Studierende der Universität Trier wirken an der Marc Aurel-Landesausstellung mit. Sie helfen dem Publikum, die „Selbstbetrachtungen“ des Kaisers leichter zu verstehen.
Sind die Gedanken, die sich ein bärtiger Römer vor fast 2000 Jahren über sein Leben machte, heute noch relevant? Ja, finden Studierende der Philosophie und Gräzistik der Universität Trier. Darum haben sie in einem Master-Seminar in Kooperation mit dem Rheinischen Landesmuseum Trier wichtige Inhalte aus den „Selbstbetrachtungen“ des Kaisers Marc Aurel verständlich aufbereitet und zusammengefasst. Ziel: Bei der großen Landesausstellung „Marc Aurel“ sollen Besuchende an einer Medienstation im Landesmuseum einen modernen Zugang zum philosophischen Werk des Imperators bekommen. Dieses hatte „der Philosoph auf dem Kaiserthron“ wohl zwischen 170 und 180 n. Chr. verfasst. Es besteht aus kurzen Dialogen mit sich selbst, Beobachtungen und Gedanken zur richtigen Lebensführung.
„Die Selbstbetrachtungen passen sehr gut zur heutigen Zeit. Bei Marc Aurel geht es viel um Resilienz, also wie ich mit schwierigen Situationen umgehe“, erläutert Prof. Benedikt Strobel. Gemeinsam mit JProf. Diego De Brasi leitete er das Seminar. Außerdem beraten beide das Museum bei der Gestaltung der Räume zur Philosophie der Stoa, der griechischen Philosophenschule, der Marc Aurel anhing.
„Für die Stoiker sollte das eigene Handeln von Vernunft und Gelassenheit geprägt sein. Man soll akzeptieren, was einem von außen widerfährt, und sich darauf konzentrieren, die eigene Persönlichkeit im Sinne der Tugend zu entwickeln“, so Strobel weiter.
Ähnlich wie es heute manchen gehen mag, fragte sich der Kaiser an einer Stelle seiner Schrift etwa: „Warum soll ich morgens aufstehen?“Nur, um seinem Tag dann selbst einen Sinn zu geben: „Um als Mensch zu wirken.“ So lesen sich die Gedanken tatsächlich wie ein Leitfaden, um trotz der aktuellen globalen Krisen nicht den Mut zu verlieren.
Schwerer Weg zur Vereinfachung
„Die Teilnehmenden haben viele Textstellen miteinander diskutiert. Die Griechisch-Studierenden konnten dabei mit dem Originaltext helfen, diejenigen aus der Philosophie brachten ihr Hintergrundwissen zur Stoa ein.“ beschreibt Diego De Brasi den Ablauf des Seminars. Eine besondere Herausforderung sei es gewesen, die zentralen Begriffe möglichst ohne Fachsprache zu erklären, damit in der Ausstellung alle die Chance haben, sie zu verstehen.
Diese für ein Universitätsseminar ungewöhnlichen Vorgaben für die Erstellung der Inhalte kamen von den Projektverantwortlichen im Landesmuseum, Dr. Anne Kurtze und Katharina Ackenheil. „Dass alle Gäste der Ausstellung gerade das Thema der stoischen Philosophie verständlich erklärt bekommen, liegt uns sehr am Herzen“, formuliert Katharina Ackenheil, die für die Vermittlung und Besucherorientierung der Ausstellung im Landesmuseum verantwortlich ist. Ausstellungsleiterin Dr. Anne Kurtze ergänzt: „Wir freuen uns, dass wir mit Prof. Strobel und Prof. De Brasi die Universität Trier und die Studierenden als Kooperationspartner für die Ausstellung gewinnen konnten. Das Ergebnis wird sicher ein großer Mehrwert für die Ausstellung sein.“
Prof. De Brasi und Prof. Strobel (hinten, 2. & 3. v. l.) haben unter Vorgaben von Katharina Ackenheil (vorne, 2 v. l.) und Dr. Anne Kurtze (vorne, 3. v. l.) vom Rheinischen Landesmuseum Trier mit Studierenden die Philosophie Marc Aurels aufbereitet.
Beispielsweise kamen die Trierer Studierenden auf diesem Weg zur Definition von „Glück“ im Werk des philosophierenden Feldherrn:
Marc Aurel beschreibt das Glück als einen Zustand, in dem der Mensch seinen Aufgaben als Vernunft- und Gemeinschaftswesen gerecht wird. Dazu gehören vor allem guter Umgang mit den Mitmenschen, Akzeptanz des eigenen Schicksals und Freiheit von Affekten. Dieses Wenige genügt für ein erfülltes Leben und verschafft tiefe, dauerhafte Zufriedenheit.
Gemeinschaftssinn, Nächstenliebe und Selbstbeherrschung – das klingt eigentlich nicht nach antiken Alleinherrschern. Inwieweit sich Marc Aurel in der Praxis an seine eigenen Lehren gehalten hat, das können Besuchende ab dem 15. Juni im Rheinischen Landesmuseum und im Stadtmuseum Simeonsstift erfahren.
Marc Aurel Landesausstellung in Trier
15. Juni bis 23. November 2025 Rheinisches Landesmuseum und Stadtmuseum Simeonstift
Kontakt
Prof. Dr. Benedikt Strobel Philosophie Mail: strobeluni-trierde Tel. +49 651 201-2342
JProf. Dr. Diego De Brasi Klassische Philologie Mail: debrasiuni-trierde Tel. +49 651 201-2357