Mikrosimulationen ermöglichen Szenarioanalysen für wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen – Projekt für die Region Trier
Wie entwickelt sich die Verteilung von Einkommen in der Region? Wo drohen in einigen Jahren Ärztemangel oder Pflegenotstand? Wo werden Häuser leer stehen, wo fehlt Wohnraum? Welche Migrationsströme sind zu erwarten? Wenn vorausblickende Politiker und Kommunalplaner in ihren Gemeinden oder Kreisen effektiv vorsorgen und Fehlentwicklungen vorbeugen wollen, sind sie auf zuverlässige Prognosen und Szenarioanalysen angewiesen. Fundierte Vorhersagen sind bislang aber kaum regional differenziert möglich. Hier will das von der Nikolaus Koch Stiftung geförderte Projekt REMIKIS an der Universität Trier Abhilfe schaffen.
„Regionale Mikrosimulationen und Indikatorensysteme“ - so der volle Name - ist ein Forschungsfeld, das auf statistischen Methoden basierte regionale Mirkosimulationen entwickelt. Sie können als Basismaterial für valide Prognosen und Szenarioanalysen zu wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen dienen und beispielsweise den demografischen Wandel bis in kleine Einheiten hinein abbilden. Entsprechend groß ist in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft das Interesse an diesen Simulationen.
„Politik und Gesetzgeber haben die enorme Bedeutung von Mikrosimulationen erkannt und die Methodik in das Bundesstatistikgesetz aufgenommen“, erläutert Ralf Münnich, Professor für Wirtschafts- und Sozialstatistik. REMIKIS dient als Starthilfe und Prüfstein für den Aufbau einer Forschungsinfrastruktur für Mikrosimulationen an der Universität Trier. Das Projekt zielt darauf ab, im Großraum Trier für die Bereiche Pflege- und Pflegeversorgung sowie Armut, Ungleichheit und Wohlstand Mikrosimulationen und Indikatorensysteme zu entwickeln und zu testen. Als Ergebnis sollen Infrastruktur, Methoden, Daten und Statistiken zur Verfügung gestellt werden, die für Vorsorge- und Standortplanungen eine dringend benötigte Grundlage bilden.
Eine vitale Voraussetzung für den Aufbau dieser Forschungsinfrastruktur war der rasante technische Fortschritt. „Mikrosimulationen benötigen enorm hohe Rechnerleistungen. In diesem Punkt sind wir an der Universität Trier gut aufgestellt“, sagt Professor Ralf Münnich, der sich unter anderem durch die Entwicklung einer neuen Stichproben- und Schätzmethodik für den Zensus 2011 einen Namen gemacht hat und sowohl mit den nationalen Statistikämtern als auch mit dem Statistischen Amt der Europäischen Union (Eurostat) gut vernetzt ist.
Statistiker und Politiker blicken erwartungsvoll auf die Forschung in Trier. Bislang gibt es im europäischen Raum quasi keine demographisch basierten, dynamischen Mikrosimulationen – aber einen großen Bedarf. Die Erkenntnisse und Ergebnisse, die mit REMIKIS für den Großraum Trier gewonnen werden – so die Vision der Wissenschaftlergruppe um Professor Münnich – sollen im nächsten Schritt auf Deutschland und Europa übertragen werden.
Kontakt:
Prof. Dr. Ralf Münnich
Universität Trier/Volkswirtschaftslehre/Wirtschafts- und Sozialstatistik
Tel. 0651/201-2651
E-Mail: <link>muennich@uni-trier.de