Die passenden Räume für neue Lehr-Lernformate

Ein Student und ein Dozent aus der Psychologie berichten über ein innovatives Projektseminar in einem Future Learning Space an der Uni Trier.

Im Sommer 2023 wurden die ersten Seminarräume mit erweiterter Digitaltechnik, die sogenannten Future Learning Spaces an der Universität Trier fertiggestellt und für die Lehre freigegeben. Wie ist es eigentlich, an einem solchen Lernort ein Seminar durchzuführen? Was bedeutet der Einsatz von Gruppendisplays für ein Projektseminar mit Bachelor-Studierenden und wie funktioniert Lehre und Lernen mit digitalgestützten kollaborativen Formaten?
Im Gespräch mit der Arbeitsstelle für gute und innovative Lehre (AGIL) berichten der Psychologie-Student Aljoscha-Nikolay Popp und PD Dr. Bernhard Pastötter von ihren Erfahrungen aus der gemeinsamen Veranstaltung „C3 Wissenschaftliche Projektarbeit“ in Raum D031.

Der Psychologie-Student Aljoscha-Nikolay Popp und PD Dr. Bernhard Pastötter berichten von ihren Erfahrungen mit  dem neu eingerichteten Future Learning Space D031
Der Psychologie-Student Aljoscha-Nikolay Popp und PD Dr. Bernhard Pastötter berichten von ihren Erfahrungen mit dem neu eingerichteten Future Learning Space D031.

Der Drive macht´s – was Studierende motiviert

AGIL: Herr Popp, mittlerweile haben Sie schon einige Erfahrungen mit unterschiedlichen Veranstaltungsformaten an der Uni sammeln können. Was ist für Sie wichtig, damit Sie motiviert sind und sich aktiv in eine Veranstaltung einbringen können?

Popp: Es muss eine gute Umgebung sein. Man muss mit den anderen Studierenden klarkommen und merken, dass die Person, die das Seminar gibt, für die Veranstaltung brennt, dass nicht immer das Gleiche, wie in den letzten fünf, sechs Jahren runtergerattert wird. Bei uns Studierenden muss der Drive dahinter ankommen.

AGIL: Herr Pastötter, wie darf man sich das Seminar „C3 Wissenschaftliche Projektarbeit“ (Psychologie) vorstellen?

Pastötter: In dem Seminar bereiten wir speziell psychologische Experimente vor, die auch selbst programmiert werden. Die Studierenden erheben empirische Daten zu einer psychologischen Fragestellung und am Ende werden anhand dieser Daten die theoretischen Vorüberlegungen überprüft. Man selbst gibt Lernziele und einen roten Faden vor und macht sich dann mit den Studierenden gemeinsam auf den Weg. Dabei ist man als Lehrkraft relativ ergebnisoffen.

Die Future Learning Spaces - Wie Kollaboration gelingen kann

AGIL: Der Raum D031 verfügt als Future Learning Space über eine erweiterte Raumtechnik mit Gruppendisplays. Wie kam diese Technik in Ihrer Veranstaltung zum Einsatz?

Pastötter: Die Studierenden hatten eigene Geräte dabei und haben aufbauend auf ihren Hausaufgaben an den Gruppendisplays kollaborativ weitergearbeitet, etwa an der Programmierung eines Experiments. Für die Arbeit in Kleingruppen hat jeweils eine Person das eigene Gerät auf dem Gruppendisplay gespiegelt. Speziell bei der Programmierung hat man öfters den Fall, dass ähnliche Probleme auftreten und man die gruppenübergreifend lösen konnte.

AGIL: Herr Pastötter, Sie haben sich nicht unvorbereitet auf das neue Raumkonzept eingelassen, sondern haben vorab eine Einführung in die Nutzung des Raumes durch AGIL erhalten. Wie beurteilen Sie persönlich das technische Angebot und die Usability in Raum D031?

Pastötter: Die Hardware war mehr als ausreichend. Wir haben in dem Seminar gar nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Es hat in der Regel alles gut funktioniert. Die App, die für das Teilen von Inhalten auf den Displays genutzt wurde, war quasi selbsterklärend.

AGIL: Herr Popp, wie ist Ihre Erfahrung? Ist es Ihnen leichtgefallen, die Technik zu verwenden?

Popp: Das Zusammenarbeiten in der eigenen Gruppe war durch die Technik sehr einfach und hat uns irgendwie zusammengebracht. Auf den großen Displays der anderen Gruppen konnten wir auch sehen, wie weit diese jeweils waren. Dieser Vergleich mit den anderen Gruppen hat sehr geholfen, beispielsweise wenn es um das Design ging. Das war super.

Pastötter: Auch für die Dozierenden ist das super, wenn man an den großen Displays einfach auf einen Blick sieht, woran die Leute gerade arbeiten.

The Shift from teaching to learning – Was bedeutet das für Studierende und Lehrkraft

AGIL: Herr Pastötter, Sie haben diese Veranstaltung sicher nicht zum ersten Mal angeboten. Hat sich für Sie durch die Einbeziehung der Gruppendisplays in die Veranstaltung etwas in der Vorbereitung und bei der Durchführung verändert?

Pastötter: Verändert hat sich die Vorbereitung. Ich habe mir viel mehr Gedanken gemacht, wie sich die Studierende auf die einzelne Sitzung vorbereiten können. Für die Sitzungen selbst habe ich tatsächlich relativ wenig vorbereitet. Dort arbeiten die Studierenden im Gruppenformat aktiv und explorativ weiter an dem, was sie selbst vorbereitet haben. Als Lehrkraft gehe ich in die Veranstaltung rein und betreue die Studierenden dort nur noch.

AGIL: Also ist das ein wahrnehmbarer Effekt, dass sich Ihre Rolle als Lehrkraft ändert?

Pastötter: Auf alle Fälle. Es ist absolut nicht mehr frontal in diesen 90 Minuten, sondern eher begleitend oder beobachtend und bei Bedarf greife ich dann ein. Dadurch ist das Lernen auf Studierendenseite viel aktiver als in anderen Seminaren.

AGIL: Herr Popp, wie war Ihre Erfahrung. Hat sich die Zusammenarbeit mit Ihren Kommilitonen in der Gruppenarbeitsphase durch die Raumtechnik in irgendeiner Weise verändert?

Popp: Gerade, weil wir mehr Inhalte selbst vor- und nachbereitet haben, war es wichtig, in der Gruppe nochmals zusammen darauf zu schauen. Dabei konnte man sehen, ob die Leute in der Gruppe vielleicht noch einen eleganteren Weg für die Programmierung gefunden haben.
Pastötter: Das mit der Eleganz ist ein ganz wichtiger Punkt bei der Programmierung. Viele Wege führen zum Ziel. Aber es elegant zu machen, ist natürlich die Kür.

AGIL: Herr Popp, nochmals zurück zur Ausgangsfrage. Hat das neue Konzept der Veranstaltung Ihre Erwartung erfüllt? Wie schätzen Sie die Nutzung der Gruppendisplay im Seminar ein?

Popp: Ich fand es sehr gut, damit zu arbeiten und man hat gemerkt, dass die Möglichkeiten im Raum die Kollaboration sehr gefördert haben. Man arbeitet als Gruppe am Display ganz anders zusammen, man hilft sich ganz anders. Auch nach der Seminarsitzung hat man sich mit den anderen immer noch mal mehr ausgetauscht.

AGIL: Herr Pastötter, was würden Sie einer Kollegin oder einem Kollegen empfehlen und mit auf den Weg geben, wenn ebenfalls eine Veranstaltung in einem Future Learning Space geplant ist?

Pastötter: Explorativ, mutig sein und es einfach einmal ausprobieren! Man sollte die Studierenden explorativ arbeiten lassen und nicht zu viel vorgeben in den Sitzungen. Sinnvoll ist aber ein Fahrplan und natürlich die Lernziele vorzugeben.

AGIL: Herr Popp, und was würden Sie anderen Studierenden mit auf den Weg geben?

Popp: Dass sie sich auf jeden Fall darauf einlassen, mal etwas anderes zu machen, als sonst in den Seminaren. Sich gut darauf vorzubereiten und sich mit der Gruppe zusammen zu tun ist auch ganz wichtig.
Man kennt meistens nur das klassische Frontal aus der Schulzeit und anderen Seminaren, bei denen es einfach nur um Vorträge ging, die man sich den lieben langen Tag angehört hat. Hier ist jede Sitzung immer etwas anderes, was uns ganz anders lernen lässt. Und ich muss sagen, bei mir ist auch viel mehr hängen geblieben, als in den klassischen frontalen Seminaren.

AGIL: Vielen Dank an Sie beide!

 

Die  Future Learning Spaces (FLS) an der Universität Trier ermöglichen Dank digitaltechnischer Ausstattung bereits bestehender Seminarräume eine Abkehr von rein frontalen Lehrformen. Stattdessen ermöglichen sie verschiedene Formen des digital gestützten kollaborativen Arbeitens und fördern ein problembasiertes Lernen in Kleingruppen. Finanziert durch das Digitalisierungsprogramm des Landes, stehen sie allen Lehrenden der Universität zur Verfügung. Sie sind eine Einladung, traditionelle Lehrmethoden zu hinterfragen und durch einen sinnvollen Einsatz modernster Technologien und flexibler Raumkonzepte eine zukunftsorientierte Bildungsumgebung zu schaffen.

Kontakt

Isabel Bittermann

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Daniel Thull
Campus I, T23.106
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