Nachwuchsforschende zeigen Potenzial

Wissenschaftsminister Clemens Hoch hat sich mit Talenten der Universität Trier getroffen und sich über ihre vielversprechenden Forschungsvorhaben informiert.

Nur jeweils fünf Minuten Zeit hatten die acht Nachwuchsforschenden, ihre Projekte dem rheinland-pfälzischen Wissenschaftsminister Clemens Hoch zu präsentieren. Eine durchaus nicht ganz einfache Aufgabe, wenn man sich Monate und Jahre mit einem Thema beschäftigt und es in so kurzer Zeit pointiert und verständlich vorstellen muss.

Gruppenfoto mit Wissenschaftsminister Unipräsident Jäckel, Minister Hoch, Vizepräsident Mattern und acht Nachwuchsforschende
Der rheinland-pfälzische Wissenschaftsminister Clemens Hoch (2. v. l.) im Gespräch mit Nachwuchsforschenden der Universität Trier.

„Es ist eine große Herausforderung, die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung so aufzubereiten, dass sie einem breiten Publikum zugänglich sind, ohne dabei an Qualität zu verlieren. Das ist heute hervorragend gelungen. Ich kann jede Hochschule nur dazu ermuntern, jede Möglichkeit zu nutzen, die Fähigkeit, komplexe Sachverhalte in einer verständlichen Sprache unterhaltsam und spannend darzubieten, zu trainieren. Wissenschaftskommunikation ist als Aufgabe der Wissenschaftseinrichtungen nicht mehr wegzudenken“, sagte Wissenschaftsminister Clemens Hoch.

Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses

Die Präsentationen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die Juniorprofessuren beziehungsweise eine Nachwuchsforschungsgruppe leiten, zeigten das Potenzial ihrer Forschung an der Universität Trier. Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses – von Promovierenden, Post-Docs sowie Juniorprofessorinnen und -professoren – ist der Universität Trier ein wichtiges Anliegen. Universitätspräsident Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Jäckel: „Regelmäßig erhalten Trierer Nachwuchsforschende Auszeichnungen für ihre Arbeiten. Das bestätigt uns ebenso wie die erfolgreiche Einwerbung von Drittmitteln für Nachwuchsforschungsgruppen und Graduiertenkollegs in unseren Bemühungen um die Förderung junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.“

Die Themenzusammenhänge, in denen die Nachwuchsforschenden tätig sind – das wurde bei dem Treffen mit Wissenschaftsminister Hoch deutlich –, sind dabei sehr vielfältig und reichen von schulischer Bildung über Geschichte bis hin zu Literatur.

Forschung zu Schule und Bildung

Warum Informatikunterricht in Schulen stärker gefördert werden sollte, erörterte JProf. Dr. Jacqueline Staub in ihrem Kurzvortrag. Dabei räumte sie gleichzeitig mit der allgemeinen Behauptung auf, Informatik würde sich nur mit Computern beschäftigen. Vielmehr gehe es darum, im Schulfach strukturiertes und logisches Denken zu vermitteln. Informatik müsse als Ingenieurswissenschaft begriffen werden, so ihr Appell.

Ebenfalls zu einem Bildungsthema forscht Dr. Helena Kliche. Die Juniorprofessorin für Sozialpädagogik warf in ihrem Kurzvortrag die Frage auf, ob die Schulausbildung auch jungen Menschen, die in Heimen oder in Pflegefamilien leben, gerecht wird. Diese erreichen durchschnittlich schlechtere Schulabschlüsse als ihre Gleichaltrigen. In einem Projekt hat die Bildungswissenschaftlerin die institutionellen Handlungsmuster der Kinder- und Jugendhilfe analysiert.

Forschung zu Antike und Handel

Als Wissenschaft, die Einblicke in den Alltag der griechisch-römischen Antike ermöglicht, stellte JProf. Dr. Patrick Reinard die Papyrologie vor. Die auf Papyrus verfassten Texte lassen beispielsweise Rückschlüsse auf den antiken Handel zu, enthalten aber unter anderem auch Episoden aus dem Leben von Prostituierten oder trotzigen Kindern. Die handschriftlichen Zeugnisse sind ein Teil der „Schatzkammer“ der Universität Trier.

Mit antikem Handel beschäftigt sich auch JProf. Pascal Warnking. Der Althistoriker legte in seinem Kurzvortrag dar, wie der Blick in die Vergangenheit zur Bewahrung von Frieden und Demokratie beitragen kann. Schon vor 2000 Jahren galt die Region des heutigen Rheinland-Pfalz – nicht zuletzt durch den Handel – als weltoffen. An Beispielen wie dem römischen Industrierevier in der Osteifel oder der Kaiserresidenz Trier lassen sich gesellschaftliche Werte vermitteln.

Forschung zu Kultur und Literatur

Zu Humor und Politik forscht Dr. Nele Sawallisch. Insbesondere beleuchtet die Juniorprofessorin für Angloamerikanische Literaturwissenschaft Late-Night-Talkshows in den USA. Welche Rolle nehmen sie in der amerikanischen Gesellschaft ein? In den vergangenen Jahren haben sie sich vom Unterhaltungsformat hin zu Infotainment entwickelt. Hier bewahrheitet sich, dass auch Unterhaltung Politik ist.

Aus literatur- und kulturwissenschaftlicher Perspektive heraus forscht auch Dr. Lena Wetenkamp. Die Juniorprofessorin für Geschlechterforschung untersucht in einer Studie die Wechselwirkungen zwischen der Erfindung und Weiterentwicklung von optischen Medien wie Bildmaschinen im 19. Jahrhundert und der Literatur des Realismus. Das Alltagsleben der Menschen habe sich „optisiert“, neue Visualitäts- und Wahrnehmungsmodelle breiteten sich aus.

Forschung zu Mittelalter und Neuzeit

Das mittelalterliche Europa steht im Mittelpunkt des Forschungsinteresses von JProf. Dr. Andreas Lehnertz. Während wir heute nur recht selten bei offiziellen Anlässen, beispielsweise beim Antritt von wichtigen Ämtern, etwas schwören, waren Eide im Mittelalter weit verbreitet. Der Historiker führte aus, dass Eide damals Menschen miteinander verbinden konnten und so als frühe Form des Gesellschaftsvertrags in einer Zeit ohne Demokratie verstanden werden können.

Dass das Rassendenken des Nationalsozialismus iberische Wurzeln hat, erörterte Dr. Adrian Masters. Der Leiter der Nachwuchsforschungsgruppe „GloViB“ zeichnete in seinem Kurzvortrag nach, wie sich vom 16. Jahrhundert an die Einstellung gegenüber Personen mit sowohl indianischer als auch spanischer Herkunft geändert hat. Stereotype Vorstellungen seien durch globale Verflechtungen auch nach Europa und Deutschland getragen worden.

Viele weitere spannende Projekte

„Diese acht Projekte stehen für das breite Spektrum wissenschaftlicher Neugierde an der Universität Trier. Es hätte noch viele weitere spannende Projekte von Nachwuchsforschenden gegeben, die es wert gewesen wären, vorgestellt zu werden“, sagte Präsident Michael Jäckel abschließend und verband dies mit einer Einladung an Wissenschaftsminister Clemens Hoch für einen erneuten Besuch.