American Frontier: Grenze, Mythos, Sehnsuchtsort amerikanischer Westen
Vortrag von Jun.-Prof Nele Sawallisch im Rahmen der Ringvorlesung „Grenzen – Grenzräume – Grenzbegegnungen“
Der amerikanische Westen ist seit jeher ein besonderer Ort: für die ersten englischen Siedler an der heutigen Ostküste repräsentierte alles, was "westlich" war, etwas Unbekanntes, Bedrohliches, gar "Wildes"--aber auch etwas, was in die puritanische Mission von der Besiedlung und Eroberung des Kontinents eingeschlossen war. Nach der amerikanischen Unabhängigkeit wird "the West" sehr schnell zentral für das US-amerikanische nationale Selbstverständnis und das Projekt der territorialen Expansion, die besonders das neunzehnte Jahrhundert prägt. Die gnadenlose territoriale Erweiterung des Nationalstaats treibt die Siedlungsgrenze, die berühmte "frontier", vor sich her--für den Historiker Frederick Jackson Turner in seiner Frontier Thesis ist sie das zentrale Merkmal des amerikanischen "Charakters" als Ort, an dem Amerikaner:innen zu Amerikaner:innen werden. Somit ist längst klar, dass dem Westen, der in Wechselwirkung mit der Grenze steht, auch etwas Mythisch-Überhöhtes anheim ist. Es ist ebenso klar, dass das Bild des Sehnsuchtsorts die indigene Bevölkerung ignoriert oder ausradiert. Der Vortrag will in groben Zügen darstellen, wie sich die Sicht auf den Westen in dem, was wir heute USA nennen, entwickelt, und wie aktuelle Entwicklungen in Politik, Technologieindustrie und Populärkultur diesen Ort wieder als "final frontier" stilisieren—oft entlang neokonservativer Linien.
Die Online-Teilnahme ist möglich nach kurzer Anmeldung per Mail an s2leherm@uni-trier.de