Mit innovativem Englischunterricht zum Lehrpreis

Die Anglistik-Dozentinnen Joline Schmit und Lisa Klassen konnten sich mit ihrem Seminar gegen 105 andere Lehrveranstaltungen an der Universität Trier durchsetzen.

Vizepräsident Matthias Busch gratulierte Joline Schmit und Lisa Klassen zum Lehrpreis der Universität Trier (v. l.).
Vizepräsident Matthias Busch gratulierte Joline Schmit und Lisa Klassen zum Lehrpreis der Universität Trier (v. l.).

Die Freude war ihnen klar anzusehen: Joline Schmit und Lisa Klassen fielen sich erst einmal in die Arme, als Vizepräsident Prof. Dr. Matthias Busch verkündete, dass der Lehrpreis der Universität Trier an die beiden Anglistik-Dozentinnen geht. Bis zu diesem Mittwochabend war es wohl das am besten gehütete Geheimnisse der Universität Trier, wer die höchste Auszeichnung für Lehre bekommt. Zudem war es das erste Mal, dass nach der Neukonzeptionierung des Vergabeverfahrens nur eine Lehrveranstaltung prämiiert wurde. In den Vorjahren hatte die Universität Trier immer mehrere Lehrpreise vergeben.

Im Herbst 2022 konnten Studierende ihre Lieblingslehrveranstaltungen für den Preis vorschlagen. Insgesamt gab es 194 Einreichungen zu 105 verschiedenen Veranstaltungen. Eine Expertenrunde wählte dann in zwei Durchgängen acht Lehrveranstaltungen aus und erstellte eine Shortlist. Im Anschluss diskutierte die Senatskommission für Qualitätssicherung die Vorschläge auf der Basis der studentischen Begründungen und den von den entsprechenden Dozentinnen und Dozenten eingereichten Lehrkonzepten und wählte die Preisträgerinnen aus.

Die Auswahl sei der Senatskommission aufgrund der Qualität der Lehrveranstaltungen sehr schwergefallen, ließ Vizepräsident Busch die bei der Preisverleihung Anwesenden wissen. „Alle auf der Shortlist sind Gewinnerinnen und Gewinner.“ Letztlich überzeugt hätten Joline Schmit und Lisa Klassen die Senatskommission vor allem auch durch die Praxisorientierung ihrer Lehrveranstaltung „Technology-supported Language Learning and Media in ELT [English Language Teaching]“.

Englischunterricht mit Künstlicher Intelligenz

Zu dem bereits mehrfach von ihnen angebotenen Seminar für Englisch-Lehramtsstudierende gehörten auch Besuche des Gymnasiums Saarburg, der Berufsbildenden Schule Gestaltung und Technik Trier und des Max-Planck-Gymnasiums Trier. Die Masterstudierenden hielten dort in verschiedenen Klassen von ihnen vorbereitete Unterrichtsstunden, bei denen digitale Medien zum Einsatz kamen. Zuvor hatten die Studierenden mit den jeweiligen Englischlehrkräften der Klassen gesprochen, um den Unterricht auf die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler abzustimmen. Die gehaltenen Unterrichtsstunden wurden per Kamera aufgezeichnet, um im Nachgang noch Verbesserungspotenziale zu identifizieren.

Dozentin Lisa Klassen erzählte nach der Preisverleihung von einer Unterrichtsstunde, die ihr besonders in Erinnerung geblieben ist. Die Schülerinnen und Schüler sollten einige Sätze auf Englisch zu Bildern schreiben. Diese wurden in ein auf künstlicher Intelligenz basierendes Programm eingegeben, das aus den Sätzen wiederum Bilder erzeugte. Die Klassenkameraden mussten erraten, um welches Bild es sich handelt. „Einerseits haben die Schülerinnen und Schüler so gelernt, den Einsatz von Künstlicher Intelligenz zu reflektieren. Andererseits wurde mit ihnen besprochen, was an ihren englischen Beschreibungen vielleicht noch optimiert werden könnte, um bessere Ergebnisse zu erhalten“, erklärt Klassen.

Insgesamt 16 Studierende haben das Seminar von Joline Schmit und Lisa Klassen vorgeschlagen. In den Begründungen ist unter anderem zu lesen, dass „Praxiserfahrung gesammelt werden konnte, die langfristig hängen bleibt“. Außerdem wird dem Seminar ein „echter Mehrwert“ für den zukünftigen Beruf bescheinigt.

„Die auf der Shortlist nominierten Lehrveranstaltungen können Anregungen für die eigene Praxis sein“, sagte Matthias Busch bei der Preisverleihung, nicht nur in der Rolle als Vizepräsident für Studium und Lehre, sondern auch als Dozent für Didaktik der Gesellschaftswissenschaften. Vor der Preisverleihung gab es die Gelegenheit für einen Austausch mit den auf der Shortlist Nominierten.

Auf der Shortlist des Lehrpreises: Marius Minas, Brian Schwartz, Joline Schmit, Manuel Biertz, Lisa Klassen, Jan Simon Karstens, Thomas Grotum, Mohamad El-Ghazi und René Moehrle (v.l.) – es fehlt Benjamin Berend.
Auf der Shortlist des Lehrpreises: Marius Minas, Brian Schwartz, Joline Schmit, Manuel Biertz, Lisa Klassen, Jan Simon Karstens, Thomas Grotum, Mohamad El-Ghazi und René Moehrle (v.l.) – es fehlt Benjamin Berend.
Beim ersten „Forum gute Lehre“ gab es viel Gelegenheit zum Austausch.
Beim ersten „Forum gute Lehre“ gab es viel Gelegenheit zum Austausch.
AGIL-Mitarbeitende erklärten, wie man mit der Trickbox Lehr- und Lernvideos produzieren kann.
AGIL-Mitarbeitende erklärten, wie man mit der Trickbox Lehr- und Lernvideos produzieren kann.
Das Projekt TrigitalPro präsentierte unter anderem mit einem Mini-Roboter seine Arbeit.
Das Projekt TrigitalPro präsentierte unter anderem mit einem Mini-Roboter seine Arbeit.

Lehrpreis-Shortlist

Die Politikwissenschaftler Marius Minas und Manuel Biertz waren mit ihrer Veranstaltung zu Demokratie in der Krise auf der Auswahlliste. In ihrem Seminar hatten Studierende unter anderem ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse auf Postern präsentiert. Ebenfalls eine Ausstellung – wenn auch in digitaler Form – erarbeiteten Studierende in dem Projektseminar von Historiker Dr. René Moehrle anlässlich des 60-jährigen Jubiläums des „Centre Français de Berlin“.

Auf eine App, mit der man auf einer Audiotour mehr zur Alten Universität erfährt, können sich Besucherinnen und Besucher von Trier bald freuen. Studierende haben in dem Projektseminar von Historiker PD Dr. Jan Simon Karstens die Inhalte recherchiert und Texte eingesprochen. Mit einer Gruppe Studierender verschiedener Fächer besuchte Historiker Dr. Thomas Grotum bei einer mehrtägigen Studienfahrt das Staatliche Museum Auschwitz-Birkenau. Ihren Besuch reflektierten die Studierenden auf verschiedene Weise in Beiträgen zu einer gemeinsamen Broschüre.

An Lehramtsstudierende richtete sich das praxisorientierte Seminar von Bildungswissenschaftler Dr. Benjamin Berend, bei dem Unterrichtsentwürfe erstellt wurden. Was es für Patientinnen und Patienten bedeutet, mit Depression oder einer Angststörung zu leben, vermittelte Psychologe Dr. Brian Schwartz mit verschiedenen praktischen Übungen in seinem Seminar „Ausgewählte Fragestellung der Klinischen Psychologie“. Ein Theaterstück zu einem Ehrenmord führten die Studierenden in einem Seminar von Prof. Dr. Mohamad El-Ghazi auf. Es ermöglicht den angehenden Staatsanwälten oder Richterinnen einen Perspektivwechsel, so der Rechtswissenschaftler.

Forum gute Lehre

Der Lehrpreis wurde im Rahmen des ersten „Forum gute Lehre“ vergeben. Dass der Universität Trier die Lehre ein besonderes Anliegen ist, betonte Vizepräsident Matthias Busch in seiner Eröffnungsrede: „Der Austausch mit anderen Lehrenden bei Veranstaltungen wie dieser ist wichtig, denn nur gemeinsam können wir die Lehre weiterentwickeln.“ Die Digitalisierung biete viele Möglichkeiten für die Lehre wie individueller gestaltbares Lernen oder die internationale Vernetzung. Gleichzeitig gilt es beispielsweise im Hinblick auf Künstliche Intelligenz, Prüfungsformate zu überdenken.

Das Thema Künstliche Intelligenz könne im zweiten Halbjahr auch Inhalt einer Fortbildung für Dozentinnen und Dozenten der Universität Trier sein, sagte Dr. Ansgar Berger von der „Arbeitsstelle gute und innovative Lehre“ (AGIL) bei der Vorstellung der hochschuldidaktischen Weiterbildungsangebote. Ideen und Anregungen für das Fortbildungsprogramm können jederzeit eingereicht werden. Im ersten Halbjahr gibt es beispielsweise eine Weiterbildung zum Thema Service-Learning mit Partnern aus der Praxis und auch wieder eine Werkstatt zur Erstellung von Erklärvideos mit iPads und Trickboxen.

Wie Erklärvideos produziert werden können, erfuhren alle Interessierten auch beim „Markt der Möglichkeiten“ im Foyer des Gebäudes B. An verschiedenen Infoständen informierten AGIL-Mitarbeitende auch über den Einsatz von 360-Grad-Fotografie, virtuellen Touren und interaktiven Tafeln in der Lehre und stellten Zertifikatsangebote und den Teaching Incentive Fund der Universität Trier vor. Auch das Projekt TrigitalPro, das sich mit digitalen Kompetenzen in der Ausbildung von Lehrkräften beschäftigt, gab unter anderen mit Mini-Robotern Einblick in seine Arbeit.

Kontakt

Dr. Ansgar Berger
Arbeitsstelle gute und innovative Lehre
E-Mail: ansgar.berger@uni-trier.de  
Tel. +49 651 201-3156