Aufarbeiten des Gestapoterrors in Trier
Bereits seit sieben Jahren präsentieren Studierende der Universität Trier im Rahmen der Vortragsreihe „Gestapo Trier 1933-1945“ ihre stadtgeschichtlich wichtigen Forschungsergebnisse einer interessierten Öffentlichkeit. Aufgrund der großen Resonanz wird die Vortragsreihe auch in diesem Jahr im Stadtmuseum Simeonstift Trier fortgesetzt.
Im März startete die Vortragsreihe mit den Studentinnen Luisa Gärtner und Dorothea Seiler, die über den Widerstand von Frauen im Nationalsozialismus referierten. Im Fokus des Vortrages stand die jüdische Widerstandskämpferin Marianne Baum. Mit ihren Recherchen konnten die Studentinnen aufdecken, dass die Widerstandskämpferin anders als lange angenommen nicht aus Saarburg im Bezirk Trier, sondern aus dem heutigen Lothringen stammte. Damit konnte eine Forschungslücke, die insbesondere für die lokale Erinnerungskultur von großer Relevanz ist, geschlossen werden.
In die Öffentlichkeit kommunizieren
Der Großteil der Erkenntnisse, die in der Vortragsreihe präsentiert werden, wurden im Zusammenhang mit dem studentischen Forschungsprojekt "Die Gestapo Trier in der Christophstraße 1. Justiz und Polizei im regionalen Umfeld in der NS-Zeit“ unter Leitung von Dr. Thomas Grotum erarbeitet. Der Historiker der Universität Trier ermutigt seine Studierenden, Teil dieser Vortragsreihe zu werden. „Ich sehe mich nicht als Wissenschaftler im Elfenbeinturm, sondern ich finde es wichtig, unsere Forschungsergebnisse gerade bei einem solchen Thema in die breite Öffentlichkeit zu kommunizieren,“ unterstreicht Thomas Grotum den Hintergrund der Vortragsreihe.
Anlass für die Beschäftigung mit der Geschichte der Trierer Gestapo war der Umzug der Staatsanwaltschaft Trier im Oktober 2011 in das Gebäude Christophstraße 1. In diesem Gebäude saß von 1935 bis 1944 die Staatspolizeistelle Trier. Diese Vergangenheit wollte der damalige leitende Oberstaatsanwalt Dr. Jürgen Brauer nicht stillschweigend hinnehmen, sondern sich aktiv damit auseinandersetzen, berichtet Grotum, an den sich Oberstaatsanwalt Brauer damals wendete.
Akten aus über 50 Archiven
Das weitgehende Fehlen von geschlossenen Aktenbeständen und entsprechenden Forschungsergebnissen zur Gestapo in Trier war keine optimale Ausgangssituation. Auf Grotums Anregung hin nahmen sich Studierende der verstreuten Akten aus über 50 Archiven, wie beispielsweise der 1934 bis 1936 monatlich nach Berlin gesendeten Gestapo-Lageberichte, an. Mittlerweile konnten zahlreiche Abschlussarbeiten, ein Sammelband und seit 2019 ein von Dr. Thomas Grotum und Prof. Dr. Lutz Raphael geleitetes DFG-Forschungsprojekt („Gestapo: NS-Terror vor Ort. Die Staatspolizeistelle Trier in der südlichen Rheinprovinz“) realisiert werden.
Über einen Radiobericht wurde schließlich die Leiterin des Stadtmuseums Simeonstift Trier, Dr. Elisabeth Dühr, auf das Projekt aufmerksam. So entstand im Jahr 2015 die Vortragsreihe, die seitdem kontinuierlich fortgeführt wird und bereits über 30 Vorträge von Studierenden, Doktoranden und externen Referenten umfasst.
Am 10. Mai geht die Vortragsreihe mit Sebastian Opp weiter, der über den Westwall in der Region Trier und die Anfänge des SS-Sonderlagers Hinzert referiert. Tickets können über die Website des Stadtmuseums (www.museum-trier.de) oder an der Abendkasse erworben werden. Der Eintritt kostet 6 Euro, für Schüler und Studierende ist er frei.
Die nächsten Vorträge
jeweils dienstags, 19 Uhr, im Stadtmuseum Trier
10. Mai 2022 - Sebastian Opp
Der Westwall in der Region Trier und die Anfänge des SS-Sonderlagers Hinzert
24. Mai 2022 - Hannah Gentes/Oksana Petruk
Denunziationen im privaten Umfeld. Beispiele aus dem Raum Trier der Jahre 1933 bis 1945
7. Juni 2022 - Franziska Leitzgen
Oberbürgermeister Ludwig Christ und die Trierer Stadtverwaltung in der Vorkriegszeit (1933-1938)
28. Juni 2022 - Linda Peifer
„Verbotener Umgang“. Die Sanktionierung von Kontakten mit „Fremdvölkischen“ im Raum Trier
Kontakt
Dr. Thomas Grotum
Neuere und Neueste Geschichte
Mail: grotum@uni-trier.de
Tel. +49 651 201-3331