt wurde. Ebenso könnte die sehr homogene Stichprobe die Ergebnisse beeinflusst haben.

Unsere Ergebnisse können wie in vorherigen Studien (Öhman et al., 2001; Fox et al., 2001) durch die erhöhte Wahrnehmung bei bedrohlichen Reizen erklärt werden, die aus evolutionärer Sicht von großem Vorteil sind. Ebenso kann das Attentional Disengagement als mögliche Erklärung dienen. Darunter versteht man die Fähigkeit, die Aufmerksamkeit von einem Reiz zu lösen und zu einem anderen Reiz zu lenken. Dabei ist es evolutionsbiologisch von Nutzen, wenn man sich schnell von bedrohlichen Reizen lösen und ablenken kann (Georgiou et al., 2005). Daraus ergeben sich Fragestellungen beispielsweise bezüglich des Kontextes und der Präsentation, klinischen Implikationen und individuellen Unterschieden, die in Folgestudien untersucht werden könnten.
06Vorhersage von Blutspendeintention angewandt auf die Theorie des geplanten Verhaltens von Ajzen
Autor*innenBesch, Elena; Dziegielewski, Sophia; Hennicke, Clara & Naumann, Franka
DozentProf. Dr. Michael Bosnjak
Abstract

In Deutschland herrscht ein gravierender Blutspendemangel - um den Bedarf an Blutkonserven zu decken, müsste sich der Anteil regelmäßiger Blutspenden verdoppeln (Noll, 2023). Um einen Ansatz für Interventionen zu finden, muss daher zunächst untersucht werden, was das Blutspendeverhalten der deutschen Bevölkerung beeinflusst und wie sich dieses vorhersagen lässt. 

Das Ziel der vorliegenden Wissenschaftlichen Projektarbeit ist es, zu untersuchen, inwieweit sich das Blutspendeverhalten durch verschiedene Determinanten prognostizieren lässt. 

Diese Forschungsfrage soll auf Basis der Theorie des geplanten Verhaltens nach Icek Ajzen untersucht werden. Hierfür wurde eine konzeptionelle Replikation einer früheren Anwendungsstudie  von Masser et al. durchgeführt. Dabei wird untersucht, inwiefern die Prädiktoren des TPB-Modells die Intention zum Blutspenden beeinflussen. Konkret wurde eine Online-Studie mit 89 Befragten durchgeführt, die verschiedene Aussagen bezüglich der subjektiven Norm, wahrgenommenen Verhaltenskontrolle, Einstellung und schlussendlich ihrer Intention, Blut zu spenden, bearbeiteten. 

Die Ergebnisse der Online-Umfrage wurden mittels multipler Regression mit dem Kriterium "mindestens 1-4 mal im Jahr 2023 Blut spenden" und den Prädiktoren Einstellung, subjektive Norm und wahrgenommene Verhaltenskontrolle analysiert. Die Analyse des Modells ergibt einen mittleren Effekt für die Vorhersage der Blutspendeintention mit einem standardisierten multiplen Korrelationskoeffizienten von R2 = .50. Dabei ist die wahrgenommene Verhaltenskontrolle der beste Prädiktor für die Intention [β = .61*** (p < .001)]. Auch die Einstellung zum Verhalten sagt die Intention signifikant vorher [β = .42*** (p < .001)], für die subjektive Norm konnte allerdings keine signifikante Vorhersage gefunden werden [β = .43 (p = .107, n.s.)]. 

Um die Ausgangsfrage nach möglichen Interventionen zu beantworten, scheint es also am besten, den Fokus auf die wahrgenommene Verhaltenskontrolle zu legen und beispielsweise die Selbstwirksamkeit zu steigern. Ebenso sollte die Einstellung sowie die subjektive Norm angesprochen werden, um die Menschen zum Blutspenden zu motivieren.
07Perspektivübernahme unter sozialer Beeinflussung
Autor*innenRappsilber, Felix & Schmidt, Tina
DozentProf. Dr. Jan Hofer
Abstract

Online-Dating-Plattformen basieren auf der subjektiven Wahrnehmung ihrer Nutzerinnen und Nutzer. Dabei entscheiden hauptsächlich Bilder darüber, ob man sich für oder gegen eine Kontaktaufnahme entscheidet. In diesem Kontext untersucht diese Studie, inwiefern die Ausprägung der Perspektivübernahme unter sozialer Beeinflussung eigene Entscheidungen beeinflusst.

Ein Grundbaustein der sozialen Beeinflussung ist die Theorie der kognitiven Dissonanz von Festinger (1964): Menschen streben danach, widerspruchsfrei zu handeln und denken, um kognitive Widersprüche zu vermeiden. Die daraus abgeleitete Hypothese: Versuchspersonen mit hoch ausgeprägter Perspektivübernahme lassen sich sowohl bei der Zusammenarbeit mit sympathischen als auch mit unsympathischen Konföderierten in der Bewertung von Bildern nach Sympathie, Attraktivität und Dating-Wahrscheinlichkeit beeinflussen.

32 heterosexuelle Studentinnen im Alter von 18 bis 29 Jahren wurden an zwei Messzeitpunkten befragt. Zum ersten Messzeitpunkt, der online erfolgte, beantworteten die Probandinnen den Saarbrücker Persönlichkeitsfragebogen (SPF; Paulus, 2009) und bewerteten 20 Bilder von Männern nach Sympathie, Attraktivität und Dating-Wahrscheinlichkeit auf einer Skala von 1 bis 10. Zum zweiten Messzeitpunkt, der im Labor stattfand, bewerteten die Teilnehmerinnen 10 Bilder, die ihnen zum ersten Messzeitpunkt ebenfalls präsentiert worden waren. In diesem Fall war entweder eine sympathische oder eine unsympathische Konföderierte anwesend, die jeweils zwei Bilder besonders negativ oder positiv bewertete.

Die Moderatoranalyse ergab: In der unsympathischen Bedingung fallen die Differenzen (T2-T2) zwischen den Bewertungen der Probandinnen größer aus – sie sind den Konföderierten gefolgt. In der sympathischen Bedingung ließ sich die Hypothese nicht belegen.
08Der Wert von Bindungen: Hierarchisch oder binäre Bindungen von Stimuluseigenschaften
Autor*innenHertel-Vogel, Cara; Looser, Paula & Mader, Anna
DozentinDr. Tarini Singh
AbstractVisuelle und aktionsgebundene Informationen werden im menschlichen Gehirn in unterschiedlichen kortikalen Arealen gespeichert. Die Integration dieser Informationen wird über sogenannte event files vermittelt, welche postulieren, dass die erneute Präsentation eines Stimulus zu einem automatischen Abruf der mit dem Stimulus assoziierten Reaktion führt. Da auch irrelevante Informationen (Distraktoren) in dem event-file integriert werden, können auch diese Distraktoren die Reaktion modulieren (distractor-response binding). In dieser Studie untersuchen wir auf Basis der Erkenntnisse von Frings et al. (2015) wollen wir in dieser Studie die Struktur der distractor-response bindings in Abhängigkeit von Location näher untersuchen.
09Schwitzige Hände, hitziger Kopf. Helfen Körperaktivierungen beim Erkennen von Angst, Trauer, Ekel und Wut?
Autor*innenEngelke, Julian; Gorke, Amelie; Körner, Laila; Petsch, Theresa; Khorsuk, Ploy; Bartz, Greta & Weydert, Lara
DozentProf. Dr. Roland Neumann
Abstract

Emotionen sind eng mit Körperempfindungen verbunden. Diese Studie wirft die Frage auf, ob die Erkennung eigener Emotionen durch Aufzeigen von Zusammenhängen zwischen Körperaktivierung und Emotion bezüglich der Emotionen Angst, Trauer, Wut und Ekel verändert wird. Es konnte gezeigt werden, dass spezifische Emotionen mit einem spezifischen Muster der Aktivierung und Deaktivierung einhergehen. Auf der Grundlage dieser Studien wollten wir untersuchen, ob die Kenntnis der Zusammenhänge von Emotion und Köperaktivierung die Erkennung eigener Emotionen beeinflusst.  

Bei der ersten Studie bekam nur die Experimentalgruppe den empirisch belegten Zusammenhang von Körperaktivierungsmustern und Emotionen zurückgemeldet. In der Kontrollgruppe lernten die Versuchspersonen einen empirisch nicht belegten, falschen, Zusammenhang von Körperaktivierung und Emotion. 

Es konnte kein signifikanter Unterschied zwischen der Emotionserkennung der Gruppen festgestellt werden, was dadurch begründet sein kann, dass die Versuchspersonen mit dem falschen Zusammenhang von Körperaktivierung und Emotion diesen auch als nicht glaubwürdig einschätzten. Somit setzten wir uns als Ziel die ursprüngliche Studie mit gelungenen Manipulationscheck zu replizieren. Diese Folgestudie wollen wir hier präsentieren. 

Die Glaubwürdigkeit ist bei unserer Folgestudie gelungen, allerdings konnten wir aufgrund von unzureichenden Versuchspersonen keine ausreichende Teststärke erreichen, um den erwarteten Effekt zu finden. Eine deskriptive, nicht signifikante Tendenz im Vergleich von Training zu keinem Training ist trotzdem erkennbar. 

10Der Einfluss induzierter Rumination auf die eigene Emotionserkennung
Autor*innenAjdukovic, Milena; Chettouh, Linda; Dimitrova, Rosalina; Fundis, Lilo; Grasmehr, Marie; Hatterer, Sophia; Lies, Tabea & Schmitt, Benjamin
DozentProf. Dr. Roland Neumann
Abstract

Rumination, auch „Grübeln“ genannt, steht immer mehr im Zusammenhang mit psychopathologischen Erkrankungen und ist eine von mehreren möglichen Emotionsregulationsstrategien. Diese wird jedoch als nicht erfolgreich bzw. wenig erfolgreich bezeichnet und mit negativen Folgen assoziiert. Sie spielt eine essenzielle Rolle bei der Entwicklung und Aufrechterhaltung von Angststörungen, Depression und auch Zwangsstörungen. Viele Patienten, die unter diesen Störungen leiden, weisen starke Rumination auf. Um Emotionen erkennen zu können, wird vorausgesetzt, dass man die eigenen Emotionen gut identifizieren und differenzieren kann. Solange die Erkennung beeinflusst wird, können die Emotionen nicht reguliert werden. Rumination bezeichnet eine dysfunktionale Emotionsregulationsstrategie und führt dazu, dass die eigenen Emotionen schlechter erkannt werden. Auf Basis der Untersuchungen von Grol et al. (2013) und unsere Überlegungen haben wir angenommen, dass die Aufmerksamkeitsspanne für selbstbezogene Informationen und somit für die Erkennung eigener Emotionen kleiner wird, wenn man stark ruminiert. Einmalige induzierte Rumination sollte die Fähigkeit, eigene Emotionen zu erkennen und von anderen Emotionen differenzieren zu können, verschlechtern.

Die an diese Ansätze angelehnte Hypothese, dass einmalige induzierte Rumination die eigene Fähigkeit, Emotionen zu erkennen beziehungsweise zu differenzieren verschlechtert, haben wir mithilfe eines 2x2 Between-Within Designs- Ruminations -und Problemlösebedingung; Kompatibilität/Inkompatibilität zwischen induzierte und abgefragte Emotion - und insgesamt 56 Proband:innen experimentell überprüft und abgelehnt.

Alle Daten wurden mit einem am PC erstellten Training erhoben. Zuerst wurde die Trait Rumination mithilfe von Fragebögen gemessen, anschließend wurde ein Szenario und Instruktionen zur Induktion der zugehörigen Bedingung (Rumination/Problemlösen) präsentiert. Schließlich wurde die Emotionsrekognition erfasst.

Laut unseren Ergebnissen war unser Manipulationscheck nicht erfolgreich, dementsprechend haben wir es nicht geschafft experimentell Rumination zu induzieren. Es ist uns also nicht gelungen, zu beweisen, dass die Erkennung der eigenen Emotionen in der Ruminationsbedingung schlechter ist als in der Problemlösebedingung. Jedoch konnten wir Aussagen darüber treffen, dass wir eine leichte Verbesserung der eigenen Emotionserkennung induziert haben, was möglicherweise daran liegt, dass wir durch die Instruktionen in der Ruminationsbedingung die Erhöhung der Fähigkeit zur eigenen Emotionswahrnehmung ausgelöst haben.