Teams mit künstlicher Intelligenz statt mit Bauchgefühl führen

Die Universität Trier entwickelt digitale Instrumente, die Unternehmen und öffentliche Institutionen in Pandemien und Krisen unterstützen. Das Land fördert das Projekt.

Gerade während der Corona-Pandemie hat sich gezeigt, wie wichtig die flexible Organisation von Teams ist.
Gerade während der Corona-Pandemie hat sich gezeigt, wie wichtig die flexible Organisation von Teams ist. Foto: www.colourbox.de

Die Corona-Pandemie verlangt Unternehmen und Organisationen ein Höchstmaß an Flexibilität ab. Kliniken stehen bei wechselnden Pandemieverläufen vor der Aufgabe, die Einsatzpläne des Personals dynamisch anzupassen. Unternehmen sehen sich gezwungen, eingespielte Arbeitsabläufe neu zu organisieren und in Heimarbeit auszulagern. Mitarbeiterteams müssen aufgrund von Infektionen oder Quarantäne bei schwankender Auslastung flexibel neu zusammengestellt werden.

Solche Ausnahmesituationen treffen das Management häufig unvorbereitet. Im Forschungsprojekt „FlexiTeams“ wollen Wissenschaftler der Universität Trier die Verantwortlichen in Unternehmen und Organisationen daher in die Lage versetzen, den Einsatz von Personal und die Zusammensetzung von Teams mit Unterstützung digitaler Instrumente flexibel und dynamisch zu steuern. Statt allein dem eigenen Bauchgefühl zu vertrauen, sollen Führungskräfte künftig gezielt durch Künstliche Intelligenz (KI) unterstützt werden. Das Land Rheinland-Pfalz fördert die Forschungsgruppe „FlexiTeams“ mit bis zu 750.000 Euro. Die Mittel entstammen dem Sonderprogramm zur Stärkung der Digitalisierung an den Hochschulen.

Expertise aus den Bereichen Informatik, Wirtschaftsinformatik und Wirtschaftspsychologie

„Künstliche Intelligenz ist eine Schlüsseltechnologie der Gegenwart und der Zukunft. Die Corona-Pandemie hat uns vor Herausforderungen gestellt und uns den Bedarf nach flexibleren Lösungen im Arbeitsbereich aufgezeigt. Bei dieser Fragestellung setzt das Projekt der Universität Trier an und zeigt, auf welche vielfältige Weise uns KI im Alltag unterstützen kann. Die Landesregierung hat sich die Förderung zukunftsweisender sowie innovativer Forschungsfelder zum Ziel gesetzt und unterstützt das KI-basierte Projekt gerne mit bis zu 750.000 Euro“, so Dr. Denis Alt, Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit.

Das Projekt verbindet Erfahrung und Expertise aus den Bereichen Informatik, Wirtschaftsinformatik und Wirtschaftspsychologie. Die Wissenschaftler der Universität Trier werden in den Unternehmen und Organisationen vorhandene Daten zu Personal, Ressourcen und Prozessen nach fachbezogenen Kriterien neu auswerten. Auf dieser Basis wird das digitale Instrumentarium zur flexiblen Team-Organisation mithilfe von Methoden der Künstlichen Intelligenz konstruiert.

Alternative Handlungsmöglichkeiten und Entscheidungsvarianten

„Im Song `Bauch und Kopf´ von Mark Forster heißt es so schön: `Bauch sagt zu Kopf ja, doch Kopf sagt zu Bauch nein.´ Jetzt kommt die Wissenschaft ins Spiel und gibt den Ton an. KI ist in Trier zu einem bedeutenden Forschungsfeld geworden, und das in unterschiedlichen fachlichen Zusammenhängen. Das sorgt auch stets für einen realistischen Blick auf Einsatzmöglichkeiten und Akzeptanz. Auch FlexiTeams lebt Interdisziplinarität vor“, so Universitätspräsident Prof. Dr. Michael Jäckel.

Ziel der Forschung ist, dass die zu entwickelnden digitalen Instrumente Entscheidungsvorschläge unterbreiten und diese transparent erklären. Ferner werden den Nutzern alternative Handlungsmöglichkeiten und Entscheidungsvarianten inklusive erläuternder Bewertungen angeboten. Das Instrumentarium soll über Pandemien hinaus in unterschiedlichen Krisensituationen anwendbar sein.

Qualifizierungsmöglichkeit für den wissenschaftlichen Nachwuchs

„Die zentrale Herausforderung im Projekt ist die Entwicklung und Verwendung von KI-Methoden, die zum einen die Erkenntnisse aus der Teamforschung aufnehmen und operationalisieren, wie auch die Möglichkeit der verständlichen visuellen Darstellung und Kommunikation der erzeugten Vorschläge des Systems gegenüber dem Benutzer erlauben. Der Schlüssel hierzu ist die interdisziplinäre Zusammensetzung des Projektteams aus Informatik, Wirtschaftsinformatik und Psychologie. So bringen wir die notwendige Expertise aus den Bereichen KI, Mensch-Computer Interaktion und Wirtschaftspsychologie in einem Projekt zusammen“, fasst Projektsprecher Junior-Professor Benjamin Weyers die zentralen Aspekte der anstehenden Forschungsarbeit zusammen.

Daneben bietet das Projekt eine Qualifizierungsmöglichkeit für den wissenschaftlichen Nachwuchs wie etwa Post-Doktorandinnen und -Doktoranden, deren fachliche Qualifikation in Wissenschaft und Wirtschaft dringend benötigt wird. Das Projekt ist zudem ein wichtiger Beitrag zur KI-Agenda des Landes und fügt sich über die Nachwuchsförderung in die geplante KI-Academy ein. Dort soll dem geförderten wissenschaftlichen Nachwuchs u. a. eine zentrale und themenoffene Vernetzungsplattform angeboten werden. 

Das Projekt

In dem interdisziplinären Projekt „Methoden der Künstlichen Intelligenz zur Unterstützung der flexiblen Reorganisation von Arbeitsteams als Reaktion auf Anforderungen in pandemischen und sonstigen Krisen (FlexiTeams)“ arbeiten Wissenschaftler der Universität Trier aus mehreren Fächern zusammen: Jun.-Prof. Dr. Benjamin Weyers (Projekt-Sprecher/Informatik), Prof. Dr. Ralph Bergmann, Prof. Dr. Ingo J. Timm (beide Wirtschaftsinformatik) und Prof. Dr. Thomas Ellwart (Wirtschaftspsychologie). Die Forschung wird über drei Jahre vom Land Rheinland-Pfalz mit Mitteln aus dem Programm zur Stärkung der Digitalisierung an den Hochschulen und zur Nachwuchsförderung im Bereich Künstliche Intelligenz und Corona-Forschung gefördert.

Sonderprogramm Stärkung der Digitalisierung an den Hochschulen

Um die Digitalisierung an den Hochschulen zu stärken, hat das Land Rheinland-Pfalz ein Programm zur Förderung der digitalen Lehre in Höhe von 50 Millionen Euro aufgesetzt. Damit werden nachhaltige Digitalisierungsprojekte in Forschung, Lehre und Verwaltung gefördert werden.

Kontakt

Jun.-Prof. Dr. Benjamin Weyers
Informatik/Human-Computer Interaction
Mail: weyers@uni-trier.de
Tel. +49 651 201-2852