Business Angel investieren so wie sie ticken

Bei Banken scheitern Start-ups oft an strengen Kriterien für die Vergabe von Krediten. Bei Business Angeln entscheidet dagegen schon mal das Bauchgefühl.

Spätestens durch die TV-Sendung „Die Höhle der Löwen“ sind Business Angel als Investoren in Start-ups einem Massenpublikum bekannt geworden. Für Unternehmen in der Gründungsphase sind sie als Kapitalgeber wichtig, weil sie in der Regel zu risikoreicheren Investitionen bereit sind als etwa Investment-Gesellschaften. Wirtschaftswissenschaftler der Universität Trier haben sich in einer Studie mit einem weiteren bedeutenden Unterschied beschäftigt. Bei Business Angeln wirken sich deren Persönlichkeitsmerkmale auf die Investitionsentscheidungen aus. Für Start-ups auf Kapitalsuche ist dies eine bemerkenswerte Erkenntnis, weil letztlich die Höhe der Investitionen davon abhängen kann, wie Business Angel „ticken“.

Für Start-ups steigen die Chancen, höhere Summen zu akquirieren, wenn sich mehrere Business Angel zu einer Investition zusammenschließen. Ein „Syndikat“ mindert für jeden einzelnen Kapitalgeber das Risiko, was wiederum die Bereitschaft zu einer Investition steigen lässt. Zudem liegt die Gesamtsumme einer gemeinschaftlich bereitgestellten Finanzierung häufig über der einer Einzelinvestition. Dabei kann es sich durchaus um beträchtliche Beträge handeln. So lag die von den Trierer Wissenschaftlern in ihrer Studie ermittelte höchste Investition bei 100 Millionen Euro.  

Extrovertierte suchen Partner

Nach den Erkenntnissen der Forscher sind es die extrovertierten, auf soziale Interaktion angelegten Typen, die stärker dazu neigen, im Schulterschluss mit weiteren Partnern zu investieren. Introvertierte, gründlich reflektierende und selbstsichere Menschen bevorzugen dagegen Solo-Investments, haben Prof. Dr. Jörn Block und Dr. Christian Fisch in der Studie herausgefunden.  

Die Persönlichkeitsmerkmale von Business Angeln haben sie mithilfe einer Methode analysiert, die sie zuvor schon zur Beschreibung von Unternehmerpersönlichkeiten herangezogen und damit unter anderem Donald Trump neurotische Tendenzen attestiert hatten. Mithilfe eines unter anderem in der Psychologie etablierten Verfahrens filterten sie aus Twitter-Posts von knapp 1400 Business Angeln Werte heraus, die eine Kategorisierung der Persönlichkeit der Tweet-Absender zulassen. Für die Untersuchung der Auswirkungen von Persönlichkeitsmerkmalen auf das Entscheidungsverhalten haben sie Daten aus 3.234 Investitionsvorgängen untersucht.

Mit ihrer Studie haben Prof. Dr. Jörn Block, Dr. Christian Fisch und die Co-Autoren Martin Obschonka sowie Philipp Sandner die Erforschung von Investitionsentscheidungen um eine vierte Kategorie erweitert: die Persönlichkeitskomponente. Zuvor hatte sich die Wissenschaft auf finanzielle, netzwerk- und ressourcenbasierte Motive fokussiert. 

Die Studie „A personality perspective on business angel syndication“ ist im Journal of Banking and Finance, einem A-Journal im Finanzbereich, erschienen.

Die Studie ist online verfügbar

Kontakt

Dr. Christian Fisch
Betriebswirtschaftslehre/Unternehmensführung
E-Mail: cfischuni-trierde
Tel.: +49 651 201-3033