„Wenn Personen mit Herzinsuffizienz spazieren gehen oder Treppen steigen und dabei merken, dass sie außer Atem kommen, haben sie häufig das Gefühl, dass ihr Herz es nicht schafft. In der Folge vermeiden sie Bewegung“, erläutert Heike Spaderna, Professorin für Gesundheitspsychologie an der Universität Trier. „Doch auch gesunde Menschen können beim Treppensteigen schon einmal außer Atem kommen. Man muss den Patientinnen und Patienten erklären, dass nicht alle Ermüdungserscheinungen auf die Herzerkrankung zurückzuführen sind.“
Virtuelle Realität oder Bewegungs-App
Für ihre Studie, die gerade in der renommierten Fachzeitschrift PLOS One erschienen ist, haben die Trierer Forscherinnen der Pflegewissenschaft 185 Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz verschiedener Kliniken in Deutschland befragt. Sie konnten dabei zeigen, dass die Angst vor Bewegung in Zusammenhang mit der Herzinsuffizienz steht und das Vermeiden von körperlicher Aktivität nicht etwa auf eine grundsätzlich größere Neigung zu Angst bei den Erkrankten zurückzuführen ist.
Die Studienautorinnen und -autoren haben hier Grundlagenforschung betrieben. „Jetzt da ein Zusammenhang festgestellt ist, muss im nächsten Schritt überlegt werden, wie man den Erkrankten ihre Angst vor der Bewegung nehmen kann“, sagt Spaderna. Gute Erfahrungen, um Personen zu mobilisieren, hat die Trierer Professorin mit virtueller Realität gemacht. Übungen könnten spielerisch gestaltet sein. Aber auch eine spezielle Bewegungs-App wäre denkbar.
Bewegungsplan wird nicht standardmäßig erstellt
„Ein Problem ist, dass mit Herzinsuffizienz-Patientinnen und Patienten nicht standardmäßig besprochen wird, wie sie trotz ihrer Erkrankung Bewegung in ihren Alltag integrieren können. Nur manche haben einen Bewegungsplan oder Physiotherapie“, erläutert Spaderna. Die Gesundheitspsychologinnen möchten mit ihrer Forschung so auch Fachkräften in medizinischen Berufen das Wissen an die Hand geben, auf die Bewegungsangst der Erkrankten eingehen zu können. Dies könnte den Menschen mit Herzinsuffizienz mehr Lebensqualität und im besten Fall mehr Lebenszeit geben.