Der Praktiker unter den Studierenden

Torsten Mahren hat sich nach dem Abi anstelle des Studiums für eine Ausbildung entschieden. Jetzt setzt er als Zimmermann, Hochbau-Techniker und Energieberater noch einen Abschluss oben drauf und studiert an der Uni Trier. Einen festen Lebens-Entwurf hatte er nach dem Abi nicht. Braucht er den denn?

Torsten Mahren
Torsten Mahren im Labor, sein gewohntes Umfeld als Hilfwissenschaftler in der Geobotanik

Heute sieht sich Torsten Mahren bestätigt, in dem wie er eine Sache macht und wie er sie angeht. Er nimmt sich die Freiheit, sich beruflich nicht festzulegen: „Ich muss nicht mit 25 oder 30 Jahren einen Job haben, in dem ich so und so viel verdiene, sondern ich lasse den Prozess weiter laufen.“ Torsten schaut, wohin sich sein Berufsweg entwickelt und möchte sich keine zeitliche Obergrenze für seine schulisch-akademische Laufbahn setzen.

Angefangen hat Torsten Mahrens Werdegang nach dem Abi mit dem Zivildienst in einer Kinder-Jugendhilfe-Einrichtung. Dort baute er auch Möbel, was ihn auf der Idee zur Ausbildung zum Zimmermann brachte. Im Kindesalter hatte Torsten schon mit Hilfe seines Vaters an Gegenständen gewerkelt, ein Schwedengartenhaus und Bilderrahmen gebaut. Obwohl der Beruf des Zimmermanns nicht in der Familie liegt, hat er viel vom Vater, dann der Vater viel von ihm, gelernt.

Seine Ausbildung verkürzte Torsten und ist direkt im zweiten Lehrjahr eingestiegen. Als Jahrgangsbester schloss er ab. Schwer ist ihm das nicht gefallen: „Vom Typ Mensch, bin ich ein Praktiker. Das kann man mal so stehen lassen. Durch und durch ein Praktiker. Auf das Element Holz bin ich nicht festgelegt. Ich kann auch Fliesen legen oder tapezieren.“ Trotzdem ist Holz sein mit Abstand präferierter Werkstoff. Das sieht man auch. Auf der Nase trägt der Zimmermann sogar eine Echtholz-Brille.

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Proben

Nach der Lehre dachte Torsten Mahren wäre er in einem Traum angekommen. Der platzte zu schnell. Er startete in das duale Studium der Holztechnik. Im dritten Semester flog Torsten im letzten Versuch durch eine Prüfung. Diesen Moment wird Torsten nicht vergessen:

„16 Uhr bin ich durch die Prüfung gefallen. 18 Uhr war ich zuhause und rief meinen Chef an. Ich sagte ihm, dass die Prüfung in die Hose gegangen war und fragte, ob er Arbeit habe. Er sagte zu mir: Ja, klar. Komm schaffen.“ Innerhalb von 24 Stunden räumte der Ex-Student seine Wohnung in Baden-Württemberg und zog nach Trier.

Nach dem Rückschlag orientierte er sich neu. Vielleicht hat ihm dabei auch seine Ausdauer als Langstreckenläufer und Trainer geholfen. Der Zimmermann entschied sich für eine Weiterbildung. Zwei Jahre später absolvierte er die Abschlussprüfung zum staatlich geprüften Hochbau-Techniker mit Zusatzqualifikation zum Energieberater. Das finanzierte Torsten Mahren mit Meister-BaFöG und einem vierhundert-Euro-Job im Betrieb.

Zimmermann, Hochbau-Techniker und Energieberater – das reicht Torsten Mahren trotzdem nicht. Er immatrikulierte sich für das Studium der Umweltgeowissenschaften an der Uni Trier. Jetzt stellt er als Student oft fest, dass er vieles entspannter als seine Kommilitonen sieht. Eins habe er schnell gelernt, dass an der Uni, manche Dinge einfach Zeit brauchen. Gerade die akademische Laufbahn brauche Zeit.

Studieren und gleichzeitig als Zimmermann arbeiten ist jetzt nicht mehr so einfach. Deswegen arbeitet Torsten Mahren als Hilfswissenschaftler am Lehrstuhl der Geobotanik und hat sich über Stipendiengeber informiert. Der Student würde jedem raten, das möglichst bald und vor dem Studienstart zu machen. Er ist Stipendiat des Aufstiegsstipendiums. Ein Stipendium, das speziell Studierende mit abgeschlossener Ausbildung und Berufserfahrung im Studium fördert.

Eine weitere akademische Laufbahn schließt der Leichtathlet nicht aus: „Die Erfahrung hat mir gezeigt, dass man Dinge erst richtig bewegen kann, wenn man in einer führenden oder lehrenden Position ist.“ Was Torsten Mahren hoch qualifiziert und mit jeder Menge Lebenserfahrung bewegen wird, ist abzuwarten. Sein Werdegang aber zeigt schon jetzt, dass er den festen Lebensentwurf nach dem Abi nicht gebraucht hat, um mit Ausdauer erfolgreich zu sein.

Stipendienberatung an der Uni Trier

Dr. Agnes Schindler
Stipendienreferentin
Gebäude V, Raum 32
Tel.: 0651/201 3831
E-Mail: schindleruni-trierde
Webseite: stipendien.uni-trier.de

 

Der Artikel wurde am 15. November 2017 veröffentlicht.