Wie Englisch Kreativität im Team fördern kann

Universität Trier und eine Berliner Hochschule haben die Verwendung von Fremdsprache im Beruf untersucht und kommen zu überraschenden Ergebnissen.

Projekt CREATE-ET Wissenschaftsnacht
Bei der Trierer Wissenschaftsnacht „City Campus“ 2019 hat das Projekt CREATE-ET Interessierten erklärt, wie Kreativität in Teams zustande kommt.

Die einen hassen es, die anderen lieben es. Die Rede ist von Englisch in Meetings. Während die einen kaum ein Wort herausbekommen aus Angst, in der Fremdsprache einen Fehler zu machen, diskutieren andere wortgewandt ihre Ideen als wäre Englisch ihre Muttersprache. „Eigentlich wurde bisher in der wissenschaftlichen Literatur davon ausgegangen, dass die Verwendung einer Fremdsprache die Kreativität in Teams eher hemmt“, sagt Katrin Muehlfeld, Professorin für Management, Organisation und Personal an der Universität Trier. „Für kreative Prozesse, die mit Sprache zusammenhängen, können unsere Projektergebnisse das auch teilweise bestätigen. Aber Englisch als Sprache in Teams kann auch kreativitätsfördernd sein, zum Beispiel wenn visuelle Kreativität gefordert wird.“

Im Rahmen des Projekts CREATE-IT haben Forschende der Universität Trier und der ESCP Europe Wirtschaftshochschule Berlin Unternehmerinnen und Unternehmer sowie Beschäftigte unterschiedlicher Branchen zu ihren Erfahrungen in mehrsprachigen Teams befragt. Außerdem testeten sie die Kreativität von Teilnehmenden in einem Experiment. Die Probanden wurden dazu in verschiedene Teams aufgeteilt. Während ein Teil der Teams die Aufgaben in Deutsch lösen musste, wurden andere Teams dazu aufgefordert – ohne dass sie es erwartet hätten – es in Englisch zu tun.

Verbale und visuelle Kreativität

Beispielsweise war verbale Kreativität gefragt, wenn die Teams bei einer Aufgabe als Marketingfachleute eines Unternehmens Kaufargumente für eine bienenfreundliche Blumensamen-Mischung finden mussten. Visuelle Kreativität mussten die Probanden bei einer Aufgabe unter Beweis stellen, bei der aus einem skizzenhaften Haken mit einigen Strichen neue Formen und Symbole geschaffen werden sollten.

„Eine Erklärung, warum Englisch in bestimmten Situationen oder Aufgaben Kreativität fördern kann, ist, dass man in einer Fremdsprache quasi um die Ecke denken muss. Manchmal fällt einem ein Wort vielleicht nicht sofort auf Englisch ein und dann sind bildliche Assoziationen gefragt“, erläutert Forschungsprojektmitarbeiterin Anja Loderer. Gerade in Teams kann die Kommunikationen in der Fremdsprache anscheinend zudem kreativitätsfördernde Gruppenprozesse in Gang setzen. Die befragten Unternehmer und Beschäftigten berichteten den Forschenden von zwei Erfahrungen, die sie in ihren Teams gemacht haben: Wenn in einer Fremdsprache kommuniziert wird, sind die Teammitglieder toleranter gegenüber Fehlern anderer Mitglieder. Diese wiederum trauen sich eher, auch abwegig erscheinende Ideen zu äußern. Außerdem gestatteten sich Teams mehr Zeit für kreative Meetings.

Immer mehr Teams arbeiten auf Englisch

„Unsere Forschungsergebnisse können hilfreich für das Management von mehrsprachigen Teams sein. Wir beobachten, dass solche Teams in der globalisierten Welt immer mehr zunehmen. Auch Kreativität gewinnt nochmal an Bedeutung, da kreative Prozesse nicht so einfach von Künstlicher Intelligenz übernommen werden können“, ordnet Katrin Muehlfeld die Erkenntnisse des Projekts ein.

So dürften die Forschungsergebnisse nicht nur spannend für die Kreativwirtschaft sein, wie beispielsweise Werbeagenturen, sondern für fast alle Branchen. Auch die Entwicklung neuer Abläufe beispielsweise als Projektmanager oder Projektmanagerin in einem Unternehmen ist ein kreativer Prozess. „Unter Kreativität verstehen wir, dass etwas Neues geschaffen wird, das vorher noch nicht da war“, definiert Anja Loderer den Begriff.

Die Corona-Pandemie und virtuelle Teams

Durch die Corona-Pandemie haben die Forschenden einen Teil der Team-Experimente online durchgeführt. Hier planen die Trierer Wirtschaftswissenschaftlerinnen noch weitere Auswertungen, um genauere Aussagen über die Auswirkungen von Fremdsprache auf virtuelle Teams treffen zu können.

Das Forschungsprojekt CREATE-ET wurde im Rahmen der Innovations- und Technikanalyse (ITA) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) über einen Zeitraum von zwei Jahren gefördert.

Seine Forschungsergebnisse stellt das Projekt am 5. März 2021 im Rahmen des ITAFORUM vor, das vom BMBF ausgerichtet wird.

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Kontakt

Prof. Dr. Katrin Muehlfeld
Projekt CREATE-ET
Mail: muehlfeld@uni-trier.de
Tel. +49 651 201-2681
www.create-et.uni-trier.de