Mit Psychologie gewonnen

Fünf prämierte wissenschaftliche Nachwuchskräfte der Universität Trier haben bei einem Wettstreit versucht, das Publikum mit ihren Kurzvorträgen zu überzeugen.

Publikationspreisträger Uni Trier
Christoph Geißler, Björn Klaes, Ralf Michael Gitzen, Sarah Thiery und Clemens Schmidt (v. l.) wurden mit den Publikationspreisen der Universität Trier ausgezeichnet. Auf dem Foto fehlt Annika Enning, deren Arbeit ebenfalls prämiert wurde.

Als eine Art Science Slam bezeichnete Prof. Dr. Matthias Neuenkirch die Veranstaltung, in der junge Trierer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in nur sieben Minuten den Zuhörenden ihre Forschungsergebnisse näherbringen mussten. Es sei vielleicht etwas wissenschaftlicher als ein üblicher Science Slam, sagte der Sprecher des Graduiertenzentrums der Universität Trier (GUT).

Die Vortragenden gehören zu den besten wissenschaftlichen Nachwuchskräften der Universität Trier. Sie wurden bei der Veranstaltung mit den Publikationspreisen der Universität Trier ausgezeichnet. Eingereicht werden konnten Publikationen, die während der Promotionsphase entstanden sind, nicht aber die Doktorarbeit selbst. Die Preise sind jeweils mit 500 Euro dotiert. In jedem der sechs Fachbereiche an der Universität Trier wurde ein Preis vergeben.

Beim Science Slam traten die jungen Forschenden an, um den Gewinner des mit ebenfalls 500 Euro dotierten Präsentationspreises zu ermitteln. Das Publikum hatte am Ende die Qual der Wahl, an wen der Preis ging. Die Entscheidung dürfte den meisten wohl sehr schwergefallen sein, überzeugten doch alle Vortragenden mit rhetorischem Geschick und einer unterhaltsamen Aufbereitung ihrer wissenschaftlichen Arbeiten.

Christoph Geißler gewinnt den Präsentationspreis

Letztlich ging der Preis an den Psychologen Christoph Geißler. Vielleicht war es die selbstironische Art des Vortrags, welche die Zuhörenden überzeugte. Seine Arbeit beschäftigte sich damit, ob eine Infrarotmessung an einem bestimmten Bereich des Gehirns dafür geeignet ist, Anstrengung oder Konzentrationsverlust beim Autofahren zu erkennen, damit gegebenenfalls ein Fahrassistenzsystem eingreifen kann. Wenn eine Person müde ist, hat sie weniger Sauerstoff im Blut. „Wir sehen also in unserer Messung, wenn jemand beispielsweise bei einem langweiligen neuropsychologischen Vortrag müde wird“, scherzte er. Aktuell erfolgt die Messung über eine große Haube. Geißler: „Mit so einem Ding will natürlich niemand Auto fahren.“ Seine Forschungsergebnisse legen nahe, dass eine Messung mit einem kleineren Gerät an einem Hirnareal zukünftig ausreichend sein könnte.

Aber auch die weiteren Vorträge waren ebenso anschaulich gehalten. Annika Enning präsentierte ihre Forschung zum Konzept der Schutzverantwortung der United Nations (UN) außer Konkurrenz. Da die Politikwissenschaftlerin gerade an einer ausländischen Universität forscht, wurde ihr Vortrag per Video gezeigt. In eine Region am „Ende der Welt“ nahm Björn Klaes das Publikum in seinem Vortrag mit. Die Arbeit des Geologen beschäftigt sich mit der Altersbestimmung von Vulkanausbrüchen in der südamerikanischen Region Patagonien durch Ablagerungen auf einem Stalagmiten.

Christoph Geißler (Psychologie)
„Shedding light on the prefrontal correlates of mental workload in simulated driving: a functional near-infrared spectroscopy study“
Sarah Thiery (Germanistik)
„Instagram im Literaturunterricht? Didaktisch-methodische Überlegungen zur Instapoetry“.
Annika Enning (Politikwissenschaft)
„The Simultaneity of Non-simultaneous Sovereignty Conceptions and Rapid Norm Change at the United Nations General Assembly Debates on R2P“.
Clemens Schmidt (Soziologie)
„Controlling for Taste Preferences. A Factorial Survey about the Orientation to Judgement Devices in Movie Choice”.
Ralf Michael Gitzen (Rechtswissenschaft)
„Odyssee im Wahlrecht“.
Björn Klaes (Geologie/Bodenkunde)
„High-resolution stalagmite stratigraphy supports the Late Holocene tephrochronology of southernmost Patagonia“.
Georg Müller-Fürstenberger, ehemaliger Vizepräsident der Universität Trier, bezeichnete das Graduiertenzentrum als systemrelevante Institution.
Matthias Neuenkirch, Sprecher des Graduiertenzentrums, hob die Unterstützungsangebote der Universität Trier für Promovierende hervor.

Sarah Thiery diskutierte in ihrem Vortrag, wie Gedichte auf dem Social Media Kanal Instagram im Schulunterricht eingesetzt werden können. Die Germanistin kam dabei zu dem Schluss, dass Instapoetry ein großes Potenzial für den Literaturunterricht hat. Die Verständlichkeit des Wahlrechts stellt ein Problem dar, schlussfolgert Ralf Michael Gitzen in seinem Vortrag. Der Rechtswissenschaftler erörterte die 2020 verabschiedete Reform des deutschen Wahlrechts. Clemens Schmidt bestritt seinen Vortrag rhetorisch unterstützt durch eine ganze Reihe Filmplakate. Der Soziologe hatte untersucht, welche Faktoren dazu beitragen, dass man sich für den Besuch eines bestimmten Kinofilms entscheidet.

Mit zweiten Preisen für ihre Publikationen wurden Julia Stojny, Katharina Christ, Lukas Mich und Melanie Brauchler ausgezeichnet.

Unterstützung und Kursangebote des Graduiertenzentrums für Promovierende

„Die Publikationen sind der erste Schritt in einer wissenschaftlichen Karriere“, ordnete Prof. Dr. Georg Müller-Fürstenberger die Bedeutung der Arbeiten ein. Der ehemalige Vizepräsident der Universität Trier unterstrich in seinem Grußwort, dass es heutzutage ein professionelles Projektmanagement für eine Doktorarbeit brauche. „Hier setzen die Unterstützungsmaßen des Graduiertenzentrums an. Es ist eine wichtige, systemrelevante Institution.“

„Das Kerngeschäft ist das Kursangebot“, sagte dann auch GUT-Sprecher Matthias Neuenkirch. Nach einer Neustrukturierung ist das Graduiertenzentrum nunmehr neben Promotionsinteressierten und Promovierenden auch Kontaktstelle für Post-Docs sowie Junior-Professorinnen und Professoren.

Eine gut bewährte Tradition während der Auszählung der Stimmen für den Präsentationspreis ist der Auftritt der Jazzband des Trierer Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums. Dass das kleine Konzert mehr als nur ein Pausenfüller war, zeigte sich am Applaus im gut besetzten Hörsaal.

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