Konzert in aufgewühlten Zeiten

Am 9. Februar 2025 lud das Collegium Musicum der Universität Trier zum traditionellen Semesterkonzert in die ehemalige Reichsabtei Sankt Maximin ein.

In ihrem Grußwort zu Beginn des Konzerts betonte die Präsidentin der Universität Trier, Eva Martha Eckkrammer, die Wichtigkeit der Kultur gerade in diesen aufgewühlten Zeiten. Und fast könnte man meinen, Maestro Gocha Mosiashvili habe sich bei der Auswahl des Programms von der Stimmung in der Gesellschaft ein wenig beeinflussen lassen, denn alle vier Kompositionen haben einen deutlich melancholischen Unterton.

Das Collegium Musicum der Universität Trier lud zum traditionellen Semesterkonzert in die ehemalige Reichsabtei Sankt Maximin
Das Collegium Musicum der Universität Trier lud zum traditionellen Semesterkonzert in die ehemalige Reichsabtei Sankt Maximin.

Als erstes Stück stand Edvard Griegs Peer Gynt-Suite Nr.1 auf den Notenpulten, die auf dem dramatischen Gedicht von Henrik Ibsen beruht, das die Abenteuer des selbstgefälligen Bauernjungen Peer beschreibt, der am Ende vor lauter Suche nach dem Glück am wahren Leben vorbeigelebt hat. Zart fangen die Flöten und Holzbläser die Morgenstimmung ein, die Streicher wispern geheimnisvoll, bis mit der großen Trommel und den strahlenden Blechbläsern die Sonne aufgeht.

In Ases Tod hatten die Streicher ihre Sternstunde: Sie spielten mit wunderbar weichem, samtigem Klang dieses Klagelied, in dem sich die Trauer manchmal aufzubäumen scheint, um dann in einem unglaublich zarten Pianissimo zu verklingen.

Anitras Tanz ist ein beschwingtes, aber heikles Stück. Trotzdem tanzten die Pizzicati der Violinen, auch wenn sie manchmal nicht ganz zusammen waren. (Hauptsache der letzte Ton einer Reihe saß!)

Im 4. Satz, In der Halle des Bergkönigs, meint man in die sagenumwobene Welt der Trolle einzutauchen. Erst kommen sie vereinzelt, leise – wunderbar gespielt von den Kontrabässen, Celli und Posaunen – dann werden es immer mehr und sie werden immer schneller, bis das Ganze in einem wilden, lärmenden Getöse endet.

Die 4 Lieder op.59 von Felix Mendelssohn bildeten anschließend einen Riesenkontrast.

Der Chor sang diese sehr romantischen Lieder a cappella, sicher, ausdifferenziert und sauber intoniert. Besonders beim Frühzeitigen Frühling waren aber die Männerstimmen zu leise, während beim Abschied vom Walde alle Stimmen wieder ausgeglichen klangen.

Auch die Nachtigall  wurde munter wiedergegeben.

Eine völlig andere Musik erklang dann mit der Pavane von Gabriel Fauré in Fis-moll für Chor und Orchester. Das dem Stück zugrunde liegende französische Gedicht ist wahrlich kein Meisterwerk der Dichtkunst – muss es auch nicht sein, denn die Musik bringt das Anliegen sehr stringent zum Ausdruck: Es geht um die Unausweichlichkeit von Liebe, um ihre „Tyrannei“ und das sich daraus allzu oft ergebende Leid. Die Melodik ist spanisch anmutend, deutlich melancholisch – hier seien besonders die sanften Hörner hervorgehoben! Holzbläser, Streicher und Chor musizierten diese feierlich schreitende Pavane mit schöner Harmonie.

Im wahrsten Sinn mit Pauken und Trompeten begann das Te Deum  von Antonin Dvorak.

Der Chor zupackend, die Blechbläser strahlend. Es ist ja auch ein Lobgesang, ursprünglich für das Jubiläum der Entdeckung Amerikas gedacht, dann aber zum 400. Jahrestag der Gründung von Prag aufgeführt.

Begrüßung Präsidentin
Orchester
Sängerin

Es bleibt aber nicht beim Triumphalen des Anfangs. Mit dem Einsetzen des Solosoprans – sehr schön gesungen von Réka Kristóf – beginnt ein inniger, nachdenklicher Teil im Te Deum, ein „Zwiegespräch“ zwischen Solosopran und Männerstimmen, mit zarter Orchesterbegleitung. Und noch einmal ändert sich der Charakter des Stücks mit dem Beginn des Bariton-Solos, ebenfalls sehr eindrucksvoll von Carl Rumstadt interpretiert.

Insgesamt ein mehrfacher Wechsel von triumphalen und leiseren, fast geheimnisvollen Passagen, denen der Chor präzis folgte. Das Stück endet in einem grandiosen Finale mit Tutti, Chor, Solisten und Beckenklang.

Nach diesem sehr anspruchsvollen Programm, durch das Maestro Gocha Mosiashvili sein Collegium Musicum sehr souverän und engagiert hindurch lotste, gab es langanhaltenden Applaus.

Aber die große Überraschung kam zum Schluss: Als Zugabe wurde das Ave Verum von Mozart gespielt – und zwar so wunderbar sanft und tröstlich, von Chor und Orchester mit so großer Inbrunst musiziert, dass man die aufgewühlten Zeiten kurz komplett vergessen konnte. Und es war schließlich auch ein wunderschönes Geburtstagsgeschenk für den Dirigenten.

Marie-Françoise Straub