Wenn kleine Papierstücke Weingeschichte(n) erzählen

Als Gegenstand kulturwissenschaftlicher Forschung geben Weinetiketten mehr preis als Rebsorte, Lage, Jahrgang und Produzent.

Für die einen sind sie ein wichtiges Kaufkriterium, für die anderen ein Sammelobjekt: Weinetiketten. Das Trier Center for Digital Humanities (TCDH) startet mit Mitteln der universitären Initiative CHeST (Cultural Heritage Studies Trier) das Vorhaben „Weinetiketten im Wandel – Digitalisierung, Erschließung, Präsentation und Dissemination von Sammlungen historischer und moderner Weinetiketten aus der Moselregion“. Das Projekt ist Teil einer Initiative, den Bereich der Cultural Heritage Studies an der Universität Trier auszubauen. Im Zentrum des Projekts stehen Weinetiketten in ihrer ganzen Vielfalt, die von der digitalen kulturhistorischen Forschung bis zur regionalen Tourismusförderung reicht.

Etiketten namhafter Weinlagen erzählen die Geschichte der Region

Ob Zeller Schwarze Katz, Kröver Nacktarsch, Wehlener Sonnenuhr oder Reiler Pfefferberg: Die Namensliste der Weinlagen an der Mosel ist lang. Unzählige hervorragende Weine gehen jedes Jahr daraus hervor und werden in Flaschen abgefüllt. Die Weinetiketten, die diese Flaschen zieren, sind Zeitdokumente und begehrte Sammelobjekte, die international auf Tauschbörsen gehandelt werden. Die kleinen Papierstücke nennen dabei nicht nur den Lagennamen, sondern zeigen darüber hinaus oftmals historische Alltagssituationen, Verkehrsmittel jener Zeit wie etwa das „Saufbähnchen“ oder politische Ereignisse. Sie sind Zeugen sprachlicher und gestalterischer Phänomene wie Sprachspiele, historische Fotografien oder von Künstlerinnen und Künstlern gestalteter Werke.

Regionale Aktuere zusammenbringen

Weinetiketten sind Kristallisationspunkt des wirtschaftlichen, gestalterischen und kulturgeschichtlichen Wandels der Weinproduktion. Das TCDH um Prof. Dr. Claudine Moulin und Prof. Dr. Christof Schöch plant nun, diese Sammelleidenschaft wissenschaftlich zu beleuchten und die verschiedenen Beteiligten aus der Moselregion zusammenzubringen: universitäre Forschung, individuelle und institutionalisierte Sammlungen, regionale Weinwirtschaft und -tourismus. Auch Studierende sind in das Projekt eingebunden. Am Anfang dieser Forschungsarbeit liegt unter anderem die detaillierte Recherche nach Sammlungen historischer Weinetiketten der Moselregion. Das Stadtarchiv Trier besitzt beispielsweise eine einzigartige Sammlung zur Geschichte des Rieslings, auch Kontakte zu privaten Sammlungen bestehen. „Wir konnten bereits erste Bestände digitalisieren und ein Konzept entwickeln, wie die Weinetiketten systematisch erschlossen werden“, berichtet Professor Schöch. „Das erlaubt uns, den Bestand präzise durchsuchbar zu machen und eine Kartierung der Etiketten vorzunehmen.“ Die Daten sollen frei zugänglich gemacht werden. Die entsprechende Projektwebseite befindet sich derzeit im Aufbau.

Langjährige Projekterfahrung im Bereich Cultural Heritage

Das TCDH hat in seiner 22-jährigen Geschichte sehr unterschiedliche, nationale und internationale Projekte zum Kulturerbe durchgeführt und kann auch daher für das Projekt „Weinetiketten im Wandel“ auf eine große Bandbreite an relevanter Expertise zurückgreifen. Das TCDH setzt mit dem Vorhaben auf die gezielte Vernetzung innerhalb der Region: So sollen neben der wissenschaftlichen Erschließung und Analyse der Weinetiketten auch die Weinwirtschaft und die Tourismusbranche von Anfang an mit eingebunden werden.

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Kontakt

Trier Center for Digital Humanities
Prof. Dr. Claudine Moulin
Mail: moulin@uni-trier.de

Prof. Dr. Christof Schöch
Mail: schoech@uni-trier.de