Eine Gedenkfeier, die Trauer und Anerkennung zugleich auslöst

Vor 40 Jahren starb die japanische Studentin Mutsuko Ayano in Trier an den Folgen eines brutalen Überfalls.

Auch nach 40 Jahren ist vielen Bürgern in Trier und der Region das tragische Ereignis im Gedächtnis, das die junge japanische Studentin Mutsuko Ayano im November 1983 das Leben kostete. Auf dem Kreuzweg am Petrisberg wurde sie Opfer eines brutalen Raubüberfalls. Wenige Tage später, am 21. November 1983, starb sie im Alter von 27 Jahren an den erlittenen schweren Verletzungen.

Personen am Gedenkstein für Mutsuko Ayano.
Gemeinsam gedachten (von links) Universitätspräsidentin Prof. Dr. Eva Martha Eckkrammer, Japanologie-Professor Andreas Regelsberger, Rotary-Präsident Thomas Steinhauer, Freundeskreis-Vorsitzender Dr. Hubert Schnabel und Oberbürgermeister Wolfram Leibe des Todes der japanischen Studentin Mutsuko Ayano vor 40 Jahren.

Gemeinsam halten die Universität Trier, die Stadt Trier, der Rotary Club Trier und der Freundeskreis Trierer Universität seitdem die Erinnerung an Mutsuko Ayano wach. Bei der Gedenkfeier zum 40. Todestag würdigten Vertreter dieser Einrichtungen in ihren Ansprachen über die Trauer hinaus die großherzige Reaktion der Familie Mutsuko Ayanos. Universitätspräsidentin Prof. Dr. Eva Martha Eckkrammer rief ins Gedächtnis, dass Mutsuko Ayano für ihr Doktorat nach Trier gekommen war und in Deutschland tief in die hiesige Kultur eingetaucht sei. „Leider war es ihr nicht vergönnt, ihre Begeisterung für das Land weiterzutragen.“ Das tragische Ereignis verband die Präsidentin mit dem Appell, Gewalt gegen Frauen mit offenen Augen anzugehen und als gesellschaftliches Thema in den Fokus zu rücken.  

Oberbürgermeister Wolfram Leibe verwies in seiner Ansprache darauf, dass der an der Stelle des Überfalls errichtete Gedenkstein Erinnerung und Mahnung zugleich sei, fair miteinander umzugehen. Er zeigte Bewunderung für die Familie Ayano, die, statt sich in Wut oder Groll zurückzuziehen, einen nach ihrer Tochter benannten Fonds einrichtete. Mit den vom Freundeskreis Trierer Universität betreuten Mitteln wird bis heute der Austausch von Studierenden zwischen Japan und der Universität Trier gefördert. „Welch eine großzügige Geste. Ich frage mich, ob man diese Haltung selbst hinbekommen würde“, so Leibe.

Nachwirkendes Ereignis

Tief beeindruckt von den Eltern zeigte sich auch der frühere Universitätspräsident Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Jäckel. Gemeinsam mit Japanologie-Professor Andreas Regelsberger hatte er 2019 am Rand einer Tagung in Japan unerwartet eine Begegnung mit Mutsuko Ayanos Mutter. „Es ist ein bis heute nachwirkendes Ereignis gewesen. Die Familie hat sich für den Austausch zwischen den Ländern sehr verdient gemacht. Ich verneige mich vor Mutsuko Ayano und ihrer Familie.“

Mehrere hundert Studierende haben bisher an dem deutsch-japanischen Austausch teilgenommen. Der Fonds war zugleich ein wichtiger Impuls für die Gründung des Fachs Japanologie an der Universität Trier im Jahr 1984. Heute unterhält die Universität eine Vielzahl von Kooperationen mit japanischen Hochschulen und Partnern.

Reger Austausch

Wie die Universität ist auch der Rotary Club Trier als dessen Stipendiatin Mutsuko Ayano nach Trier gekommen war, weiter mit dem Ereignis und der Familie verbunden. „Mutsuko Ayanos positive Ausstrahlung hat das Clubleben seinerzeit enorm bereichert. Der Gedenktag ist aber nicht nur Anlass zur Trauer, sondern auch zur Anerkennung, denn wie die Universität profitiert auch der Rotary Club von dem Austausch“, sagte Thomas Steinhauer, Präsident des Rotary Clubs Trier.

Mit der Lesung von Ausschnitten aus veröffentlichten Briefen, die Mutsuko Ayano aus Trier an ihre Eltern geschrieben hatte, gaben Andreas Regelsberger und Christian Millen, Protokollchef der Stadt Trier, einen Einblick in das Seelenleben der jungen japanischen Studentin. „Ich will mein Leben nach meinen Vorstellungen leben“, schrieb sie in einem ihrer Briefe. Diesen Wunsch konnte sie sich nicht mehr erfüllen.