Nur so groß wie eine Murmel ist das Modell des Krabbenkutters „Wencke“. In der neuen Dauerausstellung „Schifffahrtsgeschichte im Modell“ des TRANSMARE-Institut der Universität Trier steht er neben historisch bedeutenden Schiffen, wie denen der Kolumbusflotte. 2500 Jahre Schifffahrtsgeschichte lassen sich anhand der filigran gearbeiteten Papiermodelle nachvollziehen. Doch die Ausstellung veranschaulicht noch mehr.
„Wer die Seefahrtsgeschichte versteht, kann auch Handel und Wirtschaft begreifen. Und das zeigen uns die kleinen Schiffe“, erklärt Professor Dr. Christoph Schäfer, Professor für Alte Geschichte an der Universität Trier. Er hat die Modelle seines Freundes, des nordrhein-westfälischen Sammlers Rudolf Damm, als Dauerleihgabe an die Mosel geholt – und damit die weltweit größte Sammlung von Papierschiffsmodellen. Die Modelle stammen aus den Werkstätten von zwei Erbauern: Wilhelm Thümler und Heinz-Peter Weiß. Wer die Modelle unter der Lupe betrachtet, kann sich ein Bild davon machen, wie viele Stunden Arbeit hinter den Modellen stecken müssen. Jede Luke, jeder Mast ist bis ins kleinste Detail perfekt ausgearbeitet.
Alle Modelle haben den Maßstab 1:1250. „Das macht sie miteinander vergleichbar. Größenunterschiede werden deutlich“, so Schäfer. Die Modelle baut er auch in seine Lehrveranstaltungen ein, um Studierenden so einen besseren Eindruck von den Gegebenheiten zu vermitteln. Gleichzeitig lädt er aber auch alle Interessierten ein, sich in der neuen Ausstellung auf diesen ganz speziellen historischen Zugang einzulassen. Jedes Schiff erzählt seine eigene Geschichte. Ein Begleitheft, das von Katja Krell, Lisa Dünchem und Daniel Yamanian erstellt wurde, fasst sie zusammen.
Die persönliche Lieblingsgeschichte von Christoph Schäfer ist die der USS Constellation. Das 1797 gebaute Schiff war das erste amerikanische Kriegsschiff, das gegen eine französische Fregatte siegte. Die gegnerischen Kanonenkugeln konnten das besondere Eichenholz des Schiffes nicht durchbohren. Das Schiff ist auch Vorbild der „Acheron“ in der Literaturverfilmung „Master and Commander“ mit Russel Crowe.
Neben einzelnen Schiffen zeigt die Dauerausstellung auch die Modellansichten von Werftanlagen. Sogar dem Laien fällt dabei auf, dass die technischen Möglichkeiten in Werften zwar moderner geworden sind, sich aber der grundsätzliche Aufbau von Werften im Laufe der Zeit nicht viel verändert hat. „Man kann beispielsweise auch bei heutigen Seekriegen Parallelen zur alten Geschichte ziehen“, sagt Professor Schäfer. Die Ausstattung der Marine und der wirtschaftliche Erfolg einer Nation hängen voneinander ab. Erst eine Marine macht auch den Seehandel möglich.
Mit dem Meer und der Seefahrt beschäftigt sich an der Universität Trier nicht nur die Alte Geschichte, sondern auch andere Disziplinen. Aus diesem neuen Forschungsschwerpunkt heraus hat sich das Trierer TRANSMARE-Institut gegründet. Beispielsweise wird untersucht, wie Seereisen von Philosophen ihre Ideen verändert haben oder wie Walfänger in der Kolonialzeit mit indigenen Völkern in Kontakt getreten sind.
Schifffahrtsgeschichte im Modell
Montag bis Donnerstag, 9 bis 16 Uhr; Freitag 9 bis 12 Uhr
Universität Trier, BZ-Gebäude, 1. OG (bitte klingeln)
Eintritt ist kostenlos
TRANSMARE-Institut: Das Institut sieht seine Aufgabe in der Bündelung der Forschungsaktivitäten der Fächer Alte Geschichte, Mittelalterliche Geschichte, Frühe Neuzeit, Neuere und Neueste Geschichte, Internationale Geschichte sowie Griechische und Lateinische Philologie, Kunstgeschichte, Theologie und Ägyptologie an der Universität Trier. Unter anderem werden vom Institut neue Projekte initiiert und eine gemeinsame digitale Bibliothek aufgebaut.
Kontakt:
Prof. Dr. Christoph Schäfer
Universität Trier / TRANSMARE-Institut
Tel. 0651/201-2437
E-Mail: christoph.schaeferuni-trierde