Die Idee hinter dem Projekt ist schnell erklärt: Jede Klasse erhält zwei Bücherkoffer, gefüllt mit jeweils zwölf unterschiedlichen und mehrsprachigen Büchern. Abwechselnd rollt je ein Bücherkoffer mehrmals im Schuljahr mit jedem Kind für jeweils eine Woche nach Hause. Hier regen die Bücher in bis zu 50 Sprachen die gesamte Familie zum Erzählen und Vorlesen auf Deutsch und in der jeweiligen Familiensprache an. Der Bücherkoffer ist damit ein Angebot für alle Familien und ermöglicht – ob auf Deutsch, Polnisch, Arabisch oder Ukrainisch – positive Leseerlebnisse. „Der Bücherkoffer weckt nachhaltig Lesemotivation und schafft eine Brücke zwischen Schulen und Elternhäusern“, sagt Projektkoordination Sabine Desoye von der Universität Trier.
Lust auf Geschichten
Der Verein coach@school e.V. begleitet die Umsetzung des Bücherkoffer Programms an den teilnehmenden Schulen, z. B. durch Schulung der Lehrkräfte, praxisorientierte Begleitmaterialien, Unterrichtsideen zu den Büchern und vieles mehr. Forschende der Universität untersuchen unter anderem, wie die Bücherkoffer genutzt werden. Außerdem wollen sie herausfinden, wie Eltern und Kinder sprachlich und literarisch mit mehrsprachigen Bilderbüchern umgehen.
„Die mehrsprachigen Bilderbücher geben Eltern und Kindern die Möglichkeit, spannende Geschichten gemeinsam zu lesen und über die vielen bunten Bilder miteinander ins Gespräch zu kommen – und das in der Sprache, die Eltern und Kinder am liebsten mögen. Das macht Lust auf mehr Geschichten und schafft positive Leseerlebnisse zu Hause“, sagt Nicole Masanek, welche als Professorin für Fachdidaktik Deutsch an der Universität Trier die Projektleitung innehat.
Studien zeigen, dass jedes vierte Kind am Ende der Grundschulzeit nicht richtig lesen kann. Kinder, denen oft vorgelesen wird, fällt auch das Lesen lernen leichter. Da die Bücher im Bücherkoffer das Vorlesen auf Deutsch oder in der Sprache, in der sich Eltern am sichersten fühlen, ermöglichen, werden so auch potenzielle Hürden und Hemmungen abgebaut. So wird in den drei Projektjahren bei rund 850 Kindern und ihren Familien die Lesefreude ins Rollen gebracht.