Pionierarbeit im Korruptions-Strafrecht

Eine neue Forschungsstelle in der Rechtswissenschaft besetzt ein bislang wenig beachtetes Rechtsgebiet. Alles begann mit einem kleinen Aufsatz.

„Die Forschungsstelle FoKoS befasst sich mit dem zweitältesten Gewerbe der Welt“, scherzt Till Zimmermann. Seinen Sinn für Humor hat der Professur für Strafrecht und Strafprozessrecht durch eine Sammlung skurriler Gerichtsurteile unter Beweis gestellt. Bei der zentralen Thematik, mit der sich die von ihm geleitete neue Einrichtung beschäftigt, ist Zimmermann dagegen nicht zum Scherzen zumute. Es geht um Korruption.

Inhaltlich wie auch geografisch setzt die Forschungsstelle für deutsches, europäisches und internationales Korruptions-Strafrecht (FoKoS) ihrer Auseinandersetzung mit Korruption kaum Grenzen. Auf nationaler Ebene werden beispielsweise Korruption in der Politik, im Sport, im Gesundheitswesen, in der Privatwirtschaft oder von Beamten und Amtsträgern in den Blick genommen. Territorial betrachten die FoKoS-Forscher das Phänomen Korruption quasi aus globaler Perspektive und richten ihren Blick über das deutsche Strafrecht hinaus auch auf ausländisches nationales Strafrecht und internationale sowie supranationale Regelungen.

Ahndung und Strafverfolgung

Ein zentraler Untersuchungsgegenstand sind die Ahndung und die Strafverfolgung von Korruptionskriminalität. Einen hohen Stellenwert hat aber auch die Betrachtung rechtlicher Instrumente zur Prävention. „Gerade im Korruptionsstrafrecht klafft ein großer Graben zwischen den Gesetzestexten und ihrer Umsetzung“, betont Professor Till Zimmermann einen engen Bezug der FoKoS-Projekte zur Praxis.  

Mit der Forschungsstelle leisten die Trierer Rechtswissenschaftler Pionierarbeit. Forschungseinrichtungen, die sich so dezidiert mit Korruption beschäftigen, sind an deutschen Universitäten kaum zu finden. Das überrascht angesichts der Dynamik und der Bedeutung, die Korruption schon immer hatte und in den vergangenen Jahren verstärkt gewonnen hat. „Man kann feststellen, dass die Korruptionsbekämpfung international stärker in den Fokus gerückt ist und eine Vielzahl neuer Regelungen und Gesetze dazu eingeführt worden sind“, sagt Zimmermann.

An Forschungsthemen mangelt es folglich nicht, an wissenschaftlichen Erkenntnissen schon. Als einen ersten Meilenstein ihrer Arbeit haben FoKoS-Mitarbeiter ein knapp 40 Seiten starkes Publikationsregister zur Korruptionsforschung erarbeitet und online gestellt. Künftig soll es jährlich aktualisiert werden. Als nächste Arbeitsschritte sind eine Tagung im kommenden Jahr und weitere Forschungsprojekte und Publikationen avisiert. Aktuell untersucht Till Zimmermann in einem Projekt im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) die Korruptions-Strafverfolgungspraxis in südafrikanischen Staaten.

Mehr Aufmerksamkeit widmen

Letztlich soll FoKoS auch dazu dienen, dem Korruptionsstrafrecht in der Rechtswissenschaft mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen. „Im klassischen Strafrecht beschäftigt man sich an den Universitäten eher nebenher mit dem Korruptionsstrafrecht“, erklärt Till Zimmermann. Ihm selbst erging es ähnlich. „Anfänglich wollte ich nur einen kleinen Aufsatz über Korruption schreiben. Doch das ist etwas ausgeartet“, sagt der FoKoS-Leiter, der sich dann auch in seiner Habilitationsschrift mit dem Korruptionsstrafrecht auseinandersetzte.

Nachdem er 2018 den Ruf an die Universität Trier angenommen hatte, war die Gründung von FoKoS ein logischer Schritt, um diesen Forschungsschwerpunkt hier zu institutionalisieren und zu etablieren. Der Bedarf ist hoch. „Auf diesem Rechtsgebiet den Überblick zu behalten ist kein leichtes Unterfangen“, schreiben Till Zimmermann und sein Mitarbeiter Julian Baumgarten in der Einleitung zu ihrem Publikationsregister. Mit FoKoS wollen sie einen Beitrag dazu leisten.

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Kontakt

Prof. Dr. Till Zimmermann
Forschungsstelle für deutsches, europäisches und
internationales Korruptions-Strafrecht (FoKoS)
Mail: till.zimmermannuni-trierde
Tel. +49 651 201-2570