Krönendes Semesterabschlusskonzert des Collegium Musicum

Unter Leitung von Gocha Mosiashvili und vor 600 Zuhörerinnen und Zuhören führten Chor und Orchester der Uni Trier Werke von Mozart, Beethoven und Bruckner auf.

von Fabian Korinth (Collegium Musicum)

„Abphrasieren“ ist wohl das neue geflügelte Wort in den Kreisen des Collegium Musicum geworden, nachdem vergangenen Samstag mit einem (im wahrsten Sinne des Wortes) krönenden Abschluss Monate des unermüdlichen Probens und Übens, unzählige Stunden gemeinsamer Freude und Leidenschaft ein würdiges Ende nahmen.

Konzert Collegium Musicum Totale von Chor und Orchester
Das Semesterabschlusskonzert fand zum ersten Mal in der Kirche Heiligkreuz statt.
Konzert Collegium Musicum Dirigent Gocha Mosiashvili und Orchester
Für Dirigent Gocha Mosiashvili war es das zweite große Konzert mit dem Collegium Musicum.
Konzert Collegium Musicum Solistinnen und Solisten mit Chor und Orchester
Als Solisten für den Abend konnte das Collegium Musicum Silja Schindler (Sopran), Noriko Kaneko (Alt), Derek Rue (Tenor) und Marc Kugel (Bass) gewinnen.
Konzert Collegium Musicum Geigerin des Orchesters
Ein Semester lang hatten die Mitglieder des Collegium Musicum für das Konzert geprobt.
Konzert Collegium Musicum Applaus Orchester
Viel Applaus gab es für das Orchester – und auch den Chor.

Wer als einer von gut 600 Zuschauern auf den Bänken der Kirche Heiligkreuz saß und auf eine packende Reise durch die Wiener Klassik (ähm… ja, und auch Bruckner) mitgenommen wurde, hat mit Stolz das fertige Produkt, den Ertrag aller Mühen zu hören bekommen, und er wird sich noch lange daran erinnern! Doch wer sich als ahnungsloser Spazierender oder fleißiger Bibliothek-Gänger Dienstag oder Mittwochabend auf den Nachhauseweg begab, darf wohl geschmunzelt haben, als aus den Fenstern und Türen des Audimax regelmäßig „k, t, sch, ts“ oder zauberhafte Geigensoli in Endlosschleife ins Freie drangen. Denn dort offenbarte sich Woche für Woche aufs Neue, was Musik eben auch alles ist: Wundgespielte Finger und schmerzende Nacken, falsche Einsätze bis hin zu malträtierten Stimmen. Doch – aus all dem etwas zu schaffen, das einen sowohl als Spielender wie als Hörender aus den Wirren des Alltags befreit, beflügelt und Frieden schenkt; aus stillen Notenzetteln Klänge, aus einem wilden Haufen begeisterter Lehrer, Heilpraktiker, angehender Psychologen oder Historiker präzise Geister zu machen, die ihr Werk bescheiden und klar in ein melodisches Ganzes einzufügen wissen, ist die Herausforderung und die wahre Freude, die Musik mit sich bringt, und in diesem Zuge sei nebst so vielen anderen, denen hier Anerkennung gebührte, insbesondere unserem Dirigenten Gocha gedankt, der all das wie kein anderer möglich gemacht hat.

Auftakt mit Paukenschlägen

Mit einem absoluten Klassiker, Beethovens erster Symphonie, begann der Abend, und Hörer werden zwischen den feinen Strichen, der rasch wechselnden Dynamik und donnernden Paukenschlägen die Ausdrucksstärke und Präzision verspürt haben, die das Werk für uns zu einer ganz besonderen Herausforderung gemacht hat. Aus derselben Feder stammt das Rondino, in dem unsere Bläser sich von ihrer besten Seite zeigen konnten. Wenngleich dem peniblen Musikkritiker womöglich auch dynamische Unfeinheiten oder gar ein Hauch Disharmonie aufgefallen sind, so kann dies im Grunde bloß an der Klanggewalt des vorangegangenen vierten Satzes der Symphonie liegen, in deren Bann man wohl immer noch stand und so erst einige Momente brauchte, um sich auf die Leidenschaft und Fähigkeit der Bläser einzulassen, die das Stück zweifellos in besonderer Frische und Leidenschaft zum Leben erweckten.

Gewissermaßen, um nun auch den Chor einzuführen, folgte nun die Motette „Locus iste“ von Anton Bruckner, die mitnichten ein Schlaflied ist: In einer unbeirrbaren Ruhe gab der Chor seine Stimmen zum Besten, die, wie zu einer verschmolzen, durch den Saal zogen und ihn mit einer unbeschreiblichen Spannung und Energie füllten. Schließlich mit Mozarts Krönungsmesse erscholl dann endlich das Werk mit der größten Strahlkraft an jenem Abend – von berührenden, leise vom Orchester begleiteten Soli bis hin zu schmetternden Phrasen, die wie infernalisch den Raum und die Herzen der Zuschauenden zum Leben erweckten, war alles dabei, und Mozart dürfte zufrieden gewesen sein mit der Ausführung seines Stückes, das letztendlich, da der letzte Akkord über den Orgelpfeifen am anderen Ende des Raumes vergangen war, eine tiefe Betroffenheit und Demut zurückließ, aus der sich noch ein letztes Mal Orchester und Chor zum letzten Stück, dem „Ave verum corpus“ erheben konnten. Von berührender Schönheit geprägt war dies das Stück, das die Zuschauer in den Abend entließ, und es wird nicht abwegig sein, zu vermuten, dass noch so mancher sich an die Klänge und Atmosphäre zurückerinnerte, als er abends im Bett lag, und friedlich einschlief…

Das nächste Konzert

Obschon die Sommerpause für viele von uns, die wir besonders in diesem Jahr zusammengewachsen sind, mitunter sicher in großer musikalischer Sehnsucht bestehen wird, kann wohl gesagt werden, dass Neugier und Vorfreude auf das nächste Konzert ordentlich geschürt wurden. Insbesondere, da all die stillen Gebete jener erhört wurden, die sich nach so manch erschöpfender Credo-Probe nichts lieber zurückwünschten als Brahms aus dem letzten Semester: Ja, Romantik steht nun auf dem Programm, die Uni und ganz Trier darf gespannt sein. Wir freuen uns!