Alte Klassenhefte helfen angehenden Lehrkräften

Universität Trier gründet ein interdisziplinäres Archiv zur Erforschung der Schulgeschichte. Die Wissenschaftler hoffen auch auf Sachspenden der Bevölkerung.

Archiv Bildungsgeschichte Schule Universität Trier
Die Initiatoren des Archivs für bildungsgeschichtliche Fachunterrichtsforschung Anke Wegner, Matthias Busch und Tanja Klöpfel (v.l.).

Unterricht und Schule sind immer auch ein Spiegel der Gesellschaft und Kind ihrer Zeit. Wie, was und wozu Kinder und Jugendliche in der Schule zu unterschiedlichen Zeiten gelernt haben, dokumentiert und erforscht seit neustem das Archiv für bildungsgeschichtliche Fachunterrichtsforschung an der Universität Trier.

„Aus der kulturwissenschaftlichen Rekonstruktion historischer Unterrichtspraxis können wir neue Perspektiven und Lösungsvarianten für Probleme gewinnen, die uns auch im heutigen Unterricht noch beschäftigen“, erklärt Matthias Busch, Professor für Didaktik der Gesellschaftswissenschaften, die Motive für die Gründung des Archivs. „Gerade für unsere Lehramtsstudierenden bietet der historische Vergleich vielfältige Möglichkeiten, das Selbstverständnis der eigenen Fachdisziplin zu schärfen und scheinbar Selbstverständliches zu hinterfragen.“ Zusammen mit Anke Wegner, Professorin für Didaktik der deutschen Sprache und Deutsch als Zweit- und Fremdsprache, verantwortet er das neue Forschungsvorhaben.

Alte Schulbücher oder Klassenarbeiten werden weltweit recherchierbar

Wichtiger Partner des Archivs ist die Universitätsbibliothek Trier, die das Sammlungsgut katalogisiert und in ihrem Suchportal TRiCAT weltweit recherchierbar macht. „Die äußerst diversen und sensiblen Archivalien, die aus ganz Deutschland in Trier eintreffen, sind auch für die Profis der Bibliothek eine spannende Herausforderung“, so Bibliothekarin Tanja Klöpfel. Sammlungsgut sind Unterrichtsmedien wie Schulbücher oder Wandkarten und Artefakte des Lernens und Lehrens wie Klassenarbeiten, Fotographien oder Unterrichtsberichte der Fächer Deutsch, Geschichte und Politik mit einem Schwerpunkt auf dem 19. und 20. Jahrhundert.

Tagung „Bildung und Demokratie im 20. Jahrhundert“

Im Rahmen der Archivarbeit sollen in den kommenden Jahren bildungsgeschichtliche Forschungsprojekte unterstützt und der wissenschaftliche Austausch durch ein internationales Veranstaltungsprogramm gefördert werden. Die erste Veranstaltung findet bereits in wenigen Wochen statt. Vom 8. bis 9. November 2019 wird die Eröffnung des Archivs mit einer interdisziplinären Tagung zum Thema „Bildung und Demokratie im 20. Jahrhundert“ begleitet.

„Eines der obersten Ziele schulischer Bildung und aller Unterrichtsfächer ist es, junge Menschen zu gesellschaftlicher Teilhabe und demokratischer Partizipation zu befähigen“, erläutert Anke Wegner das Anliegen der Konferenz. „Wie dieser Anspruch an Demokratiebildung in der Gestaltung von Unterricht und Schulleben zu unterschiedlichen Zeiten und in verschiedenen politischen Systemen umgesetzt worden ist, wollen wir mit internationalen Experten diskutieren.“ Hierzu werden Studienergebnisse zum Unterricht vom Kaiserreich bis zur Gegenwart, aus der DDR und dem europäischen Ausland vorgestellt werden.

Wer hat noch alte Unterrichtsaufzeichnungen oder Schulchroniken?

Damit das Archiv ein Erfolg wird, hoffen die Beteiligten auf zahlreiche Spenden aus der Bevölkerung. „Das alte Schulbuch oder Schülerhefte sind uns ebenso lieb wie Unterrichtsplanungen und Aufzeichnungen ehemaliger Lehrkräfte oder Schulchroniken“, so Anke Wegner.

Potentielle Spender von Unterrichtsmaterialien und Interessierte können sich auf der Seite www.bildungsgeschichte.uni-trier.de über das Archiv und die Tagung informieren.

Kontakt

Prof. Dr. Matthias Busch
Fachdidaktik Gesellschaftswissenschaften
+49 651 201-2168
buschmuni-trierde