„Unsere Daten machen keine Aussage darüber, wie verbreitet sozialdarwinistische Vorstellungen im Zusammenhang mit der Pandemie während der vergangenen Jahre waren. Uns hat interessiert, wie sich die Pandemie auf gesellschaftliche und politische Einstellungen auswirkt“, sagt Eva Walther, Professorin für Sozialpsychologie an der Universität Trier. Hier liefert die Untersuchung, die sie gemeinsam mit Paul Nachtwey durchgeführt hat, eindeutige Ergebnisse. So kam die Studie zu dem Befund, dass sich eher Personen aus dem rechtsextremen politischen Spektrum für die Aufhebung von Corona-Schutzmaßnahmen aussprachen, auch wenn dies zum Tod von vulnerablen Personengruppen führt.
Befragung in Deutschland und den USA
Für ihre Studie haben die Forschenden jeweils mehrere hundert Menschen in Deutschland und den USA befragt. Die Auswertung der speziell entwickelten Fragebogen zur Erfassung von krankheitsbezogenem Sozialdarwinismus ergab für beide Länder vergleichbare Ergebnisse. Dadurch dass sich die Ergebnisse in zwei verschiedenen politischen Kulturräumen gleichen, sei die Aussagekraft als eher hoch einzuschätzen, sagt die Sozialpsychologin.
Doch die Studie hat laut Walther auch ihre Grenzen, beispielsweise wisse man nicht, ob die sozialdarwinistischen Einstellungen tatsächlich auch Verhalten hervorgebracht haben, wie das Nicht-Tragen von vorgeschriebenen Schutzmasken. Dennoch sieht die Wissenschaftlerin ihre Studie als wichtige Grundlagenforschung. Die in der renommierten Zeitschrift PLoS ONE veröffentlichte Studie ist die erste, die sich mit krankheitsbezogenem Sozialdarwinismus in der Corona-Pandemie und politischen Einstellungen beschäftigt. Eva Walther: „Auch für den Fall von zukünftigen Pandemien hilft unsere Studie bei der Einordnung von Wechselwirkungen unterschiedlicher politischer Auffassungen.“