Praktische Empfehlungen zur Umstellung von Seminaren und Übungen

Viele Lehr-/Lernaktivitäten, die in Präsenz-Veranstaltungen durchgeführt werden lassen sich auch im Online-Modus realisieren. Im Folgenden finden Sie eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie Sie Ihre Präsenz-Seminare und -Übungen umstellen können und was es zu beachten gilt.

(1) Startpunkt

Seminare und Übungen in Präsenzform leben vor allem vom Austausch zwischen Lehrenden und Studierenden und einer lebendigen Diskussion. Dieses Element in ein digitales Format umzusetzen, ist vielleicht noch schwieriger als die digitale Umstellung einer Vorlesung. Beide Szenarien haben aber auch viel gemeinsam, wie z.B. die Verwendung von digitalen Lerninhalten. Der Anteil an aufgezeichneten Inhalten sollte allerdings in einem digitalen Seminar geringer sein und der Anteil an Interaktion höher. Der größte Unterschied ist, dass im digitalen Seminar mehr zweiseitige Kommunikation ermöglicht werden sollte. Die Möglichkeiten dies „live“, also in Form einer Gruppendiskussion in Echtzeit durchzuführen sind jedoch technisch begrenzt. Auch birgt der Ablauf von Gruppendiskussionen ab einer gewissen Teilnehmerzahl die Gefahr, dass es etwas unübersichtlich und „chaotisch“ wird. Hinzu kommen noch technische Komplikationen, die sich ab einer hinreichend großen Teilnehmermenge ergeben können. Daher sollten Sie auf andere Lösungen setzen. Auch hier ist ein guter Ausgangspunkt zunächst ein Seminarkonzept mit ausformulierten Lernzielen. Durch Ausprobieren verschiedener digitaler Methoden finden Sie vielleicht nach und nach die für Sie passende Umsetzung.

Sollten Sie bereits Erfahrungen in der digitalen Lehre haben und zu einem spezifischen Aspekt Fragen haben, können Sie auch direkt weiter unten in der Liste einsteigen. Unter jedem Punkt finden Sie weitere Hilfen und Anleitungen. Hier haben wir Ihnen z.B. allgemeine Informationen zu studien- und prüfungsrechtlichen Aspekten eingefügt, damit Sie rechtzeitig zum Beginn der Veranstaltungen im Sommersemester mit Ihrer Veranstaltung an den Start gehen können:

(2) Konzeptuelle Überlegungen und Planung

Ein bekanntes Konzept im Bereich E-Learning ist der „flipped classroom“, bei dem sich die Studierenden zunächst in einer vorgeschalteten Selbstlernphase mit ausgewählter Fachliteratur und anderen Lerninhalten vertraut machen können. Im persönlichen Kontakt werden dann die Inhalte gemeinsam besprochen und diskutiert. Vielleicht orientieren Sie sich bei Ihren Überlegungen an diesem Grundkonzept. Stärker als im Vorlesungsformat sollten Sie die Studierenden von Anfang an bei der Durchführung einbeziehen. Das Hochladen von selbst produzierten Lerninhalten auf Stud.IP, das gemeinsame Erstellen eines Wikis zum Seminarthema, virtuelle Treffen von studentischen Arbeitsgruppen können dabei sinnvoll sein. Als Lehrender sollten Sie in ihrem Seminarkonzept konkrete Kontaktpunkte einplanen, an denen Sie mit den Studierenden in Interaktion treten. Dies kann als Moderator in einem Online-Forum sein oder als zugeschalteter Feedbackgeber bei Aufgaben und Übungen über ein Video-Conferencing-Tool. Auch die beliebten (und manchmal auch gefürchteten) Referate lassen sich digital umsetzen, z.B. als Video-Aufzeichnung mit anschließender Gruppendiskussion über ein Online-Forum. Für Studierende mit Beeinträchtigungen ist es wichtig, dass bestimmte Aspekte schon bei der Planung berücksichtigt werden (siehe Hinweise barrierefreie Lehre). Wenn Sie Ihr gesamtes Semester planen, machen Sie sich eine Übersicht wann und wie Sie bestimmte Inhalte und Aufgaben einsetzen wollen. Unter folgendem link finden Sie eine einfache Planungsvorlage als Excel-Datei:

(3) Technische Voraussetzungen

Wenn Sie ein didaktisches Konzept haben, können Sie sich nun an die Umsetzung machen. Schaffen Sie zunächst die Voraussetzungen. Smartphone, Laptop, ein Headset und der Zugang zur Aufzeichnungssoftware Panopto sind hilfreich. Empfehlungen zur Anschaffung eines Headsets und zu Panopto finden Sie in den weiterführenden Links.

(4) Veranstaltungsmaterial vorbereiten und bereitstellen

Bei einem „flipped classroom“ ist es wichtig, dass Sie die Materialien mit Bedacht auswählen und für das Selbststudium rechtzeitig bereitstellen. Die Studierenden werden vermutlich gerade jetzt zu Semesterbeginn auch in anderen Veranstaltungen mit Selbstlerninhalten „versorgt“. Damit dies nicht zu einer Überforderung gleich am Anfang führt, überlegen Sie sich eine sinnvolle Verteilung. Variieren Sie auch Ihr Lernmaterial. Neben schriftlichen Texten gibt es sicherlich auch spannende Vorträge, Videos und Webseiten als Netzressourcen. Auch Quizzes und Online-Rallyes können in der Selbstlernphase sinnvoll sein und Abwechslung schaffen. Wählen Sie aus, was die Studierenden wirklich benötigen und auf welches Material sie auch in Zeiten geschlossener Bibliotheken zurückgreifen können. Wenn Sie Literatur, Videos, Fotos, Musik oder ähnliches bereitstellen möchten, können Sie dies über Stud.IP problemlos tun. Beachten Sie jedoch die Urheberrechtsfragen, wenn Sie einen digitalen Semesterapparat einrichten! Unter folgendem link finden Sie die wichtigsten Informationen dazu:

(5) Inhalte aufzeichnen

Grundsätzlich bieten sich Ihnen drei verschiedene Möglichkeiten Veranstaltungsinhalte bereitzustellen: Als Video-Datei, als Audio-Datei (Podcast) oder als besprochene Folienpräsentation (Screencast). Dabei empfehlen wir Ihnen, nicht für jeden Vorlesungstermin, das übliche 90 Minuten Format aufzunehmen. An geeigneten Stellen ist eine Aufteilung eines Vorlesungstermins in mehrere kleinere Einheiten von je 15-20 Minuten zielführend. Alle Möglichkeiten lassen sich über die Aufzeichnungssoftware Panopto oder auch auf andere Art realisieren. Wir empfehlen Panopto, da damit auch automatisch die Bereitstellung über die Lernplattform Stud.IP geregelt ist. Weitere Hinweise zum Vorgehen finden Sie unter den weiterführenden Links:

(6) Mit den Studierenden interagieren

Ermöglichen Sie im Rahmen Ihrer Veranstaltung, dass die Studierenden nicht nur mit Ihnen in Kontakt treten, sondern sich auch untereinander austauschen können. Schaffen Sie einen virtuellen Raum in dem Kommunikation und Austausch stattfinden können. Vielleicht lässt sich dies über einen „Jourfixe“ in Echtzeit, z.B. ein regelmäßig verabredetes Treffen im Online-Forum, herstellen. Wenn Sie mehr als 15 TeilnehmerInnen in Ihrer Veranstaltung haben, wird sich vermutlich nicht jede oder jeder beteiligen können, aber durch die passive Anwesenheit im virtuellen Seminarraum und Mitlesen, -sehen oder -hören entsteht sicherlich auch ein Gefühl der Eingebundenheit. Vielleicht teilen Sie die Studierenden zur Bearbeitung einer Übungsaufgabe in Kleingruppen ein und bitten Sie diese ein gemeinsames Kurzprotokoll ihrer Ergebnisse per Text-, Video- oder Audio-Datei bereitzustellen. Auch Stud.IP bietet verschiedene Module und Plug-Ins zur gemeinsamen Aufgabenbearbeitung und zum sozialen Austausch.      

(7) Veranstaltung auf Stud.IP einrichten

Wenn Sie Ihre einzelnen didaktischen Elemente erstellt haben, können Sie in Stud.IP alle Inhalte und Methoden zusammenführen. Nutzen Sie dazu die Grundfunktionen und die zusätzlichen Module (Inhaltselemente).

(8) Sprechstundenkalender einrichten und Austausch planen

Um mit den Studierenden während des Veranstaltungszeitraums in Kontakt zu treten, egal ob einzeln, in Teams oder Kleingruppen, zu festen Sprechstundenterminen oder spontanen Anlässen sollten Sie einen virtuellen Sprechstundenkalender einrichten und überlegen, welche Kanäle sie nutzen möchten. Beratung per Email oder Telefon oder auch per Chat oder Videokonferenz geben Ihnen verschiedene Möglichkeiten für verschiedene Anlässe. Unter den folgenden Links finden Sie unsere Empfehlungen:

(9) Studierende informieren

Spätestens wenn Ihr Plan steht und die Veranstaltung eingerichtet ist, sollten Sie die Studierenden informieren, wie die Veranstaltung durchgeführt wird. Dazu gehören Informationen, wann der Startschuss fällt, welche Materialien bereitgestellt werden und wie sie abgerufen werden können aber auch wie mit Ihnen Kontakt aufgenommen werden kann. Am besten bietet sich hier die Rundmail-Funktion über Stud.IP an. Eine kleine Checkliste, welche Informationen wichtig sein können, finden Sie hier:

(10) Veranstaltung durchführen und anpassen

Wenn Sie diesen Punkt erreicht haben und Ihre E-Lecture nun an den Start geht: Hut ab! Auch wenn Sie zunächst nur in kleinem Umfang neue E-Learning-Methode einsetzen, ihre Aufzeichnungen noch etwas „wackelig“ sind und auch noch manche technischen Probleme Ihnen Sorgen bereiten, ein erster Schritt ist gemacht! Sie haben über den Verlauf der Vorlesungszeit noch genügend Zeit Anpassungen vorzunehmen. Am besten bitten Sie die Studierenden nach einigen Sitzungen um ein Feedback. Vielleicht gibt es ja Anregungen oder Verbesserungsvorschläge? Sollten Sie weiterführende Fragen haben, können Sie sich jederzeit an die AG Digitale Lehre wenden.

Viel Erfolg im Sommersemester!