Nichtrauchen macht richtig Spaß

Interview mit dem Personalratsvorsitzenden der
Universität Trier Werner Rüffer
 
Wie lange hast du geraucht?

Etwa dreißig Jahre lang.

Wie viele Zigaretten am Tag?

Früher zwischen 20 und 30, zuletzt cirka 10.

Was hat dir das Rauchen gegeben?

Vermeintlich Entspannung oder Anregung, je nachdem, kommunikative Anknüpfungsmöglichkeit mit anderen RaucherInnen, Gemeinschaftsgefühle u.ä., tatsächlich aber vor allem wachsende Selbstzweifel.

Hast du negative Auswirkungen gespürt?

Körperliche Auswirkungen kaum, allenfalls nach einem stark verrauchten Abend mal Kopfschmerzen und einen kratzigen Hals. Hektische Nervosität, wenn keine Zigarette mehr in der Nähe greifbar war.Ohne Zigaretten aus dem Haus: ein Grund sofort wieder umzukehren!

Was hat dich bewogen aufzuhören?

Mancherlei, als da wären: die Erkenntnis, dass um mich herum, immer mehr Leute das Rauchen einstellten und ich keine Lust hatte, irgendwann das letzte Exemplar von Trotzraucher zu sein. Meine Frau, die sich auch ohne Rauchen entspannen oder Kontakte pflegen kann. Die Notwendigkeit, absprachegemäß zuhause nur noch außerhalb der Wohnung zu rauchen ("Balkonraucher"), in der dienstlichen Umgebung eine ähnliche Entwicklung – zu guter Letzt vor allem das Buch von Carr "Endlich Nichtraucher".

Hast du jetzt das Gefühl, es geschafft zu haben?

Deses Mal "ja", in meiner vorangegangenen Rauchervita mindestens zwanzig mal "nein".

Was hat dir dabei geholfen?

Meine Entscheidung, es nochmals ernsthaft zu versuchen, die Ermunterung meiner Frau, eben das zu tun, vor allem aber und entscheidend das erwähnte Buch. Letzteres fand ich während des Lesens tatsächlich meist ziemlich blöd, aufdringlich und flach. Wenn man allerdings, über mehrere Abende/Tage verteilt, dennoch einige entscheidende Argumente/Hinweise an sich ran und in sich nachwirken lässt, kann sich - jedenfalls war es bei mir so - eine verblüffende Wirkung einstellen. Irgendwann wird einem klar, dass es einem vormals als Halbstarker ziemlich schwer fiel, sich dieses eklige Rauchen anzugewöhnen und dass man vermutlich ziemlich stinkt, wenn man raucht (was ich heute nachhaltig bestätigen kann, der Geruchsinn wird nämlich alsbald wieder feiner) und dass eben die Zigarette weder den Stress noch die Langeweile wirklich lindert, sondern bloß den Druck durch den sinkenden Nikotinspiegel abfängt. Alles andere: Gemütlichkeit, das kleine qualmende Ding schmeckt so köstlich usw., sind alles bloß Variationen einer Selbsttäuschung. Während ich das Buch las, hatte ich kein nennenswertes Bedürfnis zu rauchen, obgleich die halbgefüllte Packung ständig herumlag. Nach einer Woche war meine ganze Einstellung zum Rauchen um 180 Grad umgedreht und mental bereits fest verankert. Was dieser Autor einem darlegt, dass die Methode mit dem eisernen Willen und der ständigen Selbstkontrolle überaus anstrengend und sehr rückfallgefährdend sei, wusste ich selbst aus Erfahrung. Darum war ich völlig verblüfft, wie leicht der Ausstieg fallen kann.

Hast du Entzugssymptome gehabt?

Keine nennenswerten und nur die erste Woche. Die physische Nikotinabhängigkeit scheint nur halb so heftig zu sein wie meist vermutet.

Hat deine Umgebung dich beim Ausstieg unterstützt?

Ja, was freilich nicht unbedingt erforderlich war. Umgekehrt wäre es gewiss schwieriger geworden, also mit unbeirrt weiter rauchender Partnerin. Insofern hat mir die Tatsache, dass meine Frau (im Gegensatz zu meiner Ex-Frau) Nichtraucherin ist, doch sehr geholfen. Ansonsten hätte ich a) das Buch wohl einfach nochmals über eine zweite Woche gelesen und b) eine Gruppe Gleichgesinnter gesucht.

Siehst du für dich eine Rückfallgefährdung?

Aus meiner jetzigen Befindlichkeit ein klares Nein. Ich könnte mir vorstellen, dass ich nach einer knapp überstandenen Katastrophe die erste hingehaltene Kippe automatisch nehmen würde. Dann finge ich jedoch gleich am nächsten Tag wieder mit dem Ausstieg an. Nichtraucher zu sein ist einfach ungleich angenehmer als Raucher zu sein.

Was kann an der Universität zum Schutz der NichtraucherInnen getan werden?

Was den Schutz der NichtraucherInnen angeht, so gibt es da unter den Beschäftigten m.E. schon ein weitgehend funktionierendes Einvernehmen. Rauchende Studis hingegen sind wohl ein ziemlich hartnäckiges Völkchen, das nur schwer durch irgendwelche Hinweisschilder zu beeinflussen ist. Da könnte allenfalls helfen, wenn die Universität mit großem Nachdruck ihre Autorität als Hausherr durchzusetzen versuchte und RaucherInnen (z.B. in den Foyers) vor die Gebäude komplimentieren würde.

Wie kann Noch-RaucherInnen beim Ausstieg geholfen werden?

Wenn sie sich denn helfen lassen wollen, könnten Gruppen/Kursangebote sicher unterstützend wirken, ob letzthin wirksam, mag dahin gestellt bleiben. Ich verleihe gerne an potentielle KandidatInnen meine kleine Nichtraucherfibel.

Was sind die Alternativen?

Es gibt viel schönere und wirksamere Möglichkeiten zu entspannen, sich die Langeweile zu vertreiben, als an solchen kleinen qualmenden Dingern zu saugen. Man spart ja überdies so manche Mark - das ergibt z.B. einige zusätzliche Kinoabende.

Was ist dir abschließend noch wichtig zu sagen?

Bei mir im Büro darf geraucht werden - nichts ist schlimmer als fanatisch missionierende Exraucher. Aber wer Lust hat, sollte es nochmals über die Methode Einstellungswandel versuchen: es ist erstaunlich leicht und: Nichtrauchen macht richtig Spaß!

Das Interview mit Werner Rüffer führte Burkhard Schackmann (Beratungsstelle für Suchtfragen an der Universität Trier)

Anmerkung: Das im Interview erwähnte Buch heißt "Endlich Nichtraucher", der Autor heißt Allen Carr, erschienen ist es im Mosaik Verlag (ISBN 3-442-13664-4).