Die Universität Trier will am Puls der Zeit agieren

Umrahmt von klassischer Musik standen das Thema Nachhaltigkeit, die Pläne der Präsidentin und Preisverleihungen im Fokus des Semesterauftakts.

Premiere für Prof. Dr. Eva Martha Eckkrammer: Erstmals eröffnete die seit September amtierende Präsidentin der Universität Trier mit der traditionellen Feier das Wintersemester. Mit „Semesterauftakt“ als neuem Titel der Veranstaltung und der thematischen Auswahl des Festvortrags setzte sie zwei neue Akzente. Das Thema Nachhaltigkeit, dem sich Prof. Dr. Annette Kehnel von der Universität Mannheim aus historischer Perspektive widmete, wird in diesem Studienjahr ein ständiger Begleiter der Universität Trier sein. 

Festrednerin Prof. Dr. Annette Kehnel
Festrednerin Prof. Dr. Annette Kehnel von der Universität Mannheim betrachtete Nachhaltigkeit aus historischer Perspektive.

Darauf wies die Universitätspräsidentin auch in ihren Begrüßungsworten hin. Für ihre Amtszeit hat sie sich ein strammes Programm vorgenommen und nannte exemplarisch neue Governance-Strukturen, eine auf Europa fokussierte Internationalisierungsstrategie, ein forciertes Studierenden-Marketing und einen intensivierten Dialog mit den Gremien. „Wir wollen am Puls der Zeit agieren und alles tun, um die Zukunft der Universität zu sichern“, nannte sie ihre programmatischen Vorstellungen, die von einer breit geführten Strategiediskussion begleitet werden sollen. Im Hinblick auf die Umsetzung zeigte sie sich optimistisch: „Ich stoße im Haus auf sehr viel Ideenreichtum und Lust auf Veränderungen.“

Das Studienjahr der Nachhaltigkeit soll von Beiträgen aus allen Bereichen der Universität getragen werden. Zu dieser Thematik gebe es vielfältige Expertise und bereits ausgearbeitete Ideen wie den Ausbau von Photovoltaik. „Ich bin froh, dass wir heute mit einem wissenschaftlichen Input zu Nachhaltigkeit beginnen können“, leitete sie zur Festrednerin Prof. Dr. Annette Kehnel und deren Vortrag „Können wir auch anders? Neue Befunde aus unserer Geschichte“ über.

Zurück ins Mittelalter

Die Historikerin der Universität Mannheim analysierte humorvoll, kurzweilig, aber auch tiefgründig zunächst den Status Quo. „Jeder Tag mit einem Mehr an Wachstum treibt die Welt an ihre Grenzen“, stellte Kehnel fest. Als Ursachen der Beharrungskräfte in Gesellschaft und Politik, die einem Kurswechsel hin zu mehr Nachhaltigkeit im Weg stehen, listete sie Schuld bei andern suchen, Ignorieren der Gefahren, den Mythos der Alternativlosigkeit und Verlustängste auf. „Niemand will zurück ins Mittelalter, auch ich nicht“, entgegnet sie Stimmen, die mit einer Nachhaltigkeitszeitenwende einen Rückfall in düstere Zeiten verbinden.

Gruppenfoto der Dissertationspreisträger
Die Förderpreisträger*innen wurden von den Stiftern beglückwünscht.
Präsidentin Eckkrammer
Präsidentin Prof. Dr. Eva Martha Eckkrammer stellte ihre Pläne für die Gestaltung der Universität vor.
Vizepräsident Busch mit DAAD-Preisträgerin
Vizepräsident Prof. Dr. Matthias Busch überreichte den DAAD-Preis an Daniela Dofaan Nyitse.
Vizepräsident Busch und Preisträger Hani Abo Kheir.
Den Universitätspreis für ausländische Studierende erhielt Hani Abo Kheir.
Philharmonisches Orchester
Das Philharmonische Orchester der Stadt Trier spielte unter der Leitung von Gocha Mosiashvili Auszüge aus „Die Fledermaus“ von Johann Strauß II und Beethovens Sinfonie Nr. 4.

Auf der Suche nach Antworten auf die Frage, ob der Mensch überhaupt in der Lage sei, die globalen Probleme zu lösen, begab sich Annette Kehnel dann doch auf eine Reise ins Mittelalter und fand hier Mutmacher. Schon im 13. Jahrhundert habe sich Europa mit nie dagewesenen existenziellen Bedrohungen konfrontiert gesehen, ausgelöst durch Bevölkerungswachstum, Urbanisierung, Expansion der Märkte und Klimawandel. Die zeitgenössischen Vorfahren reagierten darauf, indem sie sich zusammentaten. Universitäten entstanden, in denen Wissen gebündelt und geteilt wurde. Interaktion und Austausch zwischen jüngeren und erfahrenen Menschen wurden gestärkt und Ressourcen gemeinsam genutzt. Neue urbane Landschaftstypen entstanden, in denen Versorgungseinrichtungen und gemeinsame Gärten zentral in den Städten zusammengeführt wurden.

Individuelle Initiativen

Eine treibende Rolle spielten dabei Frauen, die eigenen Berufen nachgingen oder als Beginen in religiösen Gemeinschaften zusammenlebten und soziale Dienste an den Mitmenschen verrichteten. Ein Modell, das heute wieder aufgegriffen wird, etwa in Wohnprojekten für Frauen in Berlin-Kreuzberg. Eine weitere Reaktion der Menschen auf die Herausforderungen der Zeit waren individuelle Initiativen, die in gemeinschaftlichen Projekten realisiert wurden. Als Beispiel führte Professorin Kehnel den Bau der Brücke von Avignon an, die von dem Hirtenjungen Bénezet angestoßen und schließlich in einem gemeinschaftlichen Crowdfunding-Projekt realisiert wurde.

Nachhaltig tätig sei auch der Freundeskreis Trierer Universität mit seiner über viele Jahre gepflegten Förderpraxis des wissenschaftlichen Nachwuchses, so der Vorsitzende Hubert Schnabel. In diesem Jahr wurden dank der Unterstützung der Preisstifter acht Doktorandinnen und Doktoranden für besonders gelungene Promotionen ausgezeichnet. Die Bandbreite der Themen, mit denen sich die Nachwuchswissenschaftler auseinandersetzten, spiegelt die Vielseitigkeit der Wissenschaftslandschaft an der Universität Trier. Sie reichte von den Auswirkungen des Empfangs von Westfernsehen in der ehemaligen DDR auf die Einstellung von Menschen über die Erfolgsvorhersage von psychotherapeutischen Methoden oder die Optimierung von Wellenbrechern zur Verhinderung von Küstenerosion bis hin zu Marmorportraits im antiken Ägypten.

Sozial engagiert

Über akademische Leistungen hinaus zeichnen sich die Empfängerin und der Empfänger des Preises des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) und des Universitätspreises für ausländische Studierende auch durch außergewöhnliches soziales Engagement aus. „Mit diesen Preisen wollen wir die Bedeutung der ausländischen Studierenden für unsere Universität ausdrücken“, beschrieb der Vizepräsident für Studium und Lehre, Prof. Dr. Matthias Busch, den Sinn dieser Verleihung. DAAD-Preisträgerin Daniela Dofaan Nyitse kam nach dem Studium in Nigeria an die Universität Trier, um hier einen Master-Abschluss in Environmental Science zu erwerben. Als eine der Jahrgangsbesten engagiert sie sich im AStA und organisiert kulturelle und soziale Veranstaltungen. Der Syrer Hani Abo Kheir ist als Master-Student in Deutsch als Zweit- und Fremdsprache eingeschrieben. Er arbeitet im Internationalen Zentrum der Universität mit und leistet in Trier ehrenamtlich Integrationsarbeit.

Ein konstanter Programmbestandteil und Garant für die festliche Note des Semesterauftakts ist klassische Musik. Das Streichquartett des Collegium Musicum leitete die Eröffnungsfeier in der Besetzung Silvia Carlitz, Annette Golub, Sebastian Hoffmann und Solveig Tonn mit Stücken von Georg Friedrich Händel ein. Das Philharmonische Orchester der Stadt Trier ist ebenso Dauergast und einer der Höhepunkte der Semestereröffnung. In diesem Jahr standen beim abendlichen Konzert unter der Leitung von Gocha Mosiashvili Auszüge aus „Die Fledermaus“ von Johann Strauß II und die Sinfonie Nr. 4 B-Dur von Ludwig van Beethoven auf dem Konzertprogramm.

 

Förderpreise 2023 für den wissenschaftlichen Nachwuchs der Universität Trier:

  • Dr. Sven Hartmann (Betriebswirtschaftslehre): „Economic Effects of Television Exposure, Social Media and Habit Formation”. Stifter: Volksbank Trier.
  • Dr. Björn Klaes (Bodenkunde): „Terrigenous element transport in South Patagonian fjord ecosystems modulated by climate fluctuations and input from volcanic eruptions.” Stifter: Peter Weber / Trier.
  • Dr. Katarina Kolak (Rechtswissenschaft): „Systematische Einordnung und Rechtsnatur des § 615 BGB – Anspruchserhaltungsnorm oder Anspruchsgrundlage?“ Stifter: Stadt Trier.
  • Dr. Tilman Schalmey (Sinologie): „Computerlinguistische Datierung schriftsprachlicher chinesischer Texte.“ Stifter: AG der Sparkassen in der Region Trier.
  • Dr. Luka Schlegel (Mathematik): „Shape Optimization for the Mitigation of Coastal Erosion.” Stifter: Evangelische Studentinnen- und Studentengemeinde Trier.
  • Dr. Brian Schwartz (Psychologie): „Applying new measures and analytical methods to improve prediction in psychotherapy research.” Stifter: Nikolaus Koch Stiftung.
  • Philipp Sesterhenn (Klassische Archäologie): „Alexandria et Aegyptus. Studien zu den Marmorportraits des römischen Ägypten.“ Stifter: Sparkasse Trier.
  • Dr. Petra Wolf (Informatikwissenschaften): „Generalized Synchronization and Intersection Non-Emptiness of Finite-State Automata.” Stifter: Handwerkskammer Trier und Industrie- und Handelskammer Trier.

 

Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) für ausländische Studierende an deutschen Hochschulen:

  • Daniela Dofaan Nyitse

 

Universitätspreis für ausländische Studierende an der Universität Trier:

  • Hani Abo Kheir