Pilotprojekt bringt Informatik in Förderschule

Die Universität Trier programmiert in Gerolstein mit Kindern, die eine Beeinträchtigung haben. Besonders Kinder mit Konzentrationsproblemen könnten davon profitieren.

Bisher ist in den Lehrplänen von Förderschulen in Rheinland-Pfalz Informatikunterricht nicht vorgesehen. Juniorprofessorin Jacqueline Staub findet, dass sich das ändern sollte: „Informatik gehört ebenso in die Förderschule wie in jede andere Schulform auch.“ Gemeinsam mit Studierenden führt die Informatik-Didaktikerin der Universität Trier aktuell in einem Pilotprojekt Schülerinnen und ‑schüler des Hubertus-Rader-Förderzentrums in Gerolstein ans Programmieren heran.

Unter Anleitung von Juniorprofessorin Jacqueline Staub versuchten die Schülerinnen und Schüler den Miniroboter zum Ziel zu führen.
Unter Anleitung von Juniorprofessorin Jacqueline Staub versuchten die Schülerinnen und Schüler den Miniroboter zum Ziel zu führen.

Mit dem Projekt betritt die Informatik-Juniorprofessorin ziemliches Neuland. Es ist kaum etwas darüber bekannt, wie man Förderschülerinnen und -schülern am besten Informatik näherbringt. Die Lehrpläne machen keine Vorschläge und auch spezielle Unterrichtsmaterialien existieren nicht. Die Wissenschaftlerin möchte daher mit dem Projekt unter anderem herausfinden, welche ihrer Ideen für Schulstunden funktionieren.

Navigation mit Miniroboter

Es ist ein spielerischer Ansatz, den Jacqueline Staub für den Unterricht gewählt hat. Ein Miniroboter muss beispielsweise über ein auf der Tafel aufgezeichnetes Gitternetz zu einem Ziel navigiert werden. „Die Kinder sind mit Faszination dabei“, lautet Staubs Zwischenfazit nach den ersten zwei Wochen.

Noch bis Mitte Juli werden sie und ihr studentisches Team einmal wöchentlich in einer dritten, sechsten und siebten Klasse des Hubertus-Rader-Förderzentrums sein. Die Juniorprofessorin hofft, dass das Projekt von den Lehrkräften der Schule auch nach dem Ende weitergeführt werden kann.

Praxiserfahrung für Informatik-Studierende

Das Interesse seitens der Schule ist groß. Das Hubertus-Rader-Förderzentrum hatte extra für das Pilotprojekt einen Antrag beim Bürgerdienst Lepper e.V. gestellt, der die Anschaffung von Programmierrobotern ermöglichte. Die Lehrerinnen Rita Mertes und Tamara Krämer könnten sich vorstellen, zukünftige Informatik-Inhalte beispielsweise in den Matheunterricht zu integrieren. „Die Schülerinnen und Schüler zeigen kaum Berührungsängste. Sie bleiben neugierig bis zum Schluss der Stunde dabei.“

Auch Staub hat beobachtet, dass die Förderschülerinnen und -schüler von dem Projekt profitieren. Die gestellten Rätsel und Aufgaben waren augenscheinlich so spannend, dass sie selbst die Aufmerksamkeit von Kindern mit Konzentrationsdefiziten fesselten. „Wir versuchen die Kinder an systematisches Denken heranzuführen, was die Grundlage der Informatik ist. Für die an dem Projekt beteiligten Studierenden sind das wertvolle Praxiserfahrungen.“

Die Kinder lernen fehlerhaften Code zu identifizieren, indem sie herausfinden, welche Karte heimlich gedreht wurde.
Die Kinder lernen fehlerhaften Code zu identifizieren, indem sie herausfinden, welche Karte heimlich gedreht wurde.
Mit dem Tablet wurde spielerisch Programmieren geübt.
Mit dem Tablet wurde spielerisch Programmieren geübt.

Informatikunterricht für alle Schulformen

Aber warum hält Staub Informatikunterricht an Förderschulen überhaupt für wichtig? „Zukünftig werden wir alle noch mehr als jetzt in Beruf und Alltag mit Programmieren in Kontakt kommen. Daher sollten alle – unabhängig von der Schulform – Erfahrungen in dem Bereich sammeln.“

Die Trierer Professorin setzt sich auch in weiteren Projekten für verstärkten Informatikunterricht in Schulen ein und nimmt dabei insbesondere ländliche Regionen fernab der Zentren in den Fokus. Interessierte Schulen aus Trier und der Region können sich bei ihr melden.

Kontakt

JProf. Dr. Jacqueline Staub
Informatik
Mail: staubuni-trierde
Tel. +49 651 201-3091