Das theoretische Wissen in konkrete Handlungssituationen zu übertragen, ist etwa im Psychologie- oder Medizinstudium seit vielen Jahren im Curriculum integriert. Beratungswissen sei im bundesweiten Querschnitt der Sozialpädagogik-Studiengänge noch sehr selten, so Weinhardt. So ist das TRIBS-Labor eines der wenigen Beratungslabore in Deutschland, in dem Erziehungswissenschaftsstudierende auf die Praxis vorbereitet werden. Die Aufgaben für Absolventinnen und Absolventen des Studiengangs Sozial- und Organisationspädagogik sind vielfältig. Von der Begleitung von Kindern und Jugendlichen, etwa in Heimen oder Familienberatungen bis hin zur Behindertenhilfe oder der Sozialen Arbeit in Pflegeeinrichtungen. „In allen Berufsfeldern treffen Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen auf individuelle Lebensumstände, auf ganz unterschiedliche Lebenswelten. Sie müssen üben, nicht vom eigenen biografischen Wissen auszugehen, sondern auf wissenschaftlicher Basis professionell zu beraten“, erklärt Weinhardt die Herausforderung.
Das TRIBS-Labor bietet optimale Voraussetzungen, um in den zentralen theoretischen Lernbereichen praktische Erfahrungen zu sammeln. Nach Corona konnte das TRIBIS-Labor erst richtig durchstarten, als die Protagonistinnen und Protagonisten, nämlich diejenigen, die die Beratung erhalten, gewonnen werden konnten. Ein Ensemble aus ehrenamtlichen Schauspielerinnen und Schauspielern im Alter von acht bis 70 Jahren verkörpert Biografien, die von prototypischen, echten Fällen aus der sozialpädagogischen Praxis abgeleitet sind. Darunter sind auch vier Kinder-Schauspielerinnen und -Schauspieler im Alter von acht bis 14 Jahren. Mit den Kindern und dem weiteren Ensemble aus begeben sich die Studierenden in simulierte Beratungsgespräche, die in Videoform aufgezeichnet werden. Besonders wichtig war es Weinhardts Team, dass Beratungssituationen mit Kindern und Jugendlichen geübt werden können. Dass nicht nur mit Erwachsenen über Kinder gesprochen wird, sondern auch Kinder selbst als Adressatinnen und Adressaten von Beratung Gehör finden, ist in den Sozialen Diensten noch keine Selbstverständlichkeit.
Die Beratungen finden in einem realitätsnahen Raum an der Universität Trier statt. Die „Beratungsstelle Sorgstadt“ ist seit dem Wintersemester 2023/24 im Gebäude DM eingerichtet. Der Raum ist Einrichtungen, wie man sie auch in der Sozialen Arbeit von Kommunen oder freien Trägern vorfindet, nachempfunden. Hier erzählen die Adressatinnen und Adressaten der Beratung von Problemen wie etwa von Armut, sozialer Ausgrenzung in der Schule, von der Trennung der Eltern, von Problemen in der Partnerschaft bis hin zu Suchterkrankungen.