Vermehrte Dürren dezimieren Populationen des Sumpfgrashüpfers und führen zu genetischer Verdrängung
In einer mehrjährigen Untersuchung haben Wissenschaftler der Universität Trier ermittelt, dass Populationen des gefährdeten Sumpfgrashüpfers (Chorthippus montanus) besonders stark einbrechen. Als Folge davon nimmt die Wahrscheinlichkeit einer Kreuzung mit der deutlich häufiger vorkommenden Schwesterart zu, dem Gemeinen Grashüpfer (Chorthippus parallelus). Diese Ergebnisse einer Untersuchung wurden kürzlich unter der Leitung des Biogeographen Dr. Axel Hochkirch von der Universität Trier in der Zeitschrift „Functional Ecology“ publiziert.
Über mehrere Jahre hat die Biogeographin Dr. Katja Rohde zwei Populationen des Sumpfgrashüpfers bei Reinsfeld im Hunsrück (Kreis Trier-Saarburg) untersucht. Der Sumpfgrashüpfer gehört zur Familie der Feldheuschrecken. Hierbei zeigte sich bei beiden Populationen ein deutlicher Rückgang und zwar von 99 Prozent und 75 Prozent.
Am auffälligsten war der Rückgang im Zeittraum 2011 bis 2012. Durch Korrelationen mit Klima-Daten stellten die Biogeographen fest, dass dafür vor allem längere Dürre-Perioden im Winterhalbjahr verantwortlich waren. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die dann im Boden liegenden Eier eine ständige Wasserzufuhr benötigen. Aber auch ein verregneter Frühling macht der Art zu schaffen, da die Jungtiere viel Sonne für die Entwicklung benötigen.
Mit Hilfe genetischer Analysen erkannten die Biogeographen, dass es mit dem Rückgang des Sumpfgrashüpfers immer häufiger zur Kreuzung mit einer verwandten Art kommt, dem Gemeinen Grashüpfer (Hybridisierung). Obgleich die Weibchen des Sumpfgrashüpfers bezüglich des Paarungspartners meist sehr wählerisch sind, akzeptieren sie bei geringer Populationsdichte auch Männchen der falschen Art. Dadurch stieg die Hybridisierungsrate in der kleineren Population bis auf 20 Prozent an, was zu einer genetischen Verdrängung der seltenen Art führt.
„Der Prozess ähnelt der Verdrängung des Neandertalers durch den modernen Menschen. Auch hier kam es zu Hybridisierung und jeder von uns trägt noch zwei bis drei Prozent Neandertaler-DNA in sich“, so Dr. Axel Hochkirch. „Unsere Studie zeigt, wie komplex die Beziehungen zwischen Arten sein können und wie schnell sie durch Umweltveränderungen auseinanderbrechen können.“
Die Doktorarbeit wurde im Rahmen des DFG-Graduiertenkollegs 1319 „Verbesserung von Normsetzung und Normanwendung im integrierten Umweltschutz durch rechts- und naturwissenschaftliche Kooperation“ durchgeführt.
Die Publikation ist unter folgendem Link abrufbar: <link http: onlinelibrary.wiley.com doi abstract>onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/1365-2435.12834/abstract
Kontakt:
Dr. Axel Hochkirch
Universität Trier/Biogeographie
Tel. 0651/201-4692
E-Mail: <link>hochkirc@uni-trier.de