Trierer Studierende haben zu einer UN-Resolution beigetragen

Ein Lehrforschungsseminar an der Universität Trier hat Dokumente zum ungeklärten Flugzeugabsturz und Tod von UN-Generalsekretär Dag Hammarskjöld 1961 aufgearbeitet.

Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat in ihrer letzten Sitzung im Jahr 2022 beschlossen, die Untersuchung zum Tod des früheren UN-Generalsekretärs Dag Hammarskjöld fortzuführen. Einen kleinen Teil dazu beigetragen haben sieben Masterstudierende der Universität Trier. In einem politikwissenschaftlichen Lehrforschungsseminar unter Leitung von Prof. Dr. Manuel Fröhlich haben sie verschiedene Dokumente zu dem Cold Case zusammengetragen und ausgewertet. Die Ergebnisse ihrer Arbeit übergaben sie an den ehemaligen Präsidenten des Obersten Gerichtshofs Tansanias, Mohamed Chande Othman. Er leitet die offizielle Untersuchung der UN zum Tod Hammarskjölds. In seinem Bericht an UN-Generalsekretär António Guterres, der Anlass für die von der Generalversammlung verabschiedete Resolution war, nahm er Informationen der Trierer Studierenden auf und bedankte sich ausdrücklich für ihre Mithilfe.

Dag Hammarskjöld Credits UN Photo / HP
Dag Hammarskjöld während eines Besuchs im Kongo 1960. Foto: UN Photo / HP

Erst kürzlich waren Akten aus verschiedenen Archiven freigegeben worden, die neue Erkenntnisse zu den Umständen des Flugzeugabsturzes liefern, bei dem Dag Hammarskjöld 1961 ums Leben kam. Der UN-Generalsekretär befand sich auf einer diplomatischen Reise im Kongo inmitten der kriegsartigen Auseinandersetzungen um die Provinz Katanga, als sein Flugzeug abstürzte. Neue Informationen liefern plausible Gründe für die Annahme, dass es sich nicht um einen Unfall handelte, sondern der Absturz durch äußere Einwirkungen hervorgerufen wurde. Hinweise dazu finden sich in nationalen Archiven, in Zeitzeugeninterviews, in Filmmaterial oder auch den Memoiren von Diplomaten oder Söldnern, die damals vor Ort waren.

Masterstudiengang Internationale Beziehungen und Diplomatie

„Die Untersuchung und Deutung solch unterschiedlicher Quellen liegt genau im Profil unseres Masterstudiengangs Internationale Beziehungen und Diplomatie, der die internationale Politik, die internationale Geschichte und das Völkerrecht miteinander kombiniert“, erklärt Manuel Fröhlich, Professor für Politikwissenschaft an der Universität Trier.

„Die besondere Art der Recherche und das Gegenüberstellen verschiedenster Quellen, von Zeugenaussagen über Behauptungen von zwielichtigen Söldnern bis hin zu originalen Geheimdienst-Telegrammen, war unfassbar spannend“, berichtet der Student Felix Schlick. Gemeinsam mit Annika Biskup, Matthias Burtscheidt, Theres Heilscher, Max Kirchens, Kevin Kolka und Nico Otten hat er, unterstützt durch David Teiner, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Professur, beispielsweise eine Liste der an den entscheidenden Orten anwesenden Personen erstellt.

Zu den Erkenntnissen aus Trier gehörte auch die Identifikation eines deutschen Fernsehteams, das damals vor Ort war. Zum verantwortlichen Filmemacher und dem Kameramann, die heute bei München und Bad Kreuznach leben, konnte ein Kontakt hergestellt und einige Informationen abgesichert werden.

Video-Austausch mit UN-Ermittler

„Zu Beginn des Forschungsprojekts zum Tod von Dag Hammarskjöld hätte ich persönlich nicht erwartet, dass uns solche Erkenntnisse gelingen“, erzählt Studentin Theres Heilscher. Die Arbeiten an dem Cold Case zogen sich über zwei Semester und beinhalteten auch einen Video-Austausch mit dem UN-Ermittler Othman. Anerkennung für ihre Leistungen bekommen die Studierenden auch von ihrem Professor: „Sie haben in dem Lehrforschungsseminar weit mehr Zeit und Mühe investiert als in einer üblichen Universitätsveranstaltung“, sagt Manuel Fröhlich.

„Die Erwähnung in einem offiziellen UN-Dokument hat uns besonders gefreut, da sich hier zeigt, dass unser Projekt wohl auch einen kleinen Teil zum Ergebnis der Untersuchung beitragen konnte“, sagt Student Matthias Burtscheidt. Auch nach Othmans Bericht an die UN und der Resolution erhält die Trierer Forschungsgruppe Anfragen zu ihren Erkenntnissen – die internationale Puzzlearbeit geht weiter.

Kontakt

Prof. Dr. Manuel Fröhlich
Politikwissenschaft
E-Mail: froehlich@uni-trier.de
Tel. +49 651 201-2130
 

Foto: www.colourbox.de