Den Ursprüngen von Rassendenken auf der Spur

Trierer Nachwuchsforschende untersuchen, wie sich über Jahrhunderte rassische Stereotype entwickelt haben – und wollen, dass in Schulen mehr darüber gesprochen wird.

Eugen Fischer, Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik (1927-1942) schaut auf das Foto einer schwarzen Frau. Bildquelle: Archiv zur Geschichte der Max-Planck-Gesellschaft, Berlin-Dahlem, keine kommerzielle Verwendung, nur zu Bildungszwecken
Eugen Fischer, Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik (1927-1942). Bildquelle: Archiv zur Geschichte der Max-Planck-Gesellschaft

Zu Beginn der Kolonialzeit wurde es akzeptiert, wenn beispielsweise ein Spanier ein Kind mit einer indigenen Frau bekam, erläutert Nachwuchsgruppenleiter Dr. Adrian Masters und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Forschungszentrum Europa der Universität Trier. Viele nannten diese Kinder „Mestizen“ („Mischlinge“). Doch später traten – wie beispielsweise in Namibia während der deutschen Kolonialzeit im 19. Jahrhundert – Vorstellungen zu Tage, die diese Vermischung als bedrohlich ansahen. Der Historiker der Universität Trier erläutert, dass diese Stereotype auch die Rassenlehre Hitlers geprägt haben.

Prävention von Rassismus

Die Trierer Forschenden wollen jedoch nicht nur den Ursprüngen des deutschen Rassendenkens nachgehen, sondern auch darauf hinwirken, dass diese kolonialgeschichtlichen Zusammenhänge in rheinland-pfälzischen Lehrplänen Erwähnung finden. Das für die Lehrpläne mitverantwortliche Pädagogische Landesinstitut unterstützt das Vorhaben. In einem Teilprojekt werden zudem Unterrichtsmaterialien entwickelt, die Lehrkräften zur Verfügung gestellt werden sollen.

„Indem wir die Zusammenhänge erforschen und aufzeigen, wollen wir zur Prävention von Rassismus heute beitragen“, sagt Masters. Denn rassistische Vorstellungen können vielschichtig sein, wie der Leiter von GloVib („Globale Verflechtungen und rassische Kategorisierungen: Die iberischen Wurzeln des deutschen Rassendenkens (16.-20. Jh.)”) anhand des Beispiels Mexiko deutlich macht. Dort entwickelte sich ein Nationalbewusstsein, das stolz auf das gemischte spanisch-indigene Erbe war. Gleichzeitig waren und sind teilweise noch Vorurteile gegenüber Personen verbreitet, die nur einer Herkunft – beispielweise einer indigenen oder schwarzen – sind. „Das ist auch eine Form des Rassismus, über die viele in Deutschland bisher wenig oder nichts wissen“, ordnet Masters ein.

Veranstaltungen und Tagung

Durch gemeinsame Veranstaltungen mit zivilgesellschaftlichen Gruppen, die sich gegen Rassismus engagieren, wollen die Forschenden dies ändern. Auch eine große wissenschaftliche Tagung ist geplant.

Unterstützt werden die Nachwuchsforschenden bei ihrem Vorhaben von etablierten Wissenschaftlern verschiedener Disziplinen. Die Erforschung des Wandels von Gesellschaften über größere Zeiträume gehört zu den historisch-sozialwissenschaftlichen Forschungsschwerpunkten der Universität Trier.

Kontakt

Dr. phil. Adrian Masters
Forschungszentrum Europa
Mail: mastersuni-trierde
Tel. +49 651 201-3295